Möwe
© Philipp Schuster
Music

Backstage mit Möwe: Lastenaufzüge, Fake-Chatverläufe und Taylor Swift

Das Wiener DJ-Duo zeigt uns das Leben hinter der Bühne: Möwe über ihre schönsten und schlimmsten Backstage-Erlebnisse, ihre nächste große Collaboration und worum es beim Musikmachen eigentlich geht.
Autor: Alexander Dollischal
6 min readPublished on
Der Weg zum Erfolg im Musikbusiness ist kein einfacher. Das wissen auch Clemens und Meli, die bereits über Österreichs Grenzen hinweg als das DJ-Duo Möwe bekannt sind. Millionen von Streams, ein Remix für Rita Ora und unzählige Live-Shows zählen unter anderem zu ihren Erfolgen. Mit vielen Live-Shows kommen automatisch auch viele Backstageräume ins Spiel. Was ein guter Backstageraum braucht, wo es die schönsten Bereiche für Künstler gibt und warum sie gerne Taylor Swift in ihrem Backstageraum hätten, haben uns die beiden im Interview verraten.
Wir sitzen hier in eurem Backstageraum beim Red Bull & Ö3 Konzertspektakel. Habt ihr alles, was ihr braucht oder fehlt euch etwas?
Clemens: Nein, es ist alles da: Eine Couch, ein paar Sesseln, ausreichend Drinks, wir sind happy.
Meli: Apropos, gibt’s eigentlich Bier?
Clemens: Ich hab noch nicht in den Kühlschrank geschaut.
Meli: Okay, das müssen wir noch checken, haha.
Was darf in eurem Backstageraum generell nicht fehlen?
Clemens: Wir waren eigentlich immer relativ pflegeleicht, oder?
Meli: Voll, eine Couch oder irgendetwas zum Sitzen ist schon wichtig, sonst haben wir keine bestimmten Ansprüche.
Was war der schönste und der schlimmste Backstageraum, in dem ihr jemals wart?
Clemens: Die schönsten Backstageräume gibt’s eigentlich auf Festivals. Im schlimmsten Fall gibt’s keinen Backstageraum und du musst mit deinem Equipment direkt hinter der Bühne warten bis du dran bist. Das ist nicht cool.
Meli: Aber der coolste Backstageraum, in dem wir waren, war ein Aufzug.
Clemens: Stimmt, wir waren bei einem Event in der Schweiz und unser Backstageraum war ein riesiger Lastenaufzug. Das war richtig krass.
Wer kommt sicher nicht in euren Backstageraum und warum?
Meli: Im Grunde genommen kann jeder in unseren Backstageraum kommen, aber ein Zeitpunkt, zu dem wir niemanden hier haben wollen, ist direkt nach der Show. Da brauchen wir Zeit, um herunterzukommen und wollen kurz anti-social sein. 15 bis 20 Minuten später öffnen wir dann die Pforten, dann darf jeder kommen und gehen, da sind wir easy.
Mit welchem Künstler wollt ihr unbedingt mal im Backstage sitzen? Und worüber würdet ihr reden?
Meli: Echt schwierig. Bei mir wäre es trotzdem Taylor Swift. Ich würde einfach gerne mit ihr über persönliche Dinge plaudern, also ich hätte keine konkrete Frage. Ich würde einfach quatschen wollen.
Clemens: Worüber?
Meli: Keine Ahnung, wie es ihr so geht, ob ihr Musik noch so viel Spaß macht wie am ersten Tag, oder wie das ist, wenn man so absurd berühmt und erfolgreich ist. Ganz basic.
Reden wir ein bisschen über Musik: Ihr habt immer wieder Featurings in euren Produktionen - was war die coolste Collaboration bis jetzt und warum?
Meli: Naja, die coolste Collaboration kommt eigentlich erst: Anfang nächsten Jahres werden wir einen gemeinsamen Release mit Conor Maynard haben – ich denke, das ist die coolste Collab, die wir bis jetzt auf die Beine gestellt haben. Und noch ein Spoiler: Der Song heißt „Talk To Me“.
Wieso war das die coolste Collaboration bis jetzt?
Meli: Wir verfolgen Conor schon seit Ewigkeiten auf seinem YouTube-Channel und feiern seine Stimme, weil er ein bisschen nach Justin Bieber klingt und das ist nie ein Nachteil.
Wie kann man sich den Weg von der ersten Mail bis hin zur fixierten Collaboration vorstellen?
Clemens: Sehr, haha. Das war monatelanges Schwitzen und Bangen bis das wirklich zu einer fixierten Geschichte wurde, aber unsere Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt. Vor allem die Studio-Sessions zeittechnisch einzuplanen, so dass es für alle passt, war ein Prozess. Der wohnt ja nicht um’s Eck.
Wie sieht die Kommunikation zwischen Conor und Möwe aus?
Meli: Im Grunde ist es sehr unpersönlich, weil wir nie mit ihm persönlich sprechen, sondern unsere Managements als Sprachrohr agieren. Das klingt jetzt lame, aber das ist so.
Hm. Das bedeutet, dass all diese Chatverläufe, die Musiker aktuell gerne als Teaser für ihre nächste Collab auf Social Media verwenden, Fake sind. Richtig?
(beiden lachen laut)
Clemens: Das wissen wir nicht. Ich glaube, es kommt auf den Künstler an.
Meli: Rita Ora hat uns mal animierte Emojis geschickt, als wir einen Remix für sie produziert haben. Da haben wir uns logischerweise gefreut wie kleine Kinder, weil das einfach nicht alltäglich ist.
Mit welchem Künstler wollt ihr unbedingt mal zusammenarbeiten?
Meli: Taylor Swift.
Clemens: Ed Sheeran oder Justin Bieber wären nice.
Meli: Zu Rita Ora würde ich auch nicht nein sagen.
Wie sieht es in Österreich aus?
Clemens: Filous. Er ist zwar auch Produzent, aber das würde gut passen.
Ein Herz und eine Seele: Möwe und der Beat

