Cricket
Cricket-Guide für Anfänger: Alles, was du darüber wissen musst
Cricket wird auf der ganzen Welt gespielt und ist eine der differenziertesten Mannschaftssportarten überhaupt. Du willst dich selbst daran versuchen? Wir liefern dir die wichtigsten Anfänger-Tipps!
Cricket ist eine der meistgespielten Sportarten der Welt und blickt auf eine lange Tradition zurück. Dass er dermaßen beliebt ist und sich so lange hält, liegt vor allem an den unterschiedlichen Formen, den Bedingungen und Regionen, in denen er gespielt wird, sowie an der taktischen Auswahl der Spieler, der strategischen Aufstellung, der Feldpositionen und vielem mehr.
Wir wollen dir Cricket näherbringen und dir zeigen, wie all die oben erwähnten Nuancen das Spiel und seine taktische Seite prägen. In unserem Guide liefern wir dir einen Überblick über das "Gentleman's Game" anhand einiger Schlüsselfaktoren.
Im Folgenden findest du eine Übersicht über die verschiedenen Formen von Cricket, darüber, wie der Ball und das Spielfeld eines jeden Formats viele Entscheidungen beeinflussen, wie das Spielfeld aufgebaut ist und vieles mehr!
In den Netzen, wo die Besten ihr Handwerk ausüben
© Brett Hemmings / Red Bull Content Pool
01
Was ist Cricket?
In seiner einfachsten Form ist Cricket ein Spiel mit Schläger und Ball, das zwischen zwei Mannschaften mit jeweils elf Spielern gespielt wird. Jedes Team "schlägt" oder "bowlt", ersteres mit zwei "Batter" (Schlagmänner) auf dem Feld zusammen mit 11 Spielern des gegnerischen Teams.
Das Ziel des Bowling- oder Fielding-Teams ist es, jeden Batter durch Wickets oder Catches auszuschalten.
Dann wird gewechselt und die gegnerische Mannschaft versucht, mehr Runs zu erzielen als die ursprüngliche Mannschaft.
02
Worin besteht die Geschichte des Cricketspiels?
Lass uns in aller Kürze in die reiche Geschichte von Cricket eintauchen, dem Sport, der Fans über Generationen hinweg in seinen Bann gezogen hat. Alles begann im 16. Jahrhundert im Südosten Englands mit einem Kinderspiel. Im Jahr 1611 wurde erstmals erwähnt, dass Cricket auch von Erwachsenen gespielt wurde, und gegen Ende des 17. Jahrhunderts war klar, dass sich dieser Sport durchsetzen würde. Im Jahr 1744 entstanden die ersten offiziellen "Cricket-Regeln". In den 1760er und 1770er Jahren entwickelte sich das Spiel erheblich weiter: Die alten rollenden Schläge wurden durch geworfene ersetzt und der Schläger wurde von einer Hockey-Variante zu dem geraden Schläger, wie wir ihn heute kennen.
Im 19. Jahrhundert erlebte Cricket dann seinen Höhepunkt! Damals nahm der Sport richtig Fahrt auf. Es entstanden County Clubs und es gab die ersten internationalen Duelle. Im Jahr 1844 traten die Vereinigten Staaten und Kanada im ersten internationalen Cricketspiel gegeneinander an. Das Cricketfieber griff auf die britischen Kolonien über und schon bald waren Orte wie Indien, Australien und die Karibik Feuer und Flamme für das Spiel. Der Marylebone Cricket Club (MCC), der 1787 gegründet wurde, wurde zur ersten Anlaufstelle für Cricket-Regeln und der Lord's Cricket Ground wurde zur geistigen Heimat des Sports. Das erste Test-Cricket fand 1877 statt, als England und Australien gegeneinander antraten und damit den Grundstein für die erbitterte und historische Rivalität der Ashes legten.
