Einmal an der Spitze der Welt; zweimal an der Spitze der Welt...nein, das ist kein Echo! Das sind die Fakten: Plural, nicht Singular. Zum ersten Mal in neun Jahren stellt Oracle Red Bull Racing den Fahrer-Weltmeister der Formel 1 und holt sich zugleich den Titel in der Konstrukteurs-Wertung -- und das drei Rennen vor Ende der Saison! Der Große Preis der USA in Austin macht nun endgültig klar: Red Bull Racing ist 2022 der Maßstab für die Konkurrenz!
Ein Rennen, nachdem Max Verstappen seinen zweiten Titel beim Großen Preis von Japan in Suzuka erledigt hatte, gingen Verstappen und Teamkollege Sergio Pérez sicher, dass auch das restliche Team nicht leer ausgeht.
Mit dem 13. Sieg in diesem Jahr egalisiert Verstappen den Rekord von Sebastian Vettel (2013) und Michael Schumacher (2004) für die meisten gewonnenen Rennen in einer einzigen Saison. Pérez brachte die erfolgreichste Saison für Red Bull in den letzten zehn Jahren dann ins Trockene.
Oracle Red Bull Racing ging mit einem Vorsprung von 165 Punkten vor Ferrari ins Wochenende und es wurde schon gerechnet: Sollte das Team nach der USA zumindest einen Polster von 147 Punkten auf die Scuderia halten können, dann wäre Red Bull der Titel nicht mehr zu nehmen. Der Ferrari-Pilot Carlos Sainz ging von der Pole-Position aus ins Rennen, wurde aber in der ersten Kurve von George Russell aus dem Konzept geworfen: Er drehte sich und musste am Ende ganz abstellen, womit die Tür für Verstappen weit offen stand. Es sollte nicht ganz so butterweich, wie gewohnt ablaufen, doch mit einer herausragenden Regenerationsfahrt triumphierte der Niederländer schlussendlich doch noch.
Verstappen brachte das Rennen mit fünf Sekunden Vorsprung auf den Mercedes-Piloten Lews Hamilton nach Hause. Ferrari-Pilot Charles Leclerc landete nach einem spannenden Rennen in den letzten 17 Runden auf Platz drei und rundete das Podium ab.
Max bleibt trotz Problemen kompromisslos
Verstappens Chancen auf seinen 13. Sieg verbesserten sich bereits 24 Stunden vor dem Rennen, als er sich als Dritter qualifizierte, mit nur 0,092 Sekunden, die die Top-3 voneinander trennten.
Nach einem Engine-Penalty von Leclerc rutschte Verstappen auf den zweiten Platz vor. Bedenkt man, dass der Große Preis der USA davor noch von keinem Fahrer gewonnen wurde, der außerhalb der Front-Row startete, stellte sich dieser zweite Platz als essenziell heraus.
Verstappen erwischte einen perfekten Start und setzte sich vor Sainz, bevor dieser seinen Ferrari in der Garage abstellen musste. Es folgte eine Phase, in der der Niederländer das Rennen unter Kontrolle hatte, doch dann kam der Boxenstopp in Runde 35, der nicht nach Plan verlief: Der linke Vorderreifen machte Probleme, womit ein frustrierter Verstappen sich plötzlich hinter Leclerc und Hamilton wiederfand.
Nachdem nur mehr 14 Runden anstanden, musste Verstappen also beide Konkurrenten überholen, um dort zu landen, wo er eigentlich hingehörte und fünf Runden vor Schluss gelang ihm das mit seinem herausragenden Speed auf der Geraden auch. Der Kampf gegen Hamilton zog sich über mehrere Kurven hinweg, wodurch Erinnerungen an deren Titelkampf im Jahr 2021 aufkamen.
Es war der zweite Sieg von Verstappen in Austin und der dritte für Red Bull auf dieser Strecke. Daneben war es das 18 Rennen in Folge, in dem zumindest ein RB-Pilot auf dem Podium landete.
"Das war ein hartes Rennen", meinte Verstappen nach seiner Triumph-Fahrt.
"Alles sah gut aus, aber dann dauerte der Boxenstopp etwas länger, als wir das intendiert hatten, also musste ich mich wieder nach vorne kämpfen. Aber wir haben hier heute alles gegeben und weiter gepusht, um letztendlich zurück zu kommen."
"Die Chance, hier den Konstrukteurs-Titel zu gewinnen, war groß und natürlich willst du das mit dem adäquaten Stil machen -- Ich denke, wir haben heute eine gute Leistung gezeigt."
Auch Oracle Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner freute sich über das Endergebnis und vor allem über die Art und Weise, wie sich Verstappen nach seinen Boxenstopp-Problemen zurückgekämpft hat.
"Max musste sich nach einem schwierigen Boxenstopp zurückkämpfen. Wir hatten Probleme mit der Wheel-Gun", erklärte Horner.
"Er ließ sich aber nicht beirren und ich war überzeugt davon, dass er dieses Rennen noch gewinnen würde."
