Freeskiing
Freestyle-Skifahren für Anfänger: Unser Guide für den optimalen Einstieg
Du hast Lust darauf, dich im Freestyle-Skifahren zu versuchen? Paddy Graham, eine absolute Legende des Sports, gibt dir dazu alle "Dos" und "Don'ts" an die Hand.
Es gab eine Zeit, da ging es beim Skifahren um nichts anderes, als schneebedeckte Pisten im Slalom möglichst schnell und stylisch hinunterzurasen. Doch dann wurde Freeskiing immer populärer. Aspekte des Snowboardens (Big Air, Rails, Jumps) trafen hier auf die zweibeinige Freiheit des traditionellen Skifahrens.
"Freeskiing wurde dermaßen beliebt, dass es heute bei den Olympischen Spielen drei verschiedene Freestyle-Disziplinen gibt", erklärt Freestyle-Legende Paddy Graham, der alle drei auf ihren Kern herunterbricht.
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Die Freeskiing-Disziplinen
- Slopestyle: "Hier bekommst du es mit Jumps, Rails und anderen Hindernissen zu tun. Oft musst du mit insgesamt fünf, sechs Features arbeiten und auf jedem davon Tricks absolvieren, die möglichst sauber ausfallen sollten, um am Ende mit einen hohen Score auszusteigen."
- Halfpipe: "Die Halfpipe blickt auf eine lange Tradition zurück und Freestyle-Skifahren passt darauf wie die Faust aufs Auge. Die Pipe selbst besteht nur aus Schnee und ist etwa sieben Meter hoch, auch wenn der Untergrund eher eisig ist, da die Wand solide und in Form bleiben muss. Die Rider bekommen etwa fünf bis sechs Mal Airtime, während sie in der Pipe hin und her fahren und ihre Tricks präsentieren."
- Big Air: "Der Vorteil im Big Air liegt darin, dass du deine Ski nicht gerade halten musst. Du kannst sie überkreuzen und die verschiedensten Grabs zeigen, was dir wiederum eine größere Freiheit bietet als das Snowboarden, da der Körper bei Letzterem üblicherweise in der gleichen Position bleibt. Die Rider treffen auf eine 18 Meter hohe Rampe und bekommen Punkte für die höchste Anzahl an Rotationen und die besten Skills, während sie in der Luft sind."
Aber keine Sorge: Die Zeit ist noch nicht reif dafür, sich einfach die Ski anzuschnallen und die gigantischsten Rampen aufzusuchen. Es braucht Vorbereitung: "Freeskiing kann all das sein, was du dir wünschst", erzählt der Long Days-Star. Paddy zeigt dir, wie du etwas Freeski-Luft in deine nächsten Fahrten bringst...
2 Min
Paddy Graham
Paddy Graham sitzt im ersten Sessel und beantwortet alle Fragen zu seiner Karriere, die dir unter den Nägeln brennen.
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Mach dir keine Sorgen, wenn du keinen Zugang zu den Alpen hast
"Ich bin mit den trockenen Skipisten in Sheffield aufgewachsen. In Großbritannien finden sich davon um die 70! Daneben gibt es bestimmt künstlich angelegte Pisten oder ein Ski-Zentrum in deiner Nähe. Du musst also nicht aus einer Umgebung im Bergland kommen, um in den Sport einsteigen zu können."
Sobald du dich mit einem 180 oder einem 360 auf einem kleinen Sprung wohl fühlst, kommt alles andere ganz von selbst.
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Leg dir die richtigen Ski zu
"Auf typischen Pisten verwenden die meisten Menschen Skier mit einem flachen hinteren Ende. Beim Freestyle-Skifahren solltest du aber auf Modelle setzen, die an beiden Enden nach oben gebogen sind, damit du auch rückwärts fahren kannst. Auch die Stöcke sind im Freestyle etwas kürzer, da du damit eher verhinderst, dass sie sich zwischen deinen Beinen verfangen."
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Werde nicht übermütig
"Egal, ob du auf Pisten oder auf natürlichem Terrain unterwegs bist - Sicherheit ist alles! Trag einen Helm und fühl dich nicht unter Druck gesetzt, etwas zu tun, womit du dich nicht wohl fühlst. Der Einstieg in das Freeskiing ist gar nicht so schwer, also musst du dir nicht ständig vorsagen, dass du endlich Fuß fassen möchtest, und Risiken eingehen. Es geht nicht um Regeln -- es geht darum, eine Ausdrucksform zu finden, Jumps zu absolvieren und den Berg zu erkunden. Hab Spaß dabei, denn am Ende geht es um nichts anderes als das."
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Trainiere dir das Rückwärtsfahren an
"Das Erste, was du dir als Freeskier:in aneignen solltest, ist das Rückwärtsfahren - vor allem dann, wenn dir Sprünge noch zu heikel sind. Es geht dabei ganz und gar darum, die Kontrolle über deine Skier zu bekommen, sie parallel zu halten und dich daran zu gewöhnen, über die Schultern nach hinten zu blicken. Behalte deine Umgebung immer ganz bewusst im Blick."
Tauche ein die die spannende Geschichte des Freestyle-Skifahrens:
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Generations of Freeskiing
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Trainiere auf einem Trampolin
"Das Bewusstsein, während du in der Luft bist, ist ein wichtiger Aspekt, wenn du richtig gut werden möchtest. Als ich noch ein Kind war, schickte mich meine Mutter zu entsprechende Kurse, einer davon bestand im Trampolinspringen. Die Erfahrungen darauf lieferten mir einen Eindruck darüber, wie ich meinen Körper in der Luft kontrolliere. Einmal die Woche ging ich auf die Piste und in der restlichen Zeit machte ich die Tricks, die ich im Fernsehen gesehen hatte, auf dem Trampolin im Garten nach."
