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Ob Musik oder Tanz, Hip-Hop begeistert weltweit Millionen von Menschen. Was viele aber nicht wissen: Hip-Hop ist nicht einfach nur ein Tanzstil oder Musikgenre, sondern eine ganze kulturelle Bewegung, die in den 1970er Jahren in den Ghettos New York Citys als Antwort auf benachteiligte und ungerechte Lebensumstände entstand. Diese Street Culture besteht im Ursprung aus vier Elementen: Rap (oder: MCing), DJing, B-Boying (Breaking) und Graffiti.
Wenn Hip-Hop aber eine ganze Kultur ist, was genau ist dann der gleichnamige Tanzstil und wie ist dieser entstanden? Kommt mit auf eine kleine Zeitreise.
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Die Anfänge
Die Reise beginnt in New York City, genauer in der Bronx. In den 1970er Jahren war dieser Stadtteil heruntergekommen und voller Kriminalität, Armut und Arbeitslosigkeit. Aber die Bewohner:innen machten mit ihren bescheidenen Mitteln etwas aus diesem Zustand.
Die Geschichtsschreibung nennt eine Party von DJ Kool Herc im Sommer 1973 als Stunde Null des Hip-Hop – aber nicht nur dort legten DJs Funk- und Soul-Breakbeats auf, nicht nur dort wurde animierend über die Musik gerappt, und nicht nur dort wurde getanzt. Nach und nach verlagerte sich dieses Spektakel nach draußen – das nannte sich dann Block Party. Immer mehr DJs, MC und natürlich tanzende Crowds waren in Parks oder auf Sportplätzen zu sehen. Diese Partys waren das erste Zuhause der Hip-Hop Kultur.
1982: Der Trailer für den Kinofilm Wild Style, der die junge Kultur aus der Bronx einer breiten Öffentlichkeit zeigt
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Die Vielfalt der Styles
Auf den Partys wurden auch Konflikte geklärt, und das auf eine ganz eigene, gewaltfreie Art: Verschiedene Crews traten in Cyphers gegeneinander an und packten ihre krassesten Moves aus. Meist battleten sich hier die B-Boys und B-Girls. Da aber die akrobatischen Bewegungen auf dem Boden, die man aus dem Breaking kennt, schwer nachzumachen waren – und da viele Menschen natürlich einfach zum Spaß tanzen wollten – wurde immer mehr aufrecht getanzt, was leichter nachzuahmen war.
Der Ursprung von Hip-Hop Dance liegt also im Breaking, aber auch in den sogenannten Social Dances, die auf den Block Partys getanzt wurden. Dazu zählen bekannte Modetänze und Bewegungen wie der Wop, Running Man, Kriss-Kross oder Humpty Hump, die auf den Jams in der Bronx allgegenwärtig waren. Verbindende Elemente sind immer wieder der Bounce (das Wippen mit den Knien zur Musik) und der Rock (Wippen des Oberkörpers).
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Eine Kultur geht um die Welt
In den 1980er Jahren schwappte der Hype um die Hip-Hop Kultur, um Breaking, Hip-Hop Dance und andere Streetdance-Styles, auch nach Europa und Deutschland. Durch Musikvideos (z.B. von der Rock Steady Crew) und Spielfilme (Beat Street, Wild Style) wurden die Kultur und ihre Tänze immer beliebter. In Deutschland führte das sogar dazu, dass der riesige Aerobic-Trend verdrängt wurde und eine eigene ZDF-Sendung namens „Breakdance“ verschiedene Streetdance-Moves vorstellte. Auch Fernsehauftritte wie die Rock Steady Crew 1982 bei „Wetten, dass…?“ brachten Hip-Hop zumindest kurzzeitig in den deutschen Mainstream.
1990: Im „Humpty Dance“-Musikvideo wird mit klassischen Hip-Hop-Schritten Freestyle getanzt – wie auf einer Party eben
Der Breakdance-Hype ebbt zwar wieder ab, aber die Hip-Hop-Kultur und damit auch ihre Tanzstile wachsen weltweit von den 1990ern bis heute immer weiter. Durch jahrzehntelange Interaktion mit verschiedensten Einflüssen wurde der Style immer vielseitiger, strikte Richtlinien wurden durchbrochen und Individualität wurde immer wichtiger. Das gilt übrigens auch für die Musik, zu der getanzt wird: Ende der 1980er wurden die Produktionen langsamer und entfernten sich immer mehr von den schnellen, oft Disco- und Electro-inspirierten Sounds der Vergangenheit. Hip-Hop Dance wird in immer neuen Ausprägungen zu einem anerkannten und häufig performten Style, der Tanzstudios füllt und den Look von Musikvideos prägt.
Ebenfalls 1990: Bei MC Hammer werden Hip-Hop-Moves zu einer Musikvideo-Choreographie verbunden
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Straße, Tanzstudio und TikTok
Was früher auf den Block Partys der Bronx als spontaner Freestyle-Move entstanden ist, lebt heute überall weiter – in Tanzstudios, auf großen Bühnen und natürlich auf TikTok und Insta. Der Vibe hat sich gewandelt: Statt roher Energie geht’s oft um saubere Lines und durchgetaktete Choreos. Gerade auf Social Media dominieren Moves mit Hip-Hop-Attitüde – aber manchmal ohne echten Bezug zum Groove oder zur Geschichte dahinter.
Gleichzeitig wächst weltweit das Verständnis dafür, dass Hip-Hop-Tanz viel mehr ist, als ein Trend. Immer mehr Tänzer:innen pushen Breaking, Popping, Locking & Co. als ernstzunehmende Kunstform – und nutzen Plattformen wie Instagram und TikTok nicht nur für Clips, sondern auch, um über die Kultur aufzuklären.
1997 zeigt Missy Elliott, wie Hip-Hop-Choreografien immer komplexer werden – und gleichzeitig immer wichtiger für die Musikvideos
Ob Street, Studio, Bühne oder Social Feed – Hip-Hop bleibt in Bewegung. Die Roots liegen tief, aber der Style entwickelt sich ständig weiter. Jede Generation bringt neue Ideen, neue Flows, neue Ausdrucksformen. Und genau das macht ihn so lebendig.