Daniel Ricciardo: So jubeln Formel 1-Sieger
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F1

Formel 1: Mit 6 Millionen Euro bist du am Start

Ein Cockpit in der F1 ist der Traum aller Motorsportler. Was dafür notwendig ist? 1.) viel Talent 2.) noch mehr Geld und 3.) grenzenloser Einsatzwillen. Wir verraten die perfekte Karriere-Planung.
Autor: Eugen Waidhofer
4 min readveröffentlicht am
Es gibt derzeit nur ganz wenige Österreicher, die Chancen auf einen Startplatz in der Formel 1 haben. Ferdinand Habsburg ist – als Siegfahrer in der Formel 3 – eine dieser seltenen Ausnahmen. Was ist für eine erfolgreiche Karriere im Motorsport eigentlich notwendig? Darüber haben wir mit Habsburg-Manager Viktor Lienhart von der Talenteschmiede 1st Mile gesprochen. Vorweg: Ohne Talent geht gar nichts. Ohne dicke Brieftasche fast noch weniger. Und ohne fundierten Karriere-Plan bleibst du sicher auf der Strecke …
Wer alle Voraussetzung mitbringt, sollte sich trotzdem von Anfang an bewusst sein: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Wunsch nach einem Startplatz in der Formel 1 in Erfüllung geht, liegt im Promillebereich.
Viktor Lienhart
Viktor Lienhart und Ferdinand Habsburg

Viktor Lienhart und Ferdinand Habsburg

© Tünde Hanzséros

So schaut die idealtypische Karriere im Motorsport aus:

Start im nationalen Kartsport
Die Kids lernen den Spaß am Fahren und vom ersten Meter weg auch schon Grundlagen der Fahrtechnik (Linie halten, Bremsen, Lenken, Reifenwahl), wobei von Anfang an klar sein muss: Die Schulausbildung darf nicht leiden.
  • Die wichtigsten Menschen: Mama, Papa, ein pädagogisch ausgebildeter Fahrertrainer und ein Mechaniker.
  • Einsatzgebiet: nationale Rennserien wie z.B. die Rotax Micro Max Challenge oder der Mostviertel Cup
  • Alter: von 5 bis 10 Jahren
  • Bezahlung für den Fahrer: Null
  • Chance auf Sponsoring fürs Team: Null
  • Kosten fürs Rennkart: ab 4.000 Euro aufwärts
  • Kosten pro Saison: 10.000 Euro
Ferdinand Habsburg – erster F3-Sieg in Spa

