Das unglaubliche Abenteuer auf Red Bull TV!
© Pablo Durana
Exploration

Per Paragleiter über die Alaskakette

Hunger, Erschöpfung, grässliche Stürme und brutales Terrain: Mit der neuen Serie „North Of Known“ auf Red Bull TV lässt du dich auf ein unglaubliches und atemberaubendes Abenteuer ein!
Autor: Tarquin Cooper
4 min readveröffentlicht am
In North Of Known gibt es eine Szene, in der sich der Abenteurer Gavin McClurg durch ein zähes Dickicht kämpft. Stundenlang ist er bereits über anspruchsvolles Terrain gewandert, seine Kleider sind zerfetzt und er kämpft buchstäblich mit dem Hunger. Auf seinem Gesicht hat sich ein Blick festgesetzt, der nur eines ausdrückt: Pure Verzweiflung.
McClurg mag zwar nicht mit bloßen Fäusten gegen einen Bären gekämpft haben, doch erleben wir hier einen wahren „The Revenant“-Moment. Er sieht sogar ähnlich wild und verstört aus wie Leonardo Di Caprio in dem Hollywood-Meisterwerk, nur besteht Gavins Geschichte darin, dass er sich vorgenommen hat, die Alaskakette mit dem Paragleiter zu durchfliegen.

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Gavin McClurg fliegt durch die Wolken

Gavin McClurg und Dave Turner nehmen uns mit auf eine Reise durch die Wolken über Alaska

Eine weitere Szene: Gavin fliegt durch einen heftigen Sturm. Sein ganzes Gesicht und seine Sonnenbrille sind voller Eis. Ein fast nicht zu ertragender Anblick.
Die meisten Leute, die ich darauf angesprochen habe, meinten „du bist so ein Vollidiot, das ist einfach nicht möglich“!
Gavin McClurg
Das Ziel von Gavins Abenteuer ist einfach erklärt: Er wollte die Alaskakette komplett von Westen nach Osten, an berühmten Bergen wie den Denali, den Foraker oder den Hunter vorbei, durchqueren und das nur mit der Hilfe seiner Füße und seines Paragleiters. In der Realität stellt sich das Ganze in der Regel aber als ganz und gar nicht einfach heraus. 
„Es wurde zuvor noch nie gemacht. Immerhin ist das die abgeschiedenste Line, die jemals mit dem Paragleiter geflogen wurde“, erzählt McClurg. Ja, er weiß, dass das eine kühne Behauptung ist, er macht aber auch klar, dass sie, bevor sie gestartet sind, absolut keine Ahnung davon hatten, ob das Ganze überhaupt möglich sein wird.

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"North of Known" GoPro-Material

Das beste POV Material von Gavin McClurg und Dave Turner Expedition durch Alaska

Und genau das war jener Punkt, der Expeditionspartner Dave Turner aus Mammoth Lakes (USA) – ein erfahrener Bergsteiger, Paragliding-Pilot und Allrounder im Tourengehen – angezogen hat.
Die Survival-Skills von Turner haben sich während der Expedition als wahre Lebensretter herausgestellt. Eine der größten Herausforderungen zuvor bestand jedoch in der Frage, wie die beiden genug Essen mit sich nehmen können, ohne sich abschleppen zu müssen. Die Lösung bestand schlussendlich darin, entlang der Route verschiedene Essens-Lager zu platzieren. Das wiederum brachte aber einen gehörigen Nachteil mit sich: Wenn die beiden zurückfallen und die einzelnen Lagerplätze nicht planmäßig erreichen würden, dann würden sie so lange nichts zu essen haben, bis sie die notwendige Strecke zurückgelegt haben. So viel sei gesagt: Am Ende lief so einiges nicht nach Plan.
McClurg und Turner überqueren den Denali

McClurg und Turner überqueren den Denali

© Pablo Durana

„Wir haben fünf Tage in einem Zelt verbracht, dann sind wir weitere drei Tage nicht weitergekommen und wir hatten im Grunde nichts mehr zu essen. Trotzdem sind wir diese Monster-Tage gegangen“, erinnert sich McClurg. „An einem Tag haben wir zu Fuß 3,6 Höhenkilometer zurückgelegt und brauchten dazu 18 Stunden. Jeder von uns hatte nur diese Instant-Packungen voll Haferflocken mit, die nicht mehr als 120 Kalorien lieferten. Wir haben sie nicht einmal gekocht, sondern das Pulver einfach in unsere Münder geschüttet. Wir waren am Verhungern.“
An einem Punkt hatte Dave die Möglichkeit, nach ein paar Forellen zu fischen. Die Bilder der Serie halten ganz genau fest, wie verzweifelt die beiden diese Fische verschlingen. „Oh mein Gott, sie schmeckten einfach himmlisch“, meint McClurg anschließend. Er fügt hinzu, dass es wichtig ist, diese Momente des Leidens festzuhalten: „Es gibt da draußen kein kumpelhaftes Gehabe.“
Eine dreiköpfige Film-Crew von Reelwater Productions folgte den beiden und versuchte so oft auf sie zu treffen, wie nur irgend möglich. Das bedeutete, dass die Crew lange Abschnitte alleine zurücklegen musste. Wenn sie aber auf McClurg und Turner traf, mussten die beiden Abenteurer dem Filmteam dabei zusehen, wie es umwerfende Mahlzeiten verspeisen durfte, während sie selbst mit ihren mageren Rationen auskommen mussten.
Flug über die Flüsse Alaskas

Flug über die Flüsse Alaskas

© Pablo Durana

Weiteres Material entstand, indem McClurg mit einer GoPro filmte. An einem Abend, nach einem besonders brutalen Tag, öffnete er sein Herz, meinte, dass alles scheiße ist und sie absolut keine Chance hätten, es zu schaffen.
„Für die Authentizität ist es wichtig, dass die Leute sehen, dass das Leiden echt ist“, erklärt McClurg. „Ich liebe solche Momente im Film. Sie nehmen das Publikum auf ehrliche Art und Weise mit und zeigen, was wirklich passiert ist.“ 
Die beiden kämpften also weiter, zunächst zusammen, dann McClurg alleine, der das, was er sechs Jahre zuvor geplant hatte, zu Ende brachte!
Am Ende ist McClurg übrigens froh, dass er keinen Revenant-Moment erlebte: „Ich habe einen Pfeffer-Spray mitgebracht, der mich vor Bären schützen sollte, doch hätte er wohl nichts genützt. Wenigstens hat er mir aber dabei geholfen, dass mir Dave in der Nacht nicht zu nahe gekommen ist.“