Was kennzeichnet ein gutes Klettergebiet? "Hängt vom Level ab, auf dem ich klettere", antwortet Alex Megos. Für den Elite-Sportkletterer aus Erlangen muss ein gutes Klettergebiet gut aussehen und einiges an schweren Routen bereithalten: "Wenn ich schon mal da bin, will ich auch zu tun haben", lacht Alex.
Für Anfänger und Fortgeschrittene komme es dagegen vor allem darauf an, dass es für das jeweilige Klettergebiet einen guten Kletterführer gibt, so Alex weiter: "Außerdem ist es für Anfänger wichtig, dass die Haken nicht zu weit auseinander hängen."
Der Teufel, so viel ist klar, liegt auch bei der Bewertung von Klettergebieten im Detail. Gut, dass uns mit Alex Megos ein echter Ausnahme-Athlet zur Seite steht, um Deutschland anhand seiner Klettergebiete neu zu vermessen...
Das Frankenjura ist das bekannteste Klettergebiet Deutschlands und auch international bekannt. Mit über 12.000 verschiedenen Kletterrouten ist es zudem eines der größten Klettergebiete der Welt. Selbst ich, der Klettergebiete für gewöhnlich recht schnell abhakt, habe rund zehn Jahre gebraucht, bis ich in der Fränkischen alles geklettert habe!
Ich kann von Glück reden, dass das Frankenjura mein Homespot ist: Für Kletterer ist es wie ein riesengroßer dreieckiger Märchenwald, der zwischen den Städten Erlangen, Bamberg und Bayreuth liegt. Eine Besonderheit im Frankenjura ist, dass die Felsen im Wald versteckt und relativ klein sind. Das heißt, im Frankenjura verteilt es sich sehr gut, sodass man selbst an vollen Wochenenden vollkommen allein klettern kann.
Das Elbsandstein ist ein Klettergebiet in der Nähe von Dresden, in der Sächsischen Schweiz. Als eines der traditionsreichsten Klettergebiete der Welt herrschen dort extrem strenge Ethikregeln: Es darf beispielsweise kein Chalk verwendet werden und auch die Haken in den Routen müssen recht weite Abstände haben. Aus diesem Grund ist das Elbsandstein nur eingeschränkt zu empfehlen, weil die Sicherungsmöglichkeiten in der Wand dadurch eingeschränkt sind.
Wer es dennoch wagen will, sollte sich einen ortskundigen Guide organisieren, der einem zeigt, was im Elbsandstein wo erlaubt ist und Sinn macht. Zwar gibt es im Elbsandstein keine besonders schweren Routen, dafür wartet jedoch ein etwas anderes Klettererlebnis in malerischer Umgebung, das allerdings Fortgeschrittenen und Profis vorbehalten ist.
3. Pfalz
Gestein:
Rotgrauer Sandstein
Größe:
Über 1.000 Routen und Felsen
Schwierigkeitsgrad:
Leicht bis Schwer
Level:
Anfänger bis Profis
Klettern in der Pfalz ist, ähnlich wie im Elbsandstein, aufgrund der hohen freistehenden Sandsteintürme dort ein besonderes Erlebnis, nur ohne die strengen Ethikregeln. Zwar ist die Pfalz ein kleineres Klettergebiet, dafür findet dort jeder die richtige Route für sich. Auch weil es für das Gebiet viele gute Kletterführer gibt.
Mein Trainer kommt aus der Pfalz, trotzdem war ich selbst schon längere Zeit nicht mehr dort. Ich würde dort aber gerne mal wieder klettern, weil es dort nicht aussieht, als wäre man noch in Deutschland. Gefühlt könnten die Felsen der Pfalz auch in Utah stehen.
Auf halber Strecke zwischen München und Nürnberg gelegen kann man im Althmühltal, wie in den meisten Klettergebieten, auch sehr gut wandern, sollte man irgendwann keine Lust mehr auf Klettern haben. Vom Aussehen her ähnelt das Klettergebiet Altmühltal dem Frankenjura: auch hier ist die Gesteinsart grauer Kalk, der oft löchrig ist. Eine besondere Charakteristik des Altmühltals ist, dass die Kletterei dort öfter sehr technisch und senkrecht ist.
Eine der berühmtesten Wände dort, die Kastlwand, war 1984 Schauplatz von Wolfgang Güllichs weltweit erster Zehner-Eröffnung mit der Route "Kanal im Rücken". Das war damals die erste Route der Schwierigkeit 10 in Deutschland. Zudem hat der Engländer Jerry Moffatt am selben Fels 1983 „The Face“ erstbegangen, die erste 10- der Welt. Das Altmühltal ist also nicht nur ein sehr schönes, abwechslungsreiches Klettergebiet sondern auch ein sehr geschichtsträchtiges.
5. Schwarzwald
Gestein:
Quarzkonglomerat, Gleismix, Granit
Größe:
Ca. 1.000 Routen
Schwierigkeitsgrad:
Superleicht bis mittelschwer
Level:
Anfänger bis Fortgeschrittene
Ich selbst war noch nie im Schwarzwald, habe aber viel Gutes über den Schwarzwald gehört. Es soll dort neben vielen Sportkletterrouten auch einige gute Routen geben, die sich zum Trad-Klettern eignen, bei dem die Sicherung ausschließlich über mobile Sicherungsmittel, wie Cams und Friends passiert, die in vorhandenen Rissen oder Löchern platziert werden. Es eignet sich also auch für Alpinisten.
Allerdings gibt es im Schwarzwald keine wirklich schweren Routen, weshalb sich dieses Klettergebiet sehr für Anfänger bis Fortgeschrittene eignet.
Der Harz ist ein weiteres Klettergebiet in dem ich noch nie war, wo ich aber unbedingt bald mal hin möchte. Im Harz soll man nicht nur hervorragend klettern sondern auch super bouldern können. Zumindest gibt es zahlreiche sehr gute Boulder- und Kletterführer – insbesondere über das Okertal.
Einziges Manko im Harz: Es gibt keine schweren Routen. Das macht den Harz zum perfekten Klettergebiet für Anfänger und Fortgeschrittene.
7. Kochel am See – Geheimtipp!
Gestein:
Kalkgestein (sehr leistig)
Größe:
Ca. 500 Routen an über 30 Felsen
Schwierigkeitsgrad:
Mittel bis schwer
Level:
Fortgeschrittene bis Profis
In Kochel war ich das letzte Mal als 13-Jähriger klettern – und schon damals hat es richtig Laune gemacht, dort unterwegs zu sein. Damals war ich dort Bouldern, ich erinnere mich aber noch, dass ich lieber Seilgeklettert wäre (lacht). Es gibt dort einfach viele Wände die super aussehen und teils sehr anspruchsvoll sind. Ich hab mir damals gesagt, hier kommst du nochmal her zum Klettern, habe es bisher aber nicht geschafft.
Aus dieser Liste ist Kochel auf jeden Fall mein Geheimtipp! Zum einen, weil die Routen dort von Fortgeschrittenen bis zu Profis reichen, von denen es auch einige im Grad Neuner gibt. Zum anderen haben dort viele starke Kletterer aus dem Raum München, schon einige schwere Erstbegehungen gemacht.