Der Red Bull RB16 in F1 2020. Wir blicken zurück auf die Historie der Formel 1 Videospiele
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Die spannende Geschichte der Formel 1-Spiele

Vom Pixel-Rennwagen zum Fotorealismus: Die spannende Historie der Formel 1-Spiele.
Autor: Philipp Briel
7 min readveröffentlicht am
Während Max Verstappen und die anderen Fahrer noch ein wenig auf den Start der Formel 1-Saison 2020 warten müssen, rollt mit F1 2020 bereits am 10. Juli der aktuelle Ableger aus dem Hause Codemasters an den Start. Bei den britischen Rennspiel-Profis hat die virtuelle Königsklasse des Motorsports seit dem Jahr 2009 ihr Zuhause gefunden. Wir blicken zurück auf die Historie der Formel 1-Spiele.

Die frühen Jahre der Formel 1-Games

Das erste Formel 1-Rennspiel landete bereits im Jahr 1976 unter dem Namen F-1 in den Spielhallen. Doch wirklich Eindruck konnte das von Atari entwickelte Spiel nicht machen. Ganz anders als Monaco GP von Sega aus dem Jahr 1979. Ein Arcade-Rennspiel, das ohne CPU daherkam. Alle Informationen, darunter Grafik und Soundeffekte, wurden über einzelne Custom ROMs gespeichert beziehungsweise über Operationsverstärker abgespielt. Eine offizielle F1-Lizenz gab es seinerzeit natürlich noch nicht.
Mit dem 1982 erschienenen Pole Position von Namco und Atari folgte die Revolution. Immerhin gilt das Spiel als erste realistische Rennsimulation mit 3D-Grafik, auch wenn der Titel mit dem heutigen Begriff von Realismus natürlich nicht mehr allzu viel gemeinsam hat.
Seinerzeit gab es mit dem Fuji Speedway in Japan lediglich eine einzige Rennstrecke, dafür aber immerhin zwei Unterschiedliche Gänge oder Ölpfützen, die euren F1-Boliden abbremsten. Der ein Jahr später veröffentlichte Nachfolger wartete sogar mit unglaublichen vier Kursen auf. Mit der Formel 1 hatten die damaligen Spiele allerdings nur wenig gemeinsam.

Formel 1-Spiele der 1990er Jahre: Endlich mit Lizenz

Zu Beginn der 1990er Jahre erlebten die F1-Games eine echte Revolution: F1 Exhaust Note von Sega aus dem Jahr 1991 hatte zwar noch keine offizielle Lizenz, erinnerte optisch und im Hinblick auf die Motorensounds aber stark an die Königsklasse. Echte Boliden folgten erst im zwei Jahre später veröffentlichten Nachfolger F1 Super Lap, bei dem es sich größtenteils um dasselbe Spiel handelt. Nur dass eben echte Teams an den Start gingen.
Das erste offizielle Formel 1-Spiel erschien 1993, entwickelt von Domark, für nahezu alle damals erhältlichen Plattformen. F1 oder auch Formula One genannt wartete mit 12 echten Rennstrecken, beispielsweise in Imola, Monte Carlo, Silverstone und Hockenheim auf. Als Spieler trat man für das fiktive Domark Team in der Meisterschaft an, bekam es auf der Piste aber mit den bekanntesten Fahrern der 1992er Saison zu tun. Darunter Michael Schumacher, Gerhard Berger oder Mika Hakkinen.
Die brasilianische Rennsport-Legende Ayrton Senna glänzte hingegen durch Abwesenheit: Senna drehte in Ayrton Senna's Super Monaco GP II, das im gleichen Jahr erschien, seine Runden.
Grand Prix 2 von MicroProse, das 1996 für den PC erschien, sicherte sich binnen kürzester Zeit den Ruf als eine der besten Rennsimulationen seiner Ära. Im zweiten Teil waren erstmals alle Fahrer, Teams und Strecken aus der Formel 1-Saison 1994 mit von der Partie.
Besonders die Möglichkeit, eigene Fahrzeugsetups zu erstellen, sowie technische Defekte und eine fortschrittliche 3D-Grafik sorgten bei Spielern und Presse für Begeisterungsstürme. Zwei weitere Serienteile folgten, bevor die Reihe 2002 in der Versenkung verschwand.

Formula 1 97: Der vorläufige Höhepunkt

1997 nahm niemand geringeres als das britische Entwicklerstudio Bizarre Creations die Zügel in die Hand, die besonders in den späten 1990er und frühen 2000er Jahre zum Aushängeschild des Rennspielgenres wurden.
Formula 1 sollte im Jahr 1996 den Siegeszug antreten, doch Formula 1 97 bleibt als eines der besten Formel 1-Spiele aller Zeiten unvergessen. Alle Fahrer, Teams und Strecken der 97er Saison waren mit von der Partie. Mit Ausnahme von Jaques Villeneuve. Der realistische Grand Prix-Modus richtete sich eher an erfahrene Spieler, während der Arcade-Modus auch Neulinge ansprechen sollte.
Mit großem Erfolg, denn Formula 1 97 verkaufte sich wie geschnitten Brot. Nicht nur aufgrund der riesigen Formel 1-Fangemeinde, sondern weil das Game technisch und spielerisch neue Maßstäbe auf der ersten PlayStation setzte. Grafik, Sound und Regeneffekte waren für damalige Zeiten geradezu revolutionär.
Danach wanderte die Reihe in die Hände anderer Entwickler, die zwei Jahre lang nicht einmal ansatzweise die Qualität erreichten. Bis sich im Jahr 2000 Electronic Arts der F1-Reihe annahm.

