Lange auf der Vita gefangen: Gravity Rush
© Sony
Games

Diese Spiele sind auf der falschen Konsole erschienen

Nicht immer ist die Qualität ein Grund dafür, dass Spiele nicht ihr Publikum finden. Oft ist es auch einfach der Release auf der vollkommen falschen Plattform.
Autor: Matthias Regge (@PrinnyTonic)
7 min readUpdated on
Es gibt für ein Gaming-Studio bestimmt nichts Frustrierenderes, als wenn es ein grundsolides Spiel entwickelt, und es dennoch einfach nicht die Spielerschaft erreicht, für die der Titel gedacht war. Das kann daran liegen, dass die Plattform, auf der das Game erschienen ist, technisch zu schwach war, die Zielgruppe nicht gepasst hat oder die Konsole eventuell von zu wenig Spieler:innen gekauft wurde.
Wir haben euch einmal ein paar Spiele aufgelistet, denen genau so ein Schicksal widerfahren ist. Alle Titel, die wir hier nennen, hätten sich besser daran getan auf einer anderen Plattform zu erscheinen, als auf der, auf der sie letztendlich ihren Launch gefeiert haben.

Gravity Rush (PlayStation Vita)

Für ein Vita-Game macht Gravity Rush eine gute Figur

Für ein Vita-Game macht Gravity Rush eine gute Figur

© Sony

Tatsächlich ist Gravity Rush ein relativ wichtiger Titel für Sony. Immerhin hat es der Hauptcharakter der Reihe, Kat, sogar in das Roster von PlayStation All-Stars geschafft. Das Spiel ist ein Action-Adventure, bei dem die Hauptfunktion das Wechseln von Gravitation darstellt. So lauft ihr an Wänden und Decken, löst dadurch kleinere Plattform-Rätsel und macht euch diese Fähigkeit im Kampf zu Nutze.
Vielleicht ist es nicht ganz fair, Gravity Rush auf diese Liste zu packen. Zu Beginn war der Titel zwar ein exklusiver Release für die PlayStation Vita, jedoch hat er später eine zweite Chance auf der PlayStation 4, in Form von Gravity Rush Remastered, erhalten.
Allerdings war es damals relativ klar, dass dieses Spiel sein volles Potenzial nicht auf dem Sony Handheld entfalten kann. Dabei war das Problem nicht einmal die technische Umsetzung. Gravity Rush sah auf der PlayStation Vita gut aus und lief auch solide. Allerdings konnte dieser absatztechnisch nicht mit den monumentalen Geräten von Nintendo mithalten. Ein Umstand, der sich bis heute hält. Die Vita zählt eher als Liebhaber-Plattform.
Sony schien diesen Umstand verstanden zu haben und plante den Release des Nachfolgers, Gravity Rush 2, auch direkt für Heimkonsolen ein. Perfekt, nachdem der Remaster von Teil 1 auf der PlayStation 4 einige Spieler:innen abholen konnte, die den Vita-Release verpasst haben.

Killer Instinct (Xbox One)

Das beste Fighting Game, was niemand gespielt hat: Killer Instinct

Das beste Fighting Game, was niemand gespielt hat: Killer Instinct

© Iron Galaxy

Die Rückkehr der Fighting Game-Reihe Killer Instinct hätte damals einer der System-Seller für die Xbox One sein sollen. Und auf dem Papier hat der Titel auch alles gehabt, was es dafür braucht: Die Fighting Game Community hat das Gameplay von Killer Instinct gefeiert, es sah großartig aus, hatte einen bombastischen Soundtrack von Mick Gordon und war eines der ersten großen Genre-Vertreter, die Rollback-Netcode für ihr Online-Versus nutzen sollten.
Zum Unglück von Killer Instinct war es in dieser Generation allerdings die Konkurrenzkonsole PlayStation 4, welche sich als Standard für Fighting Games durchsetzen sollte. Und selbst zum Release des Titels war die Szene noch nicht auf den neuen Plattformen unterwegs. Unter Anderem, weil es etwas dauerte, bis es die ersten Fight-Sticks für die Xbox One zu kaufen gab. Killer Instinct schaffte trotz aller Qualitäten nie den Durchbruch in der Szene. Bis heute ist das Spiel aber ein Darling der Fighting Game Community. Es gab zahlreiche großartige Turniere, und die stetigen Updates haben den Titel nur weiter verbessert. Der Release einer PC-Version hauchte Killer Instinct zudem etwas mehr Leben ein. Wie groß das Spiel aber mit einer Veröffentlichung auf allen gängigen Plattformen hätte werden können, wird man nie erfahren.

