Camping auf einem Gletscher in Alaska bei -30C
© Markus Fischer
Freeride

Alaska für alle: So überlebt man -30°C bei Nacht

Heiße Tage, eisige Nächte – erfahrt, wie man Minusgrade auf einem Gletscher im Zelt übersteht.
Autor: Markus Fischer
4 min readveröffentlicht am
Kalte Nächte

Kalte Nächte

© Markus Fischer

Bei meinem wichtigsten Trip der Saison musste unsere Crew mitten im Nichts auf einem Gletscher in Alaska in einem Zelt hausen. Ich hatte vorher schon ein oder zwei Nächte im Schnee gezeltet, ohne größeren körperlichen oder seelischen Schaden davonzutragen, und dachte daher, es sei zu ertragen, elf Nächte in der Kälte zu bleiben.
Auf dem Weg nach Anchorage hörten wir, dass die Temperaturen zumindest in den ersten Nächten auf bis zu -30°C fallen würden…
Die etwas nervöse Vorfreude wich Besorgnis, und so statteten wir dem größten Outdoor-Geschäft in Anchorage einen weiteren teuren Besuch ab. Mehr Proviant. Mehr warme Kleidung. Wir müssen die Kälte abwehren!

Energie ist der Schlüssel

Kälte und Feuchtigkeit vom Körper fernhalten und gleichzeitig für ausreichend Energiezufuhr sorgen – das ist unerlässlich. Extrem niedrigen Temperaturen standzuhalten ist nichts anderes als cleveres und wirksames Energiemanagement. Ich machte einige Fehler, lernte aus erster Hand und kam von Tag zu Tag besser mit der Kälte zurecht.

Vermeidet Windkühlung

„Windkühlung“ bedeutet, dass „mäßige“ -10°C sich wie eisige -20°C anfühlen, nur weil ein leichter Wind geht. Die Lösung: Grabt euer Zelt ein. Ein kleiner Graben und eine mit dem ausgegrabenen Schnee gebaute Wand schalten die Windkühlung praktisch vollkommen aus!
Elf kalte Nächte mein Zuhause - ein Zelt im Graben

Elf kalte Nächte mein Zuhause - ein Zelt im Graben

© Markus Fischer

Kleidung: Zwiebeltaktik

Das Konzept ist einfach – eine Materialschicht liegt über der anderen, um die Kälte abzuwehren und die Körperwärme innen zu erhalten. Gleichzeitig wird der abgesonderte Schweiß durch die Schichten nach außen abgeführt.
Diese Kombination funktioniert am besten: Wolle direkt am Körper (erste und zweite Schicht), Daunen auf der Außenseite. Nichts schlägt diese Naturfasern.
Die erste und zweite Schicht - unbedingt Wolle!

Die erste und zweite Schicht - unbedingt Wolle!

© Markus Fischer

Schlafsackausstattung

Klar, man muss natürlich einen Top-Schlafsack haben, mit einer Temperaturbereich-Bewertung von -30°C Komfort und -50°C Extrem.
Diese Temperaturen könnt ihr noch etwas steigern, wenn ihr einen „Reaktor“-Einsatz (plus etwa 10°C) und eine Biwak-Sack (nochmal plus circa 5°C) verwendet.
Die Biwak-Sack sollte auf jeden Fall atmungsaktiv sein, sonst wacht ihr in einer netten Eiskruste zwischen dem Schlafsack und der Biwak-Hülle auf.
Du kannst kommen, Alaska-Nacht!

Du kannst kommen, Alaska-Nacht!

© Markus Fischer

Ich glaube an Daunen

Mit Sicherheit das beste Material für extreme Kälte – Daunen, Daunen, Daunen! Von der Jacke über die Hosen bis zum Schlafsack und meinen brandneuen Daunen-Booties. Die leichtesten Schuhe, die ich je hatte, und auch die wärmsten. Dank der abnehmbaren wasserdichten Außenhaut kann man damit den ganzen Tag lang im Camp herumwandern. Und ohne Außenhaut sind sie großartig im Zelt und im Schlafsack.
Ein Muss auf diesem Trip - Daunen-Booties!

Ein Muss auf diesem Trip - Daunen-Booties!

© Markus Fischer

Flaschen

Okay, jetzt wird es lustig – die zwei Flaschen.
Flasche Nummer eins – kocht Wasser ab, bevor ihr schlafengeht und legt die verschlossene Flasche (keine Thermosflasche!) in euren Schlafsack. Das wärmt euch während der Nacht und am Morgen habt ihr eine Flasche Wasser, das nicht eiskalt ist.
Flasche Nummer zwei funktioniert genau andersherum – ihr wollt auf keinen Fall mitten in der Nacht aufstehen, euch aus eurem Schlafsack schälen und raus in die eiskalte Nacht stolpern – nur um auszutreten. Die Flasche bleibt auch im Schlafsack und sorgt für zusätzliche Wärme. Vergesst nicht, sie am Morgen zu leeren, der Inhalt gefriert sonst. Achtet beim Kauf auf die Flaschenhalsgröße und verwendet die Flasche mehrmals.
Sorry Girls, nur für Männer...
NIEMALS verwechseln!

NIEMALS verwechseln!

© Markus Fischer

Heat Packs

Wenn es ganz schlimm kommt, dann sind Heat Packs eine hervorragende Sache, vor allem für Hände und Füße. Wenn ihr Elektrogeräte mitnehmen müsst (zum Beispiel, um Essen warm zu halten), dann packt auch ein paar Heat Packs ein (die großen haben eine Nutzungsdauer von 24 Stunden), sie sind eine sehr praktische Hilfe.
Eure Finger und Zehen werden es euch danken!

Eure Finger und Zehen werden es euch danken!

© Markus Fischer

Trinkt Heißes

Versucht, so viel wie möglich und so heiß wie möglich zu trinken, vor allem am Morgen, und bevor ihr schlafen geht. Nehmt Zitronen mit, teilt sie in Achtel (bevor sie gefrieren) und werft ein Stück in euren Frühstückstee. Denkt daran, dass ihr für einen Liter Wasser sechs Liter Schnee schmelzen müsst!
Eine Zitrone am Tag hält den Doktor fern.

Eine Zitrone am Tag hält den Doktor fern.

© Markus Fischer

Esst. Viel!

Zu guter Letzt – ihr habt jetzt endlich die Gelegenheit, so viel zu essen, wie ihr wollt. Euer Körper benötigt so viel Energie wie möglich, besonders, wenn ihr den ganzen Tag über klettert und unterwegs seid. Esst Schokoriegel, esst Nussmischungen. Das ist nicht der Moment falscher Bescheidenheit!
Seht euch unsere neuen „How to ride Alaska“-Beiträge an. In den kommenden zwei Wochen liefern wir euch jeden Tag eine Menge praktischer Informationen hier auf RedBull.com/snow – wir wollen, dass eure Traumreise wahr wird!
Und besucht uns jetzt auf Facebook – wir schicken euch jeden Tag die neusten, lustigsten und interessantesten Insider Snow-Storys.