Dexter: The Trip
© Robert Winter
Music
Dexter: Almost Famous - Interview
Geschmacksinstanz, Kinderarzt, Hohepriester des Subwoofers, Chartsproduzent – Dexter vereint alles.
Autor: Daniel Köhler
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Dexter: The Trip
Dexter: The Trip© Robert Winter
Du hast jeweils eine goldene und eine Platinplatte für deine Produktionen am Casper und Cro Album eingesackt. Wo in deiner Wohnung hängen die Teile?
„Nirgendwo. Die stehen bei meinem DJ Pult, neben dem Zitronenbaum. Ich hab ja immer gesagt, dass ich keine Nägel hätte, und sie deshalb nicht aufhängen würde. Mittlerweile habe ich Nägel, aber ich traue den Wänden meiner Wohnung nicht. Deshalb stehen die da jetzt.“
Damit angeben geht aber trotzdem, oder?
„Nicht wirklich, weil ich mir da nicht viel drauf einbilde. Ich habe ja nur jeweils einen Beat auf den Alben platziert – die Alben hätten sich sicherlich auch ohne diesen Beat immens gut verkauft. Natürlich finde ich das cool, und freue mich, aber das jetzt zu meinem Verdienst zu machen – nee. Da finde ich es deutlich cooler, dass DJ Shadow meinen „Homer Flip“ in sein Set einbaut. Hin und wieder, wenn der Schornsteinfeger kommt, wird aber schon mal gefragt, was das denn eigentlich sei.“
Du bist eher zufällig zum Chartproduzenten geworden. Wie viele doofe Anfragen hast du schon ablehnen müssen?
„Schon ein paar, was mir auch immer ziemlich unangenehm war. Aber ich bin eben kein Dienstleister. Diese Beats ( „Blut sehen“ für Casper und „Ein Teil“ für Cro, Anm. d. Verf.) waren ja schon lange da, und wurden eben gepickt. Das hat sich natürlich angefühlt, aber daraus lässt sich jetzt keine Strategie ableiten. Wenn jetzt Leute zu mir kommen, und mir sagen, dass ich doch so was ähnliches auch für sie machen soll, dann muss ich leider ablehnen. Entweder es passiert organisch, oder es passiert eben nicht.“
Dexter: The Trip
Dexter: The Trip© Robert Winter
Auf welchem Trip warst du, als du dir gesagt hast: das nächste Album besteht aus Psychadelic Rock – Samples?
„Auf gar keinem. Ich bin ein sehr großer Fan von diesen verspulten Konzeptalben. Irgendwann habe ich „The Antidote“ von Lootpack gehört, und dachte mir: super Idee. Die Beats sind relativ kurz, und dazwischen immer so hörspielartige Skits. Das ganze Album ist eine akustische Reise, alles macht Sinn – wenn man es sich nur anhört. Das wollte ich auch erreichen: eine Platte, die erarbeitet werden will, und die auch beim dritten Durchlauf noch etwas zu bieten hat. Und Psychadelic Rock ist einfach eine Musik, die ich durch meinen Vater sehr zu schätzen gelernt habe, und die es mittlerweile auch gar nicht mehr so gibt. Das ist natürlich für jemanden, der gerne Platten diggt, sehr interessant.
Wie oft kommst du eigentlich noch dazu, dich durch verstaubte Plattensammlungen zu wühlen?
„Naja, nicht mehr so oft, da ich ja auch noch einen echten Job habe. Ich bin ja Kinderarzt. Aber hin und wieder bricht es schon noch durch. Ich erinnere mich an einen Tag in New York. Ich war mit einem Kumpel dort in einem völlig verdreckten Keller. Überall war Staub, die Platten hatten keine Hüllen, und deine Hände waren innerhalb kürzester Zeit komplett schwarz. Wir waren da, glaube ich, acht Stunden und haben uns nur kurze Pausen zum Luft holen gegönnt. Das war super, wenn auch sicherlich nicht gesund.“