Toni Palzer stellt die Schaltung an seinem Rad ein.
© Helge Roeske / Red Bull Content Pool
Radsport

Sieben Tipps: So findest du das perfekte Set-Up für dein Rennrad

Du hast dir ein Rennrad zugelegt und willst alles herausholen, was geht? Unser Guide mit Tipps für Sattelposition, Lenkerbreite und vielem mehr!
Autor: Ludwig Bestler
6 min readaktualisiert am
Ausdauer, Freiheit und Geschwindigkeit - all das ist Rennradfahren. Zumindest dann, wenn du und dein neues Bike auf der Straße eine echte Einheit bilden. Wie du das schaffst, erklären wir dir in diesem Guide mit sieben Schritten.

1. Rahmengröße & Geometrie

Wer von der Rahmenhöhe spricht, meint eigentlich die Rahmengröße, die sich über die Länge beziehungsweise Höhe des Sitzrohrs definiert. Gemessen wird sie von der Mitte des Tretlagers bis zur Oberkante des Sitzrohrs - sprich zum Beginn der Sattelstütze. Viele Hersteller geben die Rahmengröße in Zentimetern an, oftmals kommen aber auch gängige Sizings wie S, M oder L zum Einsatz. Zwar kannst du deine Sitzhöhe über die Position der Sattelstütze leicht verändern, die passende Rahmengröße bleibt jedoch die alles entscheidende Basic für dein Rennrad-Erlebnis.
Schließlich verändern sich mit der Wahl der Rahmengröße auch alle anderen Dimensionen des Rahmens – und damit zum Beispiel auch wie gestreckt oder aufrecht du auf deinem Rennrad sitzt. Außerdem gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Rennrad-Arten und Rahmen-Geometrien. Lerne sie hier alle kennen.
Die wichtigsten Rohre am Rennrad und ihre Auswirkungen auf die Sitzposition:

Je länger, desto...

Je kürzer, desto...

Oberrohr

...gestreckter sitzt du

...kompakter sitzt du

Steuerrohr

...aufrechter und bequemer sitzt du

...aerodynamischer sitzt du

Kettenstrebe

...laufruhiger ist das Rennrad

...wendiger ist das Rennrad

Sitzstreben

...größer sind die Flex-Möglichkeiten des Hinterbaus

...härter ist das Rennrad im Sitzbereich

Je ambitionierter du den Sport betreibst, desto gestreckter sitzt du auf deinem Bike. Das hat den Vorteil, dass du dem Wind weniger Angriffsfläche bietest. Der Nachteil: Nacken und dein Rücken werden stärker belastet.
Tipp: Als Rennrad-Rookie solltest du eher mit einer aufrechteren Sitzposition beginnen und dich langsam an eine sportivere Haltung gewöhnen.

2. Sitzposition und -höhe

Um deine perfekte Sitzhöhe auf dem Rennrad zu ermitteln, gibt es gleich zwei Möglichkeiten. Die einfachste: Die Kurbel senkrecht zum Boden positionieren und auf den Sattel setzen. Im Idealfall berührt die Ferse deines gestreckten Beins das Pedal am tiefsten Punkt gerade so. Dein Knie sollte dabei nahezu durchgestreckt sein. Der mathematische Ansatz, um deine Sitzhöhe zu bestimmen, lautet: Schrittlänge mal 0,885 = Sattelhöhe. Zur Ermittlung deiner Schrittlänge klemmst du am besten ein Buch zwischen deine Beine und misst dann die Länge vom Boden bis zum Buchrücken.

3. Reifen

Ein Mechaniker wechselt den Reifen am Bike von Wout van Aert.

Reifenwechsel am Bike: Clincher-Reifen sind die Day to Day-Lösung.

