Gaming
Die 1994 ins Leben gerufene Rennspiel-Reihe Need for Speed blickt auf eine bewegte Geschichte voller Ups und Downs zurück. Unvergessen sind die Verfolgungsjagden mit den Gesetzeshütern in Hot Pursuit 2 oder der Weg an die Racer-Spitze in Most Wanted. Ein Name thront für Fans der Serie aber über allen anderen Ablegern: Need for Speed: Underground.
Anfang des neuen Jahrtausends folgte Electronic Arts dem Hype, den die Blockbuster der The Fast and the Furious-Filmreihe an den Kinokassen auslösten und verfrachtete NfS kurzerhand in ein ganz ähnliches Setting. Polizei und Sonnenschein wichen umfangreichen Tuning-Optionen und illegalen nächtlichen Straßenrennen.
In Kombination mit dem grandiosen Soundtrack voller angesagter Rock- und Hip-Hop-Künstler markierten das Game und sein genialer Nachfolger den absoluten Höhepunkt für die Serie, die sich in den folgenden Jahren regelmäßig neu erfinden, aber nie wieder diese Qualität erreichen sollte.
Mit Need for Speed: Heat orientiert sich der neueste Ableger an diesen ikonischen Arcade-Racern. Wir haben uns hinter das Steuer der Boliden geklemmt und klären, was den neuesten Serienteil so gut macht.
Need for Speed: Heat Tuning – Einfach himmlisch
Wer Need for Speed vor allem für seine umfangreichen Tuning-Optionen schätzt, hat Grund zur Freude: Auch in Need for Speed: Heat dürft ihr eure Karren wieder umfangreich pimpen, modifizieren und verbessern. 127 Autos von 33 Herstellern warten nur darauf, von euch ihn ihre Einzelteile zerlegt und wieder zusammengebaut zu werden.
Hier stehen euch in Heat unzählige Optionen zur Wahl, die nicht nur die Optik sondern auch die Leistung oder Fahreigenschaften der Boliden beeinflussen. Während ihr der Racer-Karriere folgt, steigt ihr im Reputationsrang auf, was nicht nur neue Fahrzeuge sondern auch neue Tuning-Teile für bereits erstandene Karossen freischaltet.
Ein neues Kühlsystem hier, verbesserte Bremsen dort. Und bloß nicht den fetten Spoiler oder die schicken Felgen vergessen. Tatsächlich ist Need for Speed: Heat ein absolutes Fest für Tuning-Fans und geht dabei noch weiter ins Details, als alle anderen Serienteile zuvor.
Ihr könnt sogar den Sound eurer Auspuffanlage mithilfe von vier Schiebereglern anpassen. Gebt euch das mal! Giftig und brutal oder lieber weich und metallisch? Ihr habt die Wahl. Derart umfangreiche Tuning-Optionen bot bislang noch kein Rennspiel.
Tag oder Nacht? Ein Unterschied wie… Tag und Nacht
Anders als seinerzeit in Underground seid ihr in NfS: Heat aber nicht mehr nur nachts unterwegs. Auch wenn die Sonne am Himmel steht (oder es regnet) tretet ihr zu abwechslungsreichen Renn-Events an. Die Tageszeit hat dabei nicht nur Auswirkungen auf die Optik, denn tagsüber erwarten euch ganz andere Rennen als nachts.
Die abwechslungsreiche offene Welt von Palm City, Florida könnt ihr dabei völlig frei erkunden und euch die Sehenswürdigkeiten – darunter ein Hafen, eine Raketenbasis, eine Rennstrecke oder ein Einkaufzentrum – anschauen. Hier erwarten euch zudem kleinere Nebenbeschäftigungen, die mitunter an Forza Horizon 4 oder Burnout Paradise erinnern. Ihr springt durch Werbetafeln, löst Blitzer aus oder absolviert Monstersprünge. Außerdem lassen sich in der offenen Welt Decals finden, mit denen ihr eure Karren optisch aufpeppt.
Tagsüber versucht ihr euch an offiziellen Rennveranstaltungen, die euch über abgesteckte Rundkurse, Etappen oder Offroad-Pisten führen oder geht in den obligatorischen Drift-Events an den Start.
Represent!
Doch sobald die Sonne untergegangen ist, geht in Need for Speed: Heat erst richtig die Party ab. Hier seid ihr nämlich auf offenen Straßen unterwegs und müsst euch neben euren Konkurrenten mit dem öffentlichen Straßenverkehr und den Gesetzeshütern auseinandersetzen. Mit dem höheren Risiko steigen dabei aber auch eure Gewinne.
