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Titanfall 2: Mehr Action als in Call of Duty?

Schnell und kreativ: Darum ist Titanfall 2 mehr als eine Alternative zu Call of Duty.
Von: Olaf Bleich
4 min readPublished on
Klasse-3-Schütze Jack Cooper und sein Roboter-Titan BT-7274 blicken über einen weiten Abgrund zu einer entfernten Satellitenstation. „Wie kommen wir da nur hin“, raunzt Jack kurz angebunden. Die Maschine antwortet stoisch: „Nachdem ich alle Parameter berechnet habe, bleibt nur eine Alternative: Ein Wurf. Es besteht eine 62-prozentige Erfolgschance.“ Jack stutzt und hakt nach: „Und was ist mit den übrigen 38 Prozent.“ BT schießt nüchtern zurück: „Abschürfungen, Prellungen, Knochenbrüche, Schädel-Hirn-Trauma und der wahrscheinliche Tod. Aber keine Sorgen, ich habe alles kalkuliert.“ Es ist diese Art von Zusammenspiel, die es in Titanfall 2 immer wieder zwischen Jack Cooper und BT-7274 menscheln lässt.
Das amerikanische Entwicklerstudio Respawn Entertainment nimmt bei der Erschaffung seiner neuen Protagonisten eindeutig Anleihen in Hollywood. Speziell BT-7274 erinnert in seinem „Humor“ stark an den Kuschelroboter Baymax. Immer wieder versteht der Titan Dinge falsch und sorgt so für den berühmten „Comic Relief“ - also für ein Lachen zur Entspannung der Situation. Das ist auch notwendig, denn Titanfall 2 ist ein rassig schneller Ego-Shooter, bietet aber im Vergleich zum Vorgänger erstmals auch eine Kampagne. Dass ein Teil der Belegschaft von Respawn Entertainment einstmals an Call of Duty-Spielen mitgearbeitet hat, ist ein offenes Geheimnis. Und umso gespannter durfte man sein, ob auch der erste Story-Modus abliefern würde.
Beste Freunde: Soldat Jack Cooper & BT-7274

Beste Freunde: Soldat Jack Cooper & BT-7274

© [unknown]

Adrenalin und Geschwindigkeit

Titanfall 2 ist eine virtuelle Achterbahnfahrt. Und ihr seid nicht nur Fahrgast, sondern übernehmt selbst das Ruder. Geschwindigkeit ist in diesem Spiel der Schlüssel zum Erfolg – ganz egal, ob in der Kampagne oder dem Multiplayer. Als Pilot katapultiert ihr euch mit Schubdüsen in die Lüfte, vollführt Doppelsprünge und lauft an Wänden entlang. Das Spiel belohnt Kombinationen und besonders waghalsige Moves: Je länger ihr den Boden nicht berührt, desto mehr Tempo nehmt ihr auf. Geübte Spieler zischen mit einem Affenzahn durch die Luft, nehmen dabei gegnerische Soldaten aufs Korn und kreieren so einen einzigartigen Spielfluss. Titanfall 2 ist so etwas wie das Need for Speed für Shooter-Fans.
Piloten haben im Kampf gegen Titanen gute Chancen

Piloten haben im Kampf gegen Titanen gute Chancen

© [unknown]

Doch im Gegensatz zu ebenso rasend schnellen Baller-Orgien wie Serious Sam geht es hier nicht allein um möglichst viele Abschüsse. Speziell die Kampagne setzt auf kreative Umgebungsrätsel an einzigartigen Schauplätzen. Als Kulisse dient der Planet Typhon. Auf diesem Stern trifft wilder Urwald auf Science-Fiction. Und so springt, sprintet und schlittert ihr in den ersten Missionen durch giftige Kläranlagen, ärgert euch mit Dschungelkreaturen herum und erkundet erst später gewaltige Fabriken oder eben Kommunikationsstationen. Titanfall 2 setzt nicht allein sein starkes Shooter-Gameplay in den Mittelpunkt, sondern bringt eure grauen Zellen immer wieder mit Umgebungsrätseln in Wallung. Wie in Prince of Persia: The Sands of Time müsst ihr euch selbst den Weg durch die Missionen bahnen und dabei mitunter kniffelige Sprungpassagen bewältigen. Das Spiel geizt weder mit Nervenkitzel, noch mit klassischer Action. Speziell, wenn BT zum Einsatz kommt.

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Schließlich ist der Riese ein waschechter Kampfroboter, den ihr an Schlüsselstellen bemannen und einsetzen müsst. Sein Arsenal legt ihr im Optionsmenü selbst fest und heizt so speziell im letzten Drittel des Spiels anderen Titanpiloten ordentlich ein. Kontrolliert ihr BT, verändert sich die gesamte Spieldynamik. Die gewaltige Maschine steuert sich langsamer, verfügt aber über die Feuerkraft einer Armee. Habt ihr einmal mit dem Metallschwert einen anderen Titanen zerteilt, kommt endgültig Pacific Rim-Feeling auf.

David gegen Goliath

Das Tempo und die Energie bewahrt sich Titanfall 2 im Mehrspielermodus. Dieser war bereits im Vorgänger erstklassig, wurde aber für den Nachfolger noch einmal erweitert. Erneut spielt Geschwindigkeit eine entscheidende Rolle. Deckungskämpfe gibt es nicht, auch langsames Taktieren macht meist nur wenig Sinn. Stattdessen koordiniert ihr in Spielmodi wie Capture-the-Flag, Hardpoint oder Bounty Hunt flinke Attacken mit bis zu acht Teamkameraden. Im Gegensatz zu der etwas gemächlichen Computer-KI ist im direkten Zweikampf mit anderen Spielern mehr Fingerfertigkeit erforderlich. Nicht selten entscheiden zudem die ausgerüsteten Gadgets über Sieg oder Niederlage. Besonders nützlich sind die so genannten Boosts. Mit ihnen macht ihr euch kurzerhand unsichtbar oder platziert gar Geschütztürme.
Der Ronin-Titan packt sein Energieschwert aus.

Der Ronin-Titan packt sein Energieschwert aus.

© [unknown]

Im Multiplayer verändert sich das Zusammenspiel mit eurem Titanen. Im Gegensatz zur Kampagne müsst ihr diesen zunächst durch Abschüsse und das Erledigen von Aufgaben aktivieren. Danach entscheidet ihr selbst, wie ihr die insgesamt sechs freischaltbaren Roboterriesen einsetzt. Kontrolliert ihr sie selbst oder steigt ihr aus und dreht als Soldat eure Runden. Der Titan agiert dann eigenständig und patrouilliert durch die Areale. Aber Achtung, jeder Spieler besitzt eine Anti-Titanen-Waffe und kann die Biester selbst zur Strecke bringen. Schließlich kontern die Soldaten die Feuerkraft der Titanen mit ihrem Tempo. So entstehen die besten Momente aus dem David gegen Goliath-Prinzip heraus: Sprintet an Häuserfassaden entlang, springt auf das Cockpit der Giganten, reißt deren Batterien raus und schleudert eine Granate ins Innere der Kolosse. Diese Momente machen Titanfall 2 zweifellos einzigartig. Ist es nun besser als Call of Duty? Es ist jedem Fall erfrischend anders und genau deshalb sollten Action-Fans dem Newcomer eine Chance geben.