Breaking

Breakdance und Hip Hop. Wo ist der Unterschied?

„Breakdance und Hip Hop? Ist doch alles das Gleiche.“ - Bei Weitem nicht. Wir klären auf.
Autor: FraGue Moser-Kindler
4 min readveröffentlicht am
Hip Hop vs B-Boy

Hip Hop vs B-Boy

© Wilhelm Westergren, Markus Berger / Red Bull Content Pool

Hip Hop ist eine kulturelle Bewegung

Wenn Leute von Hip Hop sprechen, meinen sie in den meisten Fällen das musikalische Genre. Ein Boom Bap Beat und ein flowiger Rap. Gleich danach kommt der gleichnamige Tanzstil. Beides ist zwar ein Teil der Wahrheit aber wenn man es alleine stehend betrachtet eben nur ein Teil.
Hip Hop bezeichnet vielmehr eine ganze kulturelle Bewegung, deren Ursprünge in den 70er-Jahren liegen. Sie entwickelte sich in den New Yorker Ghettos, fand dann ihren Weg in weitere amerikanische Großstädte und schlussendlich in die ganze Welt. Anfangs waren die Gangs und Hip Hop noch sehr eng miteinander verbunden. Mit der Zeit aber wurde es zu einer gewaltfreien Subkultur, die auf den Werten „Peace“, „Love“ und „Unity“ beruht.
Innerhalb dieser Subkultur gab es von Anfang an mehrere Ausdrucksformen. Traditionell handelte es sich dabei um die vier Elemente DJing, MCing, Writing und Breaking. MCing wurde medial unter dem Namen „Rap“ bekannt, Writing als „Graffiti“ und Breaking als „Breakdance“. So gesehen ist Breaking der originale Tanz der Hip Hop-Kultur. Dennoch haben mit der Zeit sehr viele Tanzstile ihren Weg in unsere Kultur gefunden, was häufig zu Missverständnissen führt.
Mr. Wiggles, Storm und Buddha Stretch diskutieren

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© Jason Halayko / Red Bull Content Pool

Der Unterschied

Die einzelnen Tanzstile zu unterscheiden, war zu den Zeiten, in denen sie entstanden sind, einfach. Heute gestaltet sich die Sache etwas schwieriger - vor allem, wenn man sich in der Materie nicht auskennt. Ursprünglich ist jeder Style zu einer eigenen Musik entstanden. Unterschiedliche Musik führte also zu unterschiedlichen Bewegungsmustern und Grooves. Diese machen die Basis von einem Tanzstil aus.
Heute wird quasi jeder Tanzstil zu mehreren Musikrichtungen getanzt. Das führt zu Misch- und neuen Formen des Tanzes, die zwar für die künstlerische Entwicklung sehr interessant, für eine Zuordnung zu bestehenden Tanzstilen aber fatal sind.
Die Trennung der Tanzstile passiert mittlerweile fast nur noch im Unterricht und in Competitions. Der Red Bull BC One Austria Cypher ist eine solche Competition und hat dieses Jahr zum ersten Mal neben der klassischen Breaking-Kategorie auch ein Hip Hop-Battle. Deshalb werden hier die Unterschiede zwischen Breaking und Hip Hop-Freestyle näher betrachtet.

Breaking

Breakdance heißt eigentlich Breaking. Der Name des Tanzes kommt vom manuell geloopten Instrumentalteil der ursprünglich gespielten Funknummern. Dieser Teil wurde „Break“ genannt, weil der Sänger Pause hatte, während die Instrumentalisten ein Solo gespielt haben.
Während diesen Breaks haben die B-Boys (Break-Boys) ihre spektakulären Moves am Boden gezeigt. Außerhalb dieser Phasen wurde mit den Mädels im Stand getanzt.
Mit der Zeit erfanden die B-Boys immer mehr Moves. Der Schwerpunkt des Tanzes verschob sich auf den Boden und man begann, nicht nur während dem Break, sondern auch zu den anderen Teilen der Songs zu tanzen.
Das ursprüngliche musikalische Genre des Breaking ist der Funk. Optisch am leichtesten erkennbar sind die akrobatischen Bewegungen, die sogenannten Powermoves, die Breaking weltberühmt gemacht haben. Der bekannteste Move dürfte der Headspin sein, bei dem sich der Tänzer auf dem Kopf dreht.
B-Boy Dr. Ill zeigt seine 2000s

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© Marc Schwarz / Red Bull Content Pool

Hip Hop-Freestyle

Hip Hop-Freestyle ist im Grunde ein stilübergreifendes Improvisieren auf Basis der Social Dances aus der Disco-, Soul- und Funkära. Zu dieser Zeit gab es unzählige Bewegungen, die sich an einem Lied (meistens an dessen Text) orientiert haben. Wurde ein solches Lied gespielt, konnte der Großteil der Tänzer im Club die passenden Moves.
Nach und nach begannen die Leute, mit diesen Bewegungen zu spielen und sie auch bei anderer Musik zu verwenden. So ergab sich das Grundmaterial des heutigen Styles.
Allgemein bekannt wurde der Style mit dem Siegeszug von MTV. Denn die Rapper verwendeten in ihren Videos, neben Autos, Kohle, Schmuck und schönen Frauen, schon immer die Tänzer für zusätzliche Action. Dieses Konzept dominiert immer noch die Musikvideos aus diesem Bereich.
Heute lässt sich der Style, vor allem musikalisch, nicht mehr so einfach zuordnen. Seit den 80er-Jahren wurde er hauptsächlich zum Rap getanzt. In den heutigen Competitions dominieren aber oft elektronische Beats ohne Vocals.
Die Stimmung kocht beim Flavourama Hip Hop Battle

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© Christian Poschner

Der Unterschied im Rahmen des Red Bull BC One Austria Cypher

In unserem Fall ist die Unterscheidung jedoch super einfach. In der Breaking Kategorie battlen sich die Teilnehmer einer gegen einen und der Sieger fährt zum Last Chance Cypher der Red Bull BC One World Finals.
Bei Hip Hop wird zwei gegen zwei getanzt und die Sieger fahren, als Teil der Great Eight, zum Flavourama Battle nach Salzburg.

Drei häufige Missverständnisse

Breakdance ist am Boden, Hip Hop im Stehen.
B-Boys haben Bewegungen im Stand, die sogenannten Toprocks. Freestyler führen auch Bewegungen am Boden aus. Generell könnte man dennoch sagen, dass der Schwerpunkt einmal am Boden und einmal im Stand ist. Diese Vereinfachung gilt aber speziell bei zunehmendem Level nicht mehr.
B-Boys rennen nur im Kreis und drehen sich auf dem Kopf, Hip Hopper hören genau auf Musik
Sowohl gute B-Boys als auch Freestyler hören genau auf die Musik. Schlechte Tänzer beider Gattungen scheitern daran. Repetitive Muster sind bei schlechten Freestylern genauso gängig wie bei schlechten B-Boys.
B-Boys sind im Battle aggressiv, Hip Hopper nicht
Generell gilt Breaking als etwas rauere Form des Tanzes, aber ob jemand im Battle aggro und offensiv ist, hängt vom Charakter der Person ab. Der praktizierte Tanzstil hat damit nichts zu tun.