© Kristof Ramon / Red Bull Content Pool

Schmal, schmäler, Rennradreifen. Wenn du bisher nur mit dem Mountainbike oder Trekkingbike unterwegs warst, dann werden dir die Reifen eines Rennrads geradezu ultra-slim vorkommen. Früher waren 23 Millimeter schmale Pneus der Standard. Mittlerweile werden vor allem 25 bis 28 Millimeter breite Reifen standardmäßig am Rennrad verbaut. Komfort-orientierte Rennradfahrer setzen sogar auf 30 Millimeter, da ein breiterer Reifen auch gleichzeitig bessere Dämpfungseigenschaften bietet. Und noch etwas ist in punkto Reifen entscheidend: der Grip. Durch mehr Grip hast du einen besseren Halt in Kurven und mehr Sicherheit bei Regen und auf nassen Straßen.
Rennrad-Reifen im Überblick:
  • Clincher-Reifen: Klassische Clincher-Reifen (oder auch Drahtreifen genannt) werden mit einem Schlauch kombiniert. Sie sind die Day-to-Day-Lösung
  • Tubeless-Reifen: Sie werden ohne Schlauch gefahren und mit einer Dichtmilch gefüllt, die im Pannenfall den Schnitt sofort abdichtet und so eine Weiterfahrt ermöglicht. Allerdings ist die Montage etwas aufwendiger und du brauchst eine gewisse Erfahrung.
  • Tubular- oder Schlauch-Reifen: Bei dieser Art von Reifen ist Mantel und Schlauch miteinander verarbeitet. Sie werden mit einem speziellen Klebstoff direkt auf die Felge geklebt. Dafür sind spezielle Laufräder nötig.

4. Sattel & Sattelposition

Der Sattel eines S-WORKS Power von Specialized.

Sattel-Check: Hast du die richtige Sitzhöhe auf deinem Bike?

© Bartek Wolinski

Der Sattel ist eine entscheidende und vor allem sensible Kontaktstelle zwischen Mensch und Maschine. Hier ist in erster Linie nicht die Länge deines Sattels, sondern dessen Breite entscheidend. Dein Sitzknochenabstand und deine Sattelbreite müssen also perfekt matchen. Ist dein Sattelmodell schmaler als der Abstand deiner Sitzknochen, wirst du zu tief in den Sattel einsinken und es wird sich dadurch viel Druck im Dammbereich aufbauen. Die Folge: dein Gesäß wird schon nach wenigen Kilometern schmerzen. Den Sitzknochenabstand kannst du entweder selbst oder bei einem gut geschulten Bike-Retailer bestimmen lassen. Der Vorgang ist unkompliziert und schnell erledigt. Dein Hintern wird es dir danken.
Die richtige Sattelneigung:
  • Ein leicht nach oben geneigter Sattel übt eher zusätzlichen Druck im Dammbereich aus.
  • Zeigt die Sattelnase nach unten, rutschst du nach vorne und landest wiederum in einer nicht idealen Position.
  • Keep it simpel und stelle den Sattel so horizontal wie möglich ein. Dazu legst du eine Wasserwaage auf deinen Sattel und positionierst diesen waagerecht.

5. Lenker & Bremsen

Ein Rennradfahrer fährt mit beiden Händen oberhalb des Lenkers.

Oberlenker fahren: Eine von drei bequemen Griffpositionen am Lenker.

© Helge Roeske / Red Bull Content Pool

Mit dem Lenker hältst du das Steuer deines Rennrads in den Händen. Die perfekte Lenkerbreite orientiert sich immer an deiner Schulterbreite. Um deine Lenkerbreite zu ermitteln, messe mit locker hängenden Armen – am besten gemeinsam mit einem Partner – die Parameter zwischen deinen beiden ertastbaren Schultergelenk-punkten.
Ein Rennrad-Lenker bietet drei bequeme Griffpositionen – am Oberlenker, am Unterlenker und an den Schalt-/Bremsgriffen. Erfahre mehr darüber, wie du das Cockpit am Rennrad tunen kannst.
Tipp: Damit du immer bremsbereit bist, hast du als Rennrad-Rookie deine Hände am besten in der Position an den Schalt-/Bremsgriffen. In dieser Haltung solltest du also entspannt und angenehm sitzen können.
Mittlerweile gehören Scheibenbremsen auch am Rennrad zum Standard. Ihre Vorteile: du kannst leichter, kräftiger und präziser bremsen als es mit der old school-artigen Felgenbremse. Scheibenbremsen am Rennrad – meist mit einem Bremsscheiben-Durchmesser von 140 beziehungsweise 160 Millimetern – machen absolut Sinn. Wenn du sie einmal bei Nässe gefahren bist, wirst du sie nie wieder missen möchten.

