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Endlich Sommer! Die größten Deutschrap-Sommerhits seit 2010

Jeder Sommer hat seinen Hit. Wir lassen die letzten Deutschrap-Sommer seit dem Jahr 2010 für euch Revue passieren und verraten euch den größten Track 2022!
Autor: Fred Erik
6 min readaktualisiert am
Wenn die Bluetooth-Boxen im Park heißlaufen; wenn es überlaut aus allen Autos schallt; wenn du nur kurz zum Kiosk willst für ein Kaltgetränk, und überall läuft dieser eine Song, dann ist er da, dieser ganz besondere Moment. Es ist Sommer, und jeder Sommer verdient seine eigene Hymne. Um euch auf den Sommer vorzubereiten, lassen wir die Deutschrap-Sommerhits seit 2010 Revue passieren.
01

Die Atzen – Disco Pogo (2010)

Es ist 2010 und Deutschrap ist tot. Also, fast. Der erste große Deutschrap-Hype liegt schon ein paar Jahre zurück. Der Untergrund trifft sich im Internet und rappt in Video-Battle-Turnieren um die Ehre. An goldene Schallplatten und Nummer-Eins-Songs denkt noch kaum jemand. Bis die Atzen kommen. Frauenarzt und Manny Marc, zwei Berliner Legenden mit viel Liebe für Bass und großem Talent für Parolen. Gekommen, um die Zehnerjahre mit einem großen Knall einzuläuten. Ob Mallorca oder Miami: Hauptsache Disco. Weil singen kann nun wirklich jeder Atze.
02

Casper – Der Druck steigt (2011)

Stell dir vor, es ist Sommer und alle sind irgendwie emo. Willkommen in Zwanzigelf. Getrieben von der Liebe für die Kultur, erfindet sich Casper zum Beginn der Zehnerjahre neu. Nein, er erfindet Deutschrap neu. Er lässt die Gitarren kreischen, schnallt die Hose enger, schreit sich die Feelings aus der Magengrube, und erreicht mit seiner ganz großen Geste im Sommer 2011 die ganz große Masse. Alle schreien mit und Deutschrap weiß fortan, dass man auch anders darf: dass es eben auch mit Hits geht. Eine neue Ära bricht an.
03

Cro – Easy (2012)

Es war der größte Hit, den Deutschrap bis dato erlebt hatte, vor allem aber der überraschendste. Aus dem gefühlten Nichts tauchte diese Hymne auf. Das Schema war bekannt: Junge rappt über Mädchen. Doch noch nie klang Deutschrap so sehr nach Hit und dabei doch so selbstgemacht. Die Pandamaske mit dem Petruskreuz komplettierte das Bild: Irgendwie war das hier angenehm harmlos, aber auch elegant schamlos. Und einen Sommer lang fühlte sich alles einfach mal easy an.
04

Megaloh – Dr. Cooper (Ich Weiss) (2013)

Weißt du noch, wie Leute sich mal darum stritten, wie Rap jetzt eigentlich Rap sein soll? Was oder wer jetzt wie real ist? Wenn es jemals einen Rapper gab, bei dem es einfach keine Diskussion gab, dann Megaloh. Ums Millennium herum sammelte Mega viel Anerkennung und wenig Geld im Berliner Untergrund. Dann wollte er eigentlich das Handtuch werfen. Doch Deutschrap hatte sich gerade wieder gefangen und Megaloh gab nochmal alles. “Dr. Cooper (Ich Weiss)” brachte die neue Entschlossenheit auf den Punkt, alte Deutschraphelden wurden zitiert und neue Flow-Maßstäbe gesetzt. Runder wird der Kreis nimmer.
05

Marteria – Kids (2014)

An der Seite von Casper und Cro wurde Marteria zur Galionsfigur einer neuen Deutschrap-Ära. Mit seinem Album “Zum Glück in die Zukunft” zeigte er 2010, wie man noch einmal ganz anders Geschichten erzählt: mit greifbaren Bildern und unglaublich viel Mut. Nach seinem Erfolgsalbum war Marten erstmal feiern. Nur machte 2014 dann keiner seiner Freunde mehr mit. Also machte Marteria, was er am besten kann: seine Story in einen Hit verwandeln. Und was für einen. “Kids” kennt jeder. Wer den Refrain nicht nach dem ersten Hören auswendig kann, lügt.
06

Haftbefehl – Ich rolle mit meim Besten (2015)

Alle zehn Jahre gibt es diese eine Person, in der sich die Entwicklung einer ganzen Kultur manifestiert. Auftritt Aykut Anhan. Aufgewachsen in desaströsen Verhältnissen, kämpft sich der Offenbacher zunächst durch das Zwielicht der Rhein-Main-Region, um schließlich als Haftbefehl das Spiel zu regeln. Hafti hat Liebe für Rap aus dem New York der späten Neunziger und dem Paris von heute. Auf seinem Opus “Russisch Roulette” kam alles zusammen. Da waren die Bilder aus den Blocks. Aus jeder Zeile schrien Angst, Wut und Verzweiflung. Aber eben auch die Ermächtigung und die Energie. Deshalb durfte “Ich rolle mit meim Besten” auf keiner Party fehlen. Deutschrap lief jetzt endlich auch im Club, aber auch am Kiosk deines Vertrauens. Danke, Haft.
07

