Rap 💯
Es war das erste Soloalbum seiner Karriere. Und dann gleich eine kleine Deutschrap-Revolution. Mit seinem Soloalbum ging Felix Brummer alias Kummer im vergangenen Jahr zurück in seine musikalische Vergangenheit. Als Rapper fand der Kraftklub-Frontmann eine neue Stimme. Und plötzlich war da auch ein neuer Ton im Deutschrap.
„Kiox“ hielt der Szene den Spiegel vor: Fragwürdige Streetwear-Preise, der innere Kampf mit Freunden von früher, die Komplexität von Beziehungen – auf „Kiox“ durften die Dinge endlich beim Namen genannt werden. Und plötzlich waren da wieder richtige Gefühle. Nur verdient, dass das Album direkt auf der Eins landete. Und ein bisschen stolz waren wir dann schon. Denn auch wenn „Kiox“ vor allem in einem Berliner Wohnzimmer entstand: Die Produzenten des Albums, BLVTH und die Drunken Masters, waren in den letzten Jahren gern gesehene Gäste in den Red Bull Music Studios. Auf dem Album prallte tiefe Melancholie auf energetische Euphorie. Wir sind dem Schaffen dieses ungleichen Teams auf den Grund gegangen und haben für euch die wichtigsten Songs zusammengetragen.
Der Sound von „Kiox“
1. Wie viel ist dein Outfit wert
Auf „Kiox“ machten BLVTH und die Drunken Masters erstmals gemeinsame Sache. Auf wundersame Weise kamen dabei zwei Welten zusammen: Auf der einen Seite wird das Leben mit energetischen Bangern gefeiert, auf der anderen Seite steht die Kehrseite des Menschseins mit melancholischen Synths. „Wie viel ist dein Outfit wert“ ist der Peak dieses Zusammenkommens. Auf einem ignoranten Brett stellt Kummer den hochpreisigen Modewahn unserer Zeit in Frage.
2. 9010
Ohne Frage die einprägsamste Produktion auf „Kiox“. Schon dieser Kinderchor im Intro … Ein BLVTH-Beat in Perfektion.
3. Aber nein
Wenn schon Rap, dann auch Wettkampf. Mit „Aber Nein“ nimmt Kummer seine Feinde ins Visier – und kommt dabei ganz ohne Namedropping aus. Stattdessen gibt’s Verstärkung des ungleichen Teams LGoony und Keke. Und für die nötige Ignoranz sorgen die drückenden Drums von BLVTH und den Drunken Masters. So geht Battlerap 2.0.
Der Sound von BLVTH
Machen wir es kurz: Keiner klingt hierzulande wie BLVTH. Grunge-Gitarren und Trap-Beats sind die Basis seines Sounds, dazu gesellen sich düstere Synth-Flächen und übersteuerte Bässe aus der 808. Vor einigen Jahren tauchte sein mystisches Pseudonym aus dem Nichts auf. Heute sitzt er mit der Musikelite im Studio. Zu Recht, denn BLVTH hat ein Händchen für’s Songschreiben. Und das kommt nicht von ungefähr: Vor einigen Jahren stand der Wahlberliner noch in einer Indie-Band an der Gitarre, sang die Lead-Vocals und schrieb Songs. Als er sich Songstrukturen und das richtige Produktions-Setup erschlossen hatte, war klar: Er will seiner eigenen Vision folgen. Seitdem hat er als BLVTH etliche Solo-Songs releast, mit Künstlern wie Cashmere Cat gespielt und zelebrierte mit BLVTH COUTURE seine eigenen Fashion Drops. Aber damit nicht genug: BLVTH hat auch im Deutschrap einen neuen Ton angestimmt. Eine Handvoll Größen begab sich mit dem Allround-Talent ins Studio: Casper, Marteria, Ahzumjot und zuletzt Kummer entlockten BLVTH ein paar handfeste Hits.
1. Sia – Elastic Heart (BLVTH Edit)
Am Anfang war der Edit. Aus dem Nichts tauchte 2015 diese Version von „Elastic Heart“ auf und tränkte die epochalen Pop-Vocals von Sia in ein dunkles, minimalistisches Brett. Die Blaupause für den BLVTH-Sound.
2. BLVTH – Pusher
Mit seinem Soloalbum präsentierte BLVTH im Jahr 2018 seine künstlerische Vision. Und er hatte Hits in der Tasche! Ein zerschnipseltes Sample trieb „Pusher“ voran, nichts konnte diesen Beat aufhalten. Die gefühlvollen Vocals wollten ganz nach vorne. Und das Video, nun ja… Hier bewies einer Stil und Sinn für Entertainment!
3. Marteria & Casper - Absturz
Bei einem Gipfeltreffen, wie es Marteria und Casper mit ihrem Album „1982“ zelebrierten, feiert man sich erstmal ordentlich ab, eh klar. Doch zwei stadionerprobte Typen wären nicht Brüder im Geiste, würden sie nicht auch die Schattenseiten des Lebens kennen. „Absturz“ fasste diesen Moment zusammen, in dem sich all die angestauten Gefühle ihr nötiges Ventil in einer durchzechten Nacht suchen. Und wer könnte diesen Augenblick besser vertonen als BLVTH? Eben.
Der Sound der Drunken Masters
Turnup, Abriss, Durchdrehen – nenn’ es wie du willst. Fest steht: Wo die Drunken Masters auftreten, da wächst kein Gras mehr. Die beiden Bros Joe und Chris haben bislang noch jedes Festival zum ausrasten gebracht. Doch die Welt der Drunkies dreht sich weiter als ihre vier Turntables: In den vergangenen Jahren hat sich Duo mit etlichen Songs auch als Produktionsteam und Hit-Macher bewiesen. Die Producer- und DJ-Legenden Diplo und A-Trak verpflichteten die Drunken Masters schon vor Jahren für ein paar kompromisslose Banger. Heute lehren die Drunkies endlich auch Deutschrap das gepflegte Ausrasten.
1. Drunken Masters - Louder (feat. Portugal The Man)
Pop-Epos trifft Turnup: Dieser gemeinsame Song mit den US-Indie-Rockern Portugal The Man erschien im Jahr 2016 und stellt schon damals unter Beweis, wie weit die Drunken Masters musikalisch eigentlich blicken. „Louder“ ist mindestens ein Hit. Nein, „Louder“ ist eine echte Hymne.
2. Eskei83, Drunken Masters & Gunjah - Rave
Die Dreifaltigkeit des Durchdrehens: Die Drunken Masters mit Eskei83 und Gunjah. Wenn die Rave-Synths in Sekunde Null einsetzen, weiß man bereits, was die Uhr schlägt. Wenn es einen Song gibt, der heute in keinem Festival-Set der beiden Bros fehlen darf, dann ist es „Rave“. Wer stillsteht, hat Angst.
3. Drunken Masters - Komm Teste feat. Nimo
Für ihre jüngste EP „Places“ heizten Joe und Chris quer um den Globus, um in den Red Bull Music Studios in Berlin, London und New York mit einer Handvoll Künstlern zu kollaborieren. Kapitel 1 ihrer Reise: Eine gemeinsame Session mit 385ideal-Überflieger Nimo in Berlin-Kreuzberg. Endlich darf auch Deutschrap so richtig durchdrehen und Spaß haben. Übersteht mit Sicherheit jeden Test, dieser Song.