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Der FIFA-Esport hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt und professionalisiert. Mittlerweile lässt sich nicht nur als Spieler, sondern auch als Coach und Talentscout Geld verdienen. Rico Hölzel ist beides. Der 28-jährige Züricher arbeitet als Headcoach und Chefscout im Schweizer Bereich für die weltweit agierende Esport-Agentur eSportsReputation. Im Interview mit redbull.com spricht Rico über seinen spannenden Job im Esport, die Schweizer FIFA-Szene und die generelle Entwicklung des FIFA-Esports.
Du bist Headcoach und Chefscout für den Schweizer Bereich bei der weltweit agierenden Esport-Agentur eSportsReputation. Wie bist du an diesen Job gekommen, Rico?
Rico Hölzel: Vor ein paar Jahren habe ich bei einem FIFA-Turnier in der Schweiz teilgenommen und eSR-Headcoach Thomas Temperli - bekannt als CoachJanthana - kennengelernt. Er hatte dort einen Spieler als Coach betreut und fragte mich, ob ich mir nicht vorstellen könne, professioneller FIFA-Spieler zu werden. Wir kamen ins Gespräch und kurze Zeit später stand ich beim Schweizer Fussballklub FC Winterthur unter Vertrag. Schon damals habe ich nebenbei gerne Gameplays von anderen Spielern analysiert und meinen Freunden regelmässig Tipps gegeben. Auch eSR-Geschäftsführer Joshua Begehr hat von meiner Leidenschaft für Gameplay-Analysen mitbekommen und mich dabei unterstützt, aus dieser Leidenschaft einen Beruf zu machen.
Es ist ein sehr analytischer, aber auch kommunikativer Job.
Wie kann man sich einen typischen Arbeitstag von dir als FIFA Coach vorstellen?
Ich kümmere mich auf spielerischer und mentaler Ebene um unsere Talente. Wir stehen in täglichem Austausch, sodass ich auch überprüfen kann, ob sie unsere gemeinsam erarbeiteten Trainingskonzepte akribisch umsetzen und nicht stattdessen Fortnite daddeln. (lacht) Wir schauen uns ihre Gameplays zusammen an und überlegen, an welchen Stellen es Verbesserungspotential gibt. Es ist ein sehr analytischer, aber auch kommunikativer Job, der mir extrem viel Spass bereitet.
Du bist nicht nur Coach, sondern auch Scout. Worauf achtest du beim Scouting von Talenten, welches Profil müssen sie haben?
Ich bin vor allem auf der Suche nach jungen Spielern, die ein gewisses taktisches Verständnis mitbringen. Wenn ich bei einem Wettbewerb Ausschau halte, spreche ich nicht unbedingt den Gewinner an. Es muss nicht der Turniersieg sein, der mich begeistert. Mir geht es besonders darum, wie weit ein Spieler im Kopf ist und ob er in jeder Situation weiss, was zu tun ist. Spielintelligenz ist das Stichwort.
Das Miteinander in der Schweizer FIFA-Szene ist sehr kollegial.
Wie können talentierte Spieler am besten auf sich aufmerksam machen?
Regelmässig bei Turnieren präsent zu sein, ist die Grundvoraussetzung, um Eigenwerbung zu betreiben. Zusätzlich ist es aber auch wichtig, Kontakte zu knüpfen und zu versuchen, sich mit erfolgreichen Spielern zu vernetzen. Möglicherweise findet man einen starken Trainingspartner, der bereits Esportler ist und einem so den Weg in den Bereich ebnet.
Gibt es grosse Unterschiede zwischen der Schweizer und der Deutschen Esport Szene?
Definitiv. Deutschland ist der Schweiz noch ein paar Schritte voraus. Es gibt deutlich mehr Spieler, grössere Turniere und ein höheres Interesse von Unternehmen und möglichen Sponsoren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Allerdings ist die Schweiz drauf und dran, den Rückstand aufzuholen. Die Entwicklung ist positiv. Mittlerweile gibt es auch endlich ein Schweizer Nationalteam. Schön finde ich, dass das Miteinander in unserer FIFA-Szene sehr kollegial ist. Es gibt natürlich auch einen Konkurrenzkampf, aber auf einer fairen und freundlichen Ebene.
Wie bewertest du insgesamt die Entwicklung des FIFA-Esports?
In den letzten Jahren gab es einen krassen Boost. Damit hatte ich niemals gerechnet. Es freut mich zu sehen, dass sich immer mehr Leute mit Esport beschäftigen und die Branche grösser und erfolgreicher wird. Dennoch gibt es weiterhin viele Dinge, die verbessert werden müssen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Rahmenbedingungen der Turniere sind teilweise katastrophal. EA Sports gibt die Termine der Events erst wenige Wochen vorher bekannt. Das macht die Planbarkeit für alle Beteiligten schwierig. Es muss in Zukunft möglich sein, alle Termine zu Saisonbeginn zu datieren.
Es wird zwar viel abends und am Wochenende erledigt, aber das mache ich gerne.
Mit Esport sein Geld zu verdienen, ist der Traum vieler Zocker. Machst du das mittlerweile hauptberuflich?
Nein, dafür reicht es noch nicht. Ich arbeite als Elektroplaner, bin dabei aber so flexibel, dass ich meiner Tätigkeit bei eSportsReputation problemlos nachkommen kann. Es wird zwar viel abends und am Wochenende erledigt, aber das mache ich gerne. Und es ist auch nicht so, dass ich keine Freizeit habe. Ich freue mich, in die Szene reingerutscht zu sein und bin gespannt, was die Zukunft bringt.
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