Gaming
Cloud Gaming beziehungsweise Streaming war eines der heißesten Games-Themen des vergangenen Jahres und wird auch im Jahr 2020 und darüber hinaus eine wichtige Rolle spielen. Aktuell buhlen viele verschiedene Dienste um die Gunst der Spieler, von Google Stadia über Shadow PC bis hin zu PlayStation Now, künftig steigt auch Microsoft in den Markt ein, der das Zeug dazu hat, die Zukunft der Videospiele maßgeblich zu beeinflussen. Doch welche Vorteile bietet Cloud Gaming und wo liegen eigentlich die Nachteile?
Vorteil 1: Die Grenzen verschwimmen
Beim klassischen Gaming seid ihr auf ein System festgelegt. Egal ob PlayStation, Xbox, Nintendo oder PC. Diese Grenzen verschwimmen dank Cloud Gaming immer mehr, zumindest bei einigen Anbietern. Euer Spiel auf dem Fernseher starten und in Sekundenschnelle zum Smartphone switchen, um genau da weiterzumachen wo ihr aufgehört habt? Das hat schon was. Verschiedene Controller und Eingabemethoden werden unterstützt und dank der Power aus der Cloud sind ganz neue technische Innovationen möglich.
Vorteil 2: Die Wartezeiten für Downloads entfallen
Heutzutage kennt das doch jeder: Ihr habt ein neues Game gekauft, kommt nach Hause und wollt einfach nur entspannt eine Runde zocken, doch ihr habt die Rechnung ohne Konsolen-Updates und Day-One-Patches gemacht. Erstmal 50 Gigabyte herunterladen, bevor es überhaupt losgehen kann. Die Freude ist verflogen, zumindest für den Moment. Dieser Umstand gehört mit Game Streaming der Vergangenheit an. Anbieter wie Google Stadia stellen euch auf ihren Servern immer die aktuellste Version eines Games zur Verfügung, so zumindest das Versprechen. Starten, loslegen, Spaß haben.
Vorteil 3: Günstiger Einstieg
Wer ein technisch anspruchsvolles, aktuelles Game zocken will, muss zunächst einmal sicherstellen, auch die dafür notwendige Hardware zu Hause stehen zu haben. Ein neuer Gaming-PC oder eine aktuelle Konsole reißen mitunter aber ein gewaltiges Loch in euren Geldbeutel. Da überlegt man es sich doch zwei Mal, ob man für neue und künftige Games so viel ausgeben will. Diese Schwelle entfällt bei Cloud Gaming komplett, hier werden lediglich überschaubare monatliche Abo-Gebühren fällig (Google Stadia erhält in diesem Jahr sogar eine komplett kostenlose Variante). Die Upgrade-Kosten für die Hardware, um auch künftige Spiele in bestmöglicher Qualität darstellen zu können, übernehmen die Anbieter.
Vorteil 4: Tripple-A-Spiele immer und überall
Zumindest in der Theorie liegt dieser Vorteil klar auf der Hand, in der Praxis sind wir davon allerdings noch meilenweit entfernt: Dank Cloud Gaming erhaltet ihr exakt dieselbe Spielerfahrung, egal ob ihr am heimischen Fernseher oder am Smartphone in Bus und Bahn zockt. Einen aktuellen Blockbuster jederzeit überall zocken zu können klingt verlockend, gerade bei Anbietern wie PlayStation Now, die ein Abo-Modell anbieten, in dem bereits viele Spiele enthalten sind.
Vorteil 5: Bessere Grafik dank wegfallender Limitierungen?
Nehmen wir mal an, flächendeckendes Cloud Gaming hat sich etabliert: Da ein Spiel auf jedem unterstützten Gerät gleich aussieht beziehungsweise die Rechenleistung über die Server des Anbieters läuft, können Spieleentwickler zumindest theoretisch mehr aus ihren Games herausholen. Es müssen keine Effekte wegfallen, da keine technisch schwächeren Endgeräte mehr bedacht werden müssen. Gleichzeitig kann die Cloud für zusätzliche Effekte wie physikalische Berechnungen oder spezielle Grafikeffekte genutzt werden. Google Stadia hat bereits gezeigt, welchen Vorteil ausgelagerte GPU-Kerne bringen können.
Nachteil 1: Internet ist Pflicht
Einer der größten Nachteile, gerade hierzulande, ist natürlich die Internetpflicht beim Cloud Gaming. Ist eure Verbindung weg, war es das mit dem Spielen. Denkt an die Ärgernisse, die aktuell bei Online-Games auftreten können – beim Cloud Gaming betrifft das auch eure Singleplayer-Spielerfahrung. Lediglich PlayStation Now ermöglicht es derzeit, Spiele herunterzuladen und offline zu genießen. Das ist aber längst nicht bei allen Games im Spielekatalog möglich.
