Kendrick Lamar at Bonnaroo 2015
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Music

Das sind die besten Songs von Kendrick Lamar

Das Werk des amerikanischen Rappers steckt voller Persönlichkeit! Wir werfen einen Blick auf die Sternstunden seines Schaffens.
Autor: Clare Considine
5 min readveröffentlicht am
Kendrick Lamar geht keine Kompromisse ein. Der 31-jährige Rapper aus Compton verdiente sich seinen Platz unter den HipHop-Stars schlicht und einfach, indem er der Beste wurde und er zementierte seinen Status, indem er sich dennoch kontinuierlich weiterentwickelt und die Kunst des Sprechgesangs ständig in neue Sphären hievt. Man kann sagen, Lamars größter Konkurrent ist er selbst.
Seine großen Hooks und seine breitgefächerte Mentalität sind Resultat seines Mentors Dr. Dre, während sein eckiger und munterer Flow vor allem auf den Einfluss von West Coast-Undergroundlegenden wie Pharcyde, Souls of Mischief und Freestyle Fellowship zurückzuführen ist. Kendrick Lamar hat große Ideen und er nimmt sein Publikum bei deren Umsetzung ernst.
Mit seinem 2012 erschienen Album „Good Kid, m.A.A.d. City“ hat er das Konzeptalbum im HipHop-Genre wiederbelebt, während er 2015 mit „To Pimp a Butterfly“ zielgewandt den institutionalisierten Rassismus mithilfe komplexer Jazz-Elemente ansprach. Mit „DAMN“ brachte er 2017 die moderne Art des Geschichtenerzählens mit zeitlosen HipHop-Beats zusammen.
Wir haben 10 aussagekräftige Argumente gefunden, warum Kendrick Lamar der derzeitige King am HipHop-Olymp ist.

1. Swimming Pools (Drank)

Es braucht schon viel Eier in der Hose, um als erste Single vor einem Albumrelease einen Party-Song zu präsentieren, der den Alkoholkonsum anspricht und wie dieser das Leben ruinieren kann – doch genau das hat Kendrick kurz vor der Veröffentlichung von „Good Kid, m.A.A.d. City“ getan. Die Hook des Tracks und die von T-Minus produzierten Instrumentals waren beide dermaßen massiv, dass die Verse des von Kendrick zitierten 18. Zusatzartikels der amerikanischen Verfassung regelrecht mit der Musik verschwammen. Die Tatsache, dass sich der Song zu einem Hit entwickelte, ist auf seine ganz eigene Art subversiv: Anstatt den Apparat von innen heraus offenzulegen, infiltriert Kendrick diesen vielmehr.

2. i

Selbstliebe ist wichtig und seine Mitmenschen hin und wieder daran zu erinnern, sich selbst zu lieben, ist genauso wichtig. Das ist die Message hinter Kendricks „Feel-Good“-Single „i“, die von zu vielen als poppiger Abklatsch von Pharrells „Happy“ verunglimpft wurde. Während es bei „Happy“ nämlich um permanentes Lächeln und große Hüte geht, machen das surrend Psychodelische und die kinetischen Vocals „i“ zu einem ganz eigenen Thema. Es geht weniger darum, den sonnigen Optimismus abzufeiern, sondern vielmehr darum, anzuerkennen, dass die Welt die Hölle sein kann, dass sie sich aber leichter ertragen lässt, wenn du dich so akzeptierst, wie du bist.

3. „untitled 01 | 08.19.2014“

Ironischerweise ist die B-Sides-Collection „untitled unmastered“, die er zu Beginn des Jahres 2016 veröffentlichte, eines seiner kohäsivsten Werke bisher. Kendrick fühlte sich immer auch dem Jazz verwandt, aber auf „untitled unmastered“ benutzt er seine Stimme für total abgedrehte Höhenflüge spontaner Rap-Power. Auf dem Opener des Albums spricht er unzählige Katastrophen wie die globale Erwärmung, 9/11 und Flug 370 an und erkennt darin die Zeichen für das Ende der Welt.

