Kletterer  - eine ganz eigene Art Mensch.
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Klettern

10 Gründe, warum du keinen Kletterer daten sollst

Wir haben zehn Gründe, warum du lieber die Finger von dieser Spezies lassen solltest.
Autor: Thomas Wernhart
5 min readveröffentlicht am

1. Kreide, überall diese Kreide

Kletterer, egal ob Boulderer oder Felskletterer, sind süchtig nach dem weißen Zeug, das sie zu jeder Zeit in ihren Chalkbags bei sich haben. Ein Kletterer fühlt sich nackt ohne „Chalk“ und die Stimmung kann schnell umschlagen, wenn das weiße Pulver zu Ende geht. Chalk ist eigentlich Magnesiumkarbonat, das gerne Feuchtigkeit aufnimmt und beim Klettern, die vom Handschweiß feuchten Finger, trocken hält.
Chalk kommt in den verschiedensten Formen – als klassischer Würfel oder offen, als Chalk-Balls in einer Art Socke, flüssig, als Grip aus der Flasche oder in der reizarmen Variante als Eco-Chalks – was man im Endeffekt verwendet, kommt sehr stark auf die Vorlieben an.

2. Sexy! Hände, wie Reibeisen und krumme Finger

Kletterer haben Hände wie Schraubstöcke und können ordentlich zupacken – wer von einem starken Mann in den Arm genommen werden möchte, ist genau richtig. Aber Vorsicht, denn die Hornhaut der ach so starken Klettergeschöpfe kann sich wie grobes Schleifpapier anfühlen und die Lust an einem innigen Schäferstündchen ungesichert in ungeahnten Tiefen fallen lassen.
Gegen die Fingerdeformationen, die mit der Zeit auftreten, ist kein Kraut gewachsen und auch mit Anrufen, darf man nach einem Klettertag nicht rechnen. Nicht wegen der Müdigkeit, sondern den abgescheuerten Fingerkuppen, die es unmöglich machen, ein Smartphone zu bedienen.
Streicheleinheiten von Chris Sharma gefällig?

Streicheleinheiten von Chris Sharma gefällig?

© Nate Christenson / Red Bull Content Pool

3. Kletterer reden unentwegt in unverständlichen Zahlen

Wer schon einmal die Chance hatte, Kletterer in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten und sie im Rudel erlebt hat weiß, dass die Unterhaltung von kryptischen Codes getrieben ist, die nur die Zugehörigen dieses geheimen Bundes verstehen. Eine Skala aus Zahlen und Buchstaben, beschreibt die Schwierigkeit einer Kletterroute und wer nun denkt, dass das ist ganz einfach und logisch ist, hat sich geirrt, denn es gibt keinen einheitlichen Code – andere Länder, andere Sitten.
In Alpinrouten kommt im deutschsprachigen Raum die UIAA-Skala zum Einsatz, doch geht es zum Sportklettern, hat sich in Europa die französische Skala etabliert. In den meisten Ländern Amerikas findet die USA-Skala Anwendung. Es gibt aber auch noch eine britische, australische, skandinavische, brasilianische, russische… Die bisher schwerste gekletterte Route ist “La Dura Dura” in Spanien. Adam Ondra und Chris Sharma haben die Route nach unzähligen Versuchen bezwungen und sie mit dem Grad XII− (UIAA) bzw. 9b+ (franz.) bewertet.
4. Sie sind im „Delirium“, besteigen „Marla Singer“ und hauen dann nach „Big Island“ ab
Kletterrouten oder Boulderprobleme tragen Namen, die in der Kletterszene bekannt sind. Wie die oben genannte Route “La Dura Dura”, gibt es unzählige Namen, zu den berühmtesten gehören zum Beispiel noch die “Compressor Route” am Cerro Torre, “Action Directe“ in der Fränkischen Schweiz, „The Nose“ am “El Capitan” im Yosemite Nationalpark oder „Gioia“ in Italien.
Vor allem in Österreich gibt es einige lustige Namen für Linien und Probleme: So gibt es zum Beispiel in Tirol die “Dodlwand” mit “Kraftlaggl”, am Dachstein das “S’Lustgefühl” oder in der niederösterreichischen Rax-Schneeberggruppe die “Herrgottsloata”.
Alex Megos klettert “Zen Flute” (V10).

Alex Megos klettert “Zen Flute” (V10).

