kllyVe, Jinjin, Shifty, Julie und Petra mischen die Szene auf
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Shiftys Einblick in den Alltag einer eSportlerin
Interview: CS:GO-Spielerin Shifty über die besten Spielerinnen und die Team Secret-Rivalität
Von: Matthias Holländer
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Der eine oder andere kennt dich vielleicht noch aus Counter-Strike: Source um 2007. Erzähl uns etwas über deine Laufbahn und die deiner Teams.
Ja richtig, ich habe 2007 in der ESL angefangen. Das war das erste Mal, dass ich etwas von Ligen und Teams mitbekommen habe. Dass es auch wirklich Teams gibt, die zusammen trainieren und Counter-Strike spielen.
Damals habe ich nur mit Freunden gedaddelt, erst später bin ich dann auf Female-Teams gestoßen in Counter-Strike: Source. Damals gab es zwar noch keine Female-Competitions, aber ich habe damals meine ersten Erfahrungen gesammelt, in einem Team wirklich nur mit Mädels zu spielen.
Dann habe ich angefangen 1on1-Ligen zu spielen, da gab es auch die ersten Competitions für Females. Das war allerdings schon relativ spät. Wirklich professionell wurde das Ganze erst mit dem Umstieg auf Global Offensive.
Damals kam die Counter-Strike 1.6-Szene mit der CS:S-Szene zusammen und ab da wurde es professionell. Alle Turniere, die es bereits gab, also quasi die ESWC und die Copenhagen Games, wurden damit auch für uns CS:S-Spieler zugänglich.
Damals bin ich auch meinem ersten professionellen Team gejoined, wo wir mehr trainiert und wirklich Zeit investiert haben, um an diesen Turnieren teilnehmen zu können.
Um zur ersten Intel Challenge nach Katowice zu fahren, habe ich ein eigenes Team zusammengestellt, unter anderem mit QueeN, Stefanie Eydens, die der ein oder andere vielleicht kennt. Nach der Intel Challenge konnten wir uns für jedes weitere Turnier qualifizieren.
Mit Cooler Master haben wir dann auch einen Sponsor gefunden, was zu der Zeit noch etwas schwieriger war, da die Sponsoren gerade erst angefangen hatten, Interesse zu zeigen. Danach gab es Veränderungen im Team und wir waren wieder ohne Organisation.
Während dieser Zeit sind wir nach St. Petersburg gefahren. Da hatten wir ziemlich Glück, da dieses Turnier komplett vom Veranstalter bezahlt wurde, inklusive Reisekosten. Nachdem wir uns für den ESWC qualifiziert hatten, sind wir Team expert gejoined.
Lass uns über eure einzelnen Spielerinnen sprechen. Was bringen diese mit und wie sieht die Rollenverteilung bei euch im Team aus?
Also ich gehöre zum alten Eisen, da ich schon 26 bin und ziemlich lange Counter-Strike spiele. Ich bin der Team-Captain und regle alles zwischen Organisation und Team.
Team-Captain heißt aber nicht unbedingt Ingame-Leader, das ist momentan Julie bei uns. Das hat sich allerdings vor Kurzem erst geändert. Sie ist bei uns die Stärkste, wenn es ums Supporten der anderen Spieler geht. Sie hat einen guten taktischen Überblick.
Ich suche außerhalb des Trainings auch viele Taktiken heraus. Julia macht das ebenfalls und sagt diese dann im Spiel an. Sie trifft zudem taktische Entscheidungen.
Gina, Jinjin ist unsere AWPlerin. Sie ist in meinen Augen eine der stärksten AWPs im europäischen Female-Bereich. Man sieht es ihr an, sie hat immer konstante Leistungen und ist immer weit oben auf dem Scoreboard. Sie hat eigentlich konstant immer 20-30 Frags, holt Clutches mit der AWP wie kein anderer und ich bin eigentlich ein richtiger Fan von ihr. Sie sorgt auch für Entry-Frags und wir arbeiten momentan viel zusammen, um auf Entrys zu gehen.
