Maame Biney skatet in Woodbridge, Virginia, USA am 16. Dezember 2020.
© Robert Snow/Red Bull Content Pool
Eisschnelllauf

Speed Skating: Die rasante Welt des Eisschnelllaufens

Erlebe den Nervenkitzel des Eisschnelllaufs – wenn Top-Athlet:innen mit Präzision und Tempo über das Eis jagen, um Sekunden, Rekorde und den Sieg zu kämpfen.
Von: Natalie Hamingson
9 min readPublished on
Wer an Eislaufen denkt, hat meist Bilder von der Schwerkraft trotzenden Axelsprüngen und anmutigen Spins im Kopf. Doch was passiert, wenn auf dem Eis die Jagd nach Geschwindigkeit beginnt? Wenn du wie Maame Biney und Kjeld Nuis bist, gibt es nur eine Antwort auf diese Frage: Eisschnelllauf.
Maame Biney am Eis.

Maame Biney

© Robert Snow/Red Bull Content Pool

Diese Disziplin hat eine lange Geschichte – von den zugefrorenen Seen Skandinaviens im 13. Jahrhundert bis zur großen internationalen Bühne. Speed Skating zählt bis heute zu den rasantesten und nervenaufreibendsten Wettbewerben auf dem Eis. Lies weiter und tauche ein in die Welt des Speed Skating – von der Wissenschaft hinter dem Hochgeschwindigkeitssport bis zu den Top-Athlet:innen unserer Zeit.

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Was ist Eisschnelllauf?

Eisschnelllauf ist eine Wintersportart, bei der Athlet:innen auf einer ovalen Eisbahn gegeneinander antreten – entweder im direkten Duell oder im Team. Es gibt sowohl Kurz- als auch Langstrecken-Bewerbe. Während es beim Shorttrack-Speedskating darum geht, die Ziellinie als Schnellste:r zu überqueren, geht es beim Longtrack-Speedskating eher gegen die Zeit.

Die Entwicklung des Eisschnelllaufs

Die Ursprünge des Eisschnelllaufs liegen in Skandinavien und den Niederlanden. Als Freizeitsport wurde das Eislaufen vermutlich bereits im 13. Jahrhundert betrieben, das erste dokumentierte Rennen fand jedoch erst 1676 statt. Offizielle Wettkämpfe entwickelten sich im späten 19. Jahrhundert, vor allem in Norwegen. 1924 schließlich feierte der Eisschnelllauf seine olympische Premiere – und wurde damit endgültig zum internationalen Spitzensport.
Ursprünglich war der Eisschnelllauf ausschließlich auf der Langbahn zu Hause. Erst in den 1960er-Jahren wurde die Kurzbahn eingeführt und eröffnete dem Sport eine neue Dimension. 1976 organisierte die International Skating Union (ISU) den ersten offiziellen Shorttrack-Wettbewerb. 1992 war es dann so weit: Shorttrack feierte seine olympische Premiere und etablierte sich seither als fester Bestandteil des internationalen Wettkampfkalenders.
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Wie schnell sind Eisschnellläufer:innen?

Maame Biney beim Speedskating in Ogden, UT .

Maame Biney liegt tief in der Kurve

© Robert Snow / Red Bull Content Pool

Eisschnellläufer:innen bewegen sich mit beeindruckender Geschwindigkeit über die Bahn. Im Shorttrack erreichen sie in der Regel rund 48 km/h, auf der Langbahn sind es im Schnitt etwa 56 km/h. Doch es geht noch schneller: Der aktuelle Geschwindigkeitsweltrekord liegt bei unglaublichen 103 km/h – aufgestellt 2022 vom Niederländer Kjeld Nuis, der damit seinen eigenen Rekord von 93 km/h übertraf.
Doch wie schaffen es Eisschnellläufer:innen, solche Geschwindigkeiten zu erreichen? Die Wissenschaft hinter dem Sport basiert auf einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Zum einen verursachen die extrem dünnen Kufen deutlich weniger Reibung als etwa Gummisohlen auf Asphalt oder Tartanbahnen – die geringere Kontaktfläche mit dem Untergrund ermöglicht ein nahezu müheloses Gleiten. Zusätzlich verringern professionelle Athlet:innen den Luftwiderstand durch spezielle, aerodynamisch optimierte Rennanzüge. Entscheidend ist aber auch die Technik: Mit einem kräftigen Startstoß nehmen die Läufer:innen Tempo auf, bevor sie in rhythmischen, kraftvollen Bewegungen über das Eis gleiten. Die leicht gekrümmte Bahnform sorgt außerdem für zusätzliche Zentripetalkraft – ein physikalischer Vorteil, der beim Kurvenlauf für mehr Stabilität und Geschwindigkeit sorgt.

