Red Bull The Edge im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern.
© Romina Amato / Red Bull Content Pool
Bergsport

Making of Red Bull The Edge – So kam das Matterhorn nach Luzern

Für die virtuelle Klettertour im Verkehrshaus Luzern haben Drohnen das Matterhorn gescannt - in drei Jahren Arbeit ist sie entstanden. Nun wurde Red Bull The Edge mit einem Auggie Award ausgezeichnet.
Autor: Tom Gilgamann
6 min readveröffentlicht am
In diesem Sommer erleben wir im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern Virtual Reality, wie es sie so noch nie gegeben hat. Die Besucher von Red Bull The Edge setzen sich die VR-Brille auf, schnallen sich den Klettergurt um. Sie stossen die Türe der Solvayhütte auf, des letzten Schutzbiwaks auf 4‘003 m ü. M. Und dann klettern sie auf den Gipfel. Fünf Meter in die Höhe, Wind im Gesicht, die Hände und Füsse auf der Kletterwand, bis ihnen die Sicht auf 4478 m ü. M. den Atem raubt.
International sorgt das Projekt bereits für Aufsehen: bei den international renommierten Auggie Awards in den USA wurde Red Bull The Edge als "Best In Location-Based Entertainment" ausgezeichnet.
Wir fühlen uns durch den Award sehr geehrt - er bedeutet uns viel. Vielen Dank an die Jury in Los Angeles. Dieser Award geht an das ganze Team, das für drei Jahre hart gearbeitet hat. Es war eine unglaubliche Challenge! Danke an die Produzenten, die immer an uns geglaubt haben.
Consuelo Frauenfelder
Ein Virtual-Reality-Erlebnis, das drei Dimensionen, Witterung und den menschlichen Tastsinn verbindet, ist eine Premiere. Dafür braucht es jede Menge Technik, das Mindset von Ingenieuren – und die Idee von zwei Filmemachern, die dieses Jahr die Internationalen Filmfestspiele von Cannes eröffnen.
Wirf hier einen Blick hinter die Kulissen von Red Bull The Edge:

6 Min

Making Of: Red Bull The Edge

Blicke hinter die Kulissen dieses einmaligen Virtual Reality Projekts im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern.

Zwei Filmemacher entwickeln die Idee zu Red Bull The Edge

Der Beruf von Consuelo Frauenfelder und Stefan Lauper ist es, Geschichten zu erzählen. Im Juli eröffnen die Regisseure und Produzenten von «Garidi Films» mit «Annette» das internationale Festival in Cannes. Die Zuschauer tauchen ein in die Geschichte einer Opern-Sängerin, die verstirbt und deren Partner die gemeinsame Tochter erzieht.
Consuelo Frauenfelder und Stefan Lauper stehen vor Red Bull The Edge.

Consuelo Frauenfelder und Stefan Lauper

© Romina Amato / Red Bull Content Pool

«Annette» ist Fiktion. Aber Consuelo und Stefan leben ebenso für Geschichten, die sich in der realen Welt abspielen. Beide lieben sie die Berge. Consuelo sagt sogar: "Wir würden gerne in den Bergen leben." Sie schauen Dokumentationen über Kletterer und Bergführer. Und irgendwann entsteht die Idee, eine Geschichte zu erzählen, die wir als Zuschauer nicht nur sehen, sondern in einer Virtual Reality erleben.
Wir sollen erfahren, wie es sich anfühlt, auf das Matterhorn zu klettern. Stefan sagt: "Wir wollen die Emotion vermitteln, die die grossen Alpinisten erleben, wenn sie auf dem Gipfel ankommen." Consuelo ergänzt: "Dieses Gefühl von Stolz nach einer körperlichen Herausforderung. Dort, wo der Mensch und die Natur zusammentreffen."
In drei Jahren Arbeit ist Red Bull The Edge entstanden. Weil diese Virtual Reality eine Premiere ist, erlebten Consuelo und Stefan Momente, in denen sie sich fragten: Können wir das wirklich durchziehen?
An diesen Filmen haben Consuelo Frauenfelder und Stefan Lauper bereits zusammen gearbeitet (Auswahl):
  • "Le premier monde venu" (Kurzfilm) - 2012
  • "Une ville sous la ville" - 2016
  • "Rhône ou l‘amour bleu" (Kurzfilm)- 2017
  • "À la piscine" - 2019
  • "Annette" - 2021

Drohnen scannen das ganze Matterhorn

Die meisten Virtual-Reality-Erlebnisse spielen sich in einer erfundenen Welt ab. Zum Beispiel in Videospielen. Red Bull The Edge ist das Abbild einer realen Welt: des Matterhorns und seiner Umgebung.
Matterhorn

Matterhorn

© Davidson, Zermatt Tourismus

Wir brauchten Fotos vom Matterhorn aus verschiedenen Winkeln. Deswegen mussten wir sehr nahe an der Wand fliegen.
Benjamin Pinguet (senseFly)
Damit der Berg in 3D in der VR-Brille erscheint, musste seine Topografie gescannt werden. Und weil niemand alle Risse und Eisfelder, alle Kuppen und Gebirgsgrate mit einer Kamera klettern kann, haben Drohnen die Aufgabe übernommen.
Die Firma senseFly, ein Spin-off der Eidgenössischen Technischen Hochschule EPFL, hat dafür Leichtgewichts-Drohnen entwickelt, die den Anforderungen in der Bergwelt gerecht werden. Sie sind weniger als ein Kilogramm schwer, sehen aus wie Tarnkappenflugzeuge und können auf 5000 m ü. M. fliegen. Sie kommen mit den Turbulenzen zurecht und dem Wetter, das in den Bergen sehr schnell umschlagen kann.