Besonders spannend wird das Ganze, da ihr nach einem Rennen auch noch vor der Polizei flüchten und ungesehen in euer Versteck zurückkehren müsst. Beziehungsweise könnt, der wer darauf keinen Bock hat, kann die Nacht auch einfach beenden und schüttelt so die Cops ab. Doch gerade diese Verfolgungsjagden machen in Heat mächtig Laune, da die Polizei mit steigender HEAT-Stufe immer schwerere Geschütze auffährt. Schafft ihr es mit hoher Fahndungsstufe die Cops abzuhängen und zu flüchten, winkt ein fetter Multiplikator auf eure REP-Punkte und ein wohliges Gefühl in eurem Bauch gibt’s gratis dazu.
Der Tag- und Nachtwechsel funktioniert hervorragend und motiviert auch langfristig. Ständig winken neue Tuningteile, Boliden oder Herausforderungen, die euch ans Gamepad fesseln. Vor allem der ständige Kampf mit dem Cops sorgt in der Nacht für Nervenkitzel: Wagen wir uns an noch ein Event und riskieren, unsere hart erkämpften Credits und Rep-Punkte zu verlieren oder gehen wir lieber auf Nummer sicher? Genau so muss sich Need for Speed anfühlen.
Feinstes Arcade-Racing
Immer mehr Rennspiele wagen den Spagat zwischen Arcade und Simulation. Need for Speed: Heat hingen spielt sich wunderbar arcadig und eben genau so, wie ihr es von einem NfS erwarten würdet. Gleichzeitig haben sich die Macher aber die Kritik an den Vorgängern zu Herzen genommen und die richtigen Stellschrauben justiert, um für mehr Fahr- und Spielspaß zu sorgen.
So dauert es nur wenige Rennen, bis ihr die präzise und leichtgängige Steuerung verinnerlicht habt und gekonnt selbst um die engsten Haarnadelkurven driftet. Die simplen Driftmechaniken dürften Fans wenig begeistern, wer diesem Modus in bisherigen Arcade-Racern aber nur wenig abgewinnen konnte, kann damit in Heat aber endlich Spaß haben und Erfolge feiern.
Die Gummiband-KI der Vorgänger gehört nun endlich der Vergangenheit an. War es zuletzt so, dass euch eure Kontrahenten trotz fehlerfreiem Rennen bis zur Zielflagge am Heck klebten, könnt ihr euch nun endlich einen satten Vorsprung herausfahren.
Das ist zwar nicht immer spannend, da die anderen Fahrer selbst auf dem mittleren der drei Schwierigkeitsgrade kaum mehr eine Herausforderung darstellen, sobald eure Fahrzeugstufe nur etwas über der empfohlenen liegt, aber zumindest deutlich angenehmer und realistischer.
Neonlichter und fette Beats
Optisch kann Need for Speed: Heat nicht ganz mit den großen Namen im Genre der Arcade-Racer mithalten. Ein Forza Horizon 4 bietet einfach die abwechslungsreichere und detailliertere Spielwelt. Dennoch punktet die Grafik mit wirklich schicken Fahrzeugmodellen und hübschen Wettereffekten.
Wenn ihr nachts bei starkem Regen über die von Neonlicht gefluteten Straßen Palm Cities heizt und eure Unterbodenbeleuchtung oder die Lichter der Ampeln von der nassen Straße reflektiert werden, werden wohlige Erinnerungen an Need for Speed: Underground wach. Heat geht in dieselbe Richtung, nur eben knapp 16 Jahre moderner.
Auch beim Soundtrack der legendären Underground-Ableger hat sich der neueste Teil inspirieren lassen und gibt euch fette Tracks angesagter Künstler aus Hip-Hop bis EDM auf die Ohren, die perfekt zum Streetracing-Flair des Games passen.
In der Summe seiner Teile macht Need for Speed: Heat also eine ganze Menge richtig und besinnt sich auf die fast vergessen geglaubten Stärken der Reihe zurück. Besonders die umfangreichen Tuning-Optionen machen mächtig Laune, doch auch das konsequent auf Arcade-Spielspaß getrimmte Fahrverhalten steht dem Racer gut zu Gesicht.
Um den aktuellen Genrekönig zu schlagen reicht das alles zwar noch nicht, dennoch ist die altehrwürdige Need for Speed-Reihe endlich wieder zurück in der Spur. Wenn ihr mal wieder Bock auf einen herrlich arcadigen Racer habt, in dem ihr eure Karren bis zur letzten Schraube individualisieren könnt, seid ihr bei Need for Speed: Heat hervorragend aufgehoben.