Träumen wir nicht alle diesen Traum? Aus der Haustür rausfallen und auf dem privaten Ridingspot landen. Gib zu, dass auch du davon träumst. Und zwar seit du einmal Sperrholz-Abfälle auf einem Ziegel drapiert hast – für deinen ersten Flug auf zwei Rädern. Egal, ob es hölzernen Rampen waren oder Hindernisse aus Matsch – geträumt hast du.
Vielleicht hast du nicht genug Platz für ein ganzes Set Rails oder vielleicht hast du auch nicht genug Geld für eine Mini-Rampe. Aber: Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass dir das Glück nicht hold ist. Denn mit etwas Platz, ein paar Schaufeln und starken Freunden kann sich fast jeder seinen eigenen Pumptrack bauen.
Pumptracks sind ein Riesenspaß für Biker aller Levels. Sie zu bauen ist keine Raketenwissenschaft und wenn du schon mal den Platz hast, dann kann es sein, dass du dafür nicht mal Geld ausgeben musst.
Auch wenn sie klein und kompakt sind – Pumptracks machen Spaß. Du musst kein Ingenieur sein. Alles was du brauchst ist Platz, etwas Erde und ein paar Werkzeuge. Du kannst es dir natürlich auch leicht machen und einen Bagger oder einen Presslufthammer mieten – wir aber zeigen dir, wie du es mit roher Muskelkraft packst.
Das Konzept für einen Pumptrack ist simpel: Eine beliebige Kombination von Rollen, kleinen Hügeln, Übergängen und allen Leckerbissen, die dir sonst noch so einfallen. Angeordnet sind sie so, dass du ordentlich „pumpen“, in Schwung kommen und fliegen kannst. Die kleinsten Pumptracks können die lustigsten sein. Es liegt nur am Flow.
Neulich habe ich einen Anruf bekommen: Und zwar von Aaron Lutze, Red Bull Northwest Field Marketing Manager. Es ging um einen Pumptrack bei seinem neuen Haus. Weil er Hilfe brauchte, hatte er sogar schon Adam Aloise engagiert. Den Red Bull Dreamline-Chefkonstrukteur und früheren Profi Dirtjumper. Als Aushilfen hat er noch ein paar Freunde organisiert – zusammen mit BMX-Profi Mark Rainha. Da ich in der Nähe wohne und später auch auf den Pumptrack eingeladen werden möchte, hatte ich natürlich keine Ausrede, um nicht zu helfen.
Und so kannst du es uns nachmachen …
Was du brauchst
Etwas Platz: Größer macht eine Pumptrack nicht zwangsläufig besser. Es kommt nur darauf an, wie du alles für den richtigen Flow anordnest.
Ein paar Werkzeuge: Du brauchst wirklich nicht viel – und es ist sehr wahrscheinlich, dass du bereits alles hast. Mit Schaufel, Spaten und Rechen wirst du am meisten arbeiten. Eine Scheibtruhe ist sicher auch kein Nachteil.
Freunde: Es gehen auch Feinde – sofern sie willens sind, zu helfen. Natürlich könntest du das Projekt auch alleine angehen, aber je mehr Leute daran arbeiten, desto besser. Halte sie mit Snacks und Erfrischungsgetränken bei Laune – und mit der Aussicht, dass sie deinen Pumptrack später fahren dürfen. „No dig, no ride“ – das sollte allen klar sein.
Erde: Die musst du nicht unbedingt einführen lassen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich das Material deiner Begierde direkt unter deinen Füßen befindet. In unserem Fall hatten wir ein Gefälle, also verwendeten wir das Material, dass wir auf einer Seite abgegraben haben, um es auf der anderen Seite aufzufüllen. Die Sache ist nur die: Wenn man etwas frisch anschüttet, dann muss man es wieder ordentlich fest machen. Denn ein weicher Pumptrack funktioniert nicht wirklich gut. Wenn du sandigen Boden hast, dann brauchst du Alternativen.
Plane rechtzeitig Drainagen ein, damit dein Pumptrack nicht unabsichtlich zum Wasserspielplatz wird.
Drainage: Es muss kein teures System sein. Eine Drainage zu basteln ist genauso einfach, wie Dreck zu begradigen. Der Vorteil: Es können sich später keine Lacken bilden. In unserem Fall haben wir an der tiefsten Stelle einen Abfluss installiert. Dafür verwendeten wir ein Rohr, das vom Pumptrack wegführt.
Markierungsfarbe: Damit haben wir unseren Plan vorskizziert, bevor wir begonnen haben zu graben. Das ist eine gute Hilfe, damit alle wissen, wo sie buddeln müssen. Und jeder hat einen Punkt, an dem er mal beginnen kann.