Kelly ist unsere konstanteste Spielerin und hat das stärkste Aim von uns. Sie ist eher diejenige, die hinten bleibt und von hinten alles umaimt. Wenn wir vorgehen und vorpushen, steht sie hinten und räumt das Feld von dort auf. Sie ist auch superstark in Clutches. Wenn es darum geht, 1v3 zu gewinnen, kann sie das sehr gut. Sie spielt das sehr schlau aus. Sie spielt auch die zweite AWP. Wenn wir also genug Geld haben, kann sie sich auch mal eine zweite AWP holen und wir spielen ein Doppel-AWP-Setup.
Die Petra ist relativ neu bei uns im Team, wir haben sie seit Katowice 2017 bei uns. Sie ist ein super neues Talent, das wir in einem belgischen Mix gefunden haben. Sie selbst ist Holländerin. In diesem Team hat sie aufgrund ihrer Leistungen immer herausgestochen. Sie ist eine super Allrounderin, hat ein supergutes Spielverständnis, spielt immer schlau und hat ein superkonstantes Aiming. Petra ist momentan bei uns immer die Topfraggerin, meiner Meinung nach eine der talentiertesten Spielerinnen in Europa. Deswegen bekommt sie auch viele Angebote von anderen Teams, bleibt uns aber treu.
Julia ist seit kurzem Ansagerin. Wer hat bei den Copenhagen Games und der Intel Challenge angesagt?
Bei der Intel Challenge war es Petra, da sie HellRose ersetzt hat, die davor unsere Ingame-Leaderin war. Petra hat in ihrem alten Team angesagt, also haben wir gesagt, dass wir das gleich übernehmen und ausprobieren. Allerdings war es nicht die beste Lösung, da Petra eher ihr eigenes Spiel spielen und sich als eine unsere besten Spielerinnen nicht aufs Ansagen konzentrieren sollte. Bei den Copenhagen Games habe ich es probiert, allerdings muss man sagen, dass es super-chaotisch war, weil wir davor nur zweimal trainiert hatten. Das war wirklich nicht schlau. Wir probieren im Moment aus, ob das mit Julie die endgültige Lösung ist.
Was wäre deine Top-5 der besten Spielerinnen?
Da wäre auf jeden Fall zAAz von Team Secret zu nennen. Sie spielt seit Jahren auf einem hohen Level mit, das muss man schon sagen.
Da wäre auch vilga, sie ist in letzter Zeit sehr herausgestochen. Sie spielt auf einem Top-Level in ihrem Team.
Petra würde ich auch nennen, weil sie vor niemandem Angst hat. Sie spielt immer konstant, hat die richtige Motivation und die richtige Einstellung zu gewinnen. Sie hat diese Gewinnermentalität, deswegen arbeitet sie auch hart an sich.
Gina würde ich als eine der besten AWPs bezeichnen.
Dann gibt es noch ein großes Talent, dass mir auf den Copenhagen Games aufgefallen ist und zwar dunno, Katharina Helle Karlsson von Red Reserve. Sie spielt dort mit HellRose, eine unserer ehemaligen Mitspielerinnen.
In deiner Top-5 findet man keine amerikanische Spielerin. Denkst du, dass Amerika nicht so stark wie Europa ist? Wie würdest du das Kräfteverhältnis zwischen den Regionen einschätzen?
Ich finde es schwierig, da die amerikanischen Teams sich in den ganzen Turnieren gegenseitig rauswerfen mussten. Dann kommt dazu, dass sie früher ihre Qualifikationen hatten und CLG damals immer gewonnen hat. Mittlerweile ist Dignitas allerdings besser als CLG, ich weiß nicht genau warum, aber ich glaube es liegt an ihrem Wechsel.
Im direkten Vergleich fallen die Ergebnisse auch meistens sehr deutlich für die europäischen Teams aus. Ich vergleiche da gern mit Team Secret und die gewinnen eigentlich immer einstellig gegen amerikanische Teams.
Wo wir gerade bei Team Secret sind. Die scheinen euch ja auch des Öfteren im Weg zu stehen. Bei der Intel Challenge in Katowice und bei den Copenhagen Games seid ihr gegen sie aus dem Turnier geflogen. Was macht es so schwer, gegen Team Secret zu spielen?