Im 20. und 21. Jahrhundert entwickelte sich Cricket weiter und zog die Menschen in seinen Bann. Die Einführung von Limited-Overs-Formaten wie ODIs und T20s brachte ein neues, elektrisierendes Tempo in das Spiel. Der International Cricket Council (ICC) trat als globaler Dachverband auf und sorgte für das Wachstum und die Standardisierung des Spiels weltweit. Länder wie Indien, Australien, England, Pakistan und Südafrika machten Cricket zu einer nationalen Besessenheit. Große Turniere wie der Cricket World Cup und die Indian Premier League (IPL) haben Cricket zu einer der meistgesehenen und beliebtesten Sportarten der Welt gemacht. Was für eine Reise, die auch heute noch aktiv weitergeht!
03
Was ist das Ziel des Spiels?
Die Bowling- oder Fielding-Mannschaft versucht, alle 11 Batter durch Wickets oder Catches auszuschalten, bevor sie wechselt und versucht, die Anzahl der Runs zu holen, die die erste Schlagmannschaft erzielt hat, oder diese sogar zu übertrumpfen.
Beim Cricket gibt es viele Formate, die die Regeln leicht verändern. Damit soll das Spiel für verschiedene Zielgruppen attraktiv gemacht werden.
Die wichtigsten Formate von Cricket
Cricket wird weltweit gespielt, von Australien über Indien und die Niederlande bis hin zu Kanada.
Die "großen" Cricket-Länder sind jedoch Australien, England, Indien, Neuseeland, Pakistan, Südafrika und die Westindischen Inseln. Darin ist der Sport stark repräsentiert, angefangen bei der IPL in Indien - einer riesigen T20-Liga -- bis hin zum Sheffield Shield und zum County Cricket in Australien bzw. Großbritannien - beide gelten als "First Class"-Cricket. Jede hat ihre eigenen Regeln, Bälle und Spielstile.
First Class-Cricket
Im First Class Cricket gibt es viertägige 50-Over-Wettbewerbe wie das oben erwähnte Sheffield Shield in Australien und ODIs ("One Day Internationals"). Diese Spiele werden über zwei Innings pro Mannschaft mit maximal 50 Overs gespielt. Ein Over umfasst sechs Bälle vom Bowler zum Schlagmann, ohne Wides, No Balls und andere Variablen. Internationales Test-Cricket wird über fünf Tage zwischen konkurrierenden Ländern ausgetragen und gilt als Höhepunkt des Sports. Beim Test-Cricket gibt es keine festgelegte Anzahl von Overs, aber die allgemeine Zahl liegt bei 90 Overs pro Tag, weshalb Test-Cricket in der Regel auf einen zusätzlichen Tag ausgedehnt wird.
In der Damenkategorie des Spiels sind Tests etwas seltener und die meisten Spiele bestehen entweder aus 50-Over-Spielen wie ODIs oder T20.
T20
Beim T20 oder "Twenty-20"-Cricket wird das Spiel in einem schnelleren Tempo mit 20 Overs pro Mannschaft in Einzelspielen gespielt, die in der Regel tagsüber beginnen und nachts enden. Wegen des Nachtelements wird T20 mit einem weißen Ball gespielt (auch bei den ODIs), damit man den Ball in den frühen Morgenstunden bei Licht besser sehen kann.
Cam Green ist einer der aufstrebenden "Big Men" im Cricket
© Brett Hemmings / Red Bull Content Pool
Das Spielfeld
Einer der dynamischsten Aspekte des Cricket ist wohl das Feld und wie das Fielding tatsächlich funktioniert. Verschiedene Arten von Bowlingspielern erfordern unterschiedliche Feldaufstellungen, z. B. Spin, Medium Pace und Fast Pace Bowling. Aber es gibt auch andere Aspekte zu berücksichtigen, z. B. ob der Schlagmann Rechts- oder Linkshänder ist, ob der Bowler beides ist und wie der Bowler sich dem Wicket nähert. Die grundlegenden Positionen auf dem Spielfeld lassen sich wie folgt aufschlüsseln:
- Bowler, Wicketkeeper, Slips (bis zu vier), Gully, Point, Cover, Mid Off, Mid On, Mid Wicket, Square Leg und Fine Leg.