4. Bitch Don’t Kill My Vibe

Das ist zweifellos der nachdenklichste Song, der das Wort „Bitch“ im Titel hat. Dieser Track ist zugleich eine Ode an die Einsamkeit und Kritik an den industriellen Hip-Hop-Komplex. Mit den üppigen Violinen holen die von Sounwave produzierten Instrumentals den einzigartigen Sound von Kanye Wests „Jesus Walks“ zurück in unser Bewusstsein, dessen „Sünder-Heiliger“-Dichotomie dabei geholfen hat, die Grundlage für Kendricks nuancierte Sicht auf die Welt zu legen.

5. The Blacker The Berry

Die meiste Zeit versucht Kendrick seine revolutionäre Rhetorik etwas herunterzuschrauben, um dem Track, an dem er gerade arbeitet, zu dienen, was sich oft unterschwellig in seinen vorsichten Charakterstudien jener Menschen, die von der Gesellschaft zurückgelassen wurden, bemerkbar macht. Auf „The Blacker the Berry“ dreht er seinen Sinn für Rebellion aber so richtig auf, weshalb der Song ganz klar der vitale Moment auf „To Pimp a Butterfly“ ist. Das ganze Album kritisiert das System, indem es die herkömmlichen Hip-Hop-Konventionen dekonstruiert und sich weigert, nach den Regeln des Genres zu spielen, mit diesem Song geht Kendrick in der vollkommenen Meuterei aber so richtig auf!

6. Backseat Freestyle

Als Kendrick auf der Bildfläche erschien, war klar, dass er eine wichtige neue Stimme innerhalb der Hip-Hop-Szene werden würde. Er ist ein Künstler, der zugleich die Virtuosität und die Vision besitzt, um ein gesamtes Genre weiterzubringen. „Aber“, fragte die Masse, „hat er das Zeug, einen richtig tighten Song hinzulegen?“ Gib dir „Backseat Freestyle“, einen Song, der so massiv ist, dass die Schallwellen alles zerstören werden, was zwischen dein Ohr und dem Song tritt!

7. LOYALTY (ft. Rihanna)

2017 erinnerte uns Kendrick ein weiteres Mal daran, dass er zu den außergewöhnlichsten Künstlern seiner Zeit gehört. Mit „DAMN“ legte er ein großartiges Album vor und dieses Duett mit RiRi entwickelte sich schnell zum absoluten Fan-Favourite. Der Song ist ein Testament an die vereinende Freude, die in großen Ideen liegt. Transportiert wird das ganze mit einem Chorus, der genauso groß gedacht ist.

8. LOVE (ft. Zacari)

Kendrick Lamar kann auch Liebeslieder – das hat er mit diesem Song auf „DAMN“ ganz klar bewiesen, auch wenn er dem Ganzen wiederum seinen eigenen Touch verpasste. Zacaris Falsett im Refrain gibt den einfachen, aber wirkungsvollen Lyrics „Give me a run for my money“ den notwendigen, seltsam subversiven Vibe.

9. Alright

„Alright“ ist wahrlich eine Hymne unserer Zeit: Ein kraftvoller, selbstbewusster und entschlossener Song für all jene, deren Probleme so weitreichend sind, dass es fast unmöglich ist, sie loszuwerden. Seine Zeile „We gon‘ be alright“ wurde quasi zum Slogan der "Black Lives Matter"-Bewegung und sein Beat, an dem Pharrell und Sounwave mitproduziert haben, zusammen mit dem Sax von Terrace Martin, fühlt sich an, wie ein Tor in eine neue Welt.

10. HUMBLE

Es fühlt sich manchmal so an, also würde Kendrick wie Serena Williams oder der Zodiac-Killer nach einem ernstzunehmenden Herausforderer suchen. Mit seinen einnehmenden sozialen Kommentaren und seiner nuancierten Philosophie, fordert er seine Kollegen dazu auf, „noch besser“ zu werden. Mithilfe eines Mike WiLL Made-It Piano-Beats gibt er ihnen unmissverständlich zu verstehen: „If I quit this season, I still be the greatest.“