Der Held fährt mit seinem Fahrzeug an ein paar Pokémon vorbei
© The Pokémon Company
Games

Fotografier' sie alle! So gut ist New Pokémon Snap

Auf ins Foto-Abenteuer! New Pokémon Snap lädt euch zur Taschen-Monster-Safari ein.
Autor: Matthias Regge (@PrinnyTonic)
5 min readPublished on
Es ist Sommer 2000. Pokémon Blau und Rot sind vor einem Jahr erschienen und die Taschenmonster reiten auf einem Pop-Kultur-Taifun. Der Anime läuft fast täglich im Fernsehen, die Sammelkarten können sich kaum in den Regalen halten und Pokémon Stadium hat das Franchise-Debut auf dem Nintendo 64 gefeiert.
In diesem Klima ist eines der beliebtesten Spin-Offs der Pokémon-Reihe erschienen: Pokémon Snap. Anstatt auf ein episches Abenteuer zu gehen, in dem ihr die kleinen (und großen) Monster sammelt, trainiert und gemeinsam mit ihnen Arena-Kämpfe austragt, ist euer Job in Snap, die Dokumentation der Pokémon in ihrem natürlichen Lebensraum. Mit jeder neuen Nintendo-Konsole hofften Fans auf eine Fortsetzung des beliebten Foto-Shooters. Nach 21 Jahren wird dieses Wunsch mit New Pokémon Snap für die Nintendo Switch endlich erfüllt.

Fixe Routen, wilde Pokémon

New Pokémon Snap spielt in der Lentil-Region. Diese besteht aus mehreren Inseln, mit unterschiedlichen Biotopen, in denen zahlreiche Taschenmonster leben. Euch erwarten unter anderem ein grüner Park, ein überwucherter Dschungel, sonnige Strände und sengende Wüsten. Eure Aufgabe: Bemannt das Neo-One-Mobil von Professor Mirror und fotografiert die in der Region lebenden Pokémon.
Ein Mädchen sitzt in einem runden Gefährt mit kuppelartigem Schutzschild

Das Neo-One-Mobil schütz euren Charakter vor der Umgebung

© The Pokémon Company

Das Spielprinzip ist dabei schnell erklärt. Ihr wählt ein Level auf den Inseln der Lentil-Region aus, um eure Fotosafari zu starten. In der Sicherheit des schwebenden Neo-One-Mobils fahrt ihr dann ungestört eine fixe Route ab, um die Flora und Fauna um euch herum zu beobachten. Diese Routen existieren dabei in unterschiedlichen Varianten, manche von ihnen müssen erst freigespielt werden. So könnt ihr eine Tour wahlweise bei Nacht, oder auf einer höheren Forschungsstufe beschreiten. Die Forschungsstufe hat dabei einen Einfluss darauf, welche Pokémon ihr auf eurer Durchfahrt antreffen könnt.
Und es gibt jede Menge Pokémon zu treffen. Um euch herum passieren ständig spannende Dinge. Dabei ist euer Ziel, die Taschenmonster in den Sucher eurer Kamera zu bekommen und den Auslöser zu betätigen. Am Ende eurer Tour werden diese Bilder dann bewertet. Dabei zählt nicht nur, wie nah ihr das Poké-Modell herangekommen seid, sondern auch ob das Motiv zentriert und euch zugewandt ist. Bonuspunkte gibt es für spannende Hintergründe, mehrere abgelichtete Taschenmonster und actionreiche Posen.
Pichu und Chimpep freuen sich über einen Apfel

Nicht selten ertappt man Pokémon, wie sie mit anderen Monstern spielen

© The Pokémon Company

Die Abläufe und Verhaltensweisen der Pokémon sind dabei auf jeder Instanz einer Route identisch. Wenn ihr also einen besonderen Moment verpasst habt, könnt ihr die Stage einfach neu starten und erneut versuchen, den perfekten Moment zu knipsen. Im Verlauf des Spiels bekommt ihr außerdem Werkzeuge, mit denen ihr in das Geschehen eingreifen, und damit spezielle Interaktionen hervorrufen könnt. So könnt ihr Pokémon mit Äpfeln hervorlocken oder sie dabei fotografieren, wie sie diese verputzen.
Ein Despotar wie es gerade einen Apfel isst

Schnappschuss! Despotar verschlingt einen Apfel.

