Surfen
5 Surfer:innen, 5 Thesen: So wird man Surf-Profi
Alles eine Frage der Einstellung? Wir analysieren den Karriereweg einiger Pro-Surfer:innen und filtern die wichtigsten Aspekte einer professionellen Karriere heraus.
Die meisten talentierten Surfer:innen, die wirklich eine Chance auf eine Profi-Karriere zu haben, stolpern über zwei Hürden: Contest-Ergebnisse und dass sie in der Menge der vielen Surfer:innen untergehen, die den gleichen Wunsch und in etwa die gleichen Fähigkeiten haben.
Nur wenige Surfer:innen verstehen, dass man sich als Profi vermarktbar machen muss. Und vermarktbar bedeutet, dass man eine Persönlichkeit mit Einfluss sein sollte – der Profi, dem andere nacheifern wollen, hat die besten Karten. Doch wie schafft man das? Wir liefern dir fünf grundsätzliche Aspekte einer professionellen Surf-Karriere. Dies- und jenseits des Contest-Surfens.
01
Kanoa Igarashi: Nimm es selbst in die Hand
43 Min
Chapters
Begleite Surf-Star Kanoa Igarashi, um exklusive Einblicke in die World Championship Tour zu erhalten.
Es gab einmal eine Zeit, da waren Beziehungen alles. Man musste sich bei Print- und Online-Redakteur:innen bekanntmachen und darauf hoffen, in die aktuelle Ausgabe aufgenommen zu werden, oder in einem entsprechenden Video-Edit in Erscheinung treten zu dürfen.
In der Ära des Digitalen kannst du aber die Dinge selbst in die Hand nehmen, ohne allzu sehr von anderen abhängig zu sein. Wirf etwa einen Blick auf Kanoa Igarashi, der mit seinem Kumpel aus Kindheitstagen, Tanner Carney, um die Welt reist, um gemeinsam die "Beyond the Lines"-Serie zu filmen. Damit zeichnen sie ein intimes Porträt ihres Lebens, abseits der WSL.
Dank Social Media ist es deutlich einfacher geworden, auch als professionelle:r Freesurfer:in medial präsent zu sein.
Alternativ kannst du dich auch am originalen "Digital Kid" orientieren: Kolohe Andino. Er hat sehr früh in seiner Karriere seine besten Freund:innen eingepackt und beispielsweise während des Leerlaufs rund um die Pandemie den Code der Mentawai Inseln in Indonesien geknackt, und daraus den Film "Reckless Isolation" entstehen lassen. Sobald dieser abgedreht war, charterte Andino einen Bus, um seinen neuen Film an einzelnen Stopps in ganz Amerika vorzuführen. Damit ließ er das Gefühl von klassischen Screening-Tagen wiederaufleben. Lieben wir!
2 Min
Reckless Isolation
Kolohe Andino and his best friends score perfect waves during the summer of 2020.
Im Jahr 2022 gründete Andino seine eigene Produktionsfirma, "2 Percent Surf", um seine "Hometwon-Crew" rund um Griffin Colapinto und seinen Bruder Crosby um sich zu scharen. Daneben hofft er darauf, noch den einen oder anderen Surfer aus San Clemente in die Tour zu bringen.
"Dieser Tage ist es dank Social Media deutlich einfacher geworden, auch als professionelle:r Freesurfer:in präsent zu sein", weiß auch Deutschlands Surf-Ass Leon Glatzer: "Allein die Menge an coolen Freesurfer:innen, die es heute gibt, zeigt das. Früher gab es vielleicht eine Handvoll Freesurfer:innen, die wirklich davon leben konnten – Dion Agius, Dave Rastovich, Craig Anderson und noch ein paar mehr. Sie haben den Weg geebnet, den heute ganz viele junge Surfer:innen beschreiten, die ihren ganz eigenen Style kreieren."
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02
Jordy Smith: Geh eine Symbiose mit Foto- und Filmemacher:innen ein
48 Min
Shaping Jordy
Sei dabei, wenn Jordy Smith und Mikey February an den Küsten den Wellen hinterherjagen.
Surfer:innen und Fotograf:innen und Filmemacher:innen leben ihre Leben auf symbiotische Art und Weise. Sie sind voneinander abhängig. Umso wichtiger ist es, felsenfeste Verbindungen zu knüpfen, um da draußen Erfolg zu haben.