Handschuhe: Wenn du nicht wirklich grobe Männerhände hast, dann solltest du sie nicht vergessen. Kein Mensch braucht Blasen an den Händen.
Alte Schuhe: Deine Sonntagsschuhe solltest du im Kasten lassen. Denn beim Graben werden aus neuen Schuhen ganz schnell alte.
Mach dir einen Plan
Mit jedem Schritt wird dein Track mehr Form annehmen. Aber anstatt einfach so drauf los zu werken, solltest du etwas Zeit in die Planung investieren. Wichtig: Du musst auf unterirdische Gas-, Wasser- oder Stromleitungen achten. Wenn du da etwas beschädigst, wäre das kein guter Start.
In unserem Fall gab es keine Leitungen – und noch besser – auch keine Felsen und Baumwurzeln. Und denke früh genug an die Drainage, damit dein Pumptrack nicht unabsichtlich zum Wasserspielplatz wird.
In unseren drei Arbeitstagen haben wir das Design immer wieder weiter entwickelt.
Es ist klug, wenn du jetzt einmal alles was du brauchst oder willst anordnest, um dir einen Überblick zu verschaffen, ob es wirklich deinen Vorstellungen entspricht. Wenn alles einmal fixiert ist, ist es mühsam, wieder von vorn zu beginnen. In unserem Fall war es aufgrund des Wetters ziemlich matschig. Der Vorteil war, dass wir keine Probleme mit Staub hatten und alles schön formen konnten. Der Matsch war zwar wunderbar zu verarbeiten, aber natürlich auch sehr schwer.
Der Grobschliff
Wenn das Gröbste einmal erledigt ist, dann kannst du mit dem Feintuning beginnen. Achte bei der Kurvenplanung darauf, dass du sie auch schaffst – außer es radeln später nur Profis in deinem Garten. Alles muss strategisch so angelegt sein, dass du maximal „pumpen“ kannst. Für mehr Speed sorgen Rollen in den Berms, außerhalb der Berms kannst du damit Geschwindigkeit regulieren. Geht es geradeaus, braucht die Strecke Rollen oder kleine Jumps für den richtigen Pump.
In der Planungsphase schadet es vielleicht nicht, wenn du dir dein Bike holst und ein wenig herumprobierst. Dadurch bekommst du ein besseres Gefühl dafür, wo was hin soll. Wenn du jetzt gute Entscheidungen triffst, dann spart dir das später eine Menge Arbeit.
Nicht vergessen: Alles gut härten. Es soll sich so anfühlen, wie auf der Straße.
Hart, härter, am härtesten
Die Strecke zu verdichten, ist die vielleicht langweiligste Arbeit an dem ganzen Projekt. Es ist aber auch eine der wichtigsten Arbeiten. Was du nämlich ganz sicher nicht willst, ist eine weiche Strecke auf der du tiefe Spurrillen hinterlässt. Am besten kriegst du den Track mit flachen Schaufeln hartgeklopft. Unser Matsch war zum Glück so nass, dass wir zum Verdichten nur an wenigen Stellen bewässern mussten.
Adam wollte außerdem noch, dass wir an den Berms Gras aussähen. Das sollte dem Track später zusätzlichen Halt geben. „Wenn das Gras einmal sprießt, wird es aussehen wie ein Chia Pet“, meint Adam. „Außerdem bekommt die Strecke damit etwas Farbe.“
Jetzt musst du Geduld haben
Unsere Strecke war so nass, dass wir sie natürlich nicht gleich probieren konnten. Es hat sogar ein paar Wochen und etliche Sonnenstunden gebraucht, bis sie bereit war. Ohne Geduld wäre all die Arbeit umsonst gewesen und aus dem schönen neuen Pumptrack wäre eine matschige Katastrophe geworden.
Erwarte auch nicht, dass alles sofort perfekt ist. Viele Dinge entwickeln sich erst im Lauf der Zeit. Du wirst immer wieder neue Dinge entdecken, die du ändern oder ergänzen kannst. Aber das ist das gute an Dreck: Er kann immer wieder neu geformt werden.
No dig, no ride: Der alte Spruch ist jetzt aktueller, denn je.
Bleib konsequent
Ab jetzt wird dein Telefon ständig klingeln. Aber erinnere dich daran, wer leider keine Zeit hatte, um dir zu helfen. Und erinnere dich an den alten Spruch: No dig, no ride. Du selbst kannst dich auf eine coole Zeit einstellen, denn dein Leben ist jetzt um einen Spaßfaktor reicher.