Miami Yacine – Kokaina (2016)

Kaum vorstellbar, dass schon beinahe vier Jahre vergangen sind seit “Kokaina”. Immerhin klingt “Kokaina” auch 2020 noch so frisch wie eine unbefahrene Piste nach dem Morgenschnee. Wofür man den Debütsong des Dortmunder KMN-Members Miami Yacine heute in Erinnerung hat, sind seine etlichen Rekorde. Im Januar 2018 zum Beispiel knackte der Überhit die Hundert-Millionen-Marke auf Youtube. Was aber rückblickend viel wichtiger ist: Miami Yacine stimmte einen neuen Ton im Straßenrap an. Auch wenn es hier um Kilos aus Kolumbien ging, war da auf einmal eine neue Leichtigkeit. Keine Angst mehr vor Singsang, Tanzen mit ausgestreckten Armen im Video, kurzum: Straßenrap schien plötzlich Spaß zu haben. Völlig zu Recht!
08

Rin – Monica Bellucci (2017)

Willst du deinen Enkeln mal erzählen, wie sich das Leben in den späten Zehnerjahren so angefühlt hat, dann spiel “Monica Bellucci”. Skepta im Berghain, Boiler Room, Teile im System, alles drin. Im Grunde ging es ja aber um dieses eine(nde) Gefühl, das uns doch alle schon immer antreibt: Liebe. Also im Ernst jetzt. Und welcher Sound sollte sich besser dafür eignen als dieser Beat zwischen Uptempo-Dancehall-Zeitgeist und Jamie-XX-Glocken?
09

KitschKrieg – Standard (2018)

Hinter diesem Sommerhit stecken ein paar Jahre DIY-Arbeit. In Berlin-Kreuzberg als Team formiert, schufen KitschKrieg über eine Handvoll EPs mit Trettmann, Haiyti und Joey Bargeld den Sound der Stunde. Ihr erster Nummer-Eins-Hit “Standard” versammelte dann nicht nur ein Deutschrap-Allstar-Lineup, sondern zitierte auch den eigens entworfenen Tretti-Hit “Knöcheltief”. Trademark-Rap par excellence. Und, ganz ehrlich, hast du im Sommer 2018 nicht mindestens auch mal eine Frage mit “Standard” beantwortet?
10

Apache207 – Roller (2019)

Es gibt diese Typen, die sieht man, und weiß: nächstes großes Ding. Apache ist so einer, und wenn so einer dann auch noch mit so einer gottverdammten Hook ankommt, ist das Ding gelaufen – auf Rollerblades, mit dem E-Scooter, zu Fuß, wie auch immer du willst. “Roller” brachte zusammen, was es für einen echten Sommerhit in 2019 brauchte: Den Humor für Youtube, die Slogans für die Playlists und Melodien für Millionen. Fenster auf, auf den Roller drauf, Gefühle raus. Es ist heiß.
11

KitschKrieg ft. Jamule – Unterwegs (2020)

KitschKrieg haben die Vision und die Kontakte. Sie können Dancehall, NDW, 2Step und Trap. Aber vor allem klingen KitschKrieg am Ende immer so, wie nur KitschKrieg klingen – selbst mit einer Remineszenz an diesen 2005er Seeed-Klassiker. Wie Jamule dann als Soloartist im Red Bull Soundclash Studio Edition verlängert hat: Ihr wisst Bescheid.
12

Shirin David – Ich darf das (2021)

Schon „Gib ihm“ hat uns 2019 überzeugt: Das war ein Song des Jahres! Nachzuhören im #Deutschrap25-Podcast. Und auch wenn es 2020 mit Songs wie „Sommergewitter“ von Pashanim oder „Blessed“ von Cro und Capi echt starke Konkurrenz gab – mal ehrlich, hattet ihr irgendeinen Song länger, häufiger und lauter im Kopf als „Ich darf das“? Na also. Queen Shirin, egal zu welcher Jahreszeit.
13

Luciano – Beautiful Girl (2022)

Anstatt hier eine gutgelaunte Sommerhymne in die Welt zu klimpern – was bei dem Titel einfach gewesen wäre – nimmt Luciano uns im Sommer 2022 mit in einer sehnsüchtige Melancholie, in der er trotz Traumfrau und Lambo-Truck irgendwie doch immer allein bleibt. Gerade deswegen bleibt „Beautiful Girl“ über Monate hinweg im Ohr.
14

Kontra K & Lana Del Rey – Summertime (2023)

Sich an Lana Del Reys „Summertime Sadness“ zu erinnern, ist schon mal ein perfekter erster Schritt hin zum Sommerhit des Jahres – die perfekte Balance aus Bleischwere und schwebender Leichtigkeit. Alle Gefühle gleichzeitig eben. Dann noch ein Kontra K in Hochform und ein waschechter Specter-Gangster-Streifen als Musikvideo und die Saison ist gerettet. Herz-und-Sonne-Emojis.