Wir wissen ja, wie das ist: 2021 neigt sich dem Ende und man ist noch nicht mal damit fertig, die Songs auf der persönlichen Jahresendliste in die richtige Reihenfolge zu bringen, da geht es schon wieder darum, in Sachen Newcomer*innen mitreden zu können. Wer soll da noch hinterherkommen? Für alle, die dahingehend ein bisschen Hilfestellung benötigen, kommen an dieser Stelle elf Newcomer*innen, die die Welt von Deutschrap und Pop nachhaltig prägen dürften – zumindest unserer bescheidenen Meinung nach.

Verifiziert

„Popmusik“ klingt als Genre ja im ersten Moment immer ein bisschen beliebig – aber nicht so, wenn sie von Verifiziert kommt. Die 24-jährige Wienerin gibt dem Sammelbegriff durch Einflüsse zwischen smoothem Cloudrap und artsy Avantgarde einen ganz eigenen Twist und verfeinert das Ganze mit ihrer wirklich eigenen Sprache.

Eli Preiss

Aus Wien kommt übrigens auch Eli Preiss. Die 22-Jährige hat erst englischsprachige Musik gemacht und ist dann aufs Deutsche geswitcht. Auf ihrer „Wie ich bleib“-EP fanden sich in diesem Jahr nicht nur Solo-Songs zwischen Rap und Pop, sondern auch Features mit den Bolo Boys um Makko, Beslik Meister und Can mit ME$$R.

Nina Chuba

Erst Pfefferkorn, dann Popstar. Nina Chuba hatte mit ihren englischsprachigen Songs schon ein paar Millionen Klicks, entschied sich dann aber auf locker, doch lieber Deutschrap zu machen. Ihre erste Single „Neben dir“ klang ein bisschen nach dem Soundbild, auf das auch Trettmann und KitschKrieg vertrauen und deshalb gleich völlig zurecht durch die Decke. Gerade hat Nina mit „Alles gleich“ nicht nur eine neue Solosingle veröffentlicht, sondern Kummer bei dessen Auftritt im Rahmen der Einslive Krone 2021 unterstützt und einmal mehr gezeigt, dass sie neben Bars auch eine bezaubernde Stimme hat.

NALI

NALI und auch sein Bruder Xaver gehören zur Generation New Wave aus der Hauptstadt. Aber den Berliner mit den anderen Youngstern über einen Kamm zu scheren, wäre falsch. Schon die „Mondwächter“-EP so wie das „Joga Bonita“-Release mit MotB machten im letzten Jahr deutlich, dass NALI seinen ganz eigenen Film fährt. Bestes Beispiel: „Asche“, das gerade erschienene gemeinsame Album mit Samon Kawamura. Rapper und Produzent trennen gut ein Vierteljahrhundert, aber so präzise hat hierzulande noch niemand den neu-neuen Boom Bap a la Griselda gebracht.

nullsechsroy

nullsechsroy ist der beste Beweis, dass Rap aus Frankfurt am Main nicht immer nach Asphalt schmecken muss. Der Rookie droppte 2019 erste Songs wie „Lotus“ oder „Berry“ – und traf schon damit die perfekte Mitte zwischen straightem Rap und smoothen R&B-Vibes. Auf seiner „RASCALS“-EP aus dem September 2020 gab es noch weitere melodiöse Songs über nullsechsroys Alltag zwischen Unbeschwertheit und innerer Zerrissenheit, Rebellion und unerfüllter Liebe.

YRRRE

Fast gänzlich unbemerkt von der Außenwelt veröffentlichte YRRRE 2018 sein selbstproduziertes Debüt „YRRRE“. Aber innerhalb kürzester Zeit entwickelten sich Album und Künstler zum Geheimtipp in Sachen Next-Gen-Deutschrap. Aus gutem Grund: Keiner croont so gekonnt von der eigenen Kaputtheit wie YRRRE. Nach Features mit Fatoni, Dexter, Benno Gut und Goldroger arbeitet YRRRE gerade mit Cap Kendricks an neuen Solosongs.

Apollo Sissi

Apollo Sissi klingt, als hätten Bilderbuch-Frontmann Maurice Ernst und Falco einen gemeinsamen Sohn auf die Welt gebracht. So lasziv-lyrisch wie Apollo Sissi flowt gerade niemand über den Beat. Nach ersten EPs und der Single „Maradona“ steht für 2022 das von Alex The Flipper produzierte Debütalbum des Newcomers an.

DXVE

DXVE war schon mal auf dem besten Weg ein Star zu werden – wenn auch im Hintergrund. Als eine Hälfte des YouTube-Kanals Blunted Beatz stattete er US-Rap-Acts wie Migos, Don Toliver oder Comethazine mit Beats aus. Für sein Soloprojekt DXVE tauscht er MPC und Samples jetzt gegen Gitarre und Gesang. Ganz sein lassen kann er den Rap aber auch nicht. In Songs wie „Treibsand“ oder „Gegen die Wand“ erzählt der Hamburger offen über Sucht und toxische Beziehungen.

Trille

Pop, Indie oder Trap? Trille macht sich nicht viel aus Genres, sondern bewegt sich irgendwo zwischen ihnen. Nach ersten EPs folgt 2022 das Debütalbum des Popakademie-Absolventen. Aber egal ob mit der Fun-Punk-Hommage „Blink 182“ oder orchestralem Bombast a la „Garten Eden“ – „Kapuze“ ist der Versuch, mit dieser manchmal ziemlich komplizierten Welt fertigzuwerden. Und er gelingt erstaunlich gut.

Beslik Meister

Die New Wave wird gemeinhin eher selten mit NRW assoziiert. Aber Beslik Meister, seines Zeichens Bolo Boy Außenstelle Düsseldorf, repräsentiert seit geraumer Zeit die nächste Generation aus dem Westen. Großgeworden mit Kanye West und Kodak Black gleichermaßen, hat der Meister nicht nur Features mit Bibiza, Can mit ME$$R oder Eli Preiss, sondern in diesem Jahr auch sein Debütalbum „Traum“ veröffentlicht.

Schmyt

Schmyt war mal ein Triebwerk der Indie-Band Rakede. Nach deren Ende macht der ehemalige Frontmann jetzt solo weiter und ist mittlerweile bei der Düsseldorfer Geschmacksinstanz Division untergekommen. Nach Collabos mit Labelpartner RIN und Haftbefehl sowie seiner Debüt-EP „Gift“ im Frühjahr gönnt sich Schmyt aber keine Pause, sondern droppt auch weiter eine starke Single nach der anderen. Mit Bazzazian und Alexis Troy hat er dabei genau die Produzenten im Rücken, die es für die schön-schrecklichen Zeilen von Schmyt braucht.