Schwimmen war der leichtere Teil.
© Ross Edgley
Exploration

Stark: Tree-Athlon mit einem 45 kg Baum im Gepäck

Die unglaubliche Leistung des britischen Fitnessgurus Ross Edgley bei seinem ersten (!) Triathlon.
Autor: Pip Stewart / Astrid Heinz
4 min readveröffentlicht am
Als wäre ein Triathlon nicht schon anstrengend genug: Ross Edgley hat seinen ersten Wettbewerb mit einem 45 Kilo schweren Baum absolviert. Und es ist nicht das erste Mal, dass er mit einer ungewöhnlichen Performance aufgefallen ist: Er ist schon einen Marathon gelaufen und hat dabei einen Mini gezogen, er kann auf einem Seil so weit klettern, wie der Mount Everst hoch ist und war schon beim 24 Hours of Sport dabei. Sein aktuelles Abenteuer führte ihn auf die karibische Insel Nevis.
Warum er sich diesen Super-Triathlon angetan hat? Einerseits um Geld für Umweltschutz-Charities zu sammeln, andererseits um darauf aufmerksam zu machen, dass Nevis bis 2020 die erste kohlenstoffneutrale Insel sein will.
Wir haben Ross nach dem (vermutlich) ersten Tree-Athlon der Welt getroffen.
Es war heiß. Sogar sehr heiß.

Es war heiß. Sogar sehr heiß.

© James Appleton

Ross, wie war es?
Es war toll. Die ganze Insel war auf den Beinen. Ich hab gehört, dass Prinz Harry da war und das eine seiner ersten Fragen war, ob es denn stimmt, dass hier einer mit einem Baumstamm auf dem Rücken rumläuft.
Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Begonnen hat es damit, dass eine Freundin (Ironman-Champion Jane Hansom, Anm.) mir von der Insel und den Umweltzielen der Verantwortlichen erzählt hat. Sie weiß, dass ich mich für diese Themen sehr engagiere und wollte wissen, ob ich denn schon mal bei einem Triathlon mitgemacht hätte. Sie meinte, dass ich dabei sein und irgendwas Schweres tragen sollte, weil ich dafür mittlerweile bekannt bin.
Wenn Nevis es gelingt, die Umweltziele zu verwirklichen, dann wird das große Vorbildwirkung haben. Außerdem wollte ich zeigen, wozu der Mensch imstande ist. So verrückt es klingen mag, der Körper kommt mit fast allem zurecht.
Wie hast du trainiert?
Kein gewöhnlicher Lauf.

Kein gewöhnlicher Lauf.

© James Appleton

Mit den Royal Marines. Danke noch mal an die Burschen an dieser Stelle. Für einen Triathlon zu trainieren ist eine Sache, eine andere ist es, mit dem Gewicht am Rücken zu trainieren. Marines sind es gewöhnt, Zeug herumzuschleppen, also sind sie die Experten.
Beim Schwimmen war es einfach, weil der Stamm ohnehin im Wasser treibt, schwieriger war es beim Radfahren, downhill mit rund 40 km/h. Aber die Marines haben mir bei allem geholfen.
Wie hast du am Bike die Balance gehalten?
Es war grauenhaft. Auf der Insel gibt es einen Berg namens Anaconda. Es geht fünf Kilometer weit nach oben, bei einer Neigung von etwa 12 Prozent. Ich hab ein paar Mal ohne den Baum geübt und es war schon schwer. Mit dem Baum am Rücken konnte ich den Lenker nicht verstellen und musste immer in derselben Position bleiben, damit das Ding nicht zu schwingen beginnt und ich die Balance verliere. Ich musste alles mit den Beinen machen und die Waden waren voll mit Milchsäure. Es war, als würde mein Körper mich fragen, was ich hier tue. Und dann waren da noch das Gewicht auf den Schultern und die brennende Sonne.
Wie hast du den passenden Baum gefunden?
Schwimmen war der leichtere Teil.

Schwimmen war der leichtere Teil.

© Ross Edgley

Nevis ist so klein, dass sich mein Vorhaben sofort herumgesprochen hat. Alle sind gekommen, um mir Bäume anzubieten. Der Eigentümer von Oualie Beach hat schließlich den passenden gefunden. Dummerweise war er sehr saugfähig und hatte definitiv mehr als 45 kg, als ich aus dem Wasser raus bin.
Wie hast du die Wechsel absolviert? Hast du Hilfe gehabt?
Da musste ich sehr vorsichtig sein. Schließlich wollte ich alles alleine machen, worauf ich jetzt auch stolz bin. Obwohl ich oft schneller machen wollte, musste ich sicher gehen, dass alles richtig sitzt und befestig ist. Im Wasser konnte ich sogar einen Einheimischen überholen und hörte ihn hinter mir rufen: „Oh nein, ich wurde von einem Mann mit einem Baum geschlagen.“ Später hat er mich am Rad wieder überholt.
Wie haben deine Mitbewerber auf dich reagiert?
Ross und sein Baum waren die Stars.

Ross und sein Baum waren die Stars.

© James Appleton

Manche wussten nicht, dass ich teilnehme und schauten recht überrascht drein. Ich war aber überwältigt von der Freundlichkeit der Community. Die Triathleten, die vor mir im Ziel waren, warteten in der prallen Sonne, um mich einzuklatschen. Viele fragten unterwegs immer wieder, ob alles in Ordnung sei.
Wie lange hast du gebraucht?
Ich weiß noch nicht genau, aber sehr lange.
Die Locals wollten Selfies – sogar die Polizeistreife.
Ich dachte mir es ist cooler, wenn ich alle Selfie-Wünsche erfülle, als wenn ich andere Teilnehmer schlage.
Ist unterwegs etwas Unerwartetes passiert?
Radfahren war der härteste Teil.

Radfahren war der härteste Teil.

© James Appleton

Ja, ich hatte mehrere Reifenpannen, als erwartet. Außerdem ist es auf Nevis so heiß, dass Energydrinks sich in heißen Sirup verwandeln.
Ich war dehydriert und das Gewicht auf meinem Rücken verstärkte alles: Die Müdigkeit, das Atmen und den Sauerstoffverbrauch.
Wie war es im Vergleich mit deinen anderen Challenges?
Es war in vielerlei Hinsicht die härteste Herausforderung, weil der ganze Körper beansprucht war.
Ross beim Training mit dem Baum.

Ross beim Training mit dem Baum.

© Ross Edgley

Einem verrückten Engländer ist es gelungen, globale Aufmerksamkeit auf die tollen Ziele dieser Insel zu lenken. Der verrückte Engländer wäre dann wohl ich und darauf bin ich stolz!
Ross Edgley ist ein Abenteurer, der leitende Sportwissenschaftler bei THE PROTEIN WORKS und einer der führenden Fitness-Experten weltweit.