Ferdinand Habsburg – erster F3-Sieg in Spa

© FIA F3

Nächster Schritt: Internationale Kart-Serien
Die jungen Kart-Fahrer lernen in dieser Phase Renn-Cleverness und –Strategien, Leben im Team, technisches Verständnis, das Umsetzen von Briefings/Debriefings, aber auch kaufmännisches Wissen, um z.B. ein Jahresbudget richtig zu verstehen.
  • Die wichtigsten Menschen: Eltern, Management-Berater, Fitnesstrainer, Medien- und PR-Berater
  • Einsatzgebiet: Internationale Rennserien wie z.B. die Rotax Max Challenge in Italien, Slowenien, Deutschland oder den Benelux-Staaten
  • Alter: von 10 bis 15 Jahren
  • Bezahlung für den Fahrer: Null
  • Chance auf Sponsoring fürs Team: Null
  • Kosten fürs Rennkart: ab 6.000 Euro aufwärts
  • Kosten pro Saison: bis zu 150.000 Euro, wer bei der FIA Kart-Weltmeisterschaft dabei sein will (ab 12 Jahre), muss mit bis zu 250.000 Euro rechnen.
Die große Veränderung in dieser Phase: Erstmals wird die Auswahl des richtigen Teams wichtig – es geht dabei um die Motoren und das Umfeld. „Wer in die Juniorenprogramme der großen Teams will, sollte sich ab 10, 11 Jahren umschauen und spätestens mit 13, 14 Jahren mit Erfolgen auf sich aufmerksam machen“, so Viktor Lienhart.
Die große Herausforderung in dieser Phase: Die Auswahl des passenden Schultyps, um die Matura zu schaffen, oder eine Handelsschule, um kaufmännische Grundlagen zu erlernen, die man im Rennbusiness brauchen wird, z.B. für die Planung eines Jahresbudgets. Voraussetzung für eine universitäre Ausbildung ist eine Oberstufe, die auf den Motorsport Rücksicht nimmt.
Das Leben im Motorsport verlangt ein hohes Maß an Selbstständigkeit von den Jugendlichen, sie müssen an der Strecke lernen. Aber wer sich da nicht quälen will, wird sich auch im Sport nicht quälen.
Viktor Lienhart
Der Einstieg in die Formel-Klasse – der große Sprung
Mit 15, spätesten 16 Jahren, muss ein neues Zeitalter beginnen – der Einstieg in die Formel 4. Jetzt geht es darum, letzte Feinheiten beim Fahren zu lernen, den unbedingten Willen zu zeigen, erster werden zu wollen, gleichzeitig aber eine realistische Einschätzung zu entwickeln, wo man fahrerisch tatsächlich steht. Ideal wäre es, in der letzten Kart-Saison zwischen 15 und 30 Trainingstage im Formel-Auto zu absolvieren.
  • Die wichtigsten Menschen: Manager, Driver-Coach, Fitnesstrainer, Mentaltrainer, Medien-, Social Media- und PR-Berater
  • Einsatzgebiet: internationale Rennserien wie z.B. die Nordeuropäische Formel-4-Meisterschaft oder die spanische bzw. die deutsche und italienische Formel 4, die allerdings mehr als doppelt so viel kosten …
  • Alter: ab 15 Jahren
  • Kosten für einen Testtag: zwischen 4.500 und 8.000 Euro
  • Kosten pro Saison: bis zu 350.000 Euro
Wer den Einstieg in ein Juniorenprogramm (z.B. ins Red Bull Junior Team) schafft, wird bis zu 100% gefördert (Verhandlungssache des Managers). Wer allerdings als Privatfahrer im Cockpit sitzt, muss alle Kosten selber zahlen. Bei spürbaren Erfolgen gibt es aber bessere Preise bzw. Konditionen vom Team.
Ist im Motorsport das Geld wichtiger als Talent? Nein, Talent brauchst du immer. Aber mit Geld kannst du dir natürlich besonders am Anfang viel erkaufen.
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© Javier Jimenez

Vorletzter Schritt: Formel Renault 2.0 oder gleich Formel 3
Mit 17 Jahren ist die Fahrerausbildung vorbei, die Teams erwarten sich nicht nur Talent, sondern alle notwendigen Skills. Nach der F4 führt der Weg entweder in die Formel Renault 2.0 mit Jahreskosten von ca. 450.000 Euro. Oder gleich in die Formel 3. Das kostet allerdings gleich 1,2 Millionen Euro. Pro Saison.
Und was kommt danach?
Im besten Fall gleich der Einstieg die Formel 1, so wie es Lance Stroll gelungen ist. Der Kanadier hat 2017 als amtierender F3-Europameister bei Williams angeheuert. Allerdings mit massiver finanzieller Unterstützung des Vaters. Die Rede ist von 30 Millionen Euro pro Saison. Einen Rekord als Pay-Driver hatte Jahre zuvor Pastor Maldonado aufgestellt. Sein Cockpit, ebenfalls bei Williams, hat sich der venezolanische Ölkonzern PDVSA bis zu 45 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen. Wobei auch manche späteren Legenden als Pay-Driver begonnen haben, z.B. Niki Lauda oder Michael Schumacher.
Eine absolute Ausnahme ist Max Verstappen, der 2014 im zarten Alter von nur 16 Jahren zu Toro Rosso in die F1 wechselte. Er war damals „nur“ amtierender Kart-Weltmeister mit wenigen Rennen Erfahrung im Formel-Sport. Die Vergabe der Superlizenz, der notwendige „Führerschein“ für die Königsklasse des Motorsports, wurde von FIA daraufhin geändert: Das Mindestalter liegt jetzt bei 18 Jahren und es sind erheblich mehr Kilometer in einer hochklassigen Rennserie notwendig. Insgesamt gibt es weltweit derzeit nur rund 40 Fahrer, die eine Superlizenz für die F1 besitzen.

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