Fayçal, mit welcher Innovation hast Du damals die Jury überzeugt?
Die Idee unserer Firma «Alter Ego» ist es, beim Online-Shopping auf einen personalisierten 3D-Avatar zurückzugreifen und damit Kleider virtuell anzuprobieren. Der Avatar erstellt sich automatisch, nachdem man Fotos von sich hochgeladen hat. So sieht man, wie die Produkte am eigenen Körper aussehen. Noch immer werden rund 30 Prozent aller online gekauften Kleider zurückgeschickt, vor allem, weil sie nicht passen. Wir wollen auch, dass dieser Prozentsatz kleiner wird.
Wie bist Du auf diese Idee gekommen?
Es ist ja keine verrückte Innovation, sie liegt ein wenig auf der Hand. Ich bin selbst ein Shopping-Addict und hatte die Idee als 14-Jähriger. Als ich mein Studium an der ETH Zürich begann, mussten wir in einer Vorlesung einen Business-Plan erstellen. Ich wollte meine Shopping-Leidenschaft mit meinem Wissen kombinieren. Und so kam ich auf diese Idee, zusammen mit Pietro Zullo, der heute unser CTO ist.
Ich bin zuversichtlich, dass wir in sechs bis neun Monaten unser fertiges Produkt haben werden.
Funktioniert «Alter Ego»?
Die Brands, mit denen wir schon zusammenarbeiten, haben die Rücklauf-Quote ihrer Artikel um rund 20 Prozent reduzieren können. Wir sind daran, die Zusammenarbeit mit grösseren Brands aufzugleisen. Ich kann aber noch nicht sagen, welche das sind.
Wie entwickelt Ihr die Idee weiter?
Momentan können wir noch nicht alle Artikel simulieren. T-Shirts, Hoodies, Sweatshirts, das funktioniert alles bestens. Aber ein Business-Hemd zum Beispiel, das ist komplexer. Etwa wegen der Knöpfe. Deswegen arbeiten wir momentan daran, dass wir unsere Idee auf alle Produkte anwenden können. Zudem verbessern wir die Stoffsimulation, damit die Genauigkeit dort noch besser wird. Und irgendwann wollen wir das Shopping-Erlebnis personalisieren. Damit man mit seinem Avatar zum Beispiel nur noch Produkte angezeigt bekommt, die zum eigenen Körper passen.
Wie verliefen die zwei Jahre seit dem Sieg am Red Bull Basement?
Wir haben unser Produkt stabilisiert. Was wir immer mal wieder lösen müssen, sind die Geldflüsse. Gerade letzte Nacht habe ich bis 4 Uhr Finanzierungsanträge verfasst. Solche Nächte gehören auch dazu, wenn man als Unternehmer durchs Leben geht.
Das Red Bull Basement war für uns sehr ermutigend und motivierend.
Welche Probleme löst Du tagtäglich als Unternehmer?
Wir hatten viele Momente, wo es schwierig war, die Finanzierung hinzubekommen. Wenn dein Produkt noch in der Entwicklung steckt, sagen dir die Kunden: «Komm wieder, wenn Du fertig bist. Bis dahin wünschen wir Dir viel Erfolg.» Ich bin zuversichtlich, dass wir in sechs bis neun Monaten unser fertiges Produkt haben werden. Und das Schöne ist, dass wir immer wieder Zuschüsse erhalten haben. So schafften wir es jeweils in die nächste Finanzierungsrunde.
Wie viele Menschen arbeiten für «Alter Ego»?
Wir sind sechs Personen. Alle arbeiten in Vollzeit für die Firma. Auch ich, obwohl ich nebenbei noch mein Studium an der ETH Zürich abschliesse.
Inwiefern hat Dir das Red Bull Basement in Deiner Tätigkeit als Unternehmer geholfen?
Wir haben viele Menschen kennengelernt. Und die Zeit am Weltfinale in Istanbul war einfach grossartig. Alles in allem war das Red Bull Basement für uns sehr ermutigend und motivierend.
Welche Tipps kannst du den Teilnehmenden des Red Bull Basement geben?
Tragt eure Idee prägnant und präzise vor. Und vor allem: Seid mutig in euren Visionen!