Gaming
Mit Wreckfest schlägt ein Vertreter des totgeglaubten Genres der Crash-Rennspiele nach langem Aufenthalt im Early Access auf dem PCendlich auf PlayStation 4 und Xbox One auf. Ein einzigartiger Adrenalinrausch der sich gewaschen hat.
Rennspiele sind wie Musik. Nein, wir meinen jetzt nicht die Motorensounds, die den Puls eines jeden Autofans in die Höhe treiben oder das Quietschen der Räder auf Asphalt und Schotter. Noch nicht einmal die Soundtracks. Nehmen wir beispielsweise Gran Turismo Sport. Die PS4-exklusive Rennsimulation ist die klassische Musik unter den Racern. Wunderschön und melodisch, ruhig und doch unberechenbar. Zum Genießen und Wohlfühlen, aber eben auch ein wenig bieder.
Oder Forza Horizon 4, den neuen Meister aller Klassen im Racing-Genre. Kein einzelnes Subgenre und nahezu nicht in eine Schublade zu quetschen. Irgendwie wie Independent-Musik oder erstklassiger Alternative Rock. Vielschichtig, abwechslungsreich, intensiv. DiRT Rally 2.0 ist wie Folk-Rock oder –Metal. Hart und schnell, melodisch und ruhig. Need for Speed – Hip Hop. Cool, fette Beats, Cops und Gangster.
Und dann ist da Wreckfest. Der Crash-Racer von Bugbear Entertainment. Das Technical Death- oder Progressive Metal unter den Rennspielen. Auf den ersten Blick vernimmt der ungeübte Hörer nicht viel mehr als laute, brutale und unmelodische Growls: „GWAAAAAAAHRGRGRGRLBRAAAAAAGH!!!“.
Doch dann hört ihr es ein zweites Mal, ein drittes Mal und merkt, welche Substanz sich hinter der harten Fassade verbirgt. Wreckfest ist eben einfach anders und genau deshalb so erfrischend.
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Wreckfest: Crash mich nochmal
Destruction Derby, Carmageddon, Twisted Metal, FlatOut. Spiele-Serien, mit denen ihr garantiert einige wohlige Erinnerungen verbindet, wenn ihr in den Neunzigerjahren mit Videospielen aufgewachsen seid. Doch wohin sind diese Spiele eigentlich verschwunden? Gut, FlatOut wagte ein Comeback, doch gelungen war das wahrlich nicht. Mit Wreckfest erhebt sich das Subgenre der Rennspiele jetzt allerdings endlich wie der Phönix aus der Asche, zumal sich das Game spielerisch stark von seinen aktuellen Genrekollegen unterscheidet.
Rennsimulationen setzen auf Realismus. Ihr schraubt am Setup, passt Stabilisatoren und Aerodynamik an und heizt möglichst fehlerfrei über detailgetreu nachgebaute Original-Rennstrecken. In Arcade-Racern wird die Abwechslung oft großgeschrieben. Hier warten Offroad-Rennen, Boosts und Rempeleien auf den geneigten Spieler.
Wreckfest hingegen stellt die Unfälle und Verschrottung eurer Kontrahenten ins Zentrum der Spielerfahrung. Hier fliegen nicht nur sprichwörtlich die Fetzen, sondern garantiert sogar die Reifen, Stoßstangen oder kompletten Boliden anderer Fahrer. Hier gibt’s keine Punkte für faires und sportliches Fahren oder eine möglichst fehlerfreie Runde, hier geht’s ans Eingemachte. Genau deshalb unterscheidet sich der Racer so stark von seinen Kollegen und steht damit heutzutage ziemlich alleine dar. Ach, wie haben wir diese Art von Spiel vermisst.
Der virtuellen Verschrottungsorgie frönt ihr in vielen abwechslungsreichen Spielmodi. Neben klassischen Destruction Derbies, dem Battle-Royale-Modus unter den Rennspielen, kämpft ihr in einer abgesteckten Arena um das nackte Überleben. Wessen Karre nicht mehr fahrtauglich ist, fliegt raus. Euer Ziel liegt darin, bis zum Ende am Leben zu bleiben. Erlaubt ist, was gefällt.
Immerhin führen viele Taktiken zum Sieg. Also crasht ihr frontal oder im Rückwärtsgang in andere Fahrzeuge, bis sie als komplett demolierte Wracks zum Zuschauen verdonnert werden. Um allerdings selbst nicht zu schnell das Zeitliche zu segnen, solltet ihr ab und zu einfach mal einen Gang rausnehmen und selbst beobachten, wie sich die anderen Fahrer die Köpfe einschlagen. Nur zu lange solltet ihr nicht inaktiv bleiben, denn sonst droht die Disqualifikation.
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Platz da, hier komme ich
Die Destruction Derbies, die ihr alleine in der umfangreichen Kampagne von Wreckfest oder im Online-Multiplayer angehen dürft, eignen sich hervorragend, um sich zum Feierabend den Frust von der Seele zu crashen. Der Chef hat euch mal wieder zum Kaffeekochen verdonnert? Hier Schrottkarre, nimm das!
Für zusätzliche Abwechslung sorgen, über alle Spielmodi hinweg, zudem etliche freischaltbare Karossen oder Fahrzeugteile. Einige der Boliden sind schneller, halten dafür aber nicht ganz so viel aus. Andere wiederum sind auf langen Geraden unterlegen, aber besonders widerstandsfähig. Was allerdings nicht bedeutet dass sie in den normalen Rennen (ja, die gibt es in Wreckfest auch) völlig nutzlos wären, doch dazu später mehr.
