MotoGP
MotoGP vs Formel 1: Das Duell der Königsklassen
Beschleunigung, Top-Speed, Downforce oder Leidenschaft – welche der beiden Rennserien hat den höheren „Wow-Faktor"? Wir klären das.
Motorsport ist eine Religion mit unterschiedlichen Glaubensbekenntnissen – Formel 1 oder MotoGP! Vier Räder oder nur zwei? Zur neuen Saison 2023 stellt sich die Frage: Welche der beiden Rennserien hat den Motorsport-Fans mehr zu bieten? Dieses Thema sorgt seit ewig für hitzige Diskussionen – wir wollen diese Debatte klären. Hier und jetzt.
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Hier das Duell zwischen Technik und Leidenschaft:
01
Formel 1 und MotoGP 2023: Die Leistung
Die F1 kann aktuell rund 950 PS bei 749 Kilo Mindestgewicht des Boliden (inklusive Fahrer) abrufen. Angetrieben wird der Red Bull RB16B von einem 1,6-Liter-V6-Motor von Honda in der Fahrzeugmitte mit Turbolader sowie einem 120 kW starken Elektromotor.
Die MotoGP kommt auf knapp 280 PS bei mindestens 157 Bike-Kilo. Zum Einsatz kommen Viertakt-Saugmotoren mit maximal vier Zylindern.
In Relation bedeutet das: Die Formel 1 kommt derzeit auf rund 1,4 PS je Kilo, die MotoGP auf fast 1,8 PS je Kilo.
- 1 Punkt für die MotoGP = 0 : 1
02
Höchstgeschwindigkeit
Die MotoGP schaut zwar extrem schnell aus, aber der Top-Speed auf der Rennstrecke kommt eindeutig von der Formel 1. Aktueller Rekordhalter ist Valtteri Bottas, der 2016 auf der 2,2 Kilometer langen Start-Ziel-Geraden in Baku 378 km/h im Windschatten erreichte.
Tatsächlich ist die MotoGP aber mittlerweile sehr nah dran: Der bisherige Rekord von Ducati-Pilot Andrea Dovizioso (356,4 km/h) wurde im März 2021 gerbochen:
Ducati-Fahrer Johann Zarco schrieb beim vierten Freien Training zum Grand Prix von Katar Geschichte: Im Windschatten von Enea Bastianini erreichte Zarco 362,4 km/h und knackte damit erstmals die Marke von 360 km/h
- 1 Punkt für die Formel 1 = 1 : 1
03
Anpressdruck und Bodenhaftung
Ein Rennen gewinnt man nicht auf den Geraden, sondern in den Kurven – und in diesem Bereich sind die F1-Boliden dank ihrer Aerodynamik richtig schnell. Beispiel Rindt-Kurve am Red Bull Ring: Die Formel 1 kommt hier auf 190 km/, die MotoGP maximal auf 120 km/h. Außerdem müssen Moto-Piloten um bis zu 200 Meter früher bremsen als ihre Kollegen in der Formel 1. In Summe ergibt das am Spielberg einen Zeitunterschied von mehr als 20 Sekunden pro Runde bzw. eine durchschnittliche Sieger-Geschwindigkeit von 224,8 km/h bei Valtteri Bottas und 182,6 km/h bei Andrea Dovizioso.
- 1 Punkt für die Formel 1 = 2 : 1
Taucht ein in die vielleicht spannendste MotoGP-Saison aller Zeiten. In unserem Film 'Unseen'.
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Unseen
Erlebe die Reaktionen von Marc Márquez, der die Reise zu seinem sechsten Weltmeisterschaftstitel Revue passieren lässt.
04
Die Leidenschaft der Weltmeister
Lewis Hamilton gegen Marc Marquez – was sagen eigentlich die Könige über ihre Disziplin. Gibt es da vielleicht den Hauch eines Zweifels, dass der eigene WM-Titel in Sachen Coolness-Faktor noch zu toppen wäre?