Das 3D-Modell des Matterhorns ist eine Premiere

Die Drohnen-Piloten verbrachten eine Nacht in der Hörnlihütte auf 3260 m ü. M. Am frühen Morgen kletterten sie zum Startplatz. So hatten sie die besten Lichtverhältnisse. Während sechs Stunden Flug machten die Drohnen rund 3000 Bilder vom Matterhorn.
Jérémie Heitz steht vor dem Nachbau des Matterhorn-Gipfelkreuzes im Red Bull The Edge.

Sogar das Gipfelkreuz wurde originalgetreu nachgebaut.

© Romina Amato / Red Bull Content Pool

Benjamin Pinguet von senseFly sagt: "Wir brauchten Fotos vom Matterhorn aus verschiedenen Winkeln. Deswegen mussten wir sehr nahe an der Wand fliegen." Alles in Koordination mit den Helikoptern und Gleitschirmfliegern, damit die Sicherheit im Luftraum garantiert war.
Entstanden ist ein 3D-Modell vom Matterhorn mit einer Präzision von zehn Zentimetern. Das hat es noch nie gegeben. Doch es war erst der Anfang. Das Modell musste mit der realen Kletterwand im Verkehrshaus Luzern abgestimmt werden.

«X Studios» baut die Solvayhütte und das Gipfelkreuz nach

David Morales hat vor 15 Jahren «X Studios» gegründet. Die Firma mit Sitz in Florida ist auf Virtual Reality spezialisiert, die vor allem in Themenparks eingesetzt wird. Disney ist einer ihrer Kunden.
Eine Frau klettert bei Red Bull The Edge mit VR-Brille.

Bouldern und VR gleichzeitig? Das gab es so noch nie.

© Romina Amato / Red Bull Content Pool

Für Red Bull The Edge hat Davids Firma die Virtual Reality gebaut. David sagt: "Wir wollten etwas machen, was in Sachen Technologie und Storytelling noch nie gemacht worden ist. Das war die Hauptquelle unserer Inspiration."
«X Studio» hat eine Replika der Solvayhütte gebaut. Dort startet das VR-Erlebnis am Matterhorn. Danach steigen die Besucher fünf Meter eine Kletterwand hoch. In der VR-Brille sehen sie dabei die Wand des Matterhorns.
Testerin bei Red Bull The Edge macht sich bereit.

Letzter Gear-Check vor dem Weg nach oben.

© Romina Amato / Red Bull Content Pool

Die Star-Wars-Serie «The Mandalorian» liefert das Motion-Capture-System

20 Griffe sind in der Wand montiert, millimetergenau abgestimmt mit den Bildern in der VR-Brille. Griffe, die die Besucher in der virtuellen Welt sehen, können sie auf der realen Kletterwand auch greifen. Und wer es auf den Gipfel schafft, kann sogar das nachgebaute Gipfelkreuz anfassen.
Eine Virtual Reality, in der man klettert, ist eine Neuheit. Es gab überhaupt keine ähnlichen Projekte, an denen wir uns orientieren konnten.
David Morales (X Studios)
Der Besucher sieht virtuelle Hände und Füsse, die jede Bewegung seiner eigenen Hände und Füsse mitgehen. Ein Motion-Capture-System bestimmt die Position der Körperteile und überträgt sie in die virtuelle Welt. Es ist das gleiche System, das zum Beispiel bei der Star-Wars-Serie «The Mandalorian» eingesetzt wurde.

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Teaser: Red Bull The Edge

Im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern können Sie Bergsteigen in Virtual Reality erleben.

In einem Rucksack tragen die Besucher den Computer. Die High-End-Hardware produziert 90 Bilder pro Sekunde. Während ein Film mit 24 Bildern pro Sekunde auskommt, braucht es in er Virtual Reality deutlich mehr. Sonst könnte der Besucher die VR-Krankheit spüren, deren Symptome der Seekrankheit ähnlich sind.

Red Bull The Edge bildet eine ganze Landschaft ab

Das Panorama hat «X Studio» aus den Daten von topographischen Karten erstellt. All die Berge rund um das Matterhorn, die die Besucher sehen, wenn sie auf dem Gipfel ankommen. David sagt: "Red Bull The Edge ist nicht einfach ein Videospiel. Wir haben eine reale Landschaft abgebildet, eine berühmte noch dazu. Diese wollten wir so authentisch wie möglich erfassen und dabei die physischen Anforderungen an die Alpinisten erlebbar zu machen. So wird das Matterhorn zugänglich, was in der Realität nur unter Gefahr und Risiko möglich ist."
Jérémie Heitz und Sam Anthamatten bei Sonnenaufgang am Matterhorn.

Jérémie Heitz und Sam Anthamatten auf dem Weg zum Matterhorn

© Jonathan Griffith

Für David ist es eine Befriedigung, die Menschen auf dem Gipfel zu sehen. "Sie kommen oben an, schauen sich um – und denken: Ich stehe wirklich auf dem Matterhorn." Er selbst war zu Testzwecken rund 100 Mal auf dem Gipfel.
Und Consuelo, die Ideengeberin zu Red Bull The Edge? Sie hat das Matterhorn virtuell zehn Mal bestiegen. Sie sagt: "Es ist genial – dieses Erlebnis aktiviert all unsere Sinne."
Seit dem 23. Juni läuft "Red Bull The Edge" im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Lies jetzt mehr darüber und hol dir dein Ticket.