Queralt Castellet kommt eigentlich aus Spanien, hat die letzten sechs Winter aber aus Mangel an guten Pipes in den USA verbracht. Letzte Saison zog sie nach Flims – wegen der Superpipe in Laax. Wer sein ganzes Leben nach Halfpipes ausrichtet, muss wissen, worauf es beim Fahren ankommt.
Also: Wie kommt man endlich übers Coping raus?
1. Mach einen Drop-In. Und zwar einen richtigen!
Der Drop-In ist das Wichtigste überhaupt, denn er leitet deinen Run ein. Nimm keine zu senkrechte Line in die Pipe, denn du musst so tun, als ob du von einem Air kommst, nicht von außerhalb der Pipe. Kopiere die Wall dabei so gut wie möglich. Also: Fahr parallel zum Coping, mach einen Ollie (denn mehr Höhe bedeutet mehr Geschwindigkeit) und dann setz von Anfang an dein gesamtes Brett ein. Denn wenn deine Kanten erst kurz vor dem Flat das erste Mal die Wall berühren, verlierst du zu viel Geschwindigkeit.
Verliere deine Line nicht, wenn du in die Wall fährst
Viele Leute denken, dass sie die Wall senkrecht rauffahren müssen und nehmen eine sehr steile Line. Stattdessen musst du die Line weiterführen, die du im Flat hattest. Selbst wenn du meinst, dass du so nicht besonders hoch hinauskommst, ist das Gegenteil der Fall ist: wenn du etwas schräger und bergabwärts unterwegs bist, sorgt die Schwerkraft dafür, dass du höher aus der Pipe fliegst. Also versuch nicht, im 90°-Winkel die Wall hoch zu fahren!
Schau nicht aufs Coping, wenn du die Wall hinauffährst
Oft konzentrieren sich die Leute aufs Coping, wenn sie in die Wall fahren, als ob das der Punkt wäre, auf den sie zusteuern. Aber du willst ja über das Coping hinaus, richtig? Deswegen: schau in den Himmel! Wenn du aufs Coping kuckst, verändert sich deine Haltung, du drehst deine Schultern, öffnest dich schon und das verändert deine Flugkurve. Wenn du stattdessen auf dein tatsächliches Ziel schaust, wirst du höher hinauskommen und in der Lage sein, länger in der Luft zu bleiben. Also: schau nicht aufs Coping! Bis es dann ans Landen geht, selbstverständlich.
4. Keep going
Viele Leute werden auch langsamer, sobald sie näher ans Coping kommen. Sie denken „Geschafft! Ich bin da!“, aber du willst ja übers Coping hinaus. Also: keep going!
5. Vertrau der Pipe
Manche Leute haben Angst davor, aufs Coping zu fallen, deswegen drücken sie sich von der Wall ab wenn sie oben angekommen sind. Stattdessen sollte man das Brett ganz natürlich abheben lassen, denn die Pipe wird dich auf demselben Weg wieder zurückbringen auf dem du sie verlassen hast! Selbstverständlich sind manche Pipes offener, manche geschlossener, deswegen muss man lernen, sie zu lesen. Aber gib jeder Pipe auf jeden Fall zuerst eine Chance und lass sie dich heraustragen, bevor du dich von der Wall abdrückst und im Flat landest. Glaub mir: ich hab es ausprobiert und es macht keinen Spaß!
6. Je größer desto besser
In einer Pipe wie in Laax muss man vor der Größe keine Angst haben. Denn wenn eine Pipe gut geshaped ist wie hier, ist sie umso sicherer je größer sie ist. Denn dann ist die Transition lang genug, um dich ans Ende der Wall und wieder zurück zu führen.
7. Press to impress
Viele Leute haben beim Pipefahren Probleme mit der Kompression. Das kann daran liegen, dass a) deine Line zu steil ist (siehe oben) oder b) dein Körper nicht in der richtigen Position ist. Du musst immer Druck auf deine Füße geben. Du darfst in der Pipe nicht eine Sekunde faul sein. Wenn deine Beine gestreckt sind und eine Unebenheit kommt, wirst du hinfallen. Also geh in die Knie, fühl die Spannung in deinen Beinen, bleib kompakt und absorbiere die Kompression. Wenn du deine Oberschenkel beim Pipefahren nicht spürst, machst du etwas falsch.
8. Die Base ist dein Freund
Beim Pipefahren gilt: benutz deine Kanten nicht zu viel. Wenn du auf deiner Base bist, bist du schnell, aber wenn du auf die Kanten gehst, verlierst du Geschwindigkeit. Natürlich hängt es davon ab, wie steil eine Pipe ist – die Pipe in Laax ist zum Beispiel sehr steil, deswegen muss man seine Kanten etwas mehr einsetzen. Aber generell gilt: liebe deine Base und benutz sie!
9. Neue Tricks lernt man am Ende der Pipe
Wenn man etwas Neues lernen will, macht man das normalerweise nicht mit Vollgas, sondern man fährt etwas langsamer. Wenn du also einen neuen Trick lernen willst, mach es am Ende der Pipe, denn so bekommst du immer noch alle Hits davor und kannst üben (und da unten ist es außerdem etwas weniger einschüchternd, weil die Wall etwas niedriger wird).
10. Fahr! So viel du kannst
Das Wichtigste beim Pipefahren ist Übung. Je mehr du fährst, desto mehr wirst du es lieben. Also gib nicht auf. Es ist die Sache wert!