- Jede Mannschaft hat einen Kapitän, der die Aufgabe hat, die ihm zur Verfügung stehenden Feldspieler (neun, da es immer einen aktiven Bowler und Wicketkeeper gibt) auf die unzähligen Positionen auf dem Feld zu manövrieren.
Von der Größe her ist ein Cricketfeld immer oval oder fast kreisförmig, mit einem Durchmesser von etwa 100 bis 120 Metern, und im modernen Cricket ist diese "Grenze" meist mit einem Seil abgesteckt. Wenn ein Ball diese Begrenzung überquert, ist es eine "Sechs", wenn er die Begrenzung trifft, nachdem er vorher auf dem Spielfeld war, eine "Vier". Ein Feldspieler darf den Ball direkt an der Begrenzung fangen, diese aber nicht mit dem Ball in der Hand überschreiten, da dies automatisch eine Sechs ist. Er darf ihn jedoch in die Luft katapultieren, um sich eine bessere Position zu verschaffen, und dann auf das Spielfeld zurückgehen, um den Fang abzuschließen. Sie können den Ball sogar zu einem anderen Feldspieler werfen. Solange der Ball oder einer der Feldspieler die Grenze nicht berührt oder überquert hat, kann der Fang abgeschlossen werden, was zu einem Wicket und der Entlassung des Schlagmanns führt.
(Diese Methode hat vor allem in den T20- und ODI-Formaten für einige unglaubliche Momente im Feld gesorgt).
Cam Green mit unglaublicher Reichweite und Geschwindigkeit
© Brett Hemmings / Red Bull Content Pool
Das Wicket
Das Wicket und der "Pitch" oder "Crease" ist ein zentraler Streifen eines speziell präparierten Rasens mit feinem Gras. Dieser wird je nach geografischer Lage des Platzes über verschiedene Zeiträume hinweg zu einer härteren Oberfläche als der Rest des Feldes geformt, die sich im Laufe eines Spiels oder einer Serie mit entwickelt. Dies hilft den Teams, taktische Entscheidungen zu treffen, da der Ball, der mit der Zeit ebenfalls "abgenutzt" wird und sich je nach den beiden oben genannten Aspekten auf einzigartige Weise bewegen kann, von den Fähigkeiten des Bowlers beeinflusst wird. Das ist ein dynamisches Element im Cricket und kann oft allein den Ausgang eines Spiels bestimmen.
Bowling
Während wir oben über das Six-Ball-Over-Format und die Regeln gesprochen haben, gibt es beim Bowling viel mehr Nuancen. Beim Spin-Bowling gibt es zum Beispiel einen Leg-Spinner, einen Off-Spinner, Orthodox-Spin und Unorthodox-Spin und verschiedene Varianten, wie zum Beispiel einen Bowler, der mit den Fingern spielt, oder einen, der sich auf das Handgelenk verlässt, und sogar Kombinationen aus beidem. Beim Spin-Bowling ist es das Ziel des Bowlers, den Ball zu "drehen", um den Schlagmann zu täuschen, ihn zu einem Wicket zu schlagen, ein LBW (leg before wicket) zu erzwingen oder ihn von einem Feldspieler abfangen zu lassen. Spin-Bowler haben ein viel langsameres Tempo und sind wohl am meisten davon abhängig, wie sich der Zustand des Platzes im Laufe eines Spiels oder einer Serie verändert.
Umgekehrt nutzen sowohl Medium- als auch Fast-Pace-Bowler den "Bounce" des Platzes aufgrund seiner Härte, während sie gleichzeitig die Naht des Balls auf einzigartige Weise einsetzen, um den Ball zu "drehen" oder zu "schwingen", aber natürlich mit einem viel höheren Tempo. Beim Medium- und Fast-Pace-Bowling gibt es außerdem verschiedene Arten von Bällen, wie Bouncer, Yorker, In-Swing, Out-Swing und mehr, die wiederum vom Stil und der Herangehensweise des jeweiligen Bowlers sowie von der Beschaffenheit des Platzes und den klimatischen Bedingungen des Spiels abhängen.
