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Läufer beim Sonnenaufgang
© pixabay.com
Running
Die Geschichte des Laufens – von der Steinzeit bis heute
Das Laufen ist dem Menschen angeboren. Schon unsere Vorfahren taten es – beim Jagen und Sammeln. Heute dient es vor allem der Gesundheit und dem sportlichen Wettkampf.
Autor: Henner Thies
7 min readUpdated on
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Laufen ist ein globales Phänomen – der Wings for Life World Run ist dafür das beste Beispiel. Doch woher kommt die Laufbegeisterung der Menschen? Warum laufen allein in Deutschland laut DLV über 20 Millionen Menschen regelmäßig? Wie kommt es, dass es heute weltweit unzählige Jedermann-Läufe, Marathons, Crossläufe, OCRs und Charity-Läufe gibt? Die Antwort liegt in unserer Geschichte, die auf das Engste mit dem Laufen verbunden ist.
4 MinLaufmotivation à la Flo NeuschwanderIn diesem Video gibt Ultrarunner Florian Neuschwander wertvolle Tipps zum Lauftraining für den Wings for Life World Run.
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Laufen in der Steinzeit – ein Jagdinstrument

Die Geschichte des Laufens ist so alt wie der Mensch selbst. Schon unsere Vorfahren waren auf das Laufen angewiesen, um ihr Überleben zu sichern. Erste Beweise dafür liefern Höhlenmalereien aus der Steinzeit, die Männer bei der Jagd zeigen.
Fun Fact: Experten gehen davon aus, dass Buschmänner aus der Kalahari bereits Vorläufer der heutigen Spikes nutzten, um sich im sandigen Boden besser und schneller fortzubewegen. Das legen Funde von Bastsandalen mit Dornenspikes und Ledersandalen mit schnabelförmigen Spitzen daran nahe.
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Laufen in der Antike – Multitool der Herrschenden

In den rund 2.000 Jahren bis zur Antike professionalisierte sich das Laufen vom bloßen Mittel der Nahrungsbeschaffung zum Multitool der Herrschenden. Pharaonen in Ägypten ließen Landvermesser die Grenzen ihres Reichs ablaufen. Alexander der Große begann auf seinen Feldzügen die eroberten Gebiete mithilfe von Schrittzählern zu kartographieren. Die Griechen ließen professionelle Läufer Botschaften aller Art überbringen und starteten so wohl den ersten Messenger Dienst.
Christian Schiester läuft während des Sail and Run Projekts in der östlichen Wüste Ägyptens am 1. Februar 2017 durch eine Wüste.
Christian Schiester auf den Spuren der Botenläufer im alten Ägypten...© Harald Tauderer/Red Bull Content Pool
Der bis dato berühmteste Botenläufer dieser Zeit ist Pheidippides, auch Diomedon genannt. Der Legende nach lief er im Jahr 490 v. Vhr. rund 40 km von Marathon – wo die Griechen überraschend eine Schlacht gegen übermächtige Perser gewonnen hatten – nach Athen um dort den Sieg zu verkünden. Unmittelbar danach brach er vor Anstrengung zusammen und starb. Dieser Lauf des Pheidippides gilt als historische Basis für die heutige Marathon-Strecke von 42,195 km.
Die ersten bekannten sportlichen Wettläufe fanden ebenfalls in Griechenland statt. Zuerst als Kampftraining, später auch als Teil der Olympischen Spiele der Antike. Dabei gab es schon bald drei Laufwettbewerbe: den Stadionlauf über 190 m, den Langlauf über 1.500 m und den Waffenlauf in voller Rüstung über rund 2.000 m.
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Laufen im Mittelalter – um Gottes Willen!

