2016 war für Pokémon-Fans DAS Jahr – pünktlich zum zwanzigjährigen Jubiläum der Reihe waren die Taschenmonster wieder in aller Munde. Dass die Pokémon Company in diesem Jahr ihren Umsatz um sagenhafte 2100% steigerte, lag nich nur an dem Phänomen Pokémon GO und dem neuen Hauptspiel Pokémon Sonne und Mond, sondern auch an dem heute zu oft vergessenen Sammelkartenspiel. Zwar haben auf den Schulhöfen mittlerweile Smartphones und Fidget Spinner die Gogos und Pokémon-Karten abgelöst – der Sammelkarten-Hype der Jahrtausendwende ist aber noch lange nicht tot. Wir verraten euch, wieso uns auch 2017 noch das kribbelnde Gefühl beim Boosteröffnen packt.
Das starke Videospiele-Franchise
Ohne das Videospiel würden auch die Sammelkarten nicht existieren. „Wir schauen uns den neuesten Ableger an und überlegen dann, wie wir die Welt möglichst spannend umsetzen oder ergänzen können“, verrät der Produzent des Kartenspiels Yuji Kitano. Genauso liegt es am Videospiel-Franchise, welche Pokémon besonders prominent inszeniert werden – erst zweitrangig geht es um persönliche Vorlieben der Designer. Erst die kreativen neuen Videospiele ebenen den Sammelkarten den Weg.
Eine soziale Erfahrung
Pokémon ist eine von Grund auf soziale Erfahrung – auch als Videospiel, aber insbesondere mit den Sammelkarten. Gegenseitig werden die neusten Karten hin und her getauscht, bevor man sich dann Eins zu Eins duelliert. Daher sieht Yuji Kitano Ideen wie VR-Versionen des Sammelkartenspiels auch kritisch: „Pokémon lebt davon, sich gegenüberzusitzen und miteinander zu spielen. Um dieses soziale Spielen geht es!“
Schneller Einstieg mit taktischer Tiefe
Wenige Sammelkartenspiele sind so schnell zu verstehen wie Pokémon. Alle Erklärungen passen auf die mitgelieferte Spielmatte und die Spielkarten – ein langes Studieren der Anleitung ist nicht notwendig. Jeder Spieler kämpft mit einem Pokémon zur Zeit - hat er keines mehr oder wurden sechs seiner Monster besiegt, ist das Spiel vorbei. Obwohl die Grundregeln so schnell zu verinnerlichen sind, bietet das Sammelkartenspiel eine beachtliche taktische Tiefe – ein kurzer Blick auf die Finalpartien der diesjährigen Weltmeisterschaften reicht aus, um das zu verstehen!
„Play! Pokémon“-Turniere
Wer nicht nur gegen Freunde antreten will, kann auch nach „Play! Pokémon“-Turnieren suchen. 2003 gründete The Pokémon Company den Verband, der als Schirmherr über allen offiziellen Pokémon-Wettkämpfen weltweit steht. Hier könnt ihr euch messen, kleine Preise wie neue Sammelkarten gewinnen und wertvolle Punkte für eine Weltmeisterschaftseinladung sammeln. Nur die wenigsten Turniere haben dabei das Format „Unlimited“, in dem wirklich alle Karten aus fast zwanzig Jahren Sammelkartenspiel verwendet werden dürfen. Da in den üblicheren „Standard“- und „Expanded“-Turnieren immer nur ausgewählte Editionen zum Einsatz kommen, verändert sich schon alleine deswegen das Spiel Jahr für Jahr.
Jährliche Weltmeisterschaften
Die erfolgreichsten Spieler der zahlreichen „Play! Pokémon“-Turniere kommen jeden Sommer zu den Pokémon World Championships zusammen – einem der größten Gaming-Turniere überhaupt! Bei den diesjährigen Meisterschaften in Anaheim, Kalifornien wurden sowohl die besten Sammelkartenspieler als auch die Weltspitze in Pokémon Sonne & Mond sowie Pokémon Tekken ermittelt. Die Wettkämpfe werden zwischen über 900 Teilnehmern aus 40 verschiedenen Ländern jeweils in den drei Altersklassen Junior (Geburtsjahr: ab 2007), Senior (2003 bis 2006) und Masters (bis 2002) ausgetragen. Sammelkartenweltmeister dürfen sich dieses Mal Tobias Strømdahl (Junior Division – Norwegen), Zachary Bokhari (Senior Division – USA) und Diego Cassiraga (Masters Division – Argentinien) nennen. Vielleicht schafft ihr es ja als Quereinsteiger zur 2018er-Ausgabe nach Nashville, Tennessee?
