Ultrarunner Florian Neuschwander ist bekannt für seine taffen Lauf-Challenges: Ob 50 km Laufband-Weltrekord, See-Umrundungen oder selbst gewählte Marathon-Läufe im Gelände oder auf der Straße, "Hauptsache Ballern", wie Flo seinen temporeichen Laufstil nennt.
Zuletzt hat sich der mehrfache lokale Wings for Life World Run Sieger einer ganz besonderen Herausforderung gestellt: einem Marathon mit satten 2.000 Höhenmetern, bei dem er bergauf so schnell unterwegs war, dass selbst Rennradfahrer nicht mit ihm mithalten konnten.
Flo, 42,2 km und 2.000 hm in unter 3 h: Wie hat sich das für dich angefühlt?
Härter als gedacht. Das erste Mal die 1.000 hm hoch und wieder runter ging ganz gut, das zweite Mal hoch war dann wirklich hart. Einfach weil meine Oberschenkel vom ersten 10 km Downhill-Run schon ziemlich geschrottet waren. Beim ersten Mal Runterlaufen war ich knapp 1:30 Minuten vor meiner Zielzeit von 3 Stunden. Beim zweiten Mal Hochlaufen hab ich diesen Vorsprung dann leider verloren und war oben vor dem letzten Mal Runterlaufen circa 2 Minuten hinter meiner Pace. Da hab ich gedacht, jetzt hilft nur noch eins: hart ballern!
Wie zufrieden bist du mit deiner Performance?
Sehr zufrieden. Zwischendurch hätte ich nicht mehr gedacht, dass ich es in unter 3 Stunden packe, aber dann lief es bergab doch nochmal ziemlich gut. Die letzten 9 km bin ich im Schnitt 3:09 Minuten pro Kilometer gerannt, sodass es gerade knapp gelangt hat. Am Ende war ich 18 Sekunden unter den 3 Stunden, und das was war mein Ziel!
Zwischendurch hätte ich nicht mehr gedacht, dass ich es in unter 3 Stunden packe, aber dann lief es bergab doch nochmal ziemlich gut.
Wie hast du dich nach dem Lauf belohnt?
Ich hatte einen Mitfahrer, Chris, der mich auf dem Rad begleitet hat. Der konnte zwar nicht ganz mithalten, weil es für ein Rennrad teilweise doch etwas zu steil war, aber mit dem bin ich nach dem Lauf runter, hab erst mal ordentlich hydriert und dann haben wir uns in einen Fluss gesetzt, die Berchtesgadener Ache – das kalte Wasser und das Erlebnis für die Muskeln war in dem Moment Belohnung pur (lacht). Abends gab‘s dann Linsen-Lasagne von meiner Freundin, natürlich vegan, und später auf dem Balkon dann auch noch ein lecker Kaltgetränk.
Wie haben sich deine Beine am Tag nach dem Run angefühlt, und was tust du zur Regeneration?
Die Beine fühlen sich überraschend ok an. Ich hab' natürlich gerade in der vorderen und hinteren Oberschenkelmuskulatur etwas Muskelkater, aber es ist gar nicht so schlimm wie gedacht. Ich konnte am Tag danach sogar normal gehen und habe mich spontan entschieden, mit meiner Freundin und unserer kleinen im Kinderwagen locker 10 km zu laufen. In einer Woche habe ich Leistungsdiagnostik im APC in Thalgau, da muss ich wieder fit sein, von daher werde ich bis dahin eher wenig machen und voll auf Regenerieren gehen. Das heißt bei mir Pausieren, gut ernähren und Beine hoch. Sollte es mich doch mal in den Beinen jucken, setze ich mich auf den Rollentrainer und radele ein wenig oder mache eben einen lockeren, kurzen Lauf.
Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Marathon mit 2.000 hm zu laufen?
