Es kommt nicht von irgendwo her, dass Werner Herzog der Ruf des wohl extremsten Filmemachers aller Zeiten nacheilt. Herzog hat im Laufe seiner Karriere nicht nur einen echten Flussdampfer über einen peruanischen Berg ziehen und beinahe seinen Hauptdarsteller Klaus Kinski ermorden lassen, sondern auch einen Film direkt am Rande eines Vulkans gedreht und eine Kamera gestohlen, um sein total abgedrehtes Epos „Aguirre – Der Zorn des Gottes“ zu drehen…und das ist nicht einmal die Hälfte von den abgefahrenen Geschichten, die es über Werner Herzog zu erzählen gibt.
Werner Herzog führt ein farbenfrohes Leben. Man braucht sich dazu nur seine außergewöhnlichen Dokumentarfilme ansehen, um seinen gnadenlosen Enthusiasmus für das Bizarre zu erkennen, der ihn auf außergewöhnliche, einzigartige und neue Wege bringt. Die Expedition zur Chicken Church in seiner Vulkan-Doku „Tiefen des Infernos“ oder die seltsam anmutende Lehrstunde über Albino-Alligatoren in „Die Höhle der vergessenen Träume“ sind dafür der beste Beweis.
Wie es einem Mann, der sich von den großen Wundern dieser Welt inspirieren lässt, gebührt, hat Herzog über die Jahre eine Menge seltsamer und obskurer Dinge erlebt. Wir werfen einen Blick auf jene Großtaten, die den deutschen Regisseur zu einer Legende machen!
Als er an einem Nachmittag mit BBC ein Interview in den Hollywood-Hills filmte, wurde Herzog mit einem Luftgewehr angeschossen. Der Schuss verursachte eine ziemlich hässliche Wunde, was den Interviewer und die restliche Crew erschütterte. Herzog aber meinte, das sei „jetzt nicht bedeutsam“ und redete einfach weiter. Das war übrigens nicht das erste Mal, dass auf ihn geschossen wurde. „Auf mich wurde schon mit härteren Kalibern geschossen, als ich die Grenze zwischen Honduras und Nicaragua für Dreharbeiten illegal überquerte“, erklärt der Filmemacher. „Der Moment selbst ist unangenehm, aber es ist eine extreme Genugtuung zu wissen, dass sie dich nicht getroffen haben.“
Als der Schauspieler Joaquin Phoenix im Jänner 2006 einen Autounfall hatte, war Herzog der erste am Unfallort. Das Auto lag auf dem Dach und als Phoenix sich kopfüber im Wagen sitzend eine Zigarette anzünden wollte, klopfte der Regisseur an sein Fenster und hielt ihn davon ab. Zum Glück, denn durch den Unfall gelangte Benzin in den Innenraum des Autos und ein offenes Feuer hätte fatale Folgen nach sich gezogen. Herzog schlug die Heckscheibe ein und half Phoenix dabei, aus dem Wrack zu gelangen.
Herzog ist ein Mann, der Sprache wörtlich nimmt. Dazu steht er auch: „Für mich ist ein Stuhl ein Stuhl“, erklärt er. An einem Abend, an dem er mit seiner Frau und seinem alten Freund und Kollegen John Waters essen ging, erlebte er aber einen Moment der Klarheit. „35 Jahre kannte ich John Waters bereits. Ich drehte mich zu meiner Frau und flüsterte ihr zu: ‚Ich glaube, dass dieser Mann schwul sein könnte‘“, erzählt Herzog weiter. „Für mich ist ein Mann ein Mann; ich kann einen homosexuellen nicht von einem heterosexuellen Mann unterscheiden.“
„Wenn du in die Augen eines Huhnes schaust, dann siehst du wahrhafte Dummheit“, sagte Herzog einmal. „Es ist eine Art bodenlose Dummheit, eine teuflische Dummheit. Das sind die furchteinflößendsten Kreaturen der Welt. Wahre Kannibalen…“ Unnötig zu sagen, dass er nicht der größte Fan von unseren gefiederten Freunden ist, aber dennoch hypnotisiert er sie gerne. „Zuerst beruhigst du das Huhn“, beginnt er zu erklären. „Danach legst du seinen Schnabel auf dem Boden auf und zeichnest anschließend eine Linie mit Kreide, die vom Huhn wegführt. Nachdem du das Huhn freigelassen hast, wirst du sehen, dass es hypnotisiert ist.“ Obwohl er für Hühner also kaum irgendwelche Gefühle hegt, erkennt er in den Pinguinen eine psychologische Tiefe – Tja, so ist Werner Herzog.
Eine kleine Warnung: Geh niemals eine Wette mit Werner Herzog ein, denn er nimmt solche ziemlich ernst. Einmal wettete er mit seinem Kollegen Errol Morris, dass dieser seinen Dokumentarfilm „Gates Of Heaven“ niemals fertigbringen wird. Als Morris den Film aber tatsächlich fertigstellte, blieb er seinem Wort treu und aß vor der Premiere von Morris‘ Film sein Schuhwerk. Aus dem Ganzen wurde anschließend ein Kurzfilm mit dem bezeichnenden Titel „Werner Herzog Eats His Shoe“ gemacht.