6 Min

Maame Biney - The Science of Sport

Die körperlichen Anforderungen des Eisschnelllaufs

So schnell zu skaten wie ein Tiger sprintet – das gelingt nur mit harter Arbeit und intensivem Training. Eisschnellläufer:innen schuften sowohl auf dem Eis als auch abseits der Bahn, um das perfekte Zusammenspiel aus Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit zu erreichen – drei Schlüsselelemente, die über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Der Schlüssel liegt in einer vielseitigen Trainingsroutine. Wer sich auf das Ganzkörpertraining im Eisschnelllauf vorbereitet, muss sämtliche Muskelgruppen – von Kopf bis Fuß – gezielt stärken.
Vor allem Langstreckenläufer:innen müssen über eine starke Grundlagenausdauer verfügen. Deshalb gehören lange Läufe und intensive Radeinheiten fest zum Trainingsplan vieler Profi-Eisschnellläufer:innen. Doch Ausdauer allein reicht nicht: Um bei hohen Geschwindigkeiten stabil auf dem Eis zu bleiben, ist jede Menge Kraft gefragt. Übungen wie Kreuzheben und Kniebeugen helfen dabei, gezielt Muskelmasse aufzubauen. Besonders effektiv sind einbeinige Kniebeugen – sie fördern das Muskelgedächtnis und bereiten gezielt auf die Anforderungen in den Kurven vor.
Maame Biney trainiert in Woodbridge, VA.

Maame Bine beim Training in Woodbridge

© Robert Snow / Red Bull Content Pool

Ebenso wichtig wie Kraft und Ausdauer ist das Techniktraining. Sobald du dich bei einbeinigen Kniebeugen an Land sicher fühlst, kannst du den nächsten Schritt wagen und die Übung aufs Eis verlagern. Dabei gilt: Es ist völlig in Ordnung, sich anfangs an der Bande der Eisbahn zu stabilisieren – Gleichgewicht und Kontrolle kommen mit der Zeit.
Powerpushing-Übungen sind ideal, um die richtige Haltung zu trainieren – denn ohne aufrechte Schultern und korrekt über die Hüften verlagertes Gewicht kommst du nicht weit. Auch Slalomübungen, bei denen du um Hindernisse wie Kegel manövrierst, schulen nicht nur deine Kurventechnik, sondern auch deine Fähigkeit, das Körpergewicht blitzschnell zu verlagern – eine Schlüsselkompetenz für dynamische Richtungswechsel auf dem Eis.
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Eisschnelllauf international

Maame Biney beim Speedskating.

Maame Biney ist gerne auf dünnem Eis unterwegs

© Robert Snow / Red Bull Content Pool

Rennformate und Regeln

Auf der modernen Weltbühne des Eisschnelllaufs gibt es insgesamt neun Shorttrack- und 14 Longtrack-Rennen. Im Shorttrack kämpfen die Männer in vier Einzelrennen und die Frauen in ebenfalls vier Einzelrennen um Medaillen. Seit 2022 gibt es zudem eine Mixed-Team-Staffel. Die Shorttrack-Wettkämpfer:innen starten in einer Massenstartformation mit vier bis acht Läufern, wobei jedes Rennen aus mehreren Vorläufen besteht. Ziel ist es, sich einen Platz in der Endrunde zu sichern.
Beim Longtrack hingegen müssen die Teilnehmer:innen die Strecke nur einmal laufen.
Es gibt sieben Rennen für Männer, deren Distanzen zwischen 500 und 5.000 m variieren, und sieben Wettbewerbe für Frauen, die zwischen 500 und 3.000 m lang sind. Die Rennen umfassen fünf Einzeldistanzen, bei denen die Athlet:innen in Paaren antreten, sowie einen Massenstart und eine Mannschaftsverfolgung. In allen sieben Wettkämpfen gilt: Die drei schnellsten Läufer:innen – basierend auf der exakt gemessenen Zeit bis auf die Hundertstelsekunde – sichern sich Gold, Silber und Bronze, in der Reihenfolge ihrer Platzierung.