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Lass dir Zeit dabei
"Fang immer klein an und entwickle dich graduell weiter. Die Mehrheit von dem, was du machen möchtest, entwickelt sich ganz natürlich aus der Fähigkeit, kleinere Jumps zu schaffen. Sobald du dich dort mit einem 180 oder einem 360 wohl fühlst, kommt alles andere mehr oder weniger ganz von selbst. Nach sechs Monaten schaffst du einen 180, also eine halbe Umdrehung, oder sogar einen 360, eine volle Drehung - da bin ich mir sicher."
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Setze dir Ziele
"Nach sechs Monaten solltest du dir das Ziel setzen, einige Grabs zu beherrschen. Ein 'Safety Grab' ist die einfachste Form, indem du dir, während du in der Luft bist, an den Fuß greifst. Auch der 'Japan Grab' eignet sich gut für den Einstieg. Dabei greifst du hinter deinen Beinen an deinen Fuß. Daneben gibt es auch den 'Mute Grab', bei dem du deine Ski überkreuzt und deren Front mit deiner Hand berührst, während du bei einem 'Tail Grab' dasselbe am hinteren Ende deiner Skier machst. Alle Versionen machen Spaß und sind gut machbar, wenn du genügend Selbstvertrauen und Airtime mitbringst."
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Plane deine Landung
"Einer der wichtigsten Aspekte für Einsteiger besteht darin, dir immer ganz genau bewusst zu machen, wie und wo du landen möchtest. Du siehst den Sprung vor dir, aber was liegt dahinter? Vor allem dann, wenn du die Piste mit anderen teilst, solltest du ganz genau darauf achten, wo du landest und wie du dich am besten darauf vorbereitest. Auf der anderen Seite der Rampe könnten ein kleines Kind oder ein Baum stehen, also sei achtsam!"
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Lass die Rampe die Arbeit machen
"Viele Leute, die sich an ihren ersten Jumps versuchen, tendieren dazu, sich instinktiv zusammen zu kauern und am Ende der Rampe abzuspringen. Lass den Kicker die Arbeit machen und nimm ihn mit stabiler Körperhaltung. Klar, deine Knie sollten leicht durchgebeugt sein, wenn du dich aber zu stark beugst, greifen die G-Kräfte und du bist nicht mehr in der Lage, in die gerade Körperhaltung zu wechseln und die Balance zu finden. Dann wird es gefährlich."
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Lehne dich bei Landungen nicht zurück
"Alles läuft auf die Balance und die physische Kraft hinaus. Durch die G-Kräfte wirst du schnell merken, dass du dazu tendierst, dich zu drehen und du willst nicht in Rückenlage landen. Achte also darauf, dass du deine Knie leicht durchdrückst - etwa so, als würdest du in einem Sessel sitzen. Das verschafft dir etwas Kontrolle. Versuche, das Gewicht in dein Zentrum zu verlegen, finde die Kraft für einen Squat, lande auf dem Schnee und stehe erst dann wieder auf. Andernfalls hast du das Risiko, dass du bei der Landung stürzt."
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Halte den Kopf oben
"Um einen Jump zu perfektionieren und die volle Kontrolle zu behalten, während sich dein Körper dreht, solltest du die Position deines Kopfes anpassen. Halte deinen Kopf immer oben, während dein Blick nach vorne gerichtet sein sollte. Blicke also, sobald du abspringst, auf den Boden - dein Körper wird den Rest erledigen. Bewegst du deinen Kopf zu sehr, endet das meistens im Chaos."
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Verpasse keine Freestyle-Events
"An vielen Locations finden Fresstyle-Abende statt, an denen die Organisatoren Rails verschiedenster Größen aufbauen, um darauf zu trainieren. Solche Events eignen sich perfekt für alle Einsteiger:innen, da Rails in der Regel sehr einschüchternd wirken können. Oft finden sich auch kleinere Boxen, die dir dabei helfen, dich an das Sliden anzunähern. Sobald es dir gelingt, dich zu überwinden, solltest du versuchen, sie seitlich zu nehmen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie es ist, auf Skiern zu springen. Sobald du das geschafft hast, kannst du dasselbe auf einer Rail versuchen. Balance ist hier alles. Zuhause verwende ich oft ein Balance-Board, das aussieht wie ein Skateboard."
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Mach vor jedem Ski-Trip deine Hausaufgaben
"Es gibt im Skigebiet Laax in der Schweiz einen berühmten Snow-Park, der den halben Berg abdeckt. Daneben findet sich eine Freestyle Academy, komplette ausgestattet mit Skatepark, Trampolinen und speziellen Skis mit Rädern, um abseits des Schnees trainieren zu können. In Amerika dagegen gibt es einen Ort namens Woodward in Park City (Utah), der ebenfalls Trampoline und Schaumstoffbecken bietet, um die Tricks ohne Sicherheitsbedenken üben zu können."
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Halte dich nicht nur an Pisten
"Innerhalb der Welt des Freeskiings gibt es 'Freeride Skiing' oder 'Backcountry Skiing', wo du abseits der Piste auf natürlichem Terrain unterwegs bist. Sobald du die notwendigen Skills und das Equipment hast und Lawinenrisiken einschätzen kannst, hast du die Möglichkeit, überall auf der Welt hinzureisen, wo es Schnee gibt, um deine ganz eigene Skitour zu absolvieren. Es ist eine großartige Möglichkeit, um bergiges Terrain zu erkunden."
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