Exkurs: Formel 1 auf dem Nintendo 64

Doch Ende der Neunzigerjahre gastierte die Formel 1 nicht nur auf PlayStation und PC. Auch Nintendos 64-Bit-Konsole wurde mit F1-Rennspielen bedacht. Immerhin hatten Nintendo-Fans sehnlich auf ein realistisches Rennspiel gewartet.
Die erste Antwort hörte auf den Namen F1 Pole Position 64 und konnte trotz aktueller Lizenz weder in Sachen Technik noch beim Gameplay überzeugen. Also ging man bei Nintendo einen anderen Weg.
Ende 1998 erschien mit F-1 World Grand Prix das erste gute Formel 1-Game für das N64, das hinsichtlich des Realismus alle zuvor erschienen Rennspiele zur Königsklasse in den Schatten stellen sollte. Besonders cool war der Challenge-Modus, indem man in realistischen Szenarien der F1-Saison 1997 startete. Im Spiel gab es sogar eine geheime Bonusstrecke auf Hawaii, die durch das Innere eines Vulkans führte.

Die Sony Studio Liverpool-Jahre

Zwischen dem Jahr 2000 und 2003 hatte Electronic Arts die Formel 1-Lizenz inne, die einige gelungene Ableger ablieferten, allen voran F1 Challenge 99-02. Gleichzeitig buhlte Sony Studio Liverpool mit Formula One 2002 um die Gunst der Spieler, das die Reihe langsam aber sicher wieder zurück zum einstmaligen Glanz führte.
Besonders spannend wurde es aber mit Formel 1 2005 für die PlayStation 2, das gerade hinsichtlich des Realismus mächtig zulegte. Nicht nur, dass sich die Boliden aller Teams anders steuerten, sogar die Boxenstopps mussten eigenständig absolviert werden.
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Anfang 2007 wagte die Reihe mit der F1 Championship Edition den Wechsel auf die neue PlayStation 3. Auch wenn die Lizenz noch auf der Vorsaison beruhte, meisterte der Racer der Sprung ins HD-Zeitalter mit Bravour. Dank herausragendem Fahrgefühl und beeindruckender Grafik sicherte sich das Game lange Zeit einen Platz in den Genre-Bestenlisten.
Anfang 2007 wagte die Reihe mit der F1 Championship Edition den Sprung auf die neue PlayStation 3

Das erste F1-Game auf der PlayStation 3 war ein voller Erfolg

© Sony Studio Liverpool

Endlich zu Hause: Die Formel 1-Games bei Codemasters

Im Jahr 2008 erwarb das legendäre britische Rennspiel-Studio Codemasters die Formel 1-Lizenz. Doch das erste Spiel aus der neuen Partnerschaft, F1 2009, erschien lediglich für PSP und Nintendo Wii.
Das erste „echte“ Codemasters Formel 1-Game erschien mit F1 2010 rund ein Jahr später und sollte für einen unglaublichen Qualitätssprung innerhalb der Reihe sorgen. Zum Auftakt entschieden sich die Entwickler für ein einsteigerfreundliches, eher arcadeiges Spielgefühl das bei den Spielern gut ankam.
Und doch schuf Codemasters eine Basis, auf der man aufbauen konnte. Das Grundgerüst stand und so konzentrierten sich die Briten fortan darauf, dem Gameplay mit sinnvollen Detailverbesserungen den nötigen Feinschliff zu verpassen. Die F1-Reihe wurde Jahr für Jahr besser und besser.
Codemasters F1 2010 war das erste richtige Spiel aus der neuen Partnerschaft

Mit F1 2010 war die Reihe endgültig zu Hause angekommen

© Codemasters

2015 und damit ein Jahr nach erscheinen der neuen Konsolengeneration, wagte Codemasters dann auch den Sprung auf die Next-Gen. Dank der brandneuen EGO-Engine 4.0 ein Quantensprung in Sachen Technik, der auch eine deutlich komplexere Fahrphysik ermöglichte. Was natürlich in einem realistischen Fahrgefühl resultierte.
Doch auch am Drumherum werkelte Codemasters kräftig: mit Siegerehrungen und Szenen aus der Startaufstellung kam die Präsentation einer echten TV-Übertragung unglaublich nahe. Im Folgejahr bezogen die Entwickler erstmals Fans mit in die Entwicklung ein, die Folge waren sinnvolle Detailverbesserungen wie das Safety Car oder ein runderneuerter Karrieremodus. Später hielten Interviews und mit F1 2019 sogar die Formel 2 Einzug ins Spiel.
Vor allem der Onlinemultiplayer ist seit Jahren Aushängeschild der Reihe, mit dem die Codemasters F1-Serie seit einigen Jahren auch die Esportstauglichkeit untermauert. Immerhin gibt es mittlerweile seit knapp vier Jahren die hauseigene Formula One Esports Series, in der virtuelle Rennfahrer für die echten Formel 1-Teams an den Start gehen.
Besonders im Jahr 2020 erhielt die F1-Reihe durch die Virtual Grand Prix‘ und der teilnehmenden Profi-Rennfahrer und Stars einen unglaublichen Zulauf und schaffte es sogar ins Fernsehen. Hunderttausende Zuschauer verfolgten die virtuellen Formel 1-Rennen in den vergangenen Wochen, ein unglaublicher Erfolg, nicht nur für das Medium der Videospiele, sondern auch für Codemasters und den gesamten Esports.
Am 10. Juli geht die Reihe mit F1 2020 in die nächste Runde. Die wohl größte Neuerung der aktuellen Saison stellt der MyTeam-Modus dar, in dem man sein eigenes Formel 1-Team managt und zur Meisterschaft führt.