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Lost Odyssey (Xbox 360)

Lost Odyssey bietet alles, was das jRPG-Herz begehrt

Lost Odyssey bietet alles, was das jRPG-Herz begehrt

© Microsoft

Hinter Lost Odyssey steckt das Studio Mistwalker. In diesem verbirgt sich ein wahres jRPG-Dream-Team: Unter anderem arbeiteten Final Fantasy-Schöpfer Hironobo Sakaguchi und Musik-Legende Nobuo Uematsu an dem Titel. Fans sahen Lost Odyssey nicht nur darum als einen inoffiziellen Vertreter der Final Fantasy-Reihe. Das monumentale Rollenspiel wurde auf vier DVDs ausgeliefert und bot klassisches Gameplay, welches man aus vergangenen Größen des Genres kannte.
Es war auch nicht zwingend ein Spiel mit wenig Erfolg. Bis heute zählt Lost Odyssey zu einem starken jRPG-Vertreter, dem gerade Fans von Oldschool-Rollenspielen eine Chance geben sollen. Man merkt die Einflüsse von Sakaguchi an jeder Ecke. Allerdings hat der Titel in einem Aspekt versagt: Sowohl Lost Odyssey, als auch das Erstlings-Projekt von Mistwalker, Blue Dragon waren japanische Rollenspiele, die exklusiv auf der Xbox 360 erschienen sind. Microsoft hatte die Spiele vor allem darum in Auftrag gegeben, um damit die Konsolenverkäufe in Japan anzukurbeln. Leider hat das nicht funktioniert und vermutlich hätten wesentlich mehr Spieler:innen Lost Odyssey erlebt, wenn zusätzlich auf einer Sony-Konsole erschienen wäre.

Metal Gear Solid: Peace Walker (PlayStation Portable)

Zum Glück bekam Peace Walker noch einen Release auf Xbox und PlayStation

Zum Glück bekam Peace Walker noch einen Release auf Xbox und PlayStation

© Konami

Ähnlich wie Gravity Rush ist auch Metal Gear Solid: Peace Walker später für weitere Plattformen erschienen, nachdem der der Titel zu Beginn nur auf der PlayStation Portable verfügbar war. Das ändert nichts daran, dass der initiale, exklusive, Release auf dem ersten Sony-Handheld eine interessante Entscheidung von Konami war. Immerhin ist Peace Walker ein Teil der Metal Gear Solid-Hauptreihe und damit relevant für die übergreifende Geschichte des Franchise.
Spielerisch hebt sich der Titel übrigens von den anderen Spielen der Reihe ab. In Metal Gear Solid: Peace Walker erkundet ihr keine offenen Areale im Stil eines Action Adventures, sondern ihr begebt euch auf kurze, isolierte Missionen mit unterschiedlichen Soldaten. Dieses Spielprinzip eignet sich natürlich wesentlich besser für einen Handheld, für welchen Peace Walker konzipiert wurde.
Der Release für Xbox 360 und PlayStation 3 fand im Rahmen der Metal Gear Solid HD Collection statt. Hier wurde zudem ein Online-Koop-Modus hinzugefügt. In einem nachträglichen Release für die PlayStation Vita fehlte dieser wiederum.

Mad World (Nintendo Wii)

Mad World ist auf der Nintendo Wii fehl am Platz

Mad World ist auf der Nintendo Wii fehl am Platz

© Platinum Games

Kommen wir zum ersten Eintrag, bei dem unter anderem die technischen Limits der Release-Plattform ein Problem darstellen sollten. Die Nintendo Wii ist eine der erfolgreichsten Spielekonsolen aller Zeiten und hat es wie keine zweite geschafft, den Casual-Markt zu erschließen. Allerdings war sie bereits zu ihrem Launch allen anderen Konsolen auf dem Markt technisch weit unterlegen.
Das sollte bei Mad World von Platinum Games zwar keine überwiegende Rolle spielen, immerhin lebt das Spiel von seinem starken, optischen Stil; allerdings war gerade die niedrige Auflösung zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits nicht mehr zeitgemäß. Der eigentliche Punkt, warum der Titel aber auf der Nintendo Wii irgendwie fehlplatziert war, war die Zielgruppe der Konsole. Diese richtete sich nämlich primär an Familien und Gelegenheitsspieler:innen. Ein harscher Kontrast zur blutigen Action von Mad World.

