Bouldern
WM-Titelanwärter Jan Hojer über Heimatgefühle, Bierbraukunst und den bummbumm Boulder-Boom!
Vom 21. bis 23. August findet im Münchner Olympiastadion die Boulder Weltmeisterschaft statt. Einer der großen Anwärter auf den Weltmeistertitel ist der frisch gebackene Sieger des Gesamt-Weltcups Jan Hojer. Der Kölner hat dieses Jahr bereits fleißig so ziemlich alles abgeräumt, was da kam. Was erwartet er von München? Wie ist die Szene drauf? Und was tun mit all dem Ruhm und all dem Geld? Der 22-jährige hat es uns verraten...
Jan, die Heim-WM steht an: Pressure oder Pleasure?
Heim-WM? Die letzte WM war in Paris und das ist von Köln aus deutlich näher als München. Und so regelmäßig wie ich in Fontainebleau bin, fühle ich mich dort eigentlich auch heimischer... Zum Thema Pressure solltest Du lieber die anderen Athleten befragen. Ich habe dieses Jahr schließlich schon etwas gewonnen! Und sollte ich in München Letzter werden, wird 2014 trotzdem meine bislang erfolgreichste Saison bleiben.
Das klingt druckfrei – dennoch, was tun, wenn man verliert?
Aus der Situation das Beste machen und die bayerische Bierbraukunst genauer unter die Lupe nehmen. Weltmeisterschaften sind ja schließlich auch dazu da, fremde Kulturen kennen zu lernen.
Wie ist das generell so in der Boulderszene: Gruppengefühl oder Konkurrenzkampf?
Boulderer sind in der Regel schon recht entspannt. Vermutlich gibt es in wenigen anderen Sportarten so viele nationenübergreifende Freundschaften. Aber zu einer Weltmeisterschaft geht man schließlich, um sich mit den Besten der Welt zu messen. Spätestens im Finale gönnt sich dann doch jeder selbst am meisten. Auch wenn man mit seinen Konkurrenten hervorragend klarkommt und vor und nach der WM zusammen in den Urlaub fährt!
Wie entwickelt sich die Sportart? Wirst du einen BorisBeckerartigen Boulder-Boom in Deutschland auslösen?
Ich würde meinen Einfluss nicht mit dem eines Boris Beckers vergleichen! Schließlich ist der Tennis-Boom in Deutschland auch langsam wieder verebbt und ich habe deutlich größeres im Sinn!
Ein größerer Boom als bei BummBummBecker einst?
Das ist der Plan. Ich denke, einzig und alleine durch mich werden hunderte Boulderhallen eröffne werden und mittelfristig erwarte ich im Bouldersport eine ähnliche Dominanz der Deutschen, wie im Bobfahren!
Das heißt, Du wirst eines Tages so richtig reich werden?
Auf jeden Fall! Ich bin nur noch ein Paar Schritte davon entfernt! Ich stehe gerade vor der wichtigen Entscheidung, ob ich meine gesamten Preisgelder besser in ein Set Golf- oder Tennisschläger investiere...
Was herrscht in der (Boulder-)Halle vor: Professionalisierung oder Poserei?
Mit reiner Poserei kommt man nicht allzu weit und ist in den meisten Kletterhallen auch kein gern gesehener Gast! Um auf der Weltcup-Bühne posen zu dürfen, muss man mittlerweile einiges investieren. So viel, dass echte Poser sogar langsam vom Aussterben bedroht sind. Aber zum Glück gibt es noch Leute wie Jakob Schubert, die ihre Sonnenbrillen im Wettkampf nur widerwillig ausziehen. (Ich finde, Jakob hat sich durch seine Leistungen mittlerweile das Recht erklettert auch im Wettkampf eine Sonnenbrille zu tragen.)
Dann bitte Deine Tipps: Was disqualifiziert einen als Boulderer? Was ist gerne gesehen?
- Wer darauf steht, sein T-Shirt schon zum Warm-Up auszuziehen, sollte lieber zuhause bleiben oder zum Beachvolleyball gehen!
- Gern gesehen sind Leute, die andere mit ihrer Motivation und Lust auf abgefahrene Moves anstecken und nicht rumheulen, weil sie sich zu klein/groß/dick/dünn für irgendwas fühlen. Davon gibt's schon genug...