Online-Trainingslager
Weitestgehend unter dem Radar erschien 2011 auch eine Pokémon-Online-Version. Mit jedem gekauften Deck oder Booster bekommt ihr einen Code für Pokémon Sammelkartenspiel Online. Löst diese Codes ein, baut euer Deck in dem PC-, iOS- und Android-Spiel nach und trainiert so auch ohne Gegenüber. Um mit den digitalen Genre-Platzhirschen wie Hearthstone oder Gwent mitzuhalten, müssten die Entwickler zwar noch an Präsentation und Bezahlsystem weiter feilen – als Ergänzung zu den physischen Sammelkarten lohnt sich ein Blick in das Spiel aber allemal!
Ansteckendes Sammelfieber
Nicht ohne Grund haben damals so viele Kinder einfach nur Pokémon-Karten gesammelt, aber nie wirklich gewusst, wie man mit ihnen richtig spielen kann. Ende der 90er-Jahre waren die Sammelkarten das einzige Merchandise zu Videospiel und Anime und die einzige Chance, alle 151 physisch zu besitzen. Heute gibt es zwar auch jede erdenkliche andere Art der Fanartikel, aber das Gefühl in einem Booster-Pack auf eine glitzernder Karte zu stoßen, macht immer noch süchtig!
Stetige Weiterentwicklung
Damit das Sammelkartenspiel auch nach fast zwanzig Jahren alten Hasen noch reizt, steht das Team von Yuji Kitano und Game Director Atsushi Nagashima vor der Herausforderung sich stetig neue Mechanismen auszudenken. Manche, wie die MEGA-Entwicklungen, kommen direkt aus dem Videospiel, aber die meisten Systeme wie die jüngst eingefügten GX-Pokémon sind exklusiv im Sammelkartenspiel. Solche großen Veränderungen werden über Jahre getestet - manchmal auch mit dem Ergebnis, dass eine Idee doch nicht im Alltag funktioniert.
„Eine verworfene Idee sind beispielsweise zusammengesetzte Pokémon. Wir wollten für besonders große Monster wie Rayquaza Karten entwickeln, die in besonders detaillierten Artworks das Pokémon über mehrere Karten in Szene setzt“, erzählt Game Director Nagashima im Interview. Meist fehlte den Testern dann aber doch noch ein Teil zum Ausspielen und das mega-starke Pokémon wurde zum mega-großen Hindernis auf der Hand. Manchmal sind es dann kleine Karten, die plötzlich einen größeren Einfluss haben – wie das neu eingeführte „fleißige Staffelholz“, das Energie von besiegten Pokémon auf andere transferiert und so taktisch ganz neue Wege eröffnet.
Eine große Portion Nostalgie
Nicht nur die neuen Ideen halten das Spiel am Leben, sondern auch eine große Portion Nostalgie – Pokemon Sammelkarten sind für viele aktive Spieler der Inbegriff ihrer Kindheit und Pikachu, Schiggy oder Glumanda die Helden dieser Zeit. Kein Wunder, dass die japanische Neuauflage der ersten Sammelkarten-Generation sich im letzten Jahr bestens verkaufte. Sie sorgte unter anderem dafür, dass 2016 mit über 2,1 Milliarden ganze 10% aller bisher abgesetzten Pokémon-Karten verschifft wurden. Und auch in der neusten Edition „Sonne & Mond – Nacht in Flammen“ ist das heißbegehrteste Pokémon mit Glurak-GX wieder ein alter Bekannter. Wer schon seit der ersten Generation dabei ist, bekommt bei diesem Pokémon immer noch besonderes Herzklopfen!