Das Racing-Genre erlebt zur Zeit eine Renaissance, in der auch ernst zu nehmende Simulationen den Sprung auf die aktuelle Konsolen-Generation schaffen. Project Cars, Dirt Rally und ganz besonders Assetto Corsa haben es bereits vorgemacht. Dieses Jahr erweitert(e) sich die Auswahl um Project Cars 2, F1 2017, Forza Motorsport 7 und Gran Turismo Sport. Bei so einem breiten Angebot, will die Auswahl eines Lenkrades gründlich überlegt werden. Hier kommt das CSL Elite Racing Wheel-offiziell linzensiert für PS4 ins Spiel. Als einzige Wheel Base am Markt, könnt ihr damit sowohl am PC als auch auf der PS4 und Xbox One zocken. Für letztere benötigt ihr einen zusätzlichen Lenker (z.B. das P1-Wheel) von Fanatec, um die volle Kompatibilität herzustellen. Der Preis liegt deutlich über dem eines Logitech G29/920 oder Thrustmaster T300 RS, doch ehrlich gesagt, ist der Unterschied im Leistungsvermögen zu diesen enorm.
Nun, bei einem Preis von 500 Euro für Wheel Base und Lenkrad beziehungsweise im Starter Set um 520 Euro (inkl. Pedaleinheit, bestehend aus Gas- und Bremspedal) richtet sich das neue Lenkrad der ClubSportLight-Serie nicht an virtuelle Sonntagsfahrer. Doch die, die für den virtuellen Rennsport leben oder zumindest starkes Interesse zeigen, kommen voll auf ihre Kosten.
Technik & Leistung
Das CSL Elite Racing Wheel PS4 kommt mit einer ganzen Menge an Features und ordentlich viel Drehmoment auf einen zu. Der Motor stammt direkt aus dem derzeitigen Flagschiff von Fanatec, der ClubSport Wheel Base V2.5 und ist ebenso wie diese mittels Firmware Update-fähig. An der Lenkachse liefert er ein Drehmoment von ca. 6 Nm und macht somit das CSL Elite zu einem der stärksten Racing Wheels für Konsolen. Im Vergleich hierzu erreicht ein G29 lediglich 2,5 – 3 Nm.
Das, was uns bei all der Kraft des bürstenlosen Servo-Motors besonders fasziniert, ist, wie leichtgängig der Lenkeinschlag ist und wie geschmeidig das Force Feedback (FFB) rüber kommt. In unserer Referenz-Simulation für Konsolen, Assetto Corsa, war es jederzeit und mit jedem Fahrzeugtyp ein Leichtes, zu spüren, wann die Räder an Bodenhaftung verloren haben. Vor allem die Übergänge zwischen dem Verlust an Bodenhaftung (Über- bzw. Untersteuern des Fahrzeuges) und dem heftigem Zug am Lenkrad bei Grip, sind so konstant und detailliert, wie bei keinem anderen Wheel in diesem Preissegment. Wer eine Dodge Viper stets am Limit „tanzen“ lassen will, ist hier bestens bedient. Dank der 1000 Hz USB Übertragungsrate wird jede noch so kleine Lenkbewegung sofort registriert und das hilft euch solch heckangetriebene PS-Monster (leichter) zu zähmen.
Features
Technik-Begeisterte werden hier wahrhaft ihren Spaß finden. Ihr seid nämlich nicht mehr nur auf die Einstellungen im jeweiligen Spiel angewiesen, sondern könnt mit dem hauseigenen Tuning-Menü des CSL Elite herum experimentieren, bis ihr ein geeignetes Setup für Fahrzeug und Strecke findet. Dazu dient das im Lenker auf 12 Uhr verbaute Display, wo 5 verschiedene Setups können konfiguriert werden. Das Menü kann jederzeit aufgerufen (wir empfehlen euch jedoch das Gefährt vorher zum Stillstand zu bringen) und an verschiedenen Parametern herumgefeilt werden. Beispielsweise kann der maximale Lenkwinkel von 1080 Grad (3 volle Umdrehungen) auf 90 Grad herabgestellt werden, je nach Fahrzeugtyp findet ihr so eine akkurate Abbildung des Lenkbereichs. Simulationen wie Assetto Corsa oder Dirt Rally bieten jedoch eine „Softlock“-Option an, wo die Software den maximalen Lenkwinkel automatisch an das jeweilige Fahrzeug anpasst. Trotzdem ist es ein sinnvolles Feature, falls ihr mal mehr, mal weniger „Spielraum“ braucht.
Ganz besonders interessant im Tuning-Menü sind die Einstellungen der FFB-Effekte. Falls euch der Widerstand zu heftig ist, dreht ihr hier einfach die Gesamtstärke des FFB zurück anstatt ins jeweilige Spielmenü zu wechseln. Desweiteren lassen sich die Grundparameter, die jedes FFB definieren, anpassen: Force (der Zug nach links und rechts in Kurven), Spring (die Zentrierung zur Mitte) und Damper (der Widerstand beim Lenken). Mithilfe dieser Einstellungen konnten wir alle künstlichen FFB-Verstärker in Assetto Corsa auf „aus“ stellen. Das Feedback von Unebenheiten der Straße und den Kerbs war auch so sehr detailliert spürbar.