"Nach acht langen Jahren...das bedeutet uns einfach alles! Es war eine unglaubliche Reise. Wir mussten einige harte Jahre wegstecken, uns wieder aufrichten und den Staub abschütteln. Die harte Arbeit, all das Blut, der Schweiß und die Tränen, die in diesen Erfolg geflossen sind...dieser Titel bedeutet uns die Welt!"
Checo kommt durch die Scharmützel und wird Vierter
Pérez endete nach den 56 gefahrenen Runden am Sonntag auf dem selben Platz, an dem er auch das Qualifying am Samstag abschloss, doch das Rennen des Mexikaners war voller Action und Drama, nachdem die Dinge in der Frühphase des Rennens nicht in eine Richtung liefen.
Zunächst wurde auch er aufgrund eines Engine-Penaltys zurück versetzt, womit er von P8 aus ins Rennen gehen musste. Schon in der ersten Runde konnte er zwei Plätze gutmachen, doch beschädigte er seinen Frontflügel in den Scharmützeln der Eröffnungsrunde.
Pérez' Ziel ist klar: Platz zwei in der Gesamtwertung absichern.
© Getty Images/Red Bull Content Pool
Checo-typisch ließ er sich davon nicht beirren und in Runde 6 fand er sich schon im Kampf um die Podiumsplatzierungen wieder. Er setzte sich auf Platz vier hinter George Russell, der für die Berührung mit Carlos Sainz in der Startphase eine 5-Sekunden-Strafe aufgebrummt bekam. In der Boxenstopp-Phase führte Pérez das Rennen für vier Runden kurzzeitig an, er hatte dann aber viel Pech, als in Runde 18 Valtteri Bottas in seinem Alfa Romeo zum Stehen kam und die anschließende Safety-Car-Phase Leclerc einen billigen Boxenstopp verschaffte. Der Ferrari-Pilot ging in Runde 30 am Mexikaner vorbei.
Pérez beendete das Rennen acht Zehntel hinter Leclerc und liegt in der Gesamtwertung nun zwei Punkte hinter dem Monegassen auf Platz drei. Red Bull wird nun alles daran setzen, Checo in den letzten drei Rennen zurück auf den zweiten Platz zu bringen -- etwas, was dem Team bisher noch nie gelungen ist.
Tsunoda ist zurück in den Top-10
Vor dem Rennen sah es für den Scuderia AlphaTauri-Piloten Yuki Tsunoda nicht allzu gut aus: Er qualifizierte sich auf Platz 15 und ging schlussendlich als Vorletzter ins Rennen, nachdem er Teile am Motor tauschen musste. Doch der Japaner legte eine superbe Fahrt hin und landete auf Platz 10. Da Alonso nach dem Rennen noch eine zusätzliche Strafe ausfasste, rutschte er nach der karierten Flagge noch auf P9 vor. Vor diesem Sonntag hatte Tsunoda nur einen Punkt in 14 Rennen geholt.
Teamkollege Pierre Gasly zeigte, dass viel Pace im Auto steckt, doch hatte er ein kompliziertes Rennen, womit er letztendlich über den 13. Platz nicht hinauskam. Ein Top-10-Finish war schnell außer Reichweite, nachdem er ebenfalls eine 5-Sekunden-Strafe ausfasste, nachdem er sich in der Safety-Car-Phase zu weit nach hinten fallen ließ. Es ist das vierte Rennen in Folge, an dem er ohne Punkte dasteht.
Die Veteranen zeigen, dass sie kämpfen können
Du brauchst einen Beweis für die Power eines modernen F1-Autos? Dann solltest du dir Alonsos Rennen für Alpine genauer ansehen: Der spanische Veteran beendete das Rennen noch auf Platz sieben, obwohl er zuvor in einem harten Crash mit Lance Stroll im Aston Martin verwickelt war und ihn die Reifen anschließend kaum mehr am Boden hielten. Ein Boxenstopp für frische Reifen später kämpfte er sich auf den siebten Platz vor --- aus dem letztlich der 15. wurde. Er holte sich noch einen Penalty ab, nachdem er mit seinem beschädigten Auto einfach weitergefahren war.
Ein weiterer Pilot, der jede Menge Action ablieferte, war jener Mann, den Alons im nächsten Jahr als Strolls Teamkollege ersetzen wird: Sebastian Vettel. Der viermalige Weltmeister kämpfte wie ein Löwe gegen den Haas-Fahrer Kevin Magnussen, um sich Platz acht zu sichern -- aus dem am Ende Platz sieben wurde.
Du bist dran, Checo!
Erinnerst du dich noch an die Szenen des letzten Jahres, als Pérez als erster Mexikaner überhaupt eine Runde beim Großen Preis von Mexiko anführte? Wir ebenso...und wenn eine Crowd von 371.000 Menschen, die in der letzten Saison mit dabei waren, irgendwie ein Richtwert sind, dann dürfen wir uns ganz besonders auf den 30. Oktober freuen, an dem der Große Preis von Mexiko 2022 über die Bühne geht!
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