Frauen im Eisschnelllauf

Eisschnelllauf ist seit der ersten Austragung der Winterspiele 1924 Teil des Programms, jedoch durften Frauen erst 1960 an den Wettkämpfen teilnehmen. Bei den Spielen in Squaw Valley sicherte sich die deutsche Eisläuferin Helga Haase die erste Goldmedaille für Frauen. Vier Jahre später, bei den Spielen 1964, stellte Lydia Skoblikova einen Rekord auf, der bis heute unübertroffen ist: Sie gewann in allen Eisschnelllaufdisziplinen die Goldmedaille. Seitdem sind zahlreiche Sportlerinnen in ihre Fußstapfen getreten und haben den Weg für die kommende Generation von Eisschnellläuferinnen geebnet.
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Speed Skating-Ausrüstung

Maame Biney bereitet sich auf das Training auf dem Eis vor.

Maame Biney kurz bevor sie das Eis betritt

© Robert Snow / Red Bull Content Pool

Egal wie intensiv dein Training war, Muskeln allein reichen nicht aus, um dich schnell und sicher über das Eis zu bewegen. Die richtige Ausrüstung spielt eine entscheidende Rolle, um in den Kurven die Kontrolle zu behalten und die Höchstgeschwindigkeit zu halten.
  • Schlittschuhkufen: Eisschnelllaufschuhe sind mit speziell längeren Kufen ausgestattet, um die Stabilität zu maximieren. Langstreckenläufer:innen benötigen die meiste Unterstützung, um ihre langen Schritte effizient zu machen. Daher sind ihre Kufen zwischen 40 und 50 cm lang. Ein innovatives Scharniersystem ermöglicht es den Athlet:innen, die Fersen anzuheben, während die Kufe weiterhin Kontakt zum Eis hat. Kurzstrecken-Schlittschuhe hingegen sind für kürzere Schritte konzipiert und messen in der Regel zwischen 30 und 45 cm.
  • Schlittschuhschuhe: Eisschnelllaufschuhe bestehen aus Karbonfaser-Leder, das für eine perfekte Passform sorgt – fast wie ein maßgeschneiderter Handschuh. Während die Ferse steif bleibt, um maximale Stabilität zu gewährleisten, passt sich der Rest des Schuhs flexibel und bequem dem Fuß der Athlet:innen an.
  • Anzüge: Das Ziel der Rennanzüge ist es, den Luftwiderstand zu verringern, deshalb sind sie so eng wie möglich. Dieser aerodynamisch gestaltete Anzug verfügt über eine Kapuze und Daumenschlaufen, um den Widerstand noch weiter zu verringern.
  • Schutzausrüstung: Bei solch hohen Geschwindigkeiten ist Sicherheitsausrüstung unerlässlich. Ein Helm gehört dabei zu den wichtigsten Bestandteilen, um den Kopf bei einem Sturz zu schützen. Eine Brille schützt nicht nur vor dem Wind, sondern verhindert auch, dass die Augen beschlagen und das Sichtfeld beeinträchtigt wird.
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Wie groß ist eine Eisschnelllaufbahn?

Niederländische Meisterschaft im Eisschnelllauf in Thialf Heerenveen.

Das niederländische Team ist traditionell stark im Speed Skating

© Jarno Schurgers / Red Bull Content Pool

Langlaufbahnen messen standardmäßig 400 m. Bei kleineren oder inoffiziellen Trainingsveranstaltungen können auch Bahnen mit anderen Längen, wie etwa 250 m, zum Einsatz kommen, jedoch entspricht dies nicht dem ISU-Standard. Die Athlet:innen müssen Kurven mit einem Radius von etwa 25 m durchfahren und dabei in Bahnen bleiben, die bis zu 4 m breit sind.
Kurzbahnen sind mit einer Länge von etwas mehr als 111 m ähnlich lang wie eine Eiskunstlaufbahn oder eine internationale Eishockeybahn. Auf einer Shorttrack-Bahn gibt es keine festen Fahrspuren, jedoch sind die Kurven durch sieben Markierungen klar gekennzeichnet, die den Athlet:innen Orientierung bieten.
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Top-Athlet:innen im Eisschnelllauf

Maame Biney

Maame Biney beim Speed Skating in Woodbridge, VA.

