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Die Schweizer Community analysiert -Dota 2 Finale

Warum Evil Geniuses triumphierten und wie hoch die Preisgelder in der Zukunft noch steigen können.
Autor: Ulrich Wimmeroth
5 min readveröffentlicht am
CDEC Gaming vs. Evil Geniuses

CDEC Gaming vs. Evil Geniuses

© Valve

Die jährliche Meisterschaft The International 2015, oder kurz TI5, ist vorüber. Vom 3. bis 8. August 2015 trafen sich die 16 weltbesten Dota 2-Teams und zockten in der KeyArena in Seattle nicht nur um Ruhm und Ehre, sondern auch um Preisgelder in Höhe von schwindelerregenden 18,4 Millionen US-Dollar. Alleine das siegreiche Team, die Evil Geniuses aus den USA, konnten sich über mehr als 6 Millionen US-Dollar freuen. Der höchste Betrag der bislang in einem eSport-Turnier geflossen ist. Wie haben es die Sieger geschafft sich gegen die internationale Konkurrenz durchzusetzen? Ist bei den Preisgeldern mittlerweile das Ende der Fahnenstange erreicht? Gemeinsam mit Cem Erbarlas, dem CEO der Swiss Dota Community, haben wir über das Turnier und die Zukunft des Dota 2-eSports gesprochen.
Cem Erbarlas, CEO der Swiss Dota Community

Cem Erbarlas, CEO der Swiss Dota Community

© Swiss Dota Community

Cem, du bist der CEO der Swiss Dota Community. Erzähl uns doch kurz, was du genau machst.
Wir sind leidenschaftliche Dota 2-Spieler und haben uns im Juni 2014 überlegt eine professionelle Plattform für alle Fans aufzubauen. Wir bieten Erfahrungsaustausch mit anderen Spielern, Coaching, Informationen zu Helden, News und analysieren die Spielmechanismen. Wir organisieren Events und Meisterschaften wie die Swiss Dota 2 Championship und helfen dabei Teams zusammen zu bringen. Unser Ziel ist es, die Schweiz in der internationalen Dota-Szene zu vertreten und ein komplettes Paket für Dota 2-Spieler zu bieten. Mittlerweile haben wir 15 Angestellte und eine Community mit mehr als 22.000 Mitgliedern. Davon gut 5000 aus der Schweiz.
Du bist selbst ein passionierter Spieler. Warum konzentrierst du dich auf Dota 2?
Ich habe vor über 10 Jahren mit Dota angefangen und mich sofort von dem Spiel begeistern lassen. Ich bin der Meinung, dass das Spiel einen Menschen herausfordert. Disziplin und Können verlangt. Als Einzelkämpfer kannst du nichts erreichen, du musst mit deinem Team zusammenarbeiten, um erfolgreich zu sein. Klar, gibt es auch noch viele andere spannende Spiele im eSport, wie beispielsweise League of Legends oder Counterstrike. Aber kein Spiel hat mich von Beginn an so gefesselt und ich konzentriere mich vollkommen auf Dota 2.
The International ist die Champions League im Dota 2-eSport
Da dürfte dir ja das TI5 letzte Woche gefallen haben. Hattest du auf das Team Evil Geniuses als Gewinner getippt?
Ehrlich gesagt: Nein. Mein Favorit war das Team Secret, mit Spielern aus Schweden, Kanada, Deutschland und Estland. The International ist als Veranstaltung ja eher mit der Champions League vergleichbar, als mit einer Weltmeisterschaft. Hier können sich auch international besetzte Teams beweisen. Dass die allerdings von Virtus.pro aus dem Turnier gekickt wurden, das hat mich sehr überrascht. Danach habe ich auf das chinesische Team von CDEC Gaming getippt, die aus dem Nichts kamen, das Feld gnadenlos aufrollten und es bis in das Finale geschafft haben. Ich hätte an einen Durchmarsch geglaubt. Ein Glück das ich kein Geld gesetzt habe (lacht).
Die Arena während des Grand Final

Die Arena während des Grand Final

© Valve

Aus Sicht eines Dota 2-Profis, wie haben es die Amerikaner geschafft, die Konkurrenz zu bezwingen?
Mit absoluter Disziplin und einem taktischen Spiel, wie aus dem Lehrbuch. Die fünf Mitglieder haben als Team gespielt, keine Alleingänge gewagt und gezeigt, dass sie ihre Helden perfekt beherrschen. Obwohl es im zweiten Spiel, das CDEC Gaming ja gewonnen hat und so wieder alle Chancen hatte, einen herben Patzer der Evil Geniuses gab. Der jüngste Spieler, Sumail „SumaiL“ Hassan, hat sich aus der Ruhe bringen lassen, nach dem sein Held mehrfach gestorben ist. Es ist das Temperament mit ihm durchgegangen. Das hat den Rhythmus des Teams empfindlich gestört und letztendlich zum Verlust des Spiels geführt. Im Nachhinein ist alles gut gegangen und Evil Geniuses haben mit einem 3:1 gewonnen. Aber ein solcher Einbruch, kann immer auch den Sieg kosten, wenn das Team sich nicht schnell wieder findet.
Die Sieger: Evil Geniuses

Die Sieger: Evil Geniuses

© Valve

Die Preisgelder werden in Zukunft noch viel höher steigen!
Gratulation an die Gewinner, die sich jetzt auch ein Preisgeld von mehr als 6 Millionen US-Dollar teilen können. Ein Rekord. Was meinst du, wie sich in Dota 2 die Gewinnsummen entwickeln werden. Ist da nicht langsam das Ende der Fahnenstange erreicht?
Auf keinen Fall. Das wird sich in den nächsten Jahren noch ganz enorm steigern. Wenn man die fünf Jahre betrachtet, in denen The International stattgefunden hat. Da gab es 2011 und 2012 vergleichsweise mickrige 1.6 Millionen US-Dollar. Diese Summe ist in der folgenden Zeit auf ca. 3 und 11 Millionen, auf jetzt weit über 18 Millionen gestiegen. Schaut man sich die Finanzierung der Beträge an, die zu einem großen Teil aus der Gemeinschaft der Spieler stammt, wird es logischerweise auch immer mehr werden. Es spielen mehr Menschen Dota 2, also zahlen auch mehr Menschen ein. Ich kann mir gut vorstellen, dass im Jahr 2016 doppelt so viel ausgezahlt werden könnte.
Das sind ja goldene Zeiten für Dota 2-Spieler. Wie schaut es denn mit Schweizer Teams im internationalen Vergleich aus?
Wir haben schon tolle Teams, wie mYinsanity, Rhino Gaming, Silent Gaming, Schwiss Incredible Rebels. In internationalen Wettbewerben sind wir aber noch unterrepräsentiert, da muss noch einiges passieren. Und wir arbeiten mit der Community, den Schweizer Meisterschaften und einer Vielzahl an Turnieren hart daran, dass die Schweiz bald ganz oben mitspielen wird. Da bin ich zuversichtlich.