© Ken Etzel / Red Bull Content Pool

5. Wo ist meine Zahnbürste hin?

Ein kleiner Tipp für alle, die in der Wohnung eines Kletterers übernachten: Passt auf eure Zahnbürste auf! Die werden nämlich gerne dazu verwendet, um Kreide von den Griffen zu putzen. "Boulderbürsten" bzw. “Griffbürsten” werden dazu verwendet, altes Magnesia, das sich mit Schweiß, Staub und Schmutz vermischt hat, zu entfernen, da diese Mischung sehr rutschig werden kann.
Erfahrene Boulderer besitzen oftmals ganze Boulderbürsten-Sets, um auf alle Gegebenheiten vorbereitet zu sein - Optik, Haptik, Verarbeitung und Stabilität spielen dann schon eine entscheidende Rolle. Doch in der Not, schnappen sie sich auch deine Zahnbürste!

6. Viel Geschrei

Welche Situationen das jetzt betreffen kann, wollen wir uns nicht näher vorstellen und auch nicht weiter beschreiben. Fakt ist, dass Kletterer zwar oft sehr in sich gekehrt wirken, wenn die Motivation jedoch aus ihnen spricht, dann kann diese Spezies sehr laut werden. Dann wird geschrien, was das Zeug hält: „Kommmm jetzt!“, „Jawohlll!“, „Sei staaarrrk“, „Atme!“. Diese und andere Anfeuerungsrufe sollen dann das Durchhaltevermögen, des (Kletter-)Partners, und natürlich auch das eigene, anspornen – und wie gesagt, weiter wollen wir gar nicht denken.

7. Projekte, die über allem stehen

Kletterer sind immer auf der Suche nach dem nächsten Projekt und bei der Größe unseres Planeten gibt es da kein Ende. Alles wird dieser einen Linie, diesem einem Boulder, diesem einem Zug untergeordnet und das ist „in Stein gemeisselt“. Stunde für Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche sind die Gedanken bei diesem Vorhaben. Chris Sharma und Adam Ondra haben zum Beispiel zwei Jahre gebraucht, um “La Dura Dura” (5.15c / 9b+) zu bezwingen.

8. Haare überall

Kletterer sehen sich selbst sehr gerne als Naturburschen und da gehört eine üppige Behaarung einfach dazu. Entweder langes wallendes Haar oder ein rauschender Vollbart sind Pflicht – beides zu haben ist natürlich der Optimalfall, denn es sieht nicht nur gut aus, sondern schützt auch vor Witterung und Kälte. Nicht zu verwechseln mit der Gattung des „Hipsters“, der statt Kreide und Kletterschuhen, organisches Bartöl und ein Fixie dabei hat.
Kletterer Stefan Glowacz mit wallendem Haupthaar.

Kletterer Stefan Glowacz mit wallendem Haupthaar.

© Klaus Fengler/Red Bull Content Pool

9.Schuhe in normaler Größe kommen nicht ins Haus

Eines der wichtigsten Utensilien beim Klettern ist der Kletterschuh und der muss sitzen, wie angegossen – angegossen an einen Kinderfuß! Das Schuhwerk der Wahl muss so klein und unangenehm wie möglich sein, sonst fühlt sich der Träger nicht wohl. Der lustvoll Schmerz gehört einfach dazu. Positiv ist, dass die High-Heel-geplagten Zehen der Herzdame genauso aussehen, wie die des Kletterfreunds – nur eins sei gesagt, nur nicht jammern, denn verstehen wird er es nicht.

10. Der Karabiner und das Allzweck-Outfit

Kletterer, egal ob im Wald, der Halle oder in der Stadt, hört man von Weitem, denn irgendwo an ihnen schlagen zwei Karabiner zusammen. Ob als Schlüsselhalter oder modisches Accessoire am Rucksack, dass die Zugehörigkeit zu dieser elitären Gattung signalisiert, ein Karabiner ist mindestens dabei und ein Muss. Und auch der Rest des Outfits ist urtypisch, denn Kletterer denken, dass Flip-Flops, eine Daunenjacke und eine Mütze, die richtige Bekleidung für jeden Anlass ist.
Raus aus den Flip-Flops, rein in die Kletterschuh.

Raus aus den Flip-Flops, rein in die Kletterschuh.

© Stanko Gruden/Red Bull Content Pool

Doch es gibt auch ein paar Argumente, warum man sich doch einen Kletterer angeln sollte. Hier gibt es „5 Gründe, warum du einen Kletterer daten solltest.”
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