Das Force Feedback des CSL Elite Racing Wheels generiert zum Teil so heftige Effekte, das diese deutlich hörbar sind. Obwohl diese heftigen Schläge innerhalb der Base keinen Schaden anrichten können, werden sich einige Spieler davon gestört fühlen. Hier hat Fanatec bereits reagiert und eine neue Firmware veröffentlicht, in der man die Intensität der Anschläge varieren kann. Somit lässt sich nun ein guter Kompromiss zwischen Lautstärke und Intensität der FFB-Effekte erreichen.
Pedale
Was wäre ein gutes Lenkrad ohne entsprechende Pedaleinheit? Nur die halbe Miete. Die CSL Elite Pedale sind vernünftig und im derzeitigen Bundle von Fanatec sind sie um einen geringen Aufpreis mit an Bord. Was diese Pedale jedoch in die Starriege emporhebt, ist das optionale CSL Loadcell Kit, das wir euch wärmstens ans Herz legen. Hierbei wird ein neues Pedal als Bremse verbaut, während die alte Bremse zum Kupplungspedal umfunktioniert wird. Dieser Zusatz ist nicht nur für Rennfahrer interessant, die mit einer Gangschaltung liebäugeln, sondern bietet zudem eine höhere Auflösung (16 statt 12-Bit) des Bremspedals plus einstellbarer Progressivität. So lässt sich der Druck bis zur registrierten Vollbremsung den eigenen Bedingungen anpassen (Pedaldruck bis zu 90kg!). Ein unerlässliches Feature, da unser Fuß Kraftaufwand am Pedal weit besser „erinnern“ kann als zurückgelegte Entfernung. So holt ihr aus jedem Bremspunkt das volle Potential heraus, ohne die Räder zum Blockieren zu bringen.
Am PC könnt ihr die CSL Elite Pedale LC mit jedem Lenkrad und jedem Spiel, das einen zweiten Controller akzeptiert über USB verwenden. An PS4 und Xbox One seid ihr an die CSL Elite Wheel Base gebunden.
Ausblick
Die CSL Elite Wheelbase funktionierte im Zusammenhang mit Assetto Corsa auf der PS4 tadellos und avancierte zum Redaktionsliebling. Auch ältere Titel wie Project Cars und Dirt Rally liefen mittels Kompatibilitäts-Modus einwandfrei.
Das Setup kostet zwar ungefähr soviel wie 2 PS4s, doch kriegt man definitiv ein hochwertiges Produkt für sein Geld, mit dem man gelassen in die Zukunft blicken kann. Durch Fanatecs kompatiblem Eco-System kann man die Base nach und nach aufrüsten beziehungsweise erweitern.
Wir werden euch bald einen Hands-on Report des Wheels unter zusätzlicher Verwendung von Fanatecs Gangschaltung (CSS SQ V 1.5) und Handbremse (CS HB V1.5) liefern. Um hierbei den höchstmöglichen Grad an Authentizität zu schaffen, werden wir als Referenz Dirt Rally im VR-Modus heranziehen.
Tipp bei wenig Platz: Wheel Stand Pro
Wer (ohne eigenen Racingseat) kennt das nicht: Man ist zu Hause und würde gern sein Lenkrad rausholen, um ein Paar Runden auf dem virtuellen Asphalt zu brettern. Doch erledigt sich das Vorhaben schon beim Gedanken an den Auf- und Abbau des Equipments. Tische müssen verrückt werden, Pedale einen festen Platz finden und der Kabelsalat soll auch niemandem als Trittseil dienen. Eine gute Lösung bei wenig Platz bietet ein Wheelstand. Die meisten lassen sich schnell aufbauen und wieder verstauen. Laut unserer Erfahrung hilft ein unkompliziertes Setup ungemein bei der Motivation, seinem Rennsport-Hobby nachzugehen. Vor allem bei der Verwendung von Lenkrädern mit starken Motoren ist es jedoch unerlässlich, dass sie aus einer soliden Konstruktion bestehen, um nicht zur unerwünschten Schleuderpartie zu werden.
Als Alternative zum einem ausgereiften Racingseat empfehlen wir euch die Produkte von Wheel Stand Pro. Alle gängigen Sets von Logitech, Thrustmaster und Fanatec finden hier den geeigneten Wheelstand. Die Modelle überzeugen mit stabiler Konstruktion und hoher Langlebigkeit. Beim CSL Elite Racing Wheel mussten wir zwar eigens die Löcher für die Base bohren, um sie festzuschrauben, doch lief das Ganze mittels Schablone (zu finden auf der Fanatec Homepage) und Stahlbohrer relativ unkompliziert ab.