Außerdem stattet ihr eure Wagen mit verschiedenen nützlichen Upgrades aus. Viele davon winken im Karrieremodus als Belohnung, doch wer sich lieber sofort an den Multiplayer wagen möchte, kann diese auch für Ingame-Credits kaufen und so die eigene Beschleunigung verbessern oder die Seiten verstärken, um nicht so anfällig für Unfälle zu sein. Unzählige, in mehrere Stufen unterteilte Verbesserungen sorgen für Abwechslung und Langzeitmotivation. Immer wieder erwischt ihr euch dabei, nur noch schnell ein oder zwei Rennen zu fahren, um diese eine Verstärkung zu erspielen. Das gefällt.
Simulationsansätze sind also doch vorhanden, doch der pure, brutale und bedingungslose Spielspaß steht klar im Mittelpunkt. Kein Forza Motorsport, kein Burnout sondern etwas absolut Einzigartiges.
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Klassische Rennen – Wreckfest-Style
Doch die Last-Man-Standing-Events sind nicht der einzige Spielmodus, den Wreckfest zu bieten hat. Alternativ wagt ihr euch an klassische Rundkursrennen die, wer hätte es gedacht, ganz und gar nicht klassisch ausfallen. Euer Ziel liegt darin, zu gewinnen – soweit, so bekannt. Doch anders als in den gediegeneren Genrekollegen gelingt euch das nicht unbedingt durch den Spitzenplatz auf dem Podium oder die schnellste Runde.
In Wreckfest herrschen Chaos und Zerstörung, Gewinner kann auch derjenige sein, der am Ende übrig bleibt. Crashs, Rempler und fiese Fahrmanöver sind hier nicht verpönt, sie sind von entscheidender Bedeutung. Immerhin belohnt euch das Game mit satten Bonuspunkten, wenn ihr eure Kontrahenten rausdreht oder unsanft in die nächste Bande befördert.
Um das noch auf die Spitze zu treiben, garnieren die Entwickler die abwechslungsreichen normalen Rundkursrennen durch einige besonders fiese Pisten, auf denen sich die Fahrbahn im Verlauf einer Runde mehrere Male kreuzt. Bei jeder dieser Kreuzungen haltet ihr die Luft an, denn dank hoher Banden ist selten ersichtlich, ob sich gerade ein anderer Fahrer nähert, der unvermittelter Dinge in eure Seite rauscht. Ein unvergleichlicher Adrenalinrausch, der süchtig macht.
Abwechslung wird in Wreckfest groß geschrieben. Das gilt nicht nur für die Events, sondern auch für die fahrbaren Untersätze. Neben etlichen normalen Boliden klemmt ihr euch beispielsweise hinter das Steuer eines Rasenmähers, Schulbusses, Mähdreschers oder eines fahrbaren Sofas. Ja, das habt ihr genau richtig gelesen. Auch der Humor kommt im Crash-Rennspiel also keinesfalls zu kurz. Die spinnen, die Finnen (von Bugbear).
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Eine Zerstörungsorgie, wie sie im Buche steht
Egal ob im Survival, den Rennen oder den Spezial-Pisten mit Loopings und Schanzen: Wreckfest feiert auf dem Bildschirm eine Zerstörungsorgie ab, die ihresgleichen sucht. Das alles funktioniert natürlich nur, wenn ein gelungenes und nachvollziehbares Schadensmodell gegeben ist. Auch hier lässt der Racer seine Muskeln spielen.
Meist dauert es nur wenige Minuten, bis sich die Pisten in einen Schrottplatz verwandelt haben. Holzbretter fliegen durch die Gegend, Stoßstangen vollführen waghalsige Saltos in der Luft, Reifen kreuzen die Fahrbahn. Am Ende eines Rennens steht meist kein Stein mehr auf dem anderen, befindet sich keine Schraube mehr an ihrem einstmals vorgesehenen Platz. Ein Fest für KFZ-Mechatroniker, doch die greifen dann lieber zum Car Mechanic Simulator.
Einzig und alleine die unglaublich langen Ladezeiten und gelegentlichen Framerate-Einbrüche trüben den Spielspaß und so ist Wreckfest genau das, was sich Fans gewünscht haben. Die erstklassige Reinkarnation eines vergessen geglaubten Genres, das sich spielerisch stark von den gängigen Standards abhebt und euch für Manöver und Dinge belohnt, für die euch andere Racer auf die Finger hauen. Besonders im adrenalingeladenen Online-Multiplayer sorgt das mittlerweile einzigartige Spielprinzip in Kombination mit der gelungenen Fahrphysik und dem herausragenden Schadensmodell für jede Menge Spaß.
Es gibt jedenfalls kaum etwas Befriedigenderes, als einen drei Runden andauernden Zweikampf mit seinem Rivalen durch einem wuchtigen Seitenhieb für sich zu entscheiden.
Euch steht der Sinn nach einem gleichermaßen simplen wie spaßigen Racer? Einem Spiel, in dem ihr nicht stundenlang am Setup schrauben oder euch Streckenkenntnis aneignen müsst? Einem Game, in dem ihr euch einfach mal den Frust von der Seele rammen könnt? Dann ist Wreckfest genau euer Ding.