Warframe, ein Sci-Fi-MMO-Shooter-Adventure
© Digital Extremes
Games

Warframe: Der Phönix aus der Asche

Wie ein verzweifeltes Indie-Projekt zu einem der größten Sci-Fi-Games aller Zeiten wurde
Autor: Timo Schmidt
5 min readPublished on
Nach einigen Auftragsarbeiten stand Entwicklerstudio Digital Extremes am Rande des Ruins. Sie hatten nach etlichen Fehlschlägen und Absagen großer Publisher nur noch finanzielle Mittel für 9 Monate und standen vor einer wagemutigen Entscheidung: Sie begannen auf eigene Kosten die Entwicklung an einem Weltraum-Ninja-Spiel mit dem Codenamen Lotus – welches wir heute als Warframe kennen. Ohne zu wissen, dass dieses Projekt das angezählte Unternehmen retten und zum Legendenstatus erheben würde.
Die Ebenen von Eidolon laden mit einer Siedlung als Hub zum Verweilen ein.

Die Ebenen von Eidolon laden mit einer Siedlung als Hub zum Verweilen ein.

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Ein Experiment im freien Fall

Als Warframe erschien, war es eines der ersten Free2Play-Spiele seiner Art: wahnsinnig hochwertig produziert und völlig kostenlos zugänglich. Ein waghalsiges Experiment, gerade für ein Entwicklerteam, dem sein Geld ausging. Um das Game zu ermöglichen, gründeten Digital Extremes das Founders-Programm für Warframe: Ein eigener Vorläufer zum heutigen Kickstarter.
Interessierte Spieler konnten sich frühe Zugänge zu Alpha und Beta kaufen, erhielten zugleich exklusive optische Anpassungsmöglichkeiten. „Wir haben live zugesehen, als der erste Spieler weltweit das Großmeister-Paket kaufte.“, schwelgt Rebecca Ford in Erinnerungen. „Da hatte jemand so viel Vertrauen in unser Projekt, dass er sich direkt das größte Unterstützer-Paket für 250$ gekauft hat.“
Warframe: Cyber-Ninjas im Weltall

Warframe: Cyber-Ninjas im Weltall

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Als Warframe auf Steam erschien und die Spielerzahlen durch die Decke gingen, zeigte sich, dass Digital Extremes ihre kleine Community sofort verstand: Manche Spieler begannen einen Exploit im Bewegungssystem auszunutzen, der sie schier durch die Spielwelt fliegen ließ. Warframe war schon jeher ein recht flottes Spiel mit einem Parkour- und Nahkampf-System, welche das triste Ballern aufmischen sollten. Doch dieser Exploit brachte das Studio ins Staunen. „Jeder andere Entwickler hätte den Fehler behoben. Wir nicht,“ so Scott McGregor, Lead Designer von Warframe gegenüber NoClip. Der später offizielle, sauber überarbeitete und mittlerweile ikonische „Bulletjump“ war die Antwort auf den Exploit – der erste Schritt in einer Serie von nie endenden Dingen, die man für die Community umsetzte.
Irgendwann erreichte dies einen Punkt, der das Studio in neue Bedrängnis brachte: „Wir mussten stets zwischen diesen zwei Dingen balancieren: Fehlerbehebungen und neue Inhalte. Vor allem letzteres hielt die Spieler bei der Stange oder brachte sie zu Warframe zurück.“, erklärte Rebecca Ford.
Nach und nach fanden so auch neue, mit Echtwährung erwerbbare, Inhalte ins Spiel. Es handelte sich dabei zwar stets um kosmetische oder zeitsparende Dinge, von der Community jedoch weitgehend gern angenommen. Eines Tages kaufte jemand unter anderem über zweihundert Zufalls-Farben für seinen Begleiter in Warframe und die Entwickler erkannten, dass sie einen Spielautomaten erschaffen hatten. Im krassen Kontrast zu anderen Entwicklern und Publishern entschied man jedoch, hier gegenzusteuern, da man das Geld nicht auf diese Art verdienen wollte. „Wir änderten das Konzept und machten Dinge wie käufliche Respawns kostenlos."

