Motorbike Enduro
Red Bull Erzbergrodeo 2022: Mani Lettenbichler holt sich souverän den Sieg
Mani Lettenbichler dominierte das wohl härteste Red Bull Erzbergrodeo, das es jemals gegeben hat, während Billy Bolt mit Schmerzen Vierter wird. Wir liefern dir den Recap der gesamten Action!
Nachdem er die beiden vorangegangenen Austragungen des Red Bull Erzbergrodeos als Dritter und Zweiter abschloss, setzte Manuel Lettenbichler in diesem Jahr noch einmal einen drauf: Er ist damit der erste Sohn eines Red Bull Hare Scramble-Gewinners, der das Rennen mit einer brillanten Performance selbst gewinnen konnte.
Lettenbichlers Vater, Andreas, war einer von vier Siegern im Jahr 2015, als die Rider von einer herausfordernden neuen Sektion überrascht worden waren, die sie durch eine tiefe, nasse Schlucht umgeben von Bäumen führte. Nur gemeinsam schafften sie es zurück an die Oberfläche.
Den Replay des Red Bull Erzbergrodeos 2022 siehst du hier:
Hauptrennen – Red Bull Erzbergrodeo
Verfolge die Action beim legendären Red Bull Erzbergrodeo in Österreich.
Bekannt als "Grüne Hölle" feierte der Motorex Highway in diesem Jahr sein Comeback und das massive Hindernis wäre Lettenbichler fast zum Verhängnis geworden, da er seinen fünfminütigen Vorsprung, den er sich nach dem 22. Checkpoint herausgefahren hatte, beinahe wieder verlor.
Bis zu diesem Punkt dominierte der deutsche Rider die Strecke, nachdem die Front-Runner im Staub der Startphase durchaus Probleme hatten. Schon am ersten Climb übernahm Lettenbichler die Führung vor Billy Bolt und baute am Eingang zum Carl's Dinner einen fünfminütigen Vorsprung auf den Österreicher Michael Walkner auf.
30 Minuten später, als das Rennen bereits zwei Stunden alt war, kam Lettenbichler durch Carl's Dinner durch, während Walkner Probleme mit der Hitze hatte und seine Position an Mario Roman, Tristan Hart, Alfredo Gómez und Billy Bolt verlor. Der Österreicher sah ausgelaugt aus, doch er war mit dem Rennen noch lange nicht fertig.
Der nächste Abschnitt, der Motorex Highway, warf Lettenbichler dann aus dem Konzept. Er musste eine beinahe vertikale Piste hochkommen, deren rutschige Vegetation ihm Probleme bereitete.
Nach vier Anläufen gelang es Lettenbichler genug Momentum aufzubauen, um das Hindernis zu überwinden und auf der anderen Seite abfahren zu können. Zu diesem Zeitpunkt erschien Roman aber bereits am Fuße des Hügels. Indem er der Line seines Rivalen folgte, gelang es dem spanischen Rider, den Climb beim ersten Versuch zu überwinden, womit er sich an die Fersen des Deutschen heften konnte.
"Das hat mich fast umgebracht", meinte Lettenbichler im Ziel. "Ich war der Erste, der dort ankam und es gab einfach keine vernünftige Linie. Ich musste unterschiedliche Zugänge versuchen, dabei machte ich den Weg für die anderen Rider frei. Nach dieser Passage war ich aber vollkommen fertig."
Das Ganze mündete in ein spannendes Duell bis zur Ziellinie! Der Sherco-Rider jagte den KTM-Rivalen durch die Dynamite-Sektion, während Lettenbichler diesen nächsten Climb nur mit Problemen überwinden konnte. Sobald Dynamite aber hinter ihm lag, machte der Deutsche Nägel mit Köpfen und ging souverän in den letzten Climb, den Lazy Noon.
Nach 2 Stunden, 58 Minuten und 51 Sekunden überquerte Lettenbichler die Ziellinie und feierte einen spektakulären Sieg - seinen zweiten in Folge in der FIM Hard Enduro Weltmeisterschaft, nach seinem Triumph beim Xross Serbia in dieser Saison.
"Als ich Lazy Noon hinter mich gebracht hatte, dachte ich mir: 'Oh Mann, wie verrückt ist das alles.' Der letzte Push war nicht allzu schwer und es war ein unglaubliches Gefühl. Ich freue mich über alle Maßen. Es bedeutet eine Menge, dass sowohl mein Vater als auch ich dieses Rennen gewinnen konnten. Nicht vielen Menschen gelingt das, was uns gelungen ist."
