Der Sieg über die Dawn Wall
© Bligh Gillies/Big UP Productions/Aurora Photos
Klettern
The Dawn Wall: "Es war klar, dass ich es schaffen kann"
Kurz nach dem Aufstieg der Dawn Wall erfahren wir von Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson alle Details über diesen Meilenstein, der die Kletterwelt veränderte.
Autor: Tarquin Cooper
4 min readPublished on
Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson bezwingen zum ersten Mal die Dawn Wall im Yosemite Park, Kalifornien
Was soll das heißen, du siehst die Griffe nicht?© Corey Rich/Big UP Productions/Aurora Photos
Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson haben gerade die Klettertour des Jahrzehnts erfolgreich hinter sich gebracht! Zum ersten Mal wurde die Dawn Wall in Kaliforniens Yosemite Nationalpark bezwungen. Nur wenige Tage nach dem unglaublichen 19tägigen Aufstieg erzählen sie uns von der schwierigen Steigung „pitch 15", ihren Todesängste vor dem Eisschlag und den völlig zerstörten Händen.
Jungs, ihr müsst ziemlich aus dem Häuschen sein?
KJ: Ich bin immer noch total geschockt und high vor Freude.
TC: Es fühlt sich so gut an. Wir haben so lange für diesen Moment gearbeitet. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Jeder ist total schockiert, wie viel Aufmerksamkeit dieser Aufstieg bekommen hat.
Im Licht der Nacht besteigen die Freunde den Berg
Im Licht der Nacht besteigen die Freunde den Berg© Corey Rich/Big UP Productions/Aurora Photos
Wie geht es euren Händen?
KJ: Sie sind hinüber. Jeden morgen, wenn ich aufstehe, habe ich Schmerzen in den Händen. Es wird eine Weile dauern, bis sie wieder normal sind. Die Rückseite der Hände sind von den Felsspalten total verkrustet. Die Fingerspitzen sind mit steinharten Schwielen überzogen. Unter den Schwielen befinden sich blaue Flecken von dem spitzen Felsen, an denen wir uns festhalten mussten. Und ich habe Einstichstellen in meinem Zeige- und Mittelfinger von meinem Kampf mit "pitch 15". Diese Steigung bleibende Schäden verursacht.
TC: Ich habe mich tapfer geschlagen. Außer das ich meine Stimme verloren habe.
Wo wir gerade über Hände reden, wie war es für dich mit neun Fingern zu klettern?
TC: Es ist definitiv schwieriger, weil mir ein Finger fehlt. (vor einigen Jahren hat Tommy seinen linken Zeigefinger bei einem DIY Unfall abgesägt.) Als ich meinen Finger abschnitt, dachte ich nie wieder so klettern zu können, wie bisher. Ich arbeitete noch härter. Dieser Schicksalschlag hat mich auf den Weg geführt, auf dem ich heute bin.
Du siehst richtig, Tommy Caldwell fehlt ein Finger
Du siehst richtig, Tommy Caldwell fehlt ein Finger© Corey Rich/Big UP Productions/Aurora Photos
Was war die größte Herausforderung?
KJ: Es gab sicher einige dunkle Momente auf der Steigung „pitch 15". Die ganze Kletterroute hing von diesem Aufstieg ab. Es gab Momente in denen ich sehr enttäuscht war, als mir die Steigung nicht gelingen wollte. Aber ich war fest entschlossen, es zu schaffen. Das Problem bestand darin, dass ich pro Nacht nur vier Versuche hatte, bevor meine Haut total zerschnitten und blutig war. Es gab also nicht die Möglichkeit es 50 mal hintereinander zu probieren. (Kevin schaffte es nach sieben Tagen.)
TC: Ich habe mich so lange mit dieser Steigung beschäftigt und oft versagt. Ich habe es immer und immer wieder versucht. Die größte Schwierigkeit war herauszufinden, wie man zu einem besseren Kletterer wird. Letztendlich habe ich einen Weg gefunden und der Aufstieg gelang mir richtig gut. Ich hatte die ganze Zeit einen extrem guten Lauf, es war außergewöhnlich.
Kletterer Tommy Caldwell während der allersten Besteigung der Dawn Wall im Yosemite Park, Kalifornien
Tommy Caldwell braucht keinen Klettergurt© Corey Rich/Big UP Productions/Aurora Photos
In welchem Moment hattet ihr am meisten Angst?
KJ: An dem Morgen nach dem kalten Windsturm. Riesige tödliche Eisstücke fielen von oben herab und explodierten, als sie auf die Felswand über uns aufschlugen - haarscharf an unseren Köpfen vorbei. Das war der einzige Augenblick, in dem ich Todesangst hatte.
Eine Kleinkindfrage: Wie macht ihr Kacka?
KJ: Wir machen in einen verschließbaren Ziplock Beutel, werfen ihn in einen Eimer und lassen ihn herunter. Es war nicht sonderlich kompliziert. Alle fünf Tage wurden außerdem neue Wasser- und Essensvorräte zu uns hoch gebracht.
Während dem Aufstieg der Dawn Wall im Yosemite Park pausiert Ken Jorgeson auf dem schmalen Felsvorsprung.
Der perfekte Spot für ein Foto© Brett Lowell/Big UP Productions/Aurora Photos
Viele Menschen sind verwirrt, was das Freeclimben angeht. Wie erklärt ihr das?
KJ: Wie haben beim Klettern nur Seile benutzt, um uns vor dem Absturz zu sichern.
TC: Freeclimben ist im Grunde das, was die Leute mit Klettern assoziieren. Wir haben die Seile nur zur Sicherheit benutzt, nie zum Klettern.
Welche Momente werdet ihr nie vergessen?
TC: Da gab es einige Momente. Als ich am Wino Tower ankam, 20 Steigungen hoch, war dies das Ende des richtig schwierigen Abschnitts . Das war der größte Moment. In der letzten Nacht schliefen wir auf einem 90 Meter hohen Felsvorsprung. Es war nur noch ein kleines Stück bis zum Ziel. An diesem Morgen hörten wir Musik, beobachten wir den Sonnenaufgang, es war so ein gewaltiger Augenblick. Wir hatten diese unglaubliche Reise hinter uns, sind durch Höhen und Tiefen gegangen.
KJ: Ich möchte, dass sich die Menschen fragen, was ist meine Dawn Wall? Jeder hat ein großes Projekt im Leben, dass er zu Ende führen möchte, und das ist gut so. Ehrgeiz, Teamwork, Zusammenarbeit, Beharrlichkeit, dies sind menschliche Eigenschaften, die wir nachvollziehen können.
Der Sieg über die Dawn Wall
Der Sieg über die Dawn Wall© Bligh Gillies/Big UP Productions/Aurora Photos
Was sind eure nächsten Pläne?
KJ: Ich freue mich darauf mich auszuruhen und anderen Menschen zu helfen, ihre eigene Dawn Wall zu finden.
TC: Ich liebe es das Leben eines Kletterers zu führen und werde so weiter machen. Mit meiner Frau die Welt bereisen, und wunderschöne Berge besteigen.
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