Nachteil 2: Und schnell muss es sein…
Doch nicht nur eine aktive Internetverbindung ist Pflicht, sie sollte noch dazu schnell sein. Gerade in ländlichen Gegenden, in denen vielleicht 6 Mbit das Maximum dessen sind was möglich ist, schaut ihr beim Thema Streaming komplett in die Röhre oder müsst technische Einbußen in Kauf nehmen. Seht es mal so: Bei einem Stream in 1080p oder gar 4K werden gigantische Datenmengen hin und hergeschoben, was Game-Streaming für das aktuelle Mobilfunk-Netz derzeit noch komplett disqualifiziert.
Nachteil 3: Ihr seid an den Anbieter gebunden
Die hinzugewonnene Freiheit kann aber auch schnell in einen Nachteil umgemünzt werden. Entscheidet ihr euch für Cloud Gaming, seid ihr an den Anbieter gebunden. Wenn Google beispielsweise seinen Stadia-Dienst einstellt, sind eure gekauften Spiele futsch. Gehen die Server offline, könnt ihr eure Games nicht mal mehr starten. Klar seid ihr auch bei PC und Konsolen an den Hersteller gebunden, doch hier könnt ihr wenigstens noch offline weiterspielen.
Nachteil 4: Die Spiele gehören euch nicht mehr
Früher war alles so einfach. Ihr gingt in den Laden eures Vertrauens, blättertet einen Betrag hin und nahmt euer präferiertes Game mit nach Hause. Es gehörte euch. Zum Anfassen, zum Tauschen, zum Spielen und gegebenenfalls zum Weiterverkaufen, wenn ihr es durchgespielt hattet. Dieser Umstand gehört mit Cloud Gaming endgültig der Vergangenheit an. Ihr erwerbt eigentlich nur das Recht, einen Titel zu spielen. Bei PlayStation Now verlassen beispielsweise Games in regelmäßigen Abständen das Abo – eben genau so, wie ihr es bereits von Netflix und Co kennt. Noch nicht durchgespielt? Pech gehabt. Damit entfällt auch das schöne Gefühl, nach Monaten in sein Lieblingsspiel zurückzukehren und die liebgewonnene Welt erneut zu erkunden.
Nachteil 5: Latenzen, Lag und Framerate
Aktuelle Streaminganbieter zeigen eindrucksvoll, dass Spielestreaming schon heute mit niedrigen Latenzen und Input-Lag (also der Verzögerung einer Eingabe, bis sie auf dem Bildschirm umgesetzt wird) funktioniert. Doch gerade bei schnellen Spielen oder Multiplayer-Games ist der Unterschied zum „klassischen“ Spiel auf PC oder Konsole noch immer deutlich spürbar. Im Esport oder Online-Multiplayer haben Streaming-Gamer derzeit noch klar das Nachsehen.
Fazit: Cloud Gaming ist ein Trend für die Zukunft
Die Vor- und Nachteile von Cloud Gaming beziehungsweise Spielestreaming halten sich, je nach Präferenzen und eigenen Gegebenheiten, schon heute die Waage.
Was juckt mich eine hohe Anforderung an die Internetverbindung, wenn ich eine starke Leitung habe? Was nutzt es mir, auf dem Smartphone weiterspielen zu können, wenn mein Modell nicht unterstützt wird?
Und genau da liegt aktuell der Knackpunkt: Cloud Gaming ist aktuell noch weit davon entfernt, die Allzweckwaffe für die Zukunft zu sein, die Hersteller darin gerne sehen wollen. Dafür kommen einfach zu viele individuelle Variablen ins Spiel, die den vielleicht wichtigsten Spiele-Trend der letzten Jahre derzeit noch disqualifizieren.
Spiele-Streaming wird in absehbarer Zeit den PC oder klassische Konsolen nicht komplett ersetzen, dafür steckt die Technik einfach noch zu sehr in den Kinderschuhen. Das wissen auch Sony und Microsoft, die mit PlayStation 5 beziehungsweise Xbox Series X noch in diesem Jahr eine neue Konsolengeneration an den Start bringen.
Cloud Gaming ist allerdings schon jetzt eine gelungene Ergänzung zum klassischen Spiele-System dessen Vorteile – zumindest wenn die technischen Gegebenheiten erfüllt sind – auf der Hand liegen. Google Stadia, PlayStation Now und wie sie alle heißen zeigen eindrucksvoll, wie gut das Ganze schon heute funktioniert. Mit Sicherheit ist Game Streaming aber ein Thema, dass uns in den kommenden Jahren beschäftigen wird.