Marathons bin ich schon viele gerannt, im Flachen und im Gelände. Ein paar im Gelände waren dabei, da bin ich auch schon mal auf 1.500 hm gekommen. Da wollte ich irgendwann mehr, aber eben auf Zeit. Deshalb hab' ich mir für diesen Marathon mit 2.000 hm eine Straßenstrecke ausgesucht und keine Strecke im Gelände. Weil ich auch im Steilen ganz gern schnell laufe, hab ich mich auf die Suche nach einer Strasse mit 10% Steigung auf 10 km gemacht. So bin ich auf die Rossfeld Panoramastrasse gekommen. Da wusste ich, was ich vor mir habe und das Ergebnis zeigt: es war die richtige Wahl.
Ich denke, man kann den Rossfeld-Marathon noch ein bisschen schneller laufen, als es mir gelungen ist, aber 2.000 hm sind schon eine ganze Menge. Von daher: War geil!
Was war die größte Herausforderung an dieser Lauf-Challenge?
Die größte Herausforderung war, nach dem ersten Mal 10 km Downhill-Rennen in den Uphill-Modus umzuschalten, das war schon eine echte Aufgabe – physisch, aber auch mental. Weil ich das vorher wusste, habe ich mich beim ersten Mal Downhill mit einer Pace von knapp 3:30 min/km noch etwas geschont. Trotzdem hat es nach dem Wechsel von Runter zu Rauf gute 2 km gedauert, bis sich mein Körper wieder mit dem Bergauf-Modus angefreundet hatte – auch weil es dann wehtat. Aber: ich hab es einfach weggeballert! (lacht)
Inwieweit unterscheidet sich die Vorbereitung auf einen Marathon mit 2.000 hm von der Vorbereitung auf einen klassischen Marathon?
Vom Trainingsaufwand war die Vorbereitung auf diesen Lauf wie die auf einen ganz normalen Marathon, mit dem Unterschied, dass ich auch ordentlich Höhenmeter trainiert habe. 2.000 hm sind echt viel! Das Gute ist: hier in Inzell, wo ich wohne, laufe ich mit meinen Kilometern immer auch eine ganze Menge Höhenmeter. Daher bin ich die mittlerweile gewöhnt. Zudem habe ich in den Wochen vorher auch viel Intervalle trainiert: 10 x 1.000 Meter bergan mit 3% Steigung zum Beispiel. Das war sicher nicht schlecht.
Wenn du diesen mit Läufen der vergangenen Jahre vergleichst – wo rangiert dein „Rossfeld-Marathon“ in Sachen Härte, Wille und nicht zuletzt Spaß?
Ich denke er war schon hart, aber die Downhill-Passagen haben es erträglich gemacht. Die machen es zwar muskulär heftig, aber abwechslungsreich. Daher hat der Lauf echt Bock gemacht! Das Panorama war der Hammer, also rein vom Spaß- und Naturfaktor war das schon top und weitaus spannender, als ein 50-km-Weltrekord auf dem Laufband (lacht). Und in Sachen Härte: Der Wings for Life World Run zum Beispiel war sicher härter als der Rossfeld-Marathon, einfach aufgrund seiner Länge. Da läufst du nach dem Marathon nochmal einen Halbmarathon, das zieht sich dann schon. Da sind 10 km rauf, 10 km runter und das Ganze nochmal überschaubarer...
Die größte Challenge war, nach dem ersten Mal 10 km Downhill-Rennen in den Uphill-Modus umzuschalten.
Wie geht es für dich jetzt weiter?
Im Herbst finden, Stand jetzt, wieder Wettkämpfe statt. Ich denke, da werde ich mir einen schönen, harten Wettkampf raussuchen, damit ich meine aktuelle Form auch mal im Wettkampf unter Beweis stellen kann. Bis dahin suche ich mir sicher noch die eine oder andere lustige Challenge – das macht mir momentan nämlich eine ganze Menge Spaß!
Ultraläufer Flo Neuschwander hat eine neue Mission: Über 500 Kilometer und knapp 9.000 Höhenmeter binnen einer Woche: Von Laufen nach Laufen laufen. Alle Infos findet ihr hier.