Skispringen
Wellinger ist zurück: Siege, Stärke und neue Höhen
Andreas Wellinger liefert weiter ab: Nach seinem starken Comeback und einer hervorragenden Saison 2025 springt der Olympiasieger konstant um die Weltspitze und zeigt große Sicherheit auf der Schanze.
QUICK FACTS
"What goes up must come down", heißt es im Englischen: Was aufsteigt, bringt die Erdanziehungskraft irgendwann wieder zu Boden. Auch wenn Skispringer diesem Naturgesetz immer wieder trotzen, am Ende müssen auch sie wieder auf der Erde landen – im physikalischen, wie im übertragenen Sinn. Andreas Wellinger hatte dieses Naturgesetz 2019 vielleicht härter und schneller eingeholt, als viele andere Skispringer.
Anfang 2024 kehrte er zurück in der Weltspitze! Bei der Vierschanzentournee 2024 landete Wellinger auf Platz 2. Nach einer Vierschanzentournee zum Vergessen folgte in der Saison 2024/2025 dann der erlösende 2. Platz von Andreas Wellinger im Einzelspringen bei der WM und der Weltcupsieg bei der Raw-Air-Tour in Vikersund.
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Frühe Jahre und Einstieg ins Skispringen
Andreas Wellinger wurde am 28. August 1995 in Traunstein geboren und begann bereits im Alter von sechs Jahren mit dem Langlaufen. Schnell wagte er seine ersten Sprünge auf der Schanze. Inspiration fand er bei Skisprung-Legenden wie Martin Schmitt, Sven Hannawald und Thomas Morgenstern. Mit 17 Jahren debütierte er im Weltcup-Skispringen und etablierte sich rasch.
"In meiner Anfangszeit in der deutschen Mannschaft hat mich mein Team-Kollege Severin Freund extrem inspiriert und gepusht", erinnert sich Wellinger. "Ich habe mir aber auch da schon immer hier und dort etwas abgeschaut, wo ich dachte, der beeindruckt mich, von dem kann ich was lernen – und sei es nur durch Beobachten."
Sein erster großer internationaler Erfolg war Team-Gold bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi. 2018 folgte der Karrierehöhepunkt: Bei den Winterspielen in Pyeongchang gewann Wellinger zweimal Silber und einmal Gold, ein Moment, den er als „bewegendstes Erlebnis als Sportler“ beschreibt.
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Folgenschwerer Sturz im Juni 2019
Nach seinem Olympiasieg 2018 erlebte Wellinger 2019 einen drastischen Rückschlag. Beim Sommertraining in Hinzenbach stürzte er schwer und zog sich Kreuzbandriss, Meniskus- und Knorpelverletzungen zu.
Als der Arzt mir nach dem MRT gesagt hat, dass das gerissene Kreuzband angesichts des verletzten Knorpels das geringste Übel sei, wusste ich, wie schwerwiegend die Verletzung wirklich war.
"Der Sprung war eigentlich unspektakulär, erinnert sich Wellinger an den Tag seines Sturzes: "Bei der Landung hat das rechte Knie dann plötzlich nachgegeben. Da wusste ich sofort, dass etwas kaputt ist." Die Diagnose, die Wellinger vom Radiologen in München erhält, ist niederschmetternd. Doch für das Skisprung-Ass ist klar: ab hier gibt es nur eine Richtung und die zeigt nach vorn.
Was Wellinger zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, kurze Zeit später dominiert COVID-19 die weltweiten Schlagzeilen, erschwert das Reisen, das Trainieren und Wettkämpfe. Dabei ist die Pandemie nur einer von zahlreichen Rückschlägen, die Wellinger in den kommenden zwei Jahren wegstecken muss.