In der MotoGP ist der Rider ist viel wichtiger als das Bike, in der Formel 1 ist es umgekehrt. Deswegen ist die MotoGP interessanter als die Formel 1 und Emotion pur.
Wenn du in der Formel 1 bist, dann stehst du im Mittelpunkt des Interesses. Du hast die Weltspitze erreicht – es gibt nichts Besseres, da geht nichts drüber.
- 1 Punkt für jeden = 3 : 2
Oracle Red Bull Racing 2023 Saisonstart
Das Team ist zurück und stellt als Erstes ihren neuen Rennboliden für die Saison 2023 in New York vor.
05
Beschleunigung
0-100 km/h: Eine Frage der guten Bodenhaftung – beim F1-Boliden wollen die Reifen durchdrehen und das MotoGP Bike kann mit seinem Vorderrad nicht auf dem Boden bleiben. Beide Maschinen weisen in diesem Punkt die gleiche Leistung auf und brauchen im Durchschnitt 2,6 Sekunden.
0-200 km/h: Ist eine Frage der Technik und Elektornik – bei etwa 180 km/h übernimmt die Fahrzeugelektronik bei einem F1-Auto die volle Kontrolle, während der MotoGP-Rider immer noch Vollgas geben kann. Die F1 schafft es seit dieser Saison in 4,6 Sekunden, das Motorrad in 4,8 Sekunden.
0-300 km/h: Hier braucht die MotoGP-Maschine 11,8 Sekunden, das F1 Auto hingegen gerade mal 10,6 Sekunden. Allerdings: Das Auto benötigt lange Geraden, um Topspeed zu fahren, während das Bike die ganze Zeit Vollgas geben kann.
06
Sound
Der Motor macht das Geräusch. Das Duell heißt also: 1,6-Liter Turbo V6 in der F1 gegen Viertakt-Saugmotoren mit maximal vier Zylindern, 1000 ccm Hubraum und 19.000 Umdrehungen in der MotoGP.
Die Geräuschkulisse: 118 Dezibel in der Formel 1, deutlich kernigere 128 Dezibel in der MotoGP. Zum Vergleich: Ein Presslufthammer sorgt für 104 Dezibel. Die Formel 1 will allerdings soundtechnisch nachrüsten und in den kommenden Jahren auf 18.000 Umdrehungen erhöhen.
- 1 Punkt für die MotoGP = 4 : 3
MEHR DAZU: Johann Zarco holt zweiten Platz in Doha
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MotoGP-Tracklap: Rollercoaster-Feeling in Portugal
Zum Saisonfinale 2020 zeigt uns Alex Hofmann eine schwere Aufgabe: den Algarve International Circuit – neu asphaltiert, steile Geraden und hängende Kurven. Das Rennen siehst du live bei ServusTV.
07
Spektakel
Marquez, Rossi & Co. liefern von der ersten bis zur letzten Kurve den puren Nervenkitzel, während die Formel 1 nicht selten einer Prozession gleicht. Negativer Höhepunkt war der Grand Prix von Russland 2017 mit einem einzigen (!) Überholmanöver. Die Zahl der Überholmanöver in der F1 hat sich von 2016 auf 2017 übrigens fast halbiert: von 866 auf 435.
- 1 Punkt für die MotoGP = 4 : 4
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And the winner is.... Zeit für die Schlussrechnung
Wenn es rein um die technischen Fakten geht, hat in vielen Kategorien die Formel 1 die Nase vorn. Wenn man allerdings den körperlichen Einsatz und die Spektakel-Qualität berücksichtigt, gebührt der MotoGP die Krone.
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Begleite Jack Miller zur World Ducati Week 2022 in Misano, Italien.
Fazit: Das Duell endet unentschieden – beide Rennserien gelten zurecht als Königsklasse und sind eigentlich unvergleichlich spektakulär. Die Diskussionen um den höheren "Wow-Faktor" wird vermutlich für immer weitergehen. Und das ist gut so...
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