Eine neue Ära des Kletterns ist angebrochen. Alles begann mit den Kletter-Pionieren der 1950er und 60er-Jahre, gefolgt von Hippies der 70er und den werbefinanzierten Pros der 80er und 90er. Heute wird Klettern als beliebte Freizeitsportart immer populärer und das hat einen einfachen Grund: Eine neue Welle an unglaublichen Profis inspiriert eine Vielzahl an Amateur-Kletterer.
Alex Honnolds „Free Solo“ und Tommy Caldwells „Dawn Wall“ sind Filme, die den Sport zurück auf die Talkshow-Couch gebracht haben, und Talente wie Janja Garnbret, Sasha DiGiulian und Ashima Shiraishi beweisen, dass Mann wie Frau es bis ganz nach oben schaffen kann. Doch bei so vielen Kletterstilen und Techniken scheint es fast unmöglich zu sagen, wer es am besten macht.
Wir haben uns dennoch daran versucht und die besten Kletter-Athleten und -Athletinnen in zufälliger Reihenfolge herausgepickt.
Der Tscheche Adam Ondra hat sich vorgenommen, in jeder Hinsicht der beste Kletterer zu werden, und das hat er auch geschafft.
Deutsch +10
30 Min
Age of Ondra Teil 2
Adam Ondra stellt sich der Herausforderung, eine 9A+ zu flashen, was bedeutet, dass er nur einen Aufstieg hat, um den Gipfel zu erreichen.
Deutsch +9
Ondra’s Besonderheiten liegen in seiner einzigartigen Fähigkeit, Energie zu sparen, und in seiner Atemtechnik. Zu seinem Stil gehört es auch, innezuhalten und von der Felswand zu schreien. Eine ganz besondere Charakteristik seines Stils besteht darin, dass sein Puls runter geht, anstatt zu steigen.
Mit 1,90m ist er als Kletterer extrem groß und sein langer Hals hilft ihm, die richtige Balance zu finden. Er hat nicht so viel Kraft in den Armen wie andere Profis, aber seine Hüft-Mobilität ermöglicht es ihm, mehr Gewicht auf seine Füße zu verlagern und seinen Schwerpunkt näher zum Gesicht zu bringen. Dadurch spart er Kraft und kann klettern wie eine Maschine.
Manchmal fühle ich mich wie ein Lego-Spielzeug... als würde jemand anderer meine Arme und Beine bewegen und ich nur aus der Ferne zuschauen.
Adam Ondra
2. Janja Garnbret
Geburtsdatum: 12. März 1999
Geburtsort: Šmartno pri Slovenj Gradcu, Slowenien
Spezialität: Bouldern
Größte Erfolge: Sie blieb die gesamte IFSC Bouldering World Cup Saison 2019 ungeschlagen
20 Min
Die perfekte Saison - Part 1
Janja Garnbret dominiert die Kletterwettkampfszene. Meistert sie die perfekte Saison?
Schon in jungen Jahren war klar, dass Garnbret für das Klettern geboren war: "Ich weiß noch, als wir Kinder waren, spielten die anderen nur Ball oder andere Spiele. Ich wollte gar nicht von der Wand runter. Ich war anderthalb Stunden am Stück an der Wand und bewegte mich von links nach rechts, von rechts nach links, hoch und runter. Schon damals wusste ich, dass es das war. Das war es, was ich tun wollte."
Garnbret bei einer kurzen Pause bei den IFSC Austria Climbing Open
Zu sagen, dass sie seit dieser frühen Begeisterung unglaubliche Höhen erreicht hat, wäre sowohl eine unverschämte Untertreibung als auch ein schreckliches Wortspiel. Mit ihrem charakteristischen, flüssigen Stil schaffte sie als erste Person eine perfekte IFSC Weltcup-Saison und gewann alle sechs Wettkämpfe 2019. 2021 holte sie außerdem Gold in Tokio. Nun ist die slowenische Überfliegerin vor allem draußen unterwegs und die Aussicht auf das, was sie dort erreichen könnte, ist wirklich beängstigend.