Maame Biney ist eine der Top-Athletinnen

© Robert Snow / Red Bull Content Pool

Obwohl Maame Biney sich 2024 vom Eisschnelllauf zurückgezogen hat, wird ihr Einfluss auf den Sport noch lange zu spüren sein. In ihren 19 Jahren als Eisschnellläuferin ging es der in Ghana geborenen Amerikanerin nicht nur darum, die begehrtesten Medaillen zu gewinnen. Vielmehr wollte sie "Freude bringen und mindestens einer Person als Inspiration dienen“. Ihre positive Energie und ihr Engagement sind ebenso Teil ihres Vermächtnisses wie ihre sportlichen Erfolge, darunter der Titel als Junioren-Weltmeisterin im Shorttrack-Speedskating 2018 über 500 m.
Auch wenn Biney ihre professionellen Schlittschuhe vorerst an den Nagel gehängt hat, kann man davon ausgehen, dass sie immer auf der Eisbahn unterwegs ist, wenn auch inoffiziell.
"Wenn die Oberschenkel brennen, kann ich an nichts anderes denken und muss mich nicht mit dem beschäftigen, was außerhalb der Eisbahn passiert", sagt Biney.

Kjeld Nuis

Kjeld Nuis bei Red Bull Quest for hundred in Savalen, Norwegen.

Kjeld Nuis bei Red Bull Quest for 100 in Savalen, Norwegen

© Daniel Tengs / Red Bull Content Pool

Als Kjeld Nuis 2018 seinen ersten Weltrekord im Eisschnelllauf aufstellte, wurde es gefährlich, als er Geschwindigkeiten von rund 90 km/h erreichte. Später gestand er, dass es schwierig war, seine Skates bei dieser Geschwindigkeit noch zu kontrollieren. Doch wie Nuis selbst sagte: „Was gefährlich ist, ist schön.“ Diese Einstellung erklärt, warum er nur vier Jahre später beschloss, seinen eigenen Rekord noch einmal zu übertreffen. Und das ist nur eines der vielen Highlights in der beeindruckenden Karriere des niederländischen Rekordhalters.
Das Streben nach Geschwindigkeit begann für den niederländischen Eisschnellläufer Kjeld Nuis bereits im Alter von sieben Jahren. Kurz darauf wurde der talentierte Nachwuchsläufer in das Team Brand Loyalty aufgenommen, das von dem renommierten Eisläufer und späteren Trainer Jac Orie geführt wurde. Schon früh zeigte Nuis sein Potenzial, indem er bei Weltmeisterschaften Silber und Bronze errang. Heute kann der schnellste Mann auf dem Eis auf eine beeindruckende Bilanz von vier Weltmeistertiteln, drei World Games- und 36 Weltcup-Goldmedaillen zurückblicken.

Joep Wennemars

Joep Wennemars in Aktion beim Training in Thialf Heerenveen, Niederlande, am 10. August 2023.

Joep Wennemars beim Schnelligkeitstraining

© Jarno Schurgers/Red Bull Content Pool

Joep Wennemars Karriere begann erst 2021, doch sein Aufstieg war fast genauso schnell wie seine Geschwindigkeit auf dem Eis. Bereits ein Jahr später sicherte er sich den Titel bei den Eisschnelllauf-Weltmeisterschaften der Junioren. Ende 2022 gab der Niederländer sein Weltcup-Debüt und schaffte mit einer starken Platzierung den Aufstieg von der Division B in die Division A. Wennemars vereint sowohl Schnelligkeit als auch Ausdauer, um jede Distanz zu meistern – sei es die 500 m, seine Spezialdisziplin, oder die 5.000 m.

Blitzschnell auf dem Eis: Eisschnelllauf schreitet voran

Eisschnelllauf mag eine der ältesten Wintersportarten sein, doch er bleibt auch eine der aufregendsten. Ob auf der Kurz- oder Langbahn, die heutigen Eisschnellläufer:innen gehen bis an ihre Grenzen und begeistern ihre Fans mit jeder Sekunde. Wo wirst du sein, wenn der nächste Nuis die Grenzen sprengt und einen neuen Weltrekord aufstellt? Um das herauszufinden, musst du die Welt des Eisschnelllaufs genau im Auge behalten.