Die Phase danach war mental und körperlich herausfordernd: „Gefühlt habe ich das Skispringen vom Weglegen der Krücken, über das Rehatraining im Athlete Performance Center in Thalgau, bis hin zum Wiederannähern an die Zielbewegung und letztlich das Springen selbst, noch einmal ganz neu gelernt.“
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Die Rückkehr des Adler
Andreas Wellinger wurde mehr als ein Jahr lang auf dem Weg zur Genesung begleitet. Entstanden ist dabei ein intimes Porträt des Athleten
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Comeback & Training
Jeder Rückschlag bringt Dinge mit sich, die dich weiterbringen können. Du musst sie nur ausfindig machen.
2022 kehrte Wellinger mit neuem Material von Van Deer-Red Bull Sports und perfektionierter Technik zurück. Er setzte bewusst auf seine Stärken: lange Beine in der Anfahrt und präziser Absprung.
Andi Wellinger kennt aber auch seine Stärken neben der Skisprungschanze: „Mein Stärken liegen darin, immer mit einem Lächeln durchs Leben zu gehen, immer für einen Spaß zu haben und immer weiterzumachen, nie aufzugeben, auch wenn man mal auf die Schnauze fällt.“
2023 feierte er in Lake Placid seinen ersten Weltcup-Sieg nach dem Kreuzbandriss, ein historisches Comeback, das zeigte, dass Wellinger wieder zu den Besten gehört. Er betont, dass man im Skispringen Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen über viel Training, Materialabstimmung und lange Vorbereitung erarbeitet.
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In Bestform bei der Vierschanzentournee 2024
Die Vierschanzentournee 2024/25 verlief spannend, vor dem ersten Springen in Oberstdorf sagte Andi:
Ich will natürlich wieder ganz vorne mitkämpfen und um Tagessiege sowie den Gesamtsieg kämpfen. Man kann die Vierschanzentournee nicht mit einem Sprung gewinnen, aber mit einem verlieren – deswegen heißt es gut in Oberstdorf starten.
- Oberstdorf: Platz 20
- Garmisch-Partenkirchen: Platz 10
- Innsbruck & Bischofshofen: zweimal Platz 5
- Gesamtwertung: Platz 2 hinter Ryōyū Kobayashi
Am Ende war es nicht der eine Sprung - und trotzdem. Wellinger zeigt der Welt und sich selbst: Mit seinem 2. Platz bei der 72. Vierschanzentournee ist er nach jahrelanger Leidenszeit wieder zurück in der Weltspitze.
Platz 2 für Andi Wellinger bei der 72. Vierschanzentournee!
© Juergen Feichter / EXPA / Red Bull Content Pool
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Vom Vierschanzentournee-Podium zu neuen Höhenflügen
Die Saison 2024/2025 startete vielversprechend, doch mit dem Start der Vierschanzentournee fehlten die guten Platzierungen im gesamten deutschen Skisprung-Team. Eine lange Durststrecke folgte, ein Anzugskandal des norwegischen Teams und dann der erlösende 2. Platz von Andreas Wellinger im Einzelspringen bei der WM und der Weltcupsieg bei der Raw-Air-Tour in Vikersund. Dort sicherte er sich auch den Gesamtsieg.
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Wellingers Freundin und seine Hobbies
Skispringen ist für Wellinger Leidenschaft und Beruf zugleich: „Dass ich das Skispringen meinen Beruf nennen darf, sehe ich als absolutes Privileg.“
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Wellingers Erfolgsrezepte – für das Skispringen und echten Kaiserschmarrn
Wer im Skispringen erfolgreich sein will, braucht Rezepte, die funktionieren – unter Druck, im Training oder zwischendurch. Und: Was am Balken zählt, gilt auch in der Küche!
Der Traunsteiner surft und kocht gerne - am liebsten asiatisch. Seine Hobbies, aber vor allem seine Familie, seine Freundin, seine Freunde sind ihm wichtig, um Balance und mentale Stärke zu halten "Nach dem Wettkampf, ist meine Freundin die erste in der Leitung, die mich begleitet in guten wie in schlechten Tagen, die viel mit mir mitmachen durfte oder musste und da einfach immer enorm mitfiebert."
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