Auch im Mittelalter wurde gelaufen: Beim Pilgern, auf Kreuzzügen und bei Botenläufen. Allerdings verlor das Laufen zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert deutlich an Ansehen. Denn Kirche und Christen lehnten jegliche körperliche Betätigung als Selbstzweck ab – dazu gehörten auch sportliche Wettkämpfe.
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Laufen in der Neuzeit – per pedes um die Welt

Ab dem späten 16. Jahrhundert erlebte das Laufen eine Wiedergeburt. Die Wiege des modernen Laufsports: England. Der Startschuss fällt mit den Sechstageläufen (am siebten Tag, am Sonntag, musste man ruhen), die ab dem 17. Jahrhundert beim Adel immer populärer werden. Parallel entwickelt sich – als Gegenbewegung zu den herrschaftlichen Fortbewegungsmitteln wie Kutsche, Pferd und Zweirad – der Pedestrianismus, also das Fußgängertum, dessen Anhänger sich einzig und allein auf die Fortbewegung auf ihren eigenen zwei Beinen stützen.
Ab dem 18. Jahrhundert wurden Langstreckenläufe immer beliebter, die zum Teil vergütet, und auf die stets gewettet wurde. Der bekannteste deutsche Pedestrianist aus dieser Zeit ist Fritz Käpernick. Er gewann 1881 das prestigeträchtige 600 km-Rennen von Berlin nach Wien, das er in drei Tage und 20 Stunden absolvierte.
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1896: Spyridon Louis hievt Laufen in die Moderne

1896 beginnt die Blütezeit des Laufsports. Mit den Olympischen Spielen der Moderne gewinnen Laufwettbewerbe international an Stellenwert und die heute gängigen Laufdistanzen werden immer populärer – vom 100-Meter-Sprintrennen bis zum Marathonlauf, der zuerst 38 km beträgt, ab 1900 40,2 km und seit 1908, aufgrund eines Wunsches aus dem englischen Königshaus, die den Start vom Fenster ihres Palasts sehen wollten, exakt 42,195 km misst.
Erster offizieller Olympiasieger der Moderne über die Marathondistanz war der Grieche Spyridon Louis, ein Schafhirte und Soldat, der die 42 km am 10. April 1896 in 2:58:50 h lief.
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Laufen heute: Von Prefontaine bis Kipchoge

