Ultrarunner Florian Neuschwander gönnt sich beim Lauftraining eine kurze Verschnaufpause.
© Armin Walcher / Red Bull Content Pool
Ultrarunning

100km laufen? Kann man, muss man aber nicht!

Warum läuft man bis zu 7 Stunden am Stück bis der Körper schmerzt? Eine Antwort: „Weil’s geil is!“
Von: Henner Thies
4 min readUpdated on
Es heißt: Wenn man einen Marathon schafft, packt man auch die hundert Kilometer. Bleibt die Frage: Warum man sich 100km überhaupt antun sollte? Schmerzen 42,195km nicht genug? Für Ultrarunner Florian Neuschwander ist klar: „Nein! Spaß macht es erst, wenn es richtig weh tut!“ Wieso, weshalb, warum, liest du hier.
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Ultrarunner Florian Neuschwander beim Laufen in den österreichischen Bergen.

Am liebsten läuft Flo über Stock und Stein...

© Armin Walcher / Red Bull Content Pool

Flo, wie kommt man dazu, 100km zu laufen? Nimmt man für solche Distanzen nicht besser das Auto oder die Bahn?
(lacht) Im Prinzip schon... Ich wollte damals, als ich in Trier gewohnt hab, meine Mama besuchen, in Neunkirchen, da wo ich herkomme. Also habe ich mir eine Strecke rausgesucht, auf der ich hauptsächlich Trails laufen kann... das waren dann genau 100km. Auf run-with-the-flow.com hab ich dann angekündigt, dass ich diese Hundert laufen werde, sobald meine Seite 100.000 Besucher hat – das war dann ziemlich schnell erledigt! Am nächsten Tag bin ich meine ersten 100km gerannt. Das war 2014.

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Wie haben sich die ersten 100km deines Lebens angefühlt?
Das ging ganz gut. Dafür, dass es damals 100km mit fast 3.000 Höhenmetern waren, war ich ziemlich flott. Unterwegs hab ich deshalb gedacht, wenn ich im Wald so gut vorankomme, dann könnte ich die 100km auch mal als klassisches Rennen angehen und speziell dafür trainieren. Kurze Zeit später bin ich meine erste 100km-WM mitgelaufen.
Ultrarunner Florian Neuschwander posiert für ein Porträt-Foto.

Für Flo ist der Marathon eine Trainingseinheit.

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„Ein Marathon tut irgendwann nicht mehr weh. Ich will aber, dass es auch mal wieder weh tut. Deshalb laufe ich einmal pro Jahr die 100km.“
Flo Neuschwander
Warum tut man sich und seinem Körper sowas an? Würde ein klassischer Marathon nicht reichen?
Wenn man wie ich seit zwanzig Jahren läuft, reißt du im Training regelmäßig einen Marathon ab. Der tut irgendwann nicht mehr weh und fühlt sich auch nicht mehr an, wie ein langer, herausfordernder Lauf. Das will ich aber. Ich will, dass es auch mal wieder weh tut. Deshalb versuche ich, einmal pro Jahr die 100km zu laufen. Bei einem Rennen auf der Straße, wie dem in Spanien, kommt zu der körperlichen Herausforderung noch eine geistige dazu: Dort laufen wir zehn Runden á 10km auf Asphalt statt durch die Natur – das ist für mich vom Kopf her noch schwieriger.
Woran denkst du, wenn du sieben bis acht Stunden am Stück läufst?
(lacht) In meinem Fall eher 6 Stunden 40, weil das dieses Mal meine Zielzeit ist. So doof es klingt, aber ich denke tatsächlich an nichts. Vielleicht denke ich während des Laufs auch etwas, aber das passiert unterbewusst. Zumindest kann ich es nach dem Lauf nie sagen... Ich lauf dann einfach und schalte völlig ab. Ich bin da ganz und gar im Moment, höre in meinen Körper und versuche, konzentriert mein Rennen zu machen.
Ultrarunner Florian Neuschwander beim Laufen in den österreichischen Bergen.

Flo: Manchmal beschimpf ich mich auch, das hilft.

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„Die schwierigste Stelle bei den 100km liegt zwischen Kilometer 60 und 80. Das sind die 20 Kilometer, vor denen ich am meisten Respekt habe.“
Flo Neuschwander
Beschimpfst du dich zwischendrin auch mal, wenn du merkst, es läuft nicht so, wie du dir das vorstellst?
Das kommt schon vor. Meistens bleibt es bei, „bleib ruhig Junge, du packst das.“ Bei einem meiner letzten Ultraruns habe ich mich in einem Waldstück, als ich alleine war, aber auch schon mal mächtig selbst angeschrien. Das hilft dann zum Glück auch (lacht).
Was gilt es, bei einem 100km-Lauf zu beachten? Wie muss man sich die 100 einteilen?
Die ersten 40 bis 60km sind das geringste Problem, die renne ich so oft im Training, die spule ich einfach ab, da ist es nicht mehr als ein Trainingslauf. Die schwierigste Stelle bei den 100km liegt für mich zwischen Kilometer 60 und 80. Das sind die 20 Kilometer, vor denen ich am meisten Respekt habe, die sind knüppelhart. Die letzten 20 gehen dagegen immer. Da habe ich das Ziel vor Augen, extra viel Adrenalin und gebe Gas! Das letzte Mal bin ich in Spanien von Kilometer 90 auf 100 sogar meine schnellste Runde gelaufen! Warum kann ich mir selber nicht erklären...
Panorama-Foto von Ultrarunner Florian Neuschwander beim Laufen in den österreichischen Bergen.

Laufen als Lebenselixier – für Flo wirkt’s Wunder.

© Armin Walcher / Red Bull Content Pool

„Drei Gründe, warum jeder in seinem Leben einmal die 100 km laufen sollte? Gibt’s nicht! Ich würde nicht jedem raten, die 100km zu rennen, wenn ich ehrlich bin.“
Flo Neuschwander
Wie bereitest du dich auf einen 100km-Lauf vor?
Vom Umfang her absolviere ich im Grunde ein Marathontraining. Einziger Unterschied: die kurzen Intervalle fallen weg, weil man den Speed bei den 100km nicht braucht. Hinzukommt, dass der längste Trainingslauf in Vorbereitung auf einen Marathon um die 35km ist. In Vorbereitung auf den Hunderter wird dieser durch einen 60- oder 70km-Lauf ersetzt. Davon sollte man vor dem Start schon an die drei gemacht haben. Mehr ist es nicht.
Wie regelst du die Energiezufuhr bei rund acht Stunden Belastung am Stück? Wann gibt es was?
Ich probiere im Training aus, was funktioniert. Für mich ist es am besten, alle 10km ein Gel zu futtern. Am Anfang schiebe ich da auch mal ein Drittel Energieriegel zwischen, wenn es sein muss. Ansonsten gibt es bis zur 70km-Marke nur Wasser. Danach trinke ich meine geliebte Red-Bull-Schorle (lacht), also Red Bull gemischt mit Wasser.

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Florian Neuschwander

Wenn ich mich gut fühle und ich im Flow bin, gebe ich Vollgas, dann baller ich, frei nach dem Motto: Alles oder nichts.

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