Manchmal kommt man nur krabbelnd vorwärts
© Eric Larsen / Last North Expedition
Exploration

Anruf vom feindlichsten Ort auf diesem Planeten

Expedition Nordpol: Eric Larsen, Ryan Waters und die Angst, vom Eisbär gefressen zu werden...
Autor: Josh Sampiero / Astrid Heinz
4 min readveröffentlicht am
Seit 53 Tagen sind die Abenteurer Eric Larsen und Ryan Waters nun auf ihrem Weg zum Nordpol unterwegs, 775 Kilometer haben sie seit ihrem Start in Cape Discovery bereits zurückgelegt. Doch je näher sie dem nördlichsten Punkt dieser Erde kommen, desto härter werden die Bedingungen und so verlangen dem Duo die letzten 50 Kilometer alles ab.
Eric Larsen hat uns via Satelliten-Telefon angerufen und einen Lagebericht geliefert. Klick dich ins Video und erfahre wie es ist, im Eis einzubrechen, wenn die Außentemperatur gerade einmal minus 25 Grad Celsius beträgt.

2 Min

Unterwegs auf dem Nordpol

Unterwegs auf dem Nordpol

 Auf allen vieren

Der Kampf durch das ewige Eis

Der Kampf durch das ewige Eis

© Eric Larsen / Last North Expedition

Was uns am meisten interessiert: Wie fühlt es sich an, einzubrechen?„Man muss auf fast alles vorbereitet sein und intensiv trainieren. Unsere Trockenanzüge sind sowas wie Überlebensanzüge und man kann damit fast 30 Minuten im Wasser bleiben. Schlimm ist es, wenn man unvorbereitet einbricht. Auch das ist schon passiert. Mein Partner Ryan ist einmal brusttief eingebrochen und konnte zum Glück auch wieder raus. Es war Gott sei Dank ein relativ milder Tag, sonst könnte Ryan jetzt auch tot sein.“

Lust hier zu schwimmen?

Eine Runde schwimmen

Eine Runde schwimmen

© Eric Larsen / Last North Expedition

Kein Platz für Fehler.„Der Nordpol ist einer der feindlichsten Orte auf diesem Planeten. Es ist schwer, diese Art von Stress zu beschreiben, den man hier mit einfachen Dingen hat. Alles was man tut, kann schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. Man muss hier nicht nur mit den Bedingungen einer Umwelt zurechtkommen, die einen scheinbar nur töten will, es ist auch so, dass man nicht auf Hilfe von anderen hoffen darf, wenn man in eine lebensbedrohliche Situation gerät. Du bist hier völlig alleine.“
Lebt man da in ständiger Angst?„Man gewöhnt sich an die Ungewissheit und kommt mit der Angst einzubrechen oder von einem Eisbär gefressen zu werden, irgendwann ganz gut zurecht.“
Im Hinblick auf die Klimaerwärmung, deine härteste Expedition?„Wir kommen immerhin in den Genuss moderner Satelliten-Kommunikation, Globaltracking und eines SOS-Gerätes. Da waren die ersten Nordpol-Versuche um 1900 sicher schwieriger. In jedem Fall aber ist eine Nordpol-Expedition zehn Mal schwieriger, als eine Mt. Everest-Besteigung. Ich habe diese Expedition „Last North“ genannt, weil ich wirklich glaube, dass das die letzte ihrer Art bleibt. Und zwar aufgrund der sich ändernden Klimabedingungen. Seit Ryan und ich vor zwei Jahren am Nordpol waren, ist jede Expedition danach gescheitert. Ich habe gehört, dass es nächstes Jahr einen neuen Versuch geben soll, aber der Logistikverantwortliche in Kanada fliegt nicht mehr. Zwei Abenteurer sind letztes Jahr im dünnen Eis eingebrochen, von der Strömung abgetrieben worden und gestorben.“

Das ist echte Kälte

Zum Glück sind Bärte gerade aktuell

Zum Glück sind Bärte gerade aktuell

© Eric Larsen / Last North Expedition

Zu dieser Jahreszeit wird es am Pol nie dunkel. Wie lange haben eure Tage gedauert und wie oft habt ihr eure Unterwäsche gewechselt?
„Am Ende des Trips waren wir 15 Stunden pro Tag am Eis unterwegs und haben dabei fast 8.000 Kalorien pro Person verbrannt. Essen ist dein Treibstoff und wir haben oft darüber gelacht, dass wir eigentlich nie richtig satt wurden. Meine „ExOfficio“-Unterhose und die „Helly Hansen“-Unterschicht habe ich 55 Tage lang getragen. Am Ende der Expedition hab ich dann geduscht und was Frisches angezogen. Die anderen Sachen haben wie ein totes Tier gestunken.“

Mit allen Mitteln dem Ziel entgegen

Manchmal kommt man nur krabbelnd vorwärts

Manchmal kommt man nur krabbelnd vorwärts

© Eric Larsen / Last North Expedition

Auf so einer Reise lernt man wohl viel?„Ich behaupte immer, dass ich auch nach so großen Expeditionen immer noch der alte bin. Aber irgendwie ist man danach doch für immer verändert. Die Veränderungen zeigen sich langsam und allmählich aber doch. Ich bin auf jeden Fall glücklich darüber, an solche Orte zu reisen, an die nur ganz wenige Menschen kommen. Bei Expeditionen lernt man, sich Ressourcen einzuteilen und wie wenig man tatsächlich zum Überleben braucht, bzw. welche Dinge man einfach nur will. Dieses Wissen versuche ich auch im normalen Leben zu nützen. Körperlich gesehen habe ich einen hohen Preis bezahlt. Du verlierst ständig an Kraft und Ausdauer und es dauert Monate, bis man sich wieder erholt hat.
Zum Schluss wollen wir dir eines nicht vorenthalten: Eric und Ryan haben es geschafft! Die Expedition hat 55 Tage gedauert und war vielleicht die Letzte zum Nordpol. Durch die Klimaveränderung und die zunehmend wärmeren Temperaturen werden die Bedingungen auf dem Eis immer gefährlicher. Und so scheint der Nordpol in immer weitere Ferne zu rücken.
Mehr über die Expedition erfährst du hier. Du kannst Eric auch auf Instagram und Twitter folgen.