Tatsunoko vs. Capcom (Nintendo Wii)

Kein Fight Stick, keine Szene: Tatsunoko vs. Capcom blieb ohne Erfolg

Kein Fight Stick, keine Szene: Tatsunoko vs. Capcom blieb ohne Erfolg

© Capcom

Zur Hochzeit der neuen Fighting Game-Renaissance erschien der Arcade-Port von Tatsunoko vs. Capcom. Im Windschatten von Street Fighter IV, und mit einer großen Lizenz im Rücken, waren alle Weichen gestellt, dass dieser indirekte Marvel vs. Capcom-Nachfolger ein echter Erfolg wird.
Jedoch erschien Tatsunoko vs. Capcom nicht etwa auf der PlayStation 3 oder der Xbox 360, welche zu diesem Zeitpunkt der Turnier-Standard für Fighting Games war, sondern für die Nintendo Wii. Eine ungeschickte Plattform, da TvC damit der einzige für die Szene relevante Titel auf dieser Konsole darstellen sollte. Und ähnlich wie auch bei Killer Instinct, auf der Xbox One, war es auch auf der Wii nicht einfach an brauchbare Fight Stick-Controller zu kommen. Mad Catz veröffentlichte zwar eine Variante ihres beliebten Budget-Sticks “Mad Catz SE”, dieser war aber nicht einmal kabelgebunden, sondern arbeitete über die Reihenschaltung einer Wii-Mote.
Schade. Vor allem wenn man bedenkt, wie gut Tatsunoko vs. Capcom ist. Allerdings konnte Entwickler 8ing viel von dem, was sie bei der Entwicklung von TvC gelernt hatten, dafür einsetzen, um ein paar Jahre später Marvel vs. Capcom 3 zu veröffentlichen. Ein Spiel, welches die Fighting Game Community über viele Jahre begleiten sollte, und welches in seiner aktuellen Version, Ultimate Marvel vs. Capcom 3, immer noch auf Turnieren präsent ist.

Bayonetta 2 & 3 (Nintendo Switch)

Bayonetta weicht einem Angriff mit einem Flip aus

Das Kampfsystem von Bayonetta ist eines der besten des Genres

© Nintendo

Natürlich ist es ein unbestreitbarer Fakt, dass wir ohne das Eingreifen von Nintendo vielleicht niemals einen Nachfolger zum Action-Kracher Bayonetta bekommen hätten. Allerdings wurde gerade der Release von Teil 2 dadurch sabotiert, dass er auf einer der größten Konsolen-Flops aller Zeiten erschienen ist. Nach langer Entwicklungszeit fand Bayonetta 2 seinen Weg auf die Nintendo WiiU, wo es sich als wahre Perle herausstellen sollte. Technisch holte der Titel alles aus der schwächelnden Nintendo-Konsole heraus und bot Gameplay, was den ersten Teil der Reihe noch einmal in den Schatten stellen sollte.
Glücklicherweise bekam Bayonetta 2 einen Re-Release auf der Nintendo Switch. Auf dieser wurde auch später exklusiv Bayonetta 3 veröffentlicht. Und während die Portierung der zweiten Hexen-Schnetzelei natürlich einwandfrei auf dem Nintendo-Hybrid funktionierte, merkte man Bayonetta 3 an, dass der Handheld-Konsolen-Mix doch etwas unter der Last des Titels zu leiden hatte. Die daraus resultierenden Framerate-Probleme machten es schwer nicht daran zu denken, dass man das Spiel lieber auf einer stärkeren Plattform der Konkurrenz spielen würde. Aber wie es mit solchen exklusiven Games so ist: Lieber hat man es dann auf einem schwachen System, als es vielleicht gar nicht bekommen zu haben.

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