Patrick Seabase
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Fixed Gear

Die Welt des Fixie

Das Fixie Bike ist der Urtyp des Fahrrads. Die puristische Fortbewegung auf der Strasse und im Leben.
Autor: Olivia Schoch
3 min readveröffentlicht am

Patrick Seabase fährt ein Fixie. Ein was?!

Das Fixie ist ein Eingangrad, mit starrem Gang und ohne Bremse. Also ein Rad ohne Gangschaltung mit nur einer Übersetzung und ohne Leerlauf, so dass das Pedal bei jeder Radrotation mitdreht – bei jedem Tempo. Und gebremst wird durch Rücktritt in die Pedale, respektive durch das Ausüben von Gegendruck mit den Füssen in die Pedale um die Pedale zu verlangsamen oder das Hinterrad gar zu blockieren und zu schleudern. Das gleiche Prinzip weisen Bahnräder auf, welche eine ähnliche Geometrie wie Rennräder aufweisen um eine gebückte Sitzhaltung zu ermöglichen. So ein Rad fährt Seabase – aber auf der Strasse, deshalb ein Fixie.

Die Geburt des Fixie

Das Fixie ist das simpelste Rad, das es je gegeben hat. Es hat nur soviel, wie es braucht um sich fortbewegen zu können und nichts weiter – kein „Schnickschnack“. Man kann fast sagen: Es ist das Ur-Fahrrad.
1818 erfindet der deutsche Baron von Drais die Laufmaschine „Draisinne“. Das Vehikel erinnert an die heutigen „Like a Bikes“ für Dreijährige: Die Konstruktion aus Holz mit zwei Rädern verbunden über eine Sitzachse, auf der man reitlings sitzt, hat keine Pedale. Die Fortbewegung erfolgt durch das Abstossen mit den Füssen am Boden, die Steuerung durch die Lenkung des Vorderrades. Die Geburt des Urrads kündigt sich 1860 mit den Franzosen Pierre Michaux und Pierre Lallement an, welche erstmals ein Rad mit Pedale entwerfen. Das Vorderrad weist jedoch einen grösseren Durchmesser auf als das Hinterrad. Davon inspiriert entsteht 1869 das Modell „The Boneshaker“, auch bekannt als „Vélocipèdes“, welches erstmals mit einer Pedalkurbel an der Achse des Vorderrades als Antrieb funktioniert.
Als Premiere wird ein Rad industriell hergestellt. Eugene Meyer will jedoch ein schnelleres Rad und lanciert das Hochrad „Penny Fathing“ 1870. Damit erreicht man Geschwindigkeiten bis zu 40 km/h dank des Vorderraddurchmessers von 1.30 Meter. James Starley setzt einen drauf und bringt das Modell „Ariel“ hervor, neu mit Drahtspeichen und Gummibereifung. Das Hochrad hat jedoch mit der entsprechend hohen Sitzlage seine Tücken: Sturzgefahr aus stattlicher Höhe. Und so ist der Name Programm beim „Safety Bike“, der Weiterentwicklung im Jahr 1876 von Harry John Lawson. Das Fahrrad weist eine Antriebskette und ein Tretlager zwischen den beiden gleich grossen Rädern auf, so dass der Fahrer tiefer sitzt. Eine schnellere und komfortablere Fortbewegung wird so möglich.
Das Grundprinzip des Fahrrads mit Kette, Anordnung der Räder und des Tretlagers bleibt bis in die Neuzeit erhalten: Das Ur-Fahrrad und somit Ur-Fixie ist geboren. Heute ist das Fahrrad das beliebteste und meistverbreitete Verkehrsmittel auf der Welt und gilt als grösste einzelne technische Erfindung der Menschheit.

Fixie als Lebenseinstellung

„Back to the roots“: Aus der Faszination am optisch aufgeräumten Rad sind in Europa, Japan und Nordamerika verschiedenste Fixie-Kulturen entstanden. Radkuriere und andere Szenen treffen sich weltweit zu regelmässigen Stelldicheins – real und online – und machen die direkte und pure Kraftübertragung in Wechselwirkung zwischen Fahrer und Untergrund zur Lebenshaltung.
Der Style spielt gerade wegen der Einfachheit – oder soll man sagen Eingängigkeit – eine grosse Rolle. So gibt man seinem Fixie durch die bewusste Wahl der Farbkomposition, des Sattels, der Laufräder etc. Individualität als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, Einstellung und Überzeugung. Hier geht es nicht um Anspruchslosigkeit, sondern um die Reduktion zum Minimum für höchste Authentizität und Intensität. Auf dem Rad, dem Fixie und symbolisch dafür: Auf dem Lebensweg.

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#Seabase1910

Fixie athlete Patrick Seabase heads out on June 3 for the challenge of his life.

FranceBagnères-de-Luchon, France
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