Patrick von Känel: "Ohne Team Spirit funktioniert‘s nicht"
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Im Blog "Road to Red Bull X-Alps" berichtet Patrick von Känel monatlich von seiner Vorbereitung auf das härteste Adventure Race der Welt. In Episode 3 stellt er sein Team vor.
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"In dieser Story erzähle ich, wieso das Red Bull X-Alps ein Team-Event ist und es aussichtslos wäre, solch ein Unterfangen alleine zu bestreiten. Deshalb begleiten mich bei meinen Vorbereitungen und am Rennen Supporter, welche verschiede Funktionen einnehmen. Supporter, die zu richtig guten Freunden geworden sind und denen ich dankbar bin für ihre Unterstützung.
Eine wesentliche Bedingung für mich ist, dass ein ausgeprägter Team Spirit da ist. Der hilft dabei, die anstrengenden Wettkampftage am Red Bull X-Alps mit wenig Schlaf zu überstehen und jederzeit potenziell folgeschwere Entscheidungen im Team treffen zu können. Es ist zwingend, dass wir Hand in Hand arbeiten und funktionieren. Reibereien, Missverständnisse oder dergleichen haben keinen Platz, wenn wir erfolgreich sein wollen. Wir müssen uns immer aufeinander verlassen können. Jedem im Team muss seine Funktion klar sein, weil wir uns in Extremsituationen bewegen. Jeder hat seine Kompetenzen und Aufgaben. Nur so funktionieren wir als Team.
Head of the Team: Andy Jäggi
Mein Haupt-Supporter ist Andy Jäggi. Er leitet eine Paragliding-Schule im Berner Oberland und ist ein erfahrener Fluglehrer. Als «Head of the Team» trägt Andy sehr viel Verantwortung. Er berechnet für Trainings und später am Red Bull X-Alps meine Lauf- und Flugrouten. Sobald ich meine Füsse nach einem Flug auf den Boden setzte, ist die Route zum nächsten Startplatz bereits auf meinem Smartphone. Andy ist es auch, der entscheidet, wo sich unser Schlafplatz befinden soll, damit wir mit einer guten Ausgangsposition in den nächsten Tag starten. Obschon wir uns erst kurz kennen, haben wir bereits grosses Vertrauen zueinander. Wir haben uns damals beim Kitesurfen kennengelernt und arbeiten seit etwa einem Jahr intensiv zusammen.
Der Laufpartner: Matteo Caprari
Der zweite Supporter ist Matteo Caprari, mit dem ich schon gemeinsam Akrobatik- und Synchro-Manöver geflogen bin. Er unterstützt mich läuferisch, wird am Red Bull X-Alps bei den Aufstiegen dabei sein und mir beim Tragen von Zusatzausrüstung helfen. Ausserdem unterstützt er Andy, indem er ebenfalls kocht und bei Bedarf meine Beine massiert.
Übernachtet wird übrigens im Team-Bus mit Hochdach, ich oben, Matteo und Andy unten. Unser Bus ist mit einer Dusche und Warmwasser ausgerüstet. Denn egal wie knapp die Zeit ist, ungeduscht gehe ich nicht ins Bett. Eingebaut ist ebenfalls eine riesige Schublade, in der wir Essen, meine acht paar Schuhe, Ersatzgleitschirm, Erste-Hilfe-Kit und sonstige Notwendigkeiten aufbewahren.
Das Media-Team: Johannes Charrois und Sandro Hostettler
Johannes Charrois und Sandro Hostettler bilden gemeinsam mein Mediateam. Sie produzieren Fotos und Videos von meinen Trainings und teilen diese mit meiner Fanbase auf Instagram, Facebook und Co. (folgen nicht vergessen: @patrick_vonkaenel). Während des Rennens werden sie es sein, die mit ihrer Berichterstattung das LiveTracking zusätzlich aufhübschen.
Der Trainingsplaner: Urs von Känel
Urs von Känel, mit dem ich übrigens nicht verwandt bin, schreibt meine Trainingspläne und unterstützt mich in der Vorbereitungsphase. Zusätzlich wird unser Team von One Day Coaching begleitet, die uns optimal auf den 20. Juni hin vorbereiten.
Ein Jahr lang Vorbereitung
Die Kunst bei einer langen Vorbereitungszeit liegt darin, alle Trainingseinheiten zu absolvieren, offenen Fragen zu klären, dabei aber nicht zu früh fertig zu sein. Wir bereiten uns über ein Jahr auf das Rennen vor, was viel Zeit ist, aber auch die Vorfreude auf den Startschuss steigen lässt. Eine passende Strategie zu haben ist notwendig. Und eben üben, wie man reagiert, wenn nicht alles rund läuft.
One Day Coaching stellt uns dafür in der Vorbereitungsphase spontane Aufgaben: So muss der Fahrer plötzlich einkaufen gehen, wenn ich mit dem Gleitschirm am Aufsteigen bin, oder wir müssen überlegen, was zu tun wäre, wenn der Teambus eine Panne hätte. Es ist nützlich, solche Stresssituationen vorgängig einmal durchgespielt und analysiert zu haben.
Matteo, Andy und ich gehen jeden Monat ein paar Tage gemeinsam trainieren. So richtiges Red Bull X-Alps-Training kann man in der Schweiz leider erst so ab März machen – vorher hat es zu wenig Thermik und die Tage sind zu kurz. Wenn wir nicht trainieren, kann es auch vorkommen, dass wir gemeinsam ein Feierabendbier trinken. Wir wohnen zum Glück alle relativ nah beieinander.
Gibt es Dinge die ich eher nicht oder auf keinen Fall an ein Teammitglied delegieren würde? Das Geschirrwaschen nach dem Abendessen überlasse ich gerne den anderen, um diese Minuten an Schlaf zu gewinnen. Abgesehen davon, dass ich auch sonst nicht so gerne abwasche und froh wäre, einen Geschirrspüler im Bus zu haben.
Wichtige Entscheidungen im Flug treffe ich hingegen selbst. Zum Beispiel, ob ich nördlich oder südlich an den Alpen vorbeifliege. Dass ich diese Entscheidungen vorgängig mit meinem Team bespreche, versteht sich. Tue ich das, fühle ich mich jeweils sehr viel sicherer. Auf welcher Flussseite ich hingegen bei einer kurzen Laufetappe bleiben soll, lasse ich mir gerne sagen. Hauptsache, es ist der kürzeste Weg.
Das Red Bull X-Alps ist ein grossartiger Test für mich und mein Team. Unser Ziel ist es, als gute Freunde in Salzburg zu starten und gesund und als noch besseres Team in Monaco anzukommen. Klappt das, haben wir alles richtig gemacht."