Nehmen wir etwa Jordy Smith, der es sich im Bild oben ziemlich beeindruckend in der berühmten "Box" am Margaret River gemütlich gemacht hat. Das Bild stammt von seinem Kumpel Trevor Moran. Das Duo macht genau das seit Jahrzehnten: Smith tritt in fernen Ländern in Wettbewerben an, während Moran an den Lay Days Tausende unglaubliche Bilder von einem der besten Surfer:innen der Welt in den besten Wellen der Welt einfängt – aber eben abseits des Contest-Zirkus!
Jordy Smith und Trevor Moran zaubern im Margaret River.
© Trevor Moran/Red Bull Content Pool
Nachdem Smiths Familie sich dazu entschloss, nicht zum Margaret River Pro mitzureisen, wandte er sich als Erstes an Moran als Reisekumpanen. Wäre Smith kein solider Mensch, mit dem man abhängen kann, kein unermüdliche:r Arbeiter:in und vor allem kein sensationelle:r Surfer:in, wäre Moran von dieser Idee nicht gerade angetan gewesen.
Es bietet sich an, als Contest-Surfer:in parallel eigene Foto- und Videoprojekte rauszubringen, die nichts mit Contests zu tun haben.
Doch der Mann, der als "Tall Teef" bekannt ist, machte sich in seiner Heimat Philadelphia auf und flog für Jordy Smith auf die andere Seite der Welt, um die Partnerschaft mit seinem Lieblings-Südafrikaner lebendig zu halten. Und seine Shots sprechen für sich! Somit ist jeder ein Gewinner und die Symbiose, die beide eingegangen sind, funktioniert!
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03
Caroline Marks: Sei offen und hungrig
Sucht man nach einer Musterlösung für Erfolg im Surf-Sport, dann kommt man an der Karriere von Caroline Marks nicht vorbei. Als Youngster wuchs sie in einem wunderschönen Haus am Strand im sonnigen Florida gemeinsam mit fünf ungemein kompetitiven Geschwistern und Eltern auf, die jeden ihrer Träume supporteten. Aber es kommt darauf an, was du aus diesen Geschenken machst – das zeigt auch der Film "That's Caroline", den du unten sehen kannst. Erst die Art und Weise, wie du an die Dinge herangehst, bestimmt, wie weit du es bringen wirst.
21 Min
That’s Caroline
Caroline Marks ist nur eine ganz normale junge Frau – die auch das Gesicht der Zukunft des Surfens ist.
Carolines Karriereweg in der Kurzfassung:
- Bis sie zehn war, wollte sie nichts anderes machen, als auf Pferden zu reiten, und für ihre Familie war das durchaus in Ordnung. Sie machten ihr keinen Druck, ihr Surf-Potenzial zu entwickeln und in die Fußstapfen ihrer Brüder zu treten. Marks musste selbst zum Surf-Sport finden, um so ihre Liebe dazu zu entwickeln. Und als es soweit war, blieb jedem die Spucke weg. In ihren jungen Jahren holte sie so viele nationale Titel, dass sie nach Kalifornien zog, um ihre Surf-Ziele weiterzuverfolgen.
- Im Alter von 15 Jahren qualifizierte sie sich für die WSL Championship Tour -- als jüngste:r Athlet:in, der das jemals gelungen war. Ihre Familie reiste mit ihr zu allen Stopps, dennoch nahm sie sich mit Mike Parsons einen Coach, der ihr dabei half, sich auf dem Wasser weiterzuentwickeln. Von da an forderte sie sich laufend selbst heraus egal, ob sie an einem Wettbewerb teilnahm, sie frei surfte oder sie an ihrer Persönlichkeit arbeitete.
- Im Jahr 2019 war Marks die/der erste Athlet:in, die bei einem WSL-Event den Sieg holte und das gleiche Preisgeld bekam, wie ihre männlichen Pendants. Auf der Weltrangbestenliste war sie ganz vorne zu finden und sie qualifizierte sich im selben Jahr für die Olympischen Spiele. Ihren 18. Geburtstag feierte sie mit einer Reise nach Tahiti, um dort die monströse Teahupo'o-Welle zu reiten.
- 2023 holt Caroline Marks ihren ersten Titel in der WSL.
Kurzum: Caroline hat nie aufgehört, offen zu sein und dazulernen zu wollen. Sie wollte stets weiter wachsen und sich neuen Herausforderungen stellen. Ihr Erfolg ist damit nicht zu stoppen und weitere Weltmeistertitel werden nicht lange auf sich warten lassen.