Mit der gesteigerten Aufmerksamkeit und der zunehmenden Spezialisierung der einzelnen Laufwettbewerbe rücken in den nächsten Jahrzehnten einzelne, besonders erfolgreiche Läufer:innen immer mehr in den Fokus, gewinnen an Einfluss und helfen gleichzeitig ihren Sport populärer zu machen. Einer der ersten echten Stars des Laufsports ist der US-amerikanische Langstreckenläufer Steve Prefontaine, der in den 1970er Jahre große Erfolge feiert.
„Wenn ich an Steve Prefontaine denke, hab‘ ich einen Typen vor Augen, der einfach sein Ding gemacht hat und gerannt ist, wie er Lust hatte“, schwärmt Ultrarunner Flo Neuschwander von seinem ersten Lauf-Idol. „Der ist immer Vollgas und mit seinem ganzen Herzen gerannt. Das fand ich beeindruckend. Er war ein echter Vorreiter, auch abseits des Laufens.“ Tragischerweise stirbt Prefontaine 1975 im Alter von 24 Jahren bei einem Autounfall.
Prefontaine und dessen damaliger Trainer Bill Bowerman haben außerdem maßgeblich dazu beigetragen, den Laufsport von der Tartanbahn auf die Straße zu bringen, indem sie halfen, aus der reinen Sportart einen Lifestyle zu machen. Die Idee dazu brachte Bowermann von einem Besuch in Neuseeland mit, wo Arthur Lydiard 1962 den ersten Jogging-Klub der Welt eröffnete. Zurück in den USA pushte Bowermann Laufen als Breitensport, gründete die Sportmarke Nike und produzierte die ersten modernen Laufschuhe für die breite Masse.
Florian Neuschwander beim Wings for Life World Run in München.© Marcel Lämmerhirt dla Wings for Life World Run
Mein größtes Idol Anfang der 90er war Haile Gebrselassie.
Dank Aushängeschildern wie Steve Prefontaine wollen in den 1970er und 80er Jahre nicht mehr nur ambitionierte Leichtathlet:innen laufen. Auch in Deutschland und dem Rest der Welt kommt die Laufbewegung an. Laufen ist in. Dies- und jenseits der Tartanbahnen internationaler Wettkämpfe.
„Je mehr WMs und Olympische Spiele ich geguckt habe, desto mehr Idole sind mir untergekommen“, erinnert sich Neuschwander. Damals selbst frisch im Laufverein und Feuer und Flamme fürs Laufen: „Mein größtes Idol Anfang der 90er war Haile Gebrselassie. Das war der erste Superstar-Langstreckenläufer. Er ist auch als Erster den Marathon in unter 2:04 Stunden gelaufen, in vergleichsweise rudimentären Schuhen!“ Neuschwander lacht: „Der war schon krass. Mittlerweile gibt es sehr viele wirklich gute Läufer:innen, aber früher war Haile ziemlich allein an der Spitze. Meinen ersten Rekord, den Saarland-Rekord, bin ich komplett im Haile-Outfit gerannt, 10.000 Meter auf der Bahn.“
Bis in die 2020er Jahre diversifiziert und professionalisiert sich der Laufsport rasant schnell. Bis in den Breitensport hinein: Neben den olympischen Laufdisziplinen gibt es heute Jedermann-Läufe, Marathons, Crossläufe, OCRs, und Charity-Läufe in fast jeder Stadt. Laufen ist ein globales Phänomen geworden – der Wings for Life World Run ist dafür das beste Beispiel.
„Wie sehr sich das Niveau über die Jahre gesteigert hat, merke ich an meinen alten Zeiten“, lacht Neuschwander: „Ich bin den Halbmarathon mal in 66 Minuten gelaufen und war damit Deutscher Vizemeister! Das laufen die Jungs heute easy als Trainingsläufchen. Die Leistungsdichte hat extrem zugenommen.“ Grund dafür sind wissenschaftlich optimierte Trainingsmethoden und Technologien. „Mittlerweile machen selbst ambitionierte Freizeitsportler Doppel-Threshold-Training nach norwegischem Vorbild, messen Laktate, haben Kohlehydratspeicherpflaster am Arm und laufen in Karbonschuhen“, so Neuschwander. Nichts wird mehr dem Zufall überlassen – schon gar nicht auf Top-Niveau.
Ultra-Runner Flo Neuschwander beim Laufen.
Flo Neuschwander© Phil Pham / Red Bull Content Pool
„Haile war der erste Kipchoge.“
So läuft der Kenianer Eliud Kipchoge den Berlin-Marathon im September 2022 in einer Weltrekordzeit von 2:01:09 Stunden. Im Rahmen der Ineos 1:59 Challenge, einem Laborrennen in Wien, ist er diese Distanz 2019 als erster Mensch bereits in unter zwei Stunden gerannt! „Was jetzt passiert catcht mich persönlich nicht mehr so extrem wie die Jungs von damals“, erklärt Neuschwander. „Klar ist es beeindruckend, was ein Eliud Kipchoge abreißt, oder was sein tragischerweise kürzlich verstorbener Landsmann Kelvin Kiptum in seinen jungen Jahren im Marathon geleistet hat, aber es stechen für mich wenige so raus, wie es damals ein Haile gemacht hat.“
Insgesamt zeigt die Geschichte des Laufens die unglaubliche Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers und die Entschlossenheit der Athlet:innen, ihre Grenzen zu überschreiten. Läufer wie Steve Prefontain, Haile Gebrselassie, Kelvin Kiptum und Eliud Kipchoge haben mit ihren Leistungen dazu beigetragen, den Laufsport zu dem zu machen, was er heute ist – eine faszinierende und inspirierende Sportart für jede:n.
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