Ein Herz und eine Seele: Möwe und der Beat

© Philipp Schuster

Inwiefern unterscheiden sich eure Produktionen von klassischen Pop-Produktionen?
Meli: Ich denke, der Unterschied liegt im Detail. An der Stelle, wo im Pop-Song die weiche und verspielte Gitarre einsteigt, massiert dir in unserem Track ein massiver Synth den Nacken. Wenn du Musik für’s Radio machen möchtest, kannst du den Synth nicht nehmen. Die Hörer, die Radiomusik konsumieren, müssen deinen Song verstehen – da sind komplizierte und schwere Soundelemente fehl am Platz.
Spielt ihr Instrumente auch selbst ein oder setzt ihr ausschließlich auf digitale Sounds?
Clemens: Klar, also bei Gitarren geht es auch gar nicht anders, oder?
Meli: Stimmt, es gibt kein Gitarren-Plug-In, das gut genug ist, um eine echte Gitarre wirklich zu simulieren. Das spielen wir alles selbst ein.
Habt ihr ein Signature-Instrument oder Sound-Element, das ihr immer wieder verwendet?
Meli: Ja, aber das ändert sich immer wieder: In all unseren Tracks gibt’s ein markantes Gitarren-Riff, das wurde mittlerweile von einer gepfiffenen Melodie als Signature-Sound abgelöst.
Was braucht ein Song, damit er zu einem Möwe-Song wird? Was ist euch besonders wichtig?
Clemens: Die Hook ist das entscheidende Element.
Meli: Die Stimme und die Lyrics sind uns extrem wichtig, damit verbringen wir auch die meiste Zeit der Arbeit.
Clemens: Wenn wir Club-Tracks produzieren, dann achten wir vor allem auf die Kick und den Bass – das muss fetzen und bis in die letzte Reihe vibrieren.
Das klingt so, als würdet ihr im Songwriting immer mit den Lyrics beginnen...
Clemens: Genau, wir starten mit Gitarre, Piano und Vocals.
Meli: Und erst wenn das Gerüst von dem Track steht, gehen wir weiter ins Detail. Manchmal ändert sich das Gerüst bis zur finalen Version 30 Mal und manchmal ändert es sich gar nicht. Aber es ist die Basis für alles weitere, was damit dann passiert.
Clemens: Wir sind auch keine Hustler, was den Prozess betrifft. Wir nehmen uns für die Produktion so viel Zeit wie wir eben benötigen.
Es gibt wahrscheinlich tausende talentierte Produzenten, die genau jetzt in ihrem Hinterzimmer sitzen und seit Jahren an ihren Produktionen feilen – welchen Tipp gebt ihr diesen Menschen?
Meli: Dran bleiben, Musik veröffentlichen und aus eigener Kraft eine Fanbase erschaffen. Du musst dich selbst auf den Markt katapultieren, das wird dir niemand abnehmen. Das ist die nüchterne Realität.
Clemens: Du musst immer an deine Musik glauben, egal was andere sagen. Einfach weitermachen.

Unsere Partner