04
Ian Walsh & Co: Studiere und lebe dein Handwerk
21 Min
Ian Walsh
Begleite einen der renommiertesten Big-Wave-Surfer auf seiner Suche nach den besten Spots in risikoreichen Gebieten.
Du magst Ian Walsh als Big-Wave-Surfer aus Hawaii kennen, der bei Jaws groß auftrumpfte, Teilnehmer:in des Eddi Aikau Invitational ist und immer wieder bei den Mavericks und in Nazaré aufkreuzt, um mit seinen Kumpels Kai Lenny und Lucas Chianca jede Menge Spaß zu haben. Daneben ist über Walsh aber nicht viel bekannt, da er in dieser Hinsicht eher verschlossen ist.
Wirft man jedoch einen genaueren Blick auf ihn, dann siehst du hier eine:n Athlet:in, die/der das Big-Wave-Surfing lebt und atmet. Alles, was er macht, dreht sich um Surfen, angefangen bei seinen Sessions im Gym über die Ernährung bis hin zu seinen Winteraktivitäten, die er vor allem auf dem Snowboard verbringt.
"Auf einem Surf- oder Snowboard zu stehen, hat viel mit dem Muskelgedächtnis zu tun, vor allem im Powder", erklärt Walsh. "Wenn du ein:e gute:r Surfer:in bist, wird sich dein Style ziemlich schnell auch auf den Schnee übertragen. Das hilft mir dabei, mein Training auf den nächsten Level zu bringen."
Ian Walsh, Shane Dorian und Greg Long
© Zak Noyle / Red Bull Content Pool
Wenn Unternehmen Big-Wave-Surfer:innen sponsern, wollen sie sicher gehen, dass diese sich nicht Hals über Kopf in Schwierigkeiten bringen. Walsh, seine Brüder und seine Peers haben damit die Sicherheitsbedingungen im Wasser in den letzten zehn Jahren auf einen neuen Level gehievt. "In den letzten zehn Jahren lässt sich diese Entwicklung ganz klar auf die verbesserten Bedingungen unter den Safety-Crews zurückführen", erklärt Walsh.
Er ist smart, kräftig, denkt an die Sicherheit und ist niemals satt. Wenn das nicht das perfekte Rezept für den Surf-Erfolg ist, dann existiert ein solches schlicht und ergreifend nicht.
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05
Leo Fioravanti: Sei in der Welt zuhause
Leo Fioravanti, Profi-Surfer bei Tag, Reiseleiter bei Nacht
© Stab
Der italienische Surfer Leonardo Fioravanti verbrachte den Großteil seiner Jugend in Frankreich und ist heute auch in Hawaii zuhause. Ähnlich wie Fioravanti geht es Japans Kanoa Igarashi. Der wuchs in Kalifornien auf, surft aber für Japan und hat – wie Fioravanti – ein Anwesen in Portugal. Beide sprechen Englisch, Portugiesisch, Französisch und ein bisschen Spanisch. Naturgemäß spricht Igarashi auch Japanisch, während das Italienische Fioravantis Muttersprache ist. Um ein Pro-Surfer:in zu werden, musst du um die gesamte Welt reisen, und es gibt kaum Leute, die dafür so gut gerüstet sind wie Fioravanti und Igarashi.
Kanoa Igarashi und Leo Fioravanti teilen sich einen Moment in Australien.
© Trevor Moran/Red Bull Content Pool
Während das Reisen den Geist öffnet, bringt auch das Surfen selbst diese Qualität mit und für Igarashi fungierte es gar als "Safe Space", als er noch ein Kind war. "Ich wuchs in Huntington auf und bin immer herausgestochen, weil ich Japaner:in war -- ich war anders", erinnert er sich. "Aber das Surfen war die eine Sache, die diesen Rassismus beiseiteschob und meine Welt harmonisch machte."
Zu den besten Aspekten des Surfens gehören das Reisen und die Abenteuer, die damit einhergehen. Was du bereit bist zu geben, bekommst du letztlich auch zurück, also wage dich in die Welt, und lass dich von den Türen, die sich für dich öffnen, überraschen. Lerne die Sprache, buche einen Flug, versuche dich nicht allzu sehr über die zusätzlichen Kosten für das Übergepäck aufzuregen und erlebe, wie dein Surf-Game zum Leben erwacht. Enjoy the ride!
Leo's been hard at work in the surf
© Trevor Moran
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