Eine blühende Zukunft

Eine der größten Stärken Warframes sind seine regelmäßigen, gigantischen Updates. Durch sie entwickelt sich das Spiel ständig weiter, verbessert die Spielbarkeit und erhöht den Spaß am Game selbst. Hier sind einige der wichtigsten Meilensteine in der Geschichte des Sci-Fi-MMO.

Parkour 2.0 (2015)

Wie eingangs erwähnt, wurde das Bewegungssystems des Spiels immens auf Basis des Spieler-Feedbacks und sogar verschiedener, einstiger Spieler-Exploits überarbeitet. Neben vielen Dingen, wie etwa Wandläufen (ohne Ausdauerverbrauch), Mehrfachsprünge und Angriffe beim Rutschen, gesellte sich das legendäre Bulletjumping hinzu. Durch einen Sprung mit einer vorwärts gerichteten Pirouette nimmt der Warframe an unglaublicher Geschwindigkeit zu. Der Signature-Move des Spiels ist geboren.

The Second Dream & The War Within (2015)

Mit einer Reihe neuer Kampagnen-Quests, welche die Hintergründe rund um Lotus, den ewig währenden Krieg zwischen den Fraktionen und letzten Endes mit „The Second Dream“ einen gigantischen Twist bezüglich der spielerkontrollierten, namensgebenden Warframes selbst, entwickelte sich nach und nach Sinclairs Vision von Warframe.

Plains of Eidolon (2017)

Mit den Ebenen von Eidolon hielt das erste Mal eine offene Spielwelt in Warframe Einzug. Das Spiel war vorher durch seine markanten, zufallsgenerierten Schlauchlevels bekannt; bietet mit PoE nun erkundbare Areale inklusive einer Siedlung und vieler Geheimnisse um die namensgebenden Eidolone.

Fortuna (Ende 2018)

Mit Fortuna bescherte DE die Spieler die zweite offene Spielweilt: Der gleichnamigen, verschneiten Venus-Region. Ungleich der eben erwähnten Ebenen fokussiert sich der neue Inhalt auf die Schicksale einer Untergrund-Kolonie und ihrer Befreiung. Wieder beweist DE, dass sie cineastische Questreihen draufhaben und dieses kostenlose Add-On lockte auch die meisten neuen Spieler an.

The New War (voraussichtlich Ende 2019)

Am Horizont wartet bereits vieles Neues auf die kostenlosen Space-Ninjas: Mit „The New War“ hält die langerwartete Fortsetzung der sogenannten „cinematic Questlines“ viele spannende Twists im Warframe-Universum bereit – etwas, worauf sich ein Großteil der Community sehr freut: So rauben einem bereits existierende Questreihen (wie beispielsweise „The War Within“) mit ihren Twists schier den Verstand.

Empyrean (voraussichtlich Ende 2019)

Wem das nicht reicht, darf sich auf die bald erscheinenden „Empyrean“-Erweiterung freuen – riesige steuerbare Kampfschiffe für euch und eure Teammitglieder. Hierbei übernimmt jeder eine eigene Rolle, kann sich während des Flugs und Gefechts frei auf dem Schiff bewegen und sogar parallel hierzu umliegende Strukturen erkunden. Das Ganze kommt mit einem neuartigen „Teamlink“ getauften Feature daher: Schiffe im Orbit bestimmter Planeten können anderen Teams mit anderen Spielern dediziert Luftunterstützung geben und so beispielsweise Kernsysteme am Boden lahmlegen.
Wie ihr seht ist Warframe mitten in seiner Blüte. Mit Digital Extremes Vision und Ideenreichtum, den vielen neuen Inhalte, sowie der spannenden Tatsache, dass sich das Spiel völlig kostenfrei auf gänzlich allen Konsolen nebst PC spielen lässt, wartet ein großartiges Abenteuer auf euch.