Siegerbild mit Karl Katoch: Mani Lettenbichler, Mario Roman, Trystan Hart
© Philip Platzer / Red Bull Content Pool
Ein emotionales Finish
Während der Großteil des Feldes noch immer versuchte, den ersten Checkpoint bei der "Wasserleitung" zu erreichen, kam Mario Roman drei Minuten hinter Lettenbichler ins Ziel, um den zweiten Platz abzusichern. Voller Emotionen widmete der Spanier sein herausragendes Ergebnis seinem Großvater, der am Anfang der Woche verstorben war. Nachdem er das Eröffnungsrennen der diesjährigen Saison, das Minus 400 in Israel, gewonnen hat, ist Roman einer der heißen Kandidaten im Titelrennen.
"Ich erwischte einen guten Start, die Menge an Staub war aber unerwartet hoch, wodurch ich einige Positionen verlor. Dann erreichte ich aber den Wald. Ich blieb ruhig, fuhr meine eigene Pace und konnte nach und nach wieder einige Plätze gutmachen. Der zweite Platz war das Maximum, das ich in diesem Jahr herausholen konnte."
"Mit jedem weiteren Jahr wird das Rennen härter. 2022 war bis jetzt ganz klar am schwierigsten zu bewältigen. Besonders herausfordernd ist der Umstand, dass wir auf der Strecke mit einigen Überraschungen konfrontiert waren. Wir sind den Track am Samstag abgegangen und dachten, wir kennen jeden einzelnen Abschnitt, aber dann gab es doch einige Passagen, dich ich nicht wiedererkannt habe."
Eine weitere Überraschung war Trystan Hart. Der kanadische Endurocross-Star, der die US Hard Enduro-Serie anführt, nimmt in diesem Jahr an vier Rennen der Weltmeisterschaft teil. Er legte eine fantastische Fahrt hin und kämpfte sich nach einem Fehler, der ihn auf Platz sieben zurückwarf, herausragend zurück. Im Carl's Dinner überholte er Wade Young, Bolt und Gómez und sicherte sich den starken dritten Platz. Damit ist er der erste Kanadier, dem es gelang, ein Podium beim Red Bull Erzbergrodeo einzufahren.
Trystan Hart bahnt sich einen Weg durch Carl's Dinner und holt sich Platz 3
© Phillip Paltzer/Red Bull Content Pool
Ein Rennen der Champions
Hart war aber nicht der einzige Rider aus dem amerikanischen Raum, der beeindrucken konnte. Kailub Russell - achtmaliger Sieger der AMA Grand National Cross Country Championships - legte im Prolog-Event die schnellste Zeit aufs Parkett. Daneben gab es einige sehenswerte Cameos von den vergangenen Gewinnern David Knight und Taddy Błażusiak, während der österreichische Skisport-Held Marcel Hirscher sein erstes Erzbergrodeo mit Bravour absolvierte.
Am Sonntag überwand Hirscher die großen Climbs am Zentrum am Berg und im Machine-Abschnitt, während er im Carl's Dinner am Ende des Events klein beigeben musste. Es war ein eindrucksvolles Debüt für den österreichischen Ski-Athleten. Genauso beeindruckend fiel die Performance von Pol Torres aus, der auf einem massiven 700 cc Yamaha Téneré Adventure-Bike an den Start ging.
Daneben überquerte ein angeschlagener Billy Bolt die Ziellinie als Vierter mit einem verletzten rechten Fuß und einer angeschlagenen linken Hand. Der regierende FIM Hard Enduro-Weltmeister ging als Führender in der Gesamtwertung ins Wochenende und verfolgte vor allem das Ziel, den Schaden zu minimieren.
Bolt blieb am Start mit Lettenbichler hängen, bevor er abfiel und im Carl's Dinner einen heftigen Rückschlag hinnehmen musste. Dennoch gelang es ihm, die Angriffe von Gómez und Young abzuwehren und ihm zerfetzten Trikot wichtige Punkte einzufahren, mit denen er seine Führung in der Gesamtwertung verteidigen konnte.
Eine beeindruckende Aufholjagd
Der zweimalige Sieger Alfredo Gómez - der sein eigenes GasGas-Team anführt - kam als Fünfter ins Ziel, vor Michael Walkner. Der 20-Jährige zeigte eine brillante Aufholjagd und beendete das Rennen als bester österreichischer Finisher unter dem schwer verdienten Applaus des Heimpublikums: Ein neuer Star ist geboren!
Wade Young und Matthew Green waren die letzten beiden Athleten, die es ins Ziel schafften. Young schleppte das, was von seinem Bike noch übrig war, schwer angeschlagen über die Ziellinie.
Graham Jarvis arbeitete sich nach einem frustrierenden Start zurück ins Feld. Der Brite verlor dadurch eine ganze Stunde, schaffte es aber bis zum Motorex Highway, bevor die verstrichene Zeit ihm einen Strich durch die Rechnung machte.
Die Rider haben nur drei Wochen Zeit, um ihre Wunden zu lecken und ihre Bikes und Körper zurück in die Spur zu bringen. Dann geht die vierte Runde der FIM Hard Enduro Weltmeisterschaft, das Red Bull Abestone, in Italien über die Bühne.
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