3. Chris Sharma
Geburtsdatum: 23. April 1981
Geburtsort: Santa Cruz, Kalifornien, USA
Spezialität: Sport/Deep Water Solo
Größte Erfolge: Es Pontàs/Alasha in Mallorca, Spanien – schwierigste Deep Water Solo Begehung (2007/2027); La Dura Dura in Oliana, Spanien – schwierigster bestätigter Free Climb (2013)
Für Sharma ist das Wichtigste am Klettern, das absolute Limit zu erreichen, darum klettert er so viel wie nur möglich. Ohne ein Projekt ist er verloren, also ist er ständig dabei, die Latte immer höher zu legen. Er ist der einzige Kletterer, abgesehen von Adam Ondra, der die schwierigste Route der Welt gemeistert hat, La Dura Dura.
5 Min
Chris Sharma beim Mamutbaum-Freeclimben
Der erfahrene Felskletterer kehrt zu seinen Wurzeln zurück und klettert auf einen alten Mammutbaum.
Polnisch
Obwohl er aus einer Generation stammt, in der Klettern vor allem in Kletterhallen stattfand, bevorzugt er es, draußen im Gelände zu lernen und lebt dazu sogar als Nomade. Beim Klettern, so sagt er, wird er „animalisch“ und seine Liebe zum Deep Water Soloing begründet sich darin, dass er bis an seine Grenzen klettern kann, ohne Angst vor einem lebensgefährlichen Sturz zu haben.
Die Essenz des Kletterns ist es herauszufinden, wie weit ich mich selbst pushen kann, und dabei ohne Equipment die Freiheit zu haben, bis ans Limit der Route zu gehen.
Chris Sharma
4. Alex Honnold
Geburtsdatum: 17. August 1985
Geburtsort: Sacramento, Kalifornien, USA
Spezialität: Free Solo/Speed
Größter Erfolg: Freerider in Yosemite, USA – erste Free Solo Begehung des El Capitan (2017)
Honnolds spektakuläre Kunststücke werden durch diszipliniertes Training, konzentrierte Vorbereitung, Beharrlichkeit und pure Zielstrebigkeit erreicht. Wie sonst kann man so einen Riesen wie den El Capitan besteigen, und dass ohne Furcht und ohne Sicherung?
Er plant jede seiner Bewegungen im Kopf und prägt sich bestimmte Sequenzen ein, woraus er sich sein Selbstvertrauen und die Konsequenz holt, immer weiter zu klettern. All das macht er mit einer unglaublichen Schnelligkeit und seiner ganz eigenen Technik.
Ich klettere nicht wirklich schnell, ich werde einfach nur nicht müde und dadurch langsamer. Sobald du nahe an deine physikalischen Grenzen stößt, wird es schwieriger, sich zu verbessern – dafür braucht es viel Hingabe und Konzentration.
Alex Honnold
21 Min
Eine Linie quer durch den Himmel: Teil I
Ein ungleiches Kletterduo versucht, eine der Königsdisziplinen des Alpinismus zu meistern: die Fitz-Roy-Traverse in Patagonien.
Deutsch +9
21 Min
Eine Linie quer durch den Himmel: Teil II
Die beiden fähigsten Felskletterer der Welt setzen ihre Tour über die Fitz-Roy-Traverse in Patagonien fort.
Deutsch +9
5. Ashima Shiraishi
Geburtsdatum: 3. April 2001
Geburtsort: New York, USA
Spezialität: Sport
Größter Erfolg: Open Your Mind Direct und Ciudad de Dios in Santa Linya, Spanien – jüngster Aufstieg einer Route mit Schwierigkeitsgrad 9a/9a+ (2015)
Ashima Shiraishi klettert die Flatanger-Höhle in Norwegen
Shiraishi ist etwas mehr als 1,50m groß. Die geringe Reichweite ihrer Arme macht große Schwünge schwieriger, dennoch: Ihr Kraft-zu-Gewicht-Verhältnis, ihre dynamische Beweglichkeit und ihre starken Finger ermöglichen es ihr, sich an den Klippen herum zu schwingen wie eine Spinne.