© The Pokémon Company

Damit ähnelt der Ablauf einer Foto-Tour in New Pokémon Snap durchaus dem - natürlich etwas vereinfachten - Alltag eines echten Fotografen. Wer sich für die Materie interessiert, sollte sich einmal den Fotografie-Contest Red Bull Illume uns dessen Sieger ansehen.

Die Jagd auf jedes Detail

Obwohl viele Sichtungen und Aktionen von Pokémon nicht per Zufall generiert, sondern pro Route fixiert sind, dauert es eine ganze Weile, bis sich Langeweile einstellt. Gerade zu Beginn weiß man gar nicht, wo man hinsehen soll. Um einen herum wuselt es permanent, und es ist leicht die Taschenmonster, die sich nicht direkt auf Augenhöhe befinden zu übersehen. Selbst dann kann es immer vorkommen, dass man eindrucksvolle Momente verpasst, die dann von Professor Mirror mit einer höheren Sterne-Wertung belohnt werden.
Durch das Freischalten von euren zusätzlichen Werkzeugen lohnen sich auch Abstecher auf bereits besuchte Routen. Einige Pokémon können erst mit den entsprechenden Items entdeckt oder zu besonderen Aktionen verführt werden. An manchen Stellen könnt ihr auch Abzweigungen entdecken, die eure Tour in eine ander Richtung fortführen. Die Level sind wie interaktive Vergnügungspark-Attraktionen - man braucht eine ganze Weile, bis man jedes Detail entdeckt, und sich an allem satt gesehen hat.
Wailmer brüllt ein zurückschreckendes Octillery an

Wailmer streitet sich mit Octillery - schnell fotografieren!

© The Pokémon Company

Und selbst wenn man jede Ecke erforscht hat, ist die Lentil-Region für Highscore-Jäger und Hobby-Fotografen immer noch einen Besuch wert. Sei es, weil man nur die besten Pokémon-Bilder für den Foto-Dex sammeln möchte, oder die perfekte Aufnahme seines Lieblingsmonster schießen möchte: Es gibt reichlich zu tun. Sogar ein Bearbeitungsmodus mit unterschiedlichen Stickern, Filtern und Kamera-Settings wartet auf einen.
Wer sich für Kamera-Modi in anderen Spielen interessiert, der sollte einen Blick auf Red Bull Capture Point werfen. Unter dem Hashtag #RedBullCapturePoint findet ihr zum Beispiel auch Dokumentationen von Entwicklern, wie Naughty Dog, die erklären, warum für sie ein Foto-Modus relevant ist.

Technisch liebevolle Poké-Tour

Die Technik von New Pokémon Snap sorgt dafür, dass ihr euch jederzeit wirklich als Teil eines Ökosystems fühlt. Die Grafik ist bunt, liebevoll und strotzt nur so vor Charme. Die Animationen der Pokémon sind detailliert und jede Tour ist gefüllt mit niedlichen Momenten und spaßigen Easter Eggs. Da jedes Level auf einer festgeschrieben Route spielt, ist es natürlich wesentlich leichter diese optisch aufzubereiten, als in einem Open World-Spiel. Man kommt allerdings nicht an dem Gedanken vorbei, dass man sich diese Maß an grafischem Niveau auch für die Hauptspiele der Pokémon-Reihe wünscht.
Der Sound spielt ebenfalls eine essenzielle Rolle. Musikalisch hält sich New Pokémon Snap eher bedeckt. Dafür sind die Geräusche der Pokémon umso wichtiger. Jeder Laut, jedes Rascheln im Gebüsch macht euch darauf Aufmerksam, dass es hier eventuell mehr zu entdecken gibt, als man auf den ersten Blick vermuten mag.
Driftlons fliegen in den Sonnenuntergang

Die Optik und Stimmung von New Pokémon Snap sind überragend

© The Pokémon Company

Das Foto-Gameplay von Pokémon Snap ist nachwievor einzigartig, motivierend und überrascht an vielen Ecken der zahlreichen Stages. Aber gerade Franchise-Kenner kommen hier voll auf ihre Kosten. Selbst wenn man sich nur an und wann mit den Taschenmonstern beschäftigt, ist es schwer nicht jede Sekunde dieses Spiels mit einem breiten Lächeln zu verbringen. Das Maß an Liebe und Verständnis für die Welt der Pokémon, die in New Pokémon Snap geflossen ist, ist herausragend und macht es zu einem absoluten Muss für Fans. Wer sich eine entspannte, innovative Auszeit von Action-Titeln sucht, sollte auch dringend einen Blick riskieren.