6. Schaltung und Übersetzung

Toni Palzer stellt die Schaltung an seinem Rad ein.

Toni Palzer von Red Bull - BORA - hansgrohe checkt die Schaltung am Bike.

© Helge Roeske / Red Bull Content Pool

Elektronisch oder klassisch mechanisch schalten: am Rennrad sind nach wie vor beide Varianten verbreitet. Bei der klassischen mechanischen Schaltung erfolgt der Gangwechsel über dünne Schaltzüge, die bei den meisten Bike-Modellen vollständig im Rahmeninneren verlegt sind. Betätigst du die Schalthebel, die am Lenker sitzen, wird der Schaltzug um eine definierte Strecke verkürzt oder verlängert. Vorne hebt der Umwerfer die Kette auf das große oder kleine Blatt. Hinten bewegt das Schaltwerk die Kette von einem kleineren auf ein größeres Ritzel und umgekehrt. Im Low Budget-Bereich zählen diese mechanischen Schaltungen nach wie vor zum Standard.

Übersicht Kettenblätter

Profi-/ Amateur-Bereich: 53 - 55 und 39 Zähne
Semi-Kompaktvariante: 52 und 36 Zähne
Kompaktvariante: 50 und 34 Zähne
Bei der Kassette hat das kleinste Ritzel zehn oder elf Zähne. Je nach Einsatzbereich und Fitness-Level reicht die Abstufung bis zum 28er, 30er oder sogar 32 Ritzel.
Im mittleren bis High End-Preissegment dominieren hingegen die elektronischen Schaltungen. Hier sorgen elektrische Impulse dafür, dass sich Schaltwerk und Umwerfer bewegen. Die Schaltsignale werden entweder via Kabel oder sogar wireless via Funksignal an dein Schaltwerk und deinen Umwerfer übertragen, die mittels kleinem Stellmotor den Schaltvorgang ausführen. Schaltzüge sind hier nicht mehr nötig. Die Energie zum Schaltvorgang speist sich aus einem oder mehreren kleinen Akkus.

7. Laufräder

Luis-Joe Luhrs und Cesare Benedetti führen eine Trainingsfahrt von Bora - hansgrohe in Spanien an.

Das Team BORA-hansgrohe setzt auf Aero-Laufräder von Specialized.

© Olaf Pignataro/Red Bull Content Pool

„Aero is everything“, heißt es beim Premium-Hersteller Specialized, der Red Bull-Athlet Toni Palzer und seine Teamkollegen von Red Bull - BORA - hansgrohe ausstattet. Tatsächlich spielt Aerodynamik im Radsport mittlerweile die entscheidende Rolle – zumindest auf flachem Terrain. Profi-Teams setzen daher auf sogenannte Aero-Laufräder mit Hochprofil-Felgen.
Diese bieten gegenüber Laufrädern mit einer geringeren Felgenhöhe klare aerodynamische Vorteile. Da in der Radwelt von Toni Palzer und Co. Sekunden und Millisekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden können, kommen diese Laufräder dort zum Einsatz. Nachteile: Aero-Laufräder sind viel windanfälliger und damit tough zu steuern. Außerdem haben sie oft auch ein höheres Gewicht als solche mit einem flachen Felgenprofil.

Teil dieser Story

Anton Palzer

Noch nie war ihm ein Berg zu steil: Weder auf Skiern noch auf dem Rad, wie Toni Palzer seit dem Wechsel ins Team Red Bull - BORA - hansgrohe im Frühjahr 2021 unter Beweis stellt.

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