Sie begann bereits mit sieben Jahren mit dem Bouldern im Central Park. Heute folgt sie einer intensiven Fitness-Routine und sie nutzt eine einzigartige Konzentrations-Technik, die ihre Wurzeln im Butoh-Tanz hat, einer experimentellen, japanischen Performance-Kunst, die auch ihr Vater ausübt. Ihr zweites erfolgbringendes Geheimnis ist so einfach wie naheliegend: Das Klettern macht ihr einfach Spaß.
Wenn du vergisst, Spaß zu haben, wirst du gestresst und zweifelst an dir selbst. Ich will helfen, andere dazu zu inspirieren zu tun, was sie lieben, und hart daran zu arbeiten.
Ashima Shiraishi
6. Alain Robert
Geburtsdatum: 7. August 1962
Geburtsort: Digoin, Frankreich
Spezialität: Urban Free Solo
Größter Erfolg: Burj Khalifa in Dubai – erste Begehung des höchsten Gebäudes der Welt (2011)
Robert, auch bekannt als "Spiderman", ist berühmt für seine oft illegalen Free-Climbing-Sessions auf riesigen Hochhäusern. Sein Können ist schwer vergleichbar mit anderen Athleten auf dieser Liste, aber seine Fähigkeit, immer wieder "on sight" auf Gebäude klettern zu können, verschafft ihm auch in unserer Wahl einen sicheren Platz.
Robert setzt auf eine Technik, die normalerweise zur Routenfindung auf Felsen eingesetzt wird und adaptiert sie, um Fensterrahmen, Leisten und Vorsprünge an modernen Bauwerken zu erklimmen. Er hat bis heute mehr als 100 Gebäude erklettert, darunter das Opernhaus in Sydney, die Petronas Towers, den Eiffelturm und den Burj Khalifa.
Als ich mit Free Solo anfing, habe ich meine Leidenschaft gefunden: Die herrliche Abgeschiedenheit mit dem Hochgefühl, an einem Ort zwischen Leben und Tod gefangen zu sein.
Alain Robert
7. Sasha DiGiulian
Geburtsdatum: 23. Oktober 1992
Geburtsort: Alexandria, Virginia, USA
Spezialität: Sport/Multi
Größter Erfolg: Mora Mora in Madagaskar – erster Aufstieg durch eine weibliche Kletter-Athletin und zweiter Free Climb (2017)
Sasha DiGiulian bei einem Erstversuch in Brasilien
DiGiulians geringe Körpergröße ist ein großer Vorteil in steilen Hängen. Um das Meiste heraus zu holen, konzentriert sie sich auf eine dynamische Technik, die wiederum in kräftigen Bewegungen resultieren. Die größte Aufmerksamkeit schenkt sie aber ihrer Fußarbeit und der optimalen Positionierung ihres Körpers. Über allem steht ihre positive Einstellung.
Sie wird als hartnäckig beschrieben, als eine, die niemals aufgibt. Sie befindet sich permanent im Training und weiß, dass Regeneration mindestens genauso wichtig ist. Dazu dienen ihr sechs Techniken – Kältetherapie, Graston Massage, Dry Needling, Infrarot-Saunen, Foam Rolling und einfach Ruhe – damit ihr Körper keinen Schaden nimmt.
Ich bin generell optimistisch. Sogar, wenn ich falle, gibt es nur wenige Tage, an denen ich negativ übers Klettern denke. Es geht nur darum, Spaß zu haben.
Sasha DiGiulian
5 Min
Sasha DiGiulians Trilogie in Kanada
Sasha DiGiulian bahnt sich ihren Weg nach oben auf drei der härtesten Routen Kanadas - ohne Musik und in Zeitlupe.
Woods gibt zu, vom Klettern besessen zu sein, und diese Sucht nach Perfektion treibt ihn an die Spitze. Er hat mehr V15 Routen (zweit-schwerster Schwierigkeitsgrad) auf dem Konto, als irgendwer sonst auf der Welt.
Er ist gleichermaßen selbstsicher und bescheiden. Aufgaben bestreitet er sorgfältig und engagiert, er schaut jedes verfügbare Video und studiert jegliche Information, die er finden kann, bevor er zum Climb aufbricht.
Ich glaube, um ein echter Profi zu sein, musst du andere Seiten an dir kennenlernen und eine gewissen Besessenheit entwickeln.