Ich muss ehrlich sagen, Secret ist eigentlich ein guter Gegner für uns. Wir spielen gegen sie meistens ein besseres Spiel als gegen andere. Ich habe immer das Gefühl, dass das Niveau gegen Secret höher ist. Ich finde nicht, dass es gegen Secret schwerer ist. Ich kann im Namen meines Teams sprechen, wenn ich sage, dass wir erleichtert sind, wenn wir gegen Secret spielen, weil wir sie endlich mal schlagen wollen.
Wir spielen immer bzw. oft knappe Maps gegen sie. Wir konnten auch als eines der einzigen Teams eine Map gegen sie gewinnen. Das hat Team Secret glaube ich auch ein bisschen eingeschüchtert bzw. hat ihnen gezeigt, dass sie Gegner auch respektieren müssen. Das rechnen sie uns auch hoch an, wir verstehen uns gut mit ihnen und sie wünschen sich auch immer uns als Gegner in einem Finale. Sie hatten gegen uns immer ihre härtesten Matches, die wir bisher leider noch nie in einem Finale austragen konnten.
Was es auch härter macht, gegen Secret zu spielen, ist die Tatsache, dass sie Fulltime spielen und Gehalt kriegen. Ein relativ Hohes verglichen mit den anderen Mädels, natürlich auch, weil sie erfolgreicher sind. Dadurch, dass sie mehr Zeit investieren können, wird es schwerer für die anderen Teams, aufzuholen. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist.
Du hast eben das Gehalt schon angesprochen. Gibt es bei euch im Team Mädels, die Fulltime spielen?
Also momentan jein. Petra hat momentan keinen Job, also kann man schon sagen, dass sie es „Fulltime“ macht, sie daddelt schon sehr viel. Die anderen im Team können es nicht machen. Eine von uns macht eine Ausbildung, ich arbeite, Julie arbeitet auch, aber nur Teilzeit. Kelly könnte Fulltime gehen, aber hat noch Nebenjobs. In der deutschen Szene ist es schwierig, Fulltime zu gehen, wenn du nicht ein entsprechendes Gehalt hast, um dir deinen Lebensstandard leisten zu können.
Würde euer Team Fulltime gehen, wenn es ein entsprechendes Angebot geben würde?
Definitiv, das ist ein Traum von uns allen. Wir würden super gerne unsere ganze Zeit investieren, weil wir an die Spitze wollen. Wir fragen uns immer, was wir erreichen könnten, wenn wir mehr Zeit investieren könnten.
Mit welchem Top-Team würdet ihr euren Spielstil vergleichen?
Wir spielen eher lockerer, ähnlich wie Fnatic. Da wir starke individuelle Spieler sind, gehen wir mehr auf Kontakt und Duelle, als feste Strategien. Unsere Stärke liegt mehr im Aiming und wir wissen, dass wir das ausspielen können. Deswegen versuchen wir, darauf mehr aufzubauen. Allerdings muss man sagen, dass unser Spielstil sich gerade erst geändert hat. Wir hatten davor mehr auf taktisches Spiel gesetzt und wir haben gemerkt, dass es uns besser liegt, einfach locker zu spielen.
Wie sieht für euch die Zukunft aus?
Ich hoffe natürlich, dass wir noch lange bei expert bleiben und vielleicht unter dieser Organisation irgendwann Fulltime gehen können, jetzt wo wir auch unser LAN-Haus präsentiert haben. Jetzt haben wir auch die Möglichkeit, länger in ein Bootcamp zu gehen und auch mal eine ganze Woche am Stück vor einem Event zu trainieren, das freut uns auf jeden Fall.
Wir haben immer noch das Ziel, an die Spitze zu kommen und vor allem endlich mal Team Secret zu schlagen. Wir wollen das Team sein, das Team Secret wirklich als erstes schlägt und ich denke, wir haben dafür gute Voraussetzungen. Wir haben auch einen Coach, der uns immer begleitet, der uns auch schon viel weitergebracht hat. Jetzt gilt es, die Feinheiten zu beseitigen und ich bin motiviert und zuversichtlich, dass wir das auch hinbekommen.