All diese Faktoren zielen darauf ab, die Schlagmänner entweder aus dem Spiel zu nehmen oder ihre Möglichkeiten, Runs zu erzielen, stark einzuschränken - die wichtigste Komponente für das Erzielen von Punkten in allen Formaten des Crickets. Die Art und Weise, wie Trainer, Selektoren und Kapitäne all diese Informationen nutzen, ist ein Beweis für die Feinheiten, über die wir bereits gesprochen haben, weshalb wir zum nächsten Schlüsselelement des Spiels übergehen - dem Schlagen.
Ein Angriffsschuss oder ein Abwehrschuss?
© Brett Hemmings / Red Bull Content Pool
Schlagen
Die meisten Teams, egal in welchem Format, haben eine erste, eine mittlere und eine letzte Schlagreihenfolge. Die Eröffnungsspieler:innen geben in der Regel das Tempo des Spiels vor, wobei dies in jedem Format anders gehandhabt wird. Im First-Class-Cricket zum Beispiel sind die Opener dazu da, den Bowling-Angriff zu ermüden, sodass Runs nur eine untergeordnete Rolle spielen, obwohl sie das wichtigste Punktesystem des Spiels sind. Hier kommt das "Zermürbungsspiel" ins Game, wie es im Cricket heißt. Die mittlere Reihe im First Class Cricket ist in der Regel stark genug, um von einem "abgestumpften" Bowling-Angriff zu profitieren, auch wenn das nicht immer so funktioniert.
In den kürzeren Spielformaten sind die Eröffnungsspieler in der Regel einfach die fähigeren oder stärkeren Athleten und greifen das Bowling mit Aggressivität an, um frühe Runs zu erzielen, auf die die mittlere Reihe folgen kann.
In den meisten Formaten steht der Bowling-Angriff am Ende, da es im Cricket viele spezialisierte Athleten gibt (ein "Allrounder" ist ein Spieler, der sowohl als Schlagmann als auch als Bowler gut ist). Spezialisierte Bowler arbeiten härter an ihrem Bowling-Handwerk als am Batting. Dennoch haben viele Spieler, die am Ende des Feldes stehen, in vielen Duellen deutlich mehr Punkte erzielt, da sie oft mehr Freiheiten haben, um nach ihrem Instinkt zu spielen, vor allem in den kürzeren Spielformaten.
Über den Abnutzungsprozess
Wie wir bereits angedeutet haben, gibt es in allen Cricket-Formaten eine Vielzahl von Faktoren wie Spielerauswahl, Wetter, Klima, Spielfeld- und Ballbeschaffenheit und vieles mehr, die Einfluss darauf haben, wie die Teams jedes Spiel und jeden Moment angehen. Die taktische Seite des Spiels basiert also darauf, den Gegner zu jedem Zeitpunkt auszumanövrieren und gleichzeitig seine Stärken auszuspielen, um als erster Schlagmann die "Run Chase" zu starten. Wenn du als zweiter Bowler spielst, ist die Art und Weise, wie du diese Jagd angehst, genauso wichtig wie die Entscheidungen im Angriff, wenn du als erster Bowler spielst.
Es ist ein unglaublich komplexes Spiel mit so vielen Ebenen, dass es für Leute, die nicht wissen, wie es funktioniert, zunächst einschüchternd wirken kann. Aber wie bei allen Sportarten gilt, dass das Zuschauen oder Selber-Spielen (Cricket kann übrigens auch Indoor gespielt werden) die besten Zugänge sind, um das Ganze in all seiner Tiefe zu verstehen. Unterm Strich hat Cricket mit seinen vielen Ligen, Ländern und Formaten wirklich für jeden etwas zu bieten. Also, stell dich selbst an die Seitenlinie und genieße eine der besten und traditionsreichsten Sportdisziplinen, die es da draußen gibt.