Daniel Woods
9. Tommy Caldwell
Geburtsdatum: 11. August 1978
Geburtsort: Estes Park, Colorado, USA
Spezialität: Big Wall Free Climbing
Größter Erfolg: Dawn Wall im Yosemite Nationalpark, USA – erster Free Climb auf der herausforderndsten Route des El Capitan (2015)
Tommy Caldwell beim ersten Free Climb der Dawn Wall am El Capitan
Caldwell ist seit Langem ein Superstar unter den Kletterern. Obwohl sein Leben eine Achterbahnfahrt war, inklusive Kidnapping, Scheidung und einem Unfall, der ihn fast die Karriere als Kletterer kostete, nachdem er einen Finger verlor, ist er noch immer ganz vorne mit dabei.
Du siehst richtig, Tommy Caldwell fehlt ein Finger
Nach dem Unfall war er entschlossen, den Rückschlag durch den fehlenden Finger zu überwinden - er wurde zur Big Wall Legende. Das ist er auch geblieben, auch nachdem er seinen Fokus auf das Indoor Kletter-Training legte. Letztes Jahr stellten Alex Honnold und Caldwell den Rekord im Speed Climbing auf der Route „The Nose“ am El Capitan auf. Die beiden benötigten nur 2 Stunden, 10 Minuten und 15 Sekunden bis nach oben.
Ich glaube, die Erfolge, die ich hatte, entstammen nicht vorrangig einem veranlagten Talent. Ich habe gute Gene, um ganz gut zu klettern, aber mir hilft auch meine Motivation und Einstellung.
Tommy Caldwell
4 Min
The turning point
Rock climber Tommy Caldwell hit a turning point on pitch 14 of the Dawn Wall on California's El Capitan.
Englisch
10. Angy Eiter
Geburtsdatum: 27. Jänner 1998
Geburtsort: Arzl im Pitztal, Österreich
Spezialität: Sport
Größter Erfolg: La Planta de Shiva in Villanueva del Rosario, Spanien – härtester Climb einer weiblichen Kletter-Athletin (2017)
Eiter ist vier-fache Weltmeisterin im Indoor Klettern. Die Erfahrung, die sie dadurch hat, überträgt sie ins Gelände, und weil sie niemals aufgibt, hat sie es bis an die Spitze geschafft.
2 Min
Angela Eiter hebt das Frauenklettern in eine neue Liga
Nachdem sie in La Planta 2015 zweimal gescheitert ist, ging sie ganze siebenmal entschlossen zurück, um verschiedene Abschnitte zu begutachten. Sie hat sich sogar Klettergriffe nachgebaut, Moves geübt und Videos von Adam Ondra analysiert, bis sie die Route nach zwei Jahren erfolgreich abschließen konnte.
Du musst die perfekte Performance im richtigen Moment abliefern. Durch Wettkämpfe kann man die nötige Perfektion dazu lernen.
Angy Eiter
11. Jim Reynolds
Geburtsjahr: 1994
Geburtsort: Weaverville, Kalifornien, USA
Spezialität: Free Solo/Speed
Größte Erfolge: The Nose auf dem El Capitan in Yosemite, USA – schnellster Aufstieg (2017, seither geschlagen von Honnold/Caldwell); Afanassieff, Cerro Fitz Roy in Patagonien, Argentinien – erster Free Solo Aufstieg und Abstieg (2019)
Als geheimer Favorit im Klettern hat Reynolds in Yosemite für das Nationalpark Such- und Rettungsteam gearbeitet, bevor er seinen Climb am Cerro Fitz Roy im März absolvierte - von Null auf Hundert in kürzester Zeit.
Bevor er die Kletter-Community begeisterte, war der Diplomkaufmann besser bekannt für seine vielseitigen Hobbys. Er spielte Heavy Metal auf der Mandoline und alberte mit Samurai Schwertern herum. Er sagt, das hilft ihm, Körper und Geist zu disziplinieren.
(Free Solo) ist sehr persönlich. Es ist Fluch und Segen zugleich. Ich bin gesegnet, weil ich gut darin bin, aber es ist auch ein Fluch